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ISARFUNK<br />
FINANZIELLE<br />
HILFE<br />
VON DER<br />
STADT<br />
Das Berliner Inklusionsprojekt<br />
„<strong>Taxi</strong> für Alle“ soll<br />
für <strong>München</strong> Vorbild sein.<br />
Die Rollstuhlbeförderung von<br />
Menschen mit Behinderung, das<br />
sogenannte Inklusionstaxi für alle,<br />
ist im Münchner <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />
bisher nicht vorhanden. Dabei<br />
gibt es etliche Gründe, das<br />
Projekt endlich anzustoßen.<br />
Münchner Bürger und Gäste, die auf den Rollstuhl angewiesen<br />
sind, beklagen sich schon lange darüber, dass<br />
eine spontane Beförderung mit einem speziellen Fahrdienst<br />
oder mit dem <strong>Taxi</strong> bisher nicht möglich ist. In der <strong>Taxi</strong>branche<br />
gibt es dafür kaum Fahrzeuge, bei den Fahrdiensten muss<br />
man stets schon ein paar Tage vorher bestellen. Der spontane Kinobesuch,<br />
die Annahme einer kurzfristigen Einladung zum Grillabend<br />
von Freunden und der ungeplante Arztbesuch scheitern regel mäßig<br />
am Fehlen entsprechender Beförderungsangebote.<br />
Die IsarFunk <strong>Taxi</strong>zentrale hat es sich deshalb zum Ziel gesetzt,<br />
geeignete <strong>Taxi</strong>s für die auf einen Rollstuhl angewiesenen Bürgerinnen<br />
und Bürger bereitzustellen. Dazu laufen seit einiger<br />
Zeit konkrete Vorbereitungsmaßnahmen, die in erster Linie von<br />
Horst Wiegand koordiniert und durchgeführt werden. Wiegand<br />
ist Münchner <strong>Taxi</strong>unternehmer und wurde von IsarFunk zum<br />
Inklusionsbeauftragten für Münchner Rollstuhltaxis bestimmt.<br />
Sein langjähriges Engagement in der SPD im Landkreis Starnberg<br />
kann nicht schaden, um das Projekt auch bei den Münchner<br />
Stadtpolitikern ins Bewusstsein zu heben.<br />
OBERBÜRGERMEISTER REITER WIRD INFORMIERT<br />
Mit einem detaillierten Anschreiben an den Münchner Oberbürgermeister<br />
Dieter Reiter und seine beiden Stellvertreter<br />
Josef Schmid und Christine Strobel sowie an die Fraktionsvorsitzenden<br />
aller Stadtratsparteien und die Mitglieder der <strong>Taxi</strong>kommission<br />
will Wiegand die Politiker über die derzeitige<br />
Nichtverfügbarkeit eines zeitnahen Rollstuhl-<strong>Taxi</strong>-Service informieren<br />
und Möglichkeiten, aber auch die Notwendigkeit für<br />
ein erfolgreiches Projekt „Inklusionstaxi <strong>München</strong>“ aufzeigen.<br />
Ohne politische Unterstützung wird es nicht gehen, denn allein<br />
die Anschaffungs- und Umrüstungskosten für ein zur Rollstuhlbeförderung<br />
umgebautes Inklusionstaxi betragen bis zu 6.500 Euro.<br />
Dazu kommen ein höherer Zeitaufwand für weite Anfahrten sowie<br />
für Hilfestellungen während des Ein- und Aussteigens der Fahrgäste.<br />
Für Letzteres wird geeignetes Personal benötigt. Nur sozial<br />
kompetente und leistungsstarke Fahrer werden dieser verantwortungsvollen<br />
Arbeit gerecht und müssen entsprechend entlohnt<br />
werden. Das lässt sich mit dem aktuellen <strong>Taxi</strong>tarif nicht darstellen,<br />
weshalb über Möglichkeiten eines Zuschlags diskutiert werden<br />
muss. Unterstützung erhält das <strong>Taxi</strong>gewerbe dabei unter anderem<br />
von der AG Inklusionstaxi des Behindertenbeirates, die auch<br />
bereits die Stadtratsfraktionen unterrichtet hat. Auch die Münchner<br />
Gewerbevertretung, der <strong>Taxi</strong>verband <strong>München</strong>, steht hinter<br />
dem Inklusionstaxi.<br />
Um eine zeitnahe Beförderung der Rollstuhlfahrer gewährleisten<br />
zu können, müssen beim Start des Projekts mindestens 50 <strong>Taxi</strong>s<br />
zur Verfügung stehen. Langfristig sollen zehn Prozent der 3.500<br />
Münchner <strong>Taxi</strong>s rollstuhltauglich sein. IsarFunk wird deshalb<br />
parallel zu den Gesprächen mit Politikern und Sozialverbänden<br />
auch mit den <strong>Taxi</strong>unternehmern in den Dialog gehen. Wenn beispielsweise<br />
jeder Münchner Mehrwagenunternehmer ein <strong>Taxi</strong> zum<br />
Inklusionstaxi umrüsten ließe, wäre ein Start denkbar.<br />
Kompromisse in Bezug auf die alltäglichen Anforderungen<br />
brauchen nicht gemacht zu werden. Etliche Kfz-Modelle lassen sich<br />
so umrüsten, dass die Anzahl der ursprünglichen Sitz plätze für<br />
Fahrten ohne Rollstuhl erhalten bleibt. Die Umrüstungen erfolgen<br />
entweder werkseitig oder nach dem Kauf durch einen externen<br />
Spezialisten. Zahlreiche Firmen im ganzen Bundesgebiet verfügen<br />
in diesem Bereich über teils jahrzehntelange „<strong>Taxi</strong>-Erfahrung“.<br />
Wer schon einmal die europäische <strong>Taxi</strong>messe in Köln besucht hat,<br />
konnte sich von den zahlreichen Lösungen und der damit verbundenen<br />
Modellvielfalt überzeugen.<br />
FOTOS: <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong><br />
18 AUGUST / <strong>2017</strong> TAXI