sportFACHHANDEL 12_2017 Leseprobe
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20 | FACHHANDEL | Strategie <strong>12</strong>.<strong>2017</strong><br />
Obwohl Unternehmen einen<br />
anderen Systemdienstleister<br />
beauftragen, findet letztlich keine<br />
Leistung statt.« Thomas Rank<br />
DIE FAKTEN<br />
Jährlich müssen<br />
über 22.000<br />
Tonnen an<br />
Transportverpackungen<br />
entsorgt werden.<br />
Als Inverkehrbringer<br />
sind dazu<br />
die Lieferanten<br />
verpflichtet und<br />
beauftragen<br />
Systemdienstleister.<br />
Seit 2001 gibt es<br />
deshalb die<br />
Branchenlösung<br />
mit dem Dienstleister<br />
Interseroh<br />
Viele Lieferanten<br />
haben die<br />
Branchenlösung<br />
jedoch verlassen<br />
und vermeintlich<br />
günstigere<br />
Dienstleister<br />
beauftragt.<br />
Ob diese<br />
ihrem Auftrag<br />
nachkommen,<br />
ist häufig fraglich.<br />
Wie stellt sich die Situation heute dar? Es gibt mittlerweile<br />
zehn verschiedenen Entsorgungs-Dienstleister<br />
auf dem Markt. Die Industrie kann dabei<br />
jeden dieser Dienstleister beauftragen, um zunächst<br />
einmal sicher zu stellen, dass man rein rechtlich auf<br />
der sicheren Seite ist. Das Problem ist aber, dass wir<br />
die Erfahrung machen müssen, dass letztlich trotz<br />
der Vielzahl der Entsorgungsdienstleiter nur die Interseroh<br />
und ihre kommunalen Partner bei unseren<br />
Händlern vorfahren, um die Transportverpackungen<br />
zu entsorgen. Das ist ein Unverhältnis. Denn obwohl<br />
Unternehmen einen anderen Systemdienstleister<br />
beauftragen, findet letztlich keine Leistung statt. Das<br />
bedeutet, diejenigen Lieferanten, die gemeinschaftlich<br />
mit uns und der Interseroh arbeiten, zahlen<br />
für die anderen mit. Zusätzlich gibt es immer noch<br />
Lieferanten, die gar keinen Entsorgungs-Dienstleister<br />
beauftragt haben, vom bestehenden System<br />
aber trotzdem profitieren, ohne eine Gegenleistung<br />
zu erbringen. Wenn aber immer weniger in ein<br />
System einzahlen, wird es für die Wenigen immer<br />
teurer. Auf Dauer wird das so nicht funktionieren.<br />
Wie kann es denn sein, dass Dienstleister ihren<br />
Verpflichtungen nicht nachkommen? Solange die<br />
Interseroh 100 Prozent der Verpackungen abholt<br />
und entsorgt, fällt den Händlern nicht auf, dass<br />
das System nicht mehr funktioniert. Erst wenn die<br />
Transportverpackungen plötzlich stehen bleiben<br />
würden, würde das Problem sehr schnell deutlich.<br />
Um herauszufinden, ob sich ein Lieferant um die<br />
Transportverpackungsrücknahme kümmert, sollte<br />
der Handel konsequent einen Nachweis einfordern.<br />
Interseroh stellt extra zu diesem Zweck allen<br />
Teilnehmern ein sogenanntes Recycling-Zertifikat<br />
aus, auf dem durch Aufdruck des Jahres erkennbar<br />
wird, ob dieses aktuell ist. Eine solche Abfrage ist<br />
unerlässlich.<br />
Es gibt also keine Kontrollen seitens des Gesetzgebers<br />
oder der IHKn, ob die Entsorger ihren Verpflichtungen<br />
nachkommen? Genau.<br />
Und Lieferanten, die überhaupt keinen Entsorgungsdienstleister<br />
beauftragen, verstoßen gegen das<br />
Gesetz? Die Verpackungsverordnung schreibt vor,<br />
dass Lieferanten verpflichtet sind, Transportverpackungen<br />
