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LUST UND LASTER<br />
Halbschwingungen vollzieht sie pro Stunde,<br />
345 000 pro Tag, 252 Millionen im Jahr. Entfernt<br />
man sie, bewegt sich die Unruh noch<br />
bis zum nächsten Anschlag, dann bleibt sie<br />
stehen. Gefertigt werden die so genannten<br />
Breguet-Spiralen mit Fertigungstoleranzen<br />
von Tausendstelmillimetern auf modernsten<br />
Maschinen – die allerdings vor einer Aufgabe<br />
versagen. 1795 hat Abraham-Louis Breguet<br />
erkannt, dass ein hochgebogenes Ende der<br />
Spirale ein entscheidendes Mass an Schwingungspräzision<br />
verleiht. Dieses Umbiegen<br />
der Endkurve bringt auch heute noch keine<br />
Maschine zustande. Wie schon zu Zeiten des<br />
Erfinders sind hier die Hände gelernter Uhrmacher<br />
gefragt.<br />
Die Zeit spielt scheinbar keine Rolle<br />
Angesichts des sprichwörtlichen Kunsthandwerks,<br />
der Ruhe und Konzentration in den<br />
hellen Ateliers von Chopard bekommt man<br />
das Gefühl, die Zeit sei stehen geblieben.<br />
Die Rohwerke – oder Ebauches, wie man in<br />
der französischen Schweiz sagt – werden<br />
von Hand poliert, die Kanten in Winkeln<br />
gebrochen. Stahlteile glänzen nach mehrfacher<br />
Veredelung beinahe schwarz, bevor<br />
sie eine Schutzschicht aus Rhodium erhalten.<br />
Uhrmacher wie Geschäftsleitung sind<br />
sich bewusst, dass Rationalisierungsmassnahmen<br />
in diesem Umfeld naturgemäss zum<br />
Scheitern verurteilt wären. Karl-Friedrich<br />
Scheufele: «Entweder man ist eine Manufaktur,<br />
oder man ist es nicht. Dazwischen<br />
existiert für uns kein Graubereich.»<br />
Chopard verarbeitet jährlich rund 3000 Kilo Gold. Im eigenen Ofen wird es bei über 1000 Grad<br />
mit anderen Metallen legiert, anschliessend zur Weiterverarbeitung wieder in Barren gegossen.<br />
Ganz sicher hat sich Chopard mit der Manufaktur<br />
einen Platz im Uhrenolymp gesichert.<br />
Die L.U.C-Modelle gelten als perfekte und<br />
technisch hochinteressante Uhrwerke. Trotz<br />
der unsicheren Wirtschaftslage hält Karl-<br />
Friedrich Scheufele deshalb eine Steigerung<br />
der Produktion von jährlich bis zu 10 000<br />
Exemplaren für möglich. «Die Faszination für<br />
mechanische Uhren hält an – auch wenn sie<br />
sich nicht schlüssig erklären lässt. Was mich<br />
persönlich betrifft: Mich erstaunt und fasziniert,<br />
dass mechanische Uhren dem Siegeslauf<br />
der Elektronik trotzen. Ist es nicht fantastisch,<br />
dass wir ein Objekt auf uns tragen<br />
können, das hunderte von Jahren nach seiner<br />
Erfindung immer noch Gültigkeit hat?»<br />
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