MEDIEN BULLETIN 4/2017 Vorschau
Das Magazin bietet umfassende Reports zu großen Sport-Produktionen, Interviews zu brennenden Branchen-Fragen, Berichte über Messen und Kongresse über Dienstleister, neue Technologien und Geschäftsmodelle. Top-Themen: IBC 2017 Special, RTL City Luxemburg und Sky Sport HQ Sendezentren, VR-Studios, eine Marktüberblick zu Sport-Live-Streaming Angeboten sowie Interviews mit Thomas Riedel und Volker Herres
Das Magazin bietet umfassende Reports zu großen Sport-Produktionen, Interviews zu brennenden Branchen-Fragen, Berichte über Messen und Kongresse über Dienstleister, neue Technologien und Geschäftsmodelle.
Top-Themen: IBC 2017 Special, RTL City Luxemburg und Sky Sport HQ Sendezentren, VR-Studios, eine Marktüberblick zu Sport-Live-Streaming Angeboten sowie Interviews mit Thomas Riedel und Volker Herres
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SPECIAL / IBC <strong>2017</strong> z<br />
Wie wollen Sie diesen Wandel nutzen? Was ist Ihre Strategie?<br />
Wissen Sie, da gibt es zwei Aspekte. Zum einen habe ich als<br />
Kind einer Einwanderer-Familie gelernt, hart zu arbeiten und<br />
nach Möglichkeiten zu suchen, das Leben in der eigenen Community<br />
zu verbessern. Zum anderen komme ich aus der Wirtschaft<br />
und weiß auch, wie wichtig es ist, Umsätze und den<br />
Unternehmenswert zu steigern. Das kann kurzfristig funktionieren<br />
indem man Kosten kürzt oder eben langfristig, mit dem Ziel,<br />
der Medien-Community einen echten Mehrwert anzubieten.<br />
Und genau das habe ich vor.<br />
Jetzt haben Sie mit der Avid Customer Association (ACA) erfolgreich<br />
eine große Community etabliert. Warum war das für Sie ein<br />
wichtiger Schritt?<br />
Wir haben eine Community aufgebaut, die von zehntausenden<br />
Mitgliedern und den wichtigsten Medienunternehmen der Welt<br />
unterstützt wird. Sie hilft uns mit ihren Abstimmungen dabei,<br />
unsere Produkte und Lösungen besser zu machen. Diese Community<br />
verschafft uns einen laserscharfen Fokus, die Dinge zu<br />
entwickeln, die in der Branche wirklich gefragt sind. Und das ist<br />
ein großer Vorteil. Ich bin froh, dass wir mit unseren Bemühungen<br />
so erfolgreich sind. Im letzten Jahr hat sich die Anzahl der<br />
Mitglieder auf 20.000 verdoppelt und ich gehe davon aus, dass<br />
wir im nächsten Jahr auf 40.000 Mitglieder kommen.<br />
Wir können unseren Kunden nur ein guter Partner sein, wenn<br />
wir sie nicht dazu zwingen, unsere Firmenphilosophie zu adaptieren<br />
und Insellösungen zu akzeptieren. Ich möchte Mehrwerte<br />
bieten und das mit der größtmöglichen Flexibilität. Die Schlussfolgerung<br />
daraus ist auch, dass wir dazu möglichst viele Mitbewerber<br />
auf unserer Plattform lizenzieren müssen. Als eine der<br />
ersten Firmen haben wir beispielsweise Adobe als Partner zertifiziert.<br />
Wenn der Kunde denkt, Adobe hat das bessere Produkt,<br />
dann will ich ihn nicht zwingen, unseres zu nutzen. Und letztendlich<br />
geht es nicht darum, eine Lizenz mehr von einem<br />
bestimmten Produkt zu verkaufen, sondern darum, den gesamten<br />
Produktionsworkflow zu komprimieren, um mehr Inhalte zu<br />
günstigeren Kosten zu produzieren. Wenn diese drei Dinge<br />
funktionieren, haben wir unseren Job gut gemacht und werden<br />
erfolgreich sein.<br />
Die Rechtepreise für gute Inhalte sind auf Rekordhoch. Gespart<br />
wird deshalb oft an Produktionskosten. Das trifft die Dienstleister<br />
hart. Ist das eine Gefahr für den Markt?<br />
Nein, ich denke, dass sich der Markt in den nächsten zehn bis<br />
15 Jahren wieder normalisieren wird. Im Moment sind die Preise<br />
für Content ganz klar zu hoch. Das sieht man vor allem bei<br />
Übertragungsrechten für Sport ganz deutlich. Das führt interessanterweise<br />
dazu, dass ehemalige Randsportarten plötzlich im<br />
Fokus