MTD_DDG_2017_09
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8 Kongress aktuell<br />
diabeteszeitung · 2. Jahrgang · Nr. 9 · 27. September <strong>2017</strong><br />
Kongressluft schnuppern<br />
in Lissabon<br />
Die Reisestipendiaten der <strong>DDG</strong> auf dem EASD<br />
Die Reisestipendiaten zusammen mit ihren Mentoren.<br />
Foto: Dr. Alexander Jarasch, DZD<br />
LISSABON. 20 Nachwuchsmediziner<br />
konnten sich freuen: Sie<br />
erhielten ein Reisestipendium der<br />
Deutschen Diabetes Gesellschaft<br />
für das 53rd EASD Annual Meeting<br />
in Lissabon.<br />
Für das Stipendium in Höhe<br />
von 1500 Euro konnten sich<br />
Medizinstudenten, junge Assistenzärzte<br />
und Fachärzte bewerben,<br />
die auf dem Gebiet der<br />
Endokrinologie und der Diabetologie<br />
tätig sind oder sich hier<br />
weiterbilden möchten. Erfahrene<br />
Mentoren aus Klinik und Wissenschaft<br />
begleiteten die Stipendiaten<br />
während des gesamten<br />
Kongresses vom 11. bis zum 15.<br />
September und standen als Ansprechpartner<br />
zur Verfügung.<br />
Einige der Nachwuchsmediziner<br />
hatten auch einen eigenen Abstract<br />
bei der European Association for<br />
the Study of Diabetes eingereicht<br />
und ihre Ergebnisse in Kurzvorträgen<br />
vor Publikum präsentiert.<br />
Über ihre persönlichen Eindrücke<br />
und Erlebnisse während der<br />
fünf Tage in Lissabon werden die<br />
jungen Kollegen in der diabetes<br />
zeitung berichten.<br />
dz<br />
Fotos: © K.I.T. Group GmbH, Bild: Dirk Deckbar<br />
MANNHEIM. Unter dem Motto<br />
„Volkskrankheiten Diabetes<br />
und Bluthochdruck: vorbeugen,<br />
erkennen, behandeln“ tagen<br />
die <strong>DDG</strong> und die DHL im<br />
November gemeinsam.<br />
Die 11. Diabetes Herbsttagung<br />
der Deutschen Diabetes<br />
Gesellschaft (<strong>DDG</strong>) und<br />
der 41. Hypertonie-Kongress der<br />
Deutschen Hochdruckliga (DHL)<br />
werden ganz im Zeichen des Austausches<br />
stehen. Denn eine interdisziplinäre<br />
Herangehensweise ist für<br />
eine nachhaltige und erfolgreiche<br />
Prävention, Diagnose und Therapie<br />
oft der entscheidende Faktor, insbesondere<br />
wenn es um die beiden<br />
Melden Sie sich je<br />
11. Diabetes Herbsttagung und 41. Hyp<br />
Volkskrankheiten Diabetes mellitus<br />
und Bluthochdruck geht.<br />
Der Kongress, der vom 10. bis 11.<br />
November <strong>2017</strong> in Mannheim<br />
stattfindet, wird die Expertise<br />
beider Fachgesellschaften<br />
bündeln.<br />
Neben eigenständigen<br />
<strong>DDG</strong>- und<br />
DHL-Sessions bieten<br />
gemeinsam konzipierte<br />
Workshops und<br />
Symposien die ideale<br />
Plattform, um Einblicke<br />
in benachbarte Fachgebiete<br />
zu erhalten.<br />
Um Ihnen einen Vorgeschmack auf<br />
das wissenschaftliche Programm<br />
zu bieten, finden Sie hier schon<br />
eine Auswahl interessanter Vorträ-<br />
Das komplette<br />
Programm online:<br />
www.herbsttagung-ddg.de/<br />
programm/wissenschaftliches-programm.html<br />
ge im Überblick.<br />
Das komplette<br />
Programm können<br />
Sie online abrufen. Weitere Informationen<br />
zur Tagung finden Sie auf<br />
www.herbsttagung-ddg.de<br />
Schwanger und Typ 1? CGM anbieten!<br />
Kontinuierliches Blutzuckermonitoring senkt Risiken für Neugeborene<br />
LISSABON. Hat die werdende Mutter einen Typ-1-Diabetes, ist<br />
das Baby verschiedenen Risiken ausgesetzt: Es droht ein sehr<br />
hohes Geburtsgewicht und niedrige BZ-Spiegel können postpartal<br />
eine intravenöse Dextrosebehandlung sowie intensivmedizinische<br />
Betreuung notwendig machen. Das kontinuierliche<br />
Blutzuckermonitoring (CGM) kann diese Risiken reduzieren.<br />
Klare Worte von Dr. Denice<br />
Feig, University of Toronto,<br />
bei der Vorstellung der Ergebnisse<br />
der CONCEPTT-Studie: „Wir<br />
empfehlen, allen Schwangeren mit<br />
Typ-1-Diabetes im ersten Trimester<br />
das CGM anzubieten.“<br />
