Grenzen
Credit Suisse bulletin, 1999/02
Credit Suisse bulletin, 1999/02
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Ein selbst gezogener Fenchel hat einfach<br />
mehr Saft und Kraft», schwärmt er. «Und<br />
auch eine Bratwurst vom offenen Grill ist<br />
immer eine Köstlichkeit.» Ob er denn auch<br />
mal mit seinem Parzellennachbarn zusammen<br />
grillen würde ? «Nein, alles was recht<br />
ist!», winkt Yvan Müller ab. Das sei aber<br />
nicht eine Frage der <strong>Grenzen</strong>, sondern des<br />
Respekts. «Schliesslich setze ich mich ja<br />
zu Hause auch nicht in die Küche meines<br />
Nachbarn.»<br />
Während die Gärten früher kinderreichen<br />
Arbeiterfamilien zur Selbstversorgung<br />
dienten, sind sie im Verlauf der Zeit immer<br />
mehr zu einem Hafen der Erholung geworden.<br />
Und da will man nach einem harten<br />
Arbeitstag vor allem eins: seine Ruhe.<br />
Allen voran hätten die sozial schlechter<br />
gestellten Städter dieses Bedürfnis, denen<br />
daheim täglich der Schwerverkehr an der<br />
Nase vorbeidonnert, weiss der Pensionär.<br />
Und man versteht’s, wenn sich diese Menschen<br />
dann in ihrem Schrebergarten eine<br />
Oase bauen, eine heile Welt fernab von<br />
Hektik und Enge. Das Holzhäuschen ist<br />
Trutzburg gegen das Ungemach des real<br />
existierenden Alltags. Gartenzwerge und<br />
anderes putziges Zierwerk – biederes Beigemüse<br />
zwischen Salatköpfen und Sellerieknollen<br />
– geben der friedlichen Idylle en<br />
miniature den letzten Schliff.<br />
Die Gläser sind mittlerweile leer, der<br />
Aschenbecher voll. Beim Verlassen des<br />
Holzhauses noch ein letzter Blick auf die<br />
Gartenanlage. Bald schon, mag es einem<br />
durch den Kopf gehen, schiessen die ersten<br />
Blumen aus dem Boden. Und schneller, als<br />
man glaubt, ist alles grün in grün – Parzellengrenze<br />
hin oder her.<br />
BETTINA JUNKER<br />
RUND UM DEN GLOBUS<br />
ENTSTEHEN IMMER MEHR<br />
GRENZEN. EINE DAVON<br />
IST QUELL VIELER ÜBEL:<br />
FÜR SLUMBEWOHNER<br />
IN BANGLADESCH<br />
BIRGT DAS ELEND EINE<br />
UNÜBERWINDLICHE<br />
GRENZE.<br />
VON CHRISTIAN PFISTER,<br />
REDAKTION BULLETIN<br />
DIE AR<br />
Sicherheit ist angesagt rund um das Palais<br />
des Nations der Vereinten Nationen in<br />
Genf. Über Unmengen von Stacheldraht<br />
wachen die ernsten Mienen von Schweizer<br />
Soldaten. Es herrscht Ausnahmezustand.<br />
Die Furcht regiert, Anhänger der kurdischen<br />
Befreiungsarmee PKK könnten<br />
einen Anschlag verüben – als Vergeltung<br />
für die Inhaftierung ihres Anführers<br />
Abdullah Öcalan. Es ist Mitte März. Für<br />
einmal muss das Konferenzzentrum der<br />
Uno, wo seit über 50 Jahren an Konflikt-<br />
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