sportFACHHANDEL 12_2017 Leseprobe

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8 | TITEL | Ladenschluss 12.2017 Zehn Stunden täglich um rund um die Uhr im Netz: Muss sich der Sportartikelverkauf dem allgemeinen Trend anpassen oder nicht? ERNEUTE DISKUSSION UM DAS LADENSCHLUSSGESETZ Guter Service wichtiger als verlängerte Ladenöffnung! Einkaufen rund um die Uhr? Mehrumsatz oder nur verteilt? Heiliger Sonntag? Schlagworte in einer ewigen Diskussion um längere Öffnungszeiten, die sich auch in unserer Branche gerade wieder erhitzt. Bei weitem nicht alle Sportfachhändler wollen den kompletten Fall des Ladenschlussgesetzes. 24-Stunden- Öffnungszeiten der Onlinehändler werden mit mehr Service im stationären Geschäft gekontert. Text: Nicolas Kellner © NPK
Ladenschluss | TITEL | 9 12.2017 Ladenschluss Wer erinnert sich noch? Bereits in den 1990er-Jahren, als der „Lange Donnerstag“ eingeführt wurde, wurden die gleichen Argumente ausgetauscht. „Einkaufen bis 20:30 Uhr“, hieß es damals. Ein Versuch war es wert, auch viele Sporthändler machten mit und zumindest während der Sommermonate, wenn es länger hell ist, machte der verlängerte Einkauf Spaß. Schnell lockten Schnäppchenangebote auch im Sporthandel zusätzliche Kunden in die Geschäfte. Nach der Liberalisierung des Ladenschlussgesetzes nutzte auch dieser die neuen Freiheiten und setzte das Instrument dort gezielt ein, wo es Sinn macht: beim Kunden. „Wenn längerer Einkauf gewünscht wir, sind wir da“, lautet auch heute noch die Devise. In großen Städten gilt das eher als auf dem Land, wo teilweise immer noch die Bürgersteige um 18.30 Uhr hochgeklappt werden. Die Entwicklung ist jedoch unumkehrbar – mittlerweile schaffte ein Bundesland nach dem anderen die gesetzlichen Voraussetzungen, sogar rund um die Uhr zu öffnen. Nur der Sonntag bleibt – bis auf Sonderregelungen, die es bislang auch schon gab – ein verkaufsfreier Tag. Lediglich Bayern hält weiterhin starr an der 20-Uhr-Ladenschlusszeit fest. Berlin ist bundesweit Vorreiter. Rund um die Einkaufsmeilen im Citybereich nutzen viele Händler die verlängerten Einkaufsmöglichkeiten, die schließlich auch als Kundenbindungsmittel eingesetzt werden. Man könne wesentlich flexibler reagieren als die großen Häuser, meint ein Sporthändler in der Nähe des berühmten Berliner Kudamms. Dies wird allgemein als Vorteil gesehen. Denn gerade der mittelständische Einzelhandel kann nun jahreszeiten- und standortbedingt schneller seine Öffnungszeiten anpassen, bestimmte Events starten oder zielgruppengerichtete Einladungen verschicken. Das Personalproblem könne durch rotierende, flexible Einsätze gelöst werden. Dort, wo der Chef selber im Laden steht, werden schon mal Überstunden geschoben. Allerdings auch nur, wenn es sich lohnt. Lars Forkel, Inhaber von Sportdiscount in Berlin-Steglitz, schließt nach wie vor unter der Woche um 18:30 Uhr, obwohl das Geschäft an einer einkaufsträchtigen Straße liegt. Am Samstag fallen die Rollläden sogar schon um 16 Uhr. „Es lohnt sich nicht, ich habe es ausprobiert“, sagt der Allround-Sporthändler, der seit bald 30 Jahren im Business ist und seinen eigenen Laden an dieser Stelle seit 17 Jahren unterhält. Zusätzlicher Umsatz ergäbe sich durch verlängerte Öffnungszeiten kaum, seine Stammkunden kämen auch so. Wenn es sich rechnen würde, würde der Westberliner Händler auch länger im Laden stehen. Flexibel Nicht immer voll, aber Globetrotter zieht das Business trotzdem bis 20 Uhr durch. sei man eh in den Abendstunden, wenn sich noch Kunden im Laden befinden. „Ein guter und beständiger Service ist viel wichtiger als längere Öffnungszeiten“, meint Forkel, um gegenüber dem Onlinehandel zu bestehen. Von Vorteil könne manche Sonntagsöffnung sein, bei Straßenfesten etwa oder ähnlichem. Allerdings fordert der Händler mehr Einheitlichkeit und eine bundesweit Regelung. Denn im nicht weit entfernten Potsdam, der Hauptstadt Brandenburgs, dürfen die Läden an viel mehr Sonntagen offen sein als in Berlin. Trotzdem ist Forkel letztendlich zufrieden: Was bringe es, wenn bei längeren Ladenöffnungszeiten, das Personal länger arbeiten müsse und genervt sei oder zusätzliche Verkäufer in den Laden geholt würden, die aber keine Ahnung von der Materie hätten? Andere Sporthändler agieren und reagieren ähnlich. Mancher steht auch am Wochenende bis 21 Uhr in seinem Laden und kümmert sich um die Kunden. „Wir sind flexibel und passen uns an“, heißt es. Wenn sich abzeichnet, dass um 20 Uhr keine Kundenfrequenz mehr zu erwarten ist, dann wird das Geschäft auch früher geschlossen. Die Sporthändler an der Spree haben sich damit geschickt angepasst und variieren mit den Öffnungszeiten. City-Händler, die sich in unmittelbarer Nähe von Karstadt am Zoo befinden sowie die nahe gelegenen Läden von Mammut und The North Face können immer wieder Kunden des Konzernablegers an sich reißen. Inzwischen rudern nach Erkenntnissen von sportFACHHANDEL die Konzerne wieder zurück. Karstadt und Kaufhof wollen die Neuregelung standortbezogener anwenden. Zunächst hieß es noch, in allen größeren >>> Nach 19 Uhr wird es ruhiger bei Jack Wolfskin in München. Ein guter und beständiger Service ist viel wichtiger als längere Öffnungszeiten.« Lars Forkel, Sportdiscount Berlin „Ich bin bei SportXtreme, weil die individuelle Betreuung für mich wichtig ist.“ Patrick Effer . Teamsport Metzler, Königswinter www.sportxtreme.de Anzeige
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