auch wieder zu entsorgen. Entweder<br />
sie müssen die komplexe logistische Aufgabe der<br />
Rücknahme im Alleingang übernehmen oder sie beauftragen<br />
eben einen Dienstleister. Da es sich hierbei<br />
um gleichgestellte Parteien handelt (B2B), muss eine<br />
Rücknahme und Verwertung der Verpackungen<br />
durch die Beteiligten organisiert werden. Wir stellen<br />
jedoch fest, dass da bei manchem Lieferanten die<br />
Einsicht in die Notwendigkeit und das Verständnis<br />
generell für die Problematik Transportverpackungen<br />
fehlt.<br />
Können Sie Zahlen nennen, wie viele Lieferanten<br />
wie entsorgen? Kürzlich haben wir unter unseren<br />
ZR-Lieferanten eine Umfrage dazu durchgeführt.<br />
Hier wurde deutlich, dass es zu viele Trittbrettfahrer<br />
gibt und ein sehr hoher Informationsbedarf besteht.<br />
Wenn es doch aber ein funktionierendes System gibt,<br />
warum scheren dann einige Lieferanten aus?<br />
Schaut man sich die Angebote der Entsorgungsdienstleister<br />
an, dann unterscheiden sich diese teils<br />
deutlich voneinander. Mancher Dienstleister, so<br />
mein Eindruck, scheint sich gar nicht im Klaren darüber,<br />
welch ein logistischer Aufwand die Entsorgung<br />
von Transportverpackungen im Handel darstellt.<br />
Weil aber Interseroh diesen Aufwand schon seit<br />
Jahren erfolgreich betreibt, ist dieser Anbieter in der<br />
Regel schlicht teurer als andere. Allerdings steckt<br />
hier aber auch eine Leistung dahinter und findet<br />
nicht nur auf dem Papier statt.<br />
Das heißt doch aber, dass einige wenige Lieferanten<br />
für alle anderen mitzahlen. Steht das System also auf<br />
der Kippe? Ja, ich sehe die Entwicklung sehr kritisch.<br />
Letztlich muss die Branchenlösung ja finanziert<br />
werden. Im Kern geht es um eine solidarische und<br />
verursachergerechte Lösung. Wenn jedoch immer<br />
weniger Lieferanten immer mehr zahlen müssen,<br />
wird das System irgendwann kollabieren. Und letztlich<br />
ist auch die Interseroh ein Wirtschaftsunternehmen.<br />
Wenn sich die Entsorgung für Interseroh nicht<br />
mehr wirtschaftlich darstellen lässt, wird man über<br />
kurz oder lang auch dort darüber nachdenken, ob<br />
ein Festhalten an der Branchenlösung Sinn macht.<br />
Was wäre die Folge? Die Lieferanten könnten selbst<br />
für die Abholung sorgen, was die Verpackungsverordnung<br />
ja durchaus zulässt. Dann würde das aber<br />
schon allein durch die Vielzahl der Lieferanten zu<br />
massiven logistischen Problemen bei den Händlern<br />
vor Ort führen. Wo würden denn beispielsweise die<br />
Transportverpackungen nach Lieferanten getrennt<br />
gelagert? Wann, wie und von wem werden die<br />
Verpackungen abgeholt? Das wäre nicht darstellbar.<br />
Im schlimmsten Fall würde sich also vor den Sportfachgeschäften<br />
der Verpackungsmüll stapeln?<br />
Sofern es keine Alternative zu der etablierten Branchenlösung<br />
gibt, ja. Die Verpackungen sollen rechtssicher<br />
und vor allem kostenneutral beim Händler<br />
abgeholt werden. Deshalb brauchen wir ein System,<br />
das problemlos funktioniert. Wir plädieren für die<br />
Branchenlösung gemeinsam mit der Interseroh, weil<br />
sich diese über viele Jahre hinweg bewährt hat.