Die an 31 Zentren in sechs Ländern<br />
durchgeführte Studie 1 untersuchte<br />
den Einfluss des CGM auf die glykämische<br />
Kontrolle und den Geburtsausgang<br />
bei 215 im ersten Trimester<br />
schwangeren Frauen mit Typ-1-Diabetes<br />
und intensivierter Insulintherapie.<br />
Parallel wurde der CGM-<br />
Effekt auch bei Frauen geprüft, die<br />
noch schwanger werden wollten<br />
(n = 110). Alle Frauen wiesen eine<br />
suboptimale glykämische Kontrolle<br />
mit Pumpen- oder Pen-Therapie auf<br />
(HbA 1C ≥ 6,5 %). Sie erhielten randomisiert<br />
entweder ein CGM und<br />
wurden angehalten, zusätzlich zur<br />
kapillären BZ-Kontrolle den Sensor<br />
kontinuierlich bis zum Eintritt der<br />
Schwangerschaft bzw. bis zur Geburt<br />
zu tragen, oder sie kontrollierten den<br />
Blutzucker wie gewohnt nur über das<br />
kapillare Blut.<br />
In beiden Gruppen nahm das HbA 1c<br />
bis zur Woche 34 ab. „Die Schwangeren<br />
waren alle sehr motiviert“, betonte<br />
Dr. Feig. Bei den 108 Frauen mit<br />
CGM sank das HbA 1c im Vergleich<br />
zum Ausgangswert im Mittel aber<br />
noch um -0,19 Prozentpunkte mehr<br />
als bei den 107 Frauen mit Standardblutzuckerkontrolle<br />
(p = 0,02). Dabei<br />
Foto: Science Photo Library<br />
»Mehr Zeit im<br />
Zielbereich«<br />
war es egal, ob die Frauen Pumpen<br />
oder Pens verwendeten. Die Schwangeren<br />
mit CGM waren im Mittel<br />
etwa 100 min pro Tag zusätzlich im<br />
angestrebten Blutzuckerbereich (3,5–<br />
7,8 mmol/l) und 72 min weniger pro<br />
Tag darüber. Schwere Hypoglykämien<br />
waren mit 18 und 21 Episoden in<br />
beiden Gruppen vergleichbar häufig,<br />
die Zeit in Hypoglykämie war mit<br />
3 % bei CGM-Nutzung und 4 % bei<br />
Kontrollbedingung ebenfalls nicht<br />
signifikant unterschiedlich.<br />
Die bessere glykämische Kontrolle<br />
in der Schwangerschaft resultierte in<br />
weniger Komplikationen der Neugeborenen:<br />
In der CGM-Gruppe waren<br />
53 % der Kinder zu groß für ihr<br />
Gestationsalter (LGA), in der Kontrollgruppe<br />
waren es 69 % (p = 0,02).<br />
Eine schwere Hypoglykämie mit Infusionsbedarf<br />
wiesen 15 % der Neugeborenen<br />
in der CGM- und 28 %<br />
der Kinder in der Kontrollgruppe<br />
auf (p = 0,025). Eine neonatologische<br />
Intensivbetreuung benötigten<br />
27 % der Kinder in der CGM- und<br />
43 % der Kinder in der Vergleichsgruppe<br />
(p = 0,016).<br />
Das übersetzte Dr. Feig in beeindruckende<br />
Zahlen zur notwendigen<br />
Behandlung der Mütter, um eine<br />
solche Komplikation beim Neugeborenen<br />
zu vermeiden: Die number<br />
needed to treat (NNT) zur Vermeidung<br />
eines Kinds mit LGA betrug 6,<br />
zur Vermeidung eines behandlungsbedürftigen<br />
Unterzuckers 8 und zur<br />
Vermeidung einer Intensivbehandlung<br />
6. Auch mussten die Kinder<br />
im Mittel einen Tag weniger lang<br />
im Krankenhaus bleiben, wenn ihre<br />
Mutter in der Schwangerschaft ein<br />
CGM angewendet hatte.<br />
Das könnte eine mögliche Kosteneinsparung<br />
bedeuten, meinte Koautorin<br />
Professor Dr. Helen Murphy,<br />
University of East Anglia. Allerdings<br />
hatten die Frauen der CGM-Gruppe<br />
häufiger ungeplant einen Arzt aufgesucht<br />
– meist wegen des CGM-<br />
Systems.<br />
Außerdem wies Professor Dr.<br />
Elisabeth Mathiesen, Universität<br />
Kopenhagen, darauf hin, dass<br />
die BZ-Kontrolle in der Studie im<br />
Vergleich zu vielen anderen Daten<br />
aus verschiedenen Ländern relativ<br />
schlecht war und das verwendete<br />
CGM-System für 20 Schwangere so<br />
viel kostet wie eine Pflegekraft, die<br />
sich um die Schwangeren kümmern<br />
könnte. Im Gegensatz zu den positiven<br />
Effekten bei Schwangeren fand<br />
sich im Übrigen für Patientinnen<br />
mit Typ-1-Diabetes und Kinderwunsch<br />
kein Vorteil für das CGM.<br />
Friederike Klein<br />
1 Feig D et al. Lancet <strong>2017</strong>; online first<br />
EASD Annual Meeting <strong>2017</strong>