Steinobst_1A_17-2
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über D-Mandelsäurenitril zu Benzaldehyd, Cyanwasserstoff ( Blausäure ) und den<br />
entsprechenden Zuckern abgebaut ( Scholz und Scholz 1995 ).<br />
Manche Prunus-Arten, z. B. Prunus mahaleb und Arten der Untergattung<br />
Cerasus sind, ausgenommen die Samen, frei von cyanogenen Glykosiden. Arten<br />
der Untergattungen Padus, Amygdalus und Laurocerasus ( ausgenommen Prunus<br />
lusitanica ) enthalten dagegen in Blättern und Rinde reichlich Prunasin. Diese<br />
cyanogenen Verbindungen schützen die Pflanzen offensichtlich vor parasitären<br />
Pilzen, sie sind gleichzeitig Fraßschutz vor Schadinsekten.<br />
Artenzahl und Verbreitung<br />
Die Gattung Prunus umfasst über 200 Arten, von manchen Autoren werden<br />
bis zu 400 Arten angegeben. Nach der klassischen Systematik gehört die Gattung<br />
Prunus innerhalb der Familie der Rosaceae (Rosengewächse) zur Unterfamilie<br />
(Subgenus) der Prunoideae, der <strong>Steinobst</strong>gewächse. Nach einer neueren<br />
Sichtweise stellen Stein- und Kernobstgewächse aber keine eigenen Unterfamilien<br />
mehr dar. Die Gattung Prunus gehört danach im Tribus Amygdalae zur<br />
Unterfamilie der Spiraeoideae (Stevens 2001). Das Verbreitungsgebiet der Prunus-Arten<br />
umfasst gegenwärtig weite Teile der nemoralen, borealen und meridonalen<br />
Zonen der Nordhalbkugel. Nur die immergrünen Arten der Untergattung<br />
Laurocerasus sind bis in die Gebirge von Südbrasilien und Neuguinea verbreitet.<br />
In Europa treffen wir gegenwärtig 13, nach anderen Auffassungen 15 oder<br />
<strong>17</strong> Prunus-Sippen an. Davon sind nur sechs bis sieben Arten europäischen Ursprungs,<br />
die restlichen stammen vorwiegend aus Westasien. Sie wurden von den<br />
Römern nach Mitteleuropa eingeführt, sind hier verwildert und haben sich etabliert<br />
oder sie werden als Obstbäume kultiviert.<br />
Funde aus dem Tertiär, einem Erdzeitalter vor 63 bis 2 Millionen Jahren,<br />
lassen darauf schließen, dass Prunus-Arten bereits zu dieser Zeit Europa besiedelt<br />
haben. In der letzten Eiszeit, der Weichsel-Eiszeit vor 25 bis 15 Millionen Jahren,<br />
musste sich die gesamte mitteleuropäische Vegetation in südliche und südöstliche,<br />
eisfreie Gefilde zurückziehen. Nicht wenige Arten gingen dabei zugrunde.<br />
Nach dem Rückgang der letzten Eiszeit gab es vor 12 000 bis 10 000 Jahren im nun<br />
eisfreien Mitteleuropa schon wieder Kiefern- und Kiefern-Birken-Wälder. Der<br />
rasche Temperaturanstieg ab 10 000 v. Chr. ist die Ursache für umfangreiche<br />
Pflanzenwanderungen in Europa. Es entwickeln sich eichendominierte Laubholzwälder<br />
und Kiefern-Birken-Wälder. Nach dem Ende des borealen Erdzeitalters,<br />
9 000 bis 8 000 v. Chr., und der nacheiszeitlichen Erwärmung kommt es zur Dominanz<br />
lichtbedürftiger Baumarten wie Eiche, Ulme, Esche, Linde, Ahorn und<br />
Hasel. Spätestens zu diesem Zeitpunkt dürften auch die Vogel-Kirsche und andere<br />
Prunus- Arten wieder in Mitteleuropa vertreten sein. Zu dieser Zeit ist der Wald in<br />
Süd- und Mitteleuropa schon von Prunus-» Siedlungskammern « durchzogen.<br />
Die Gattung Prunus<br />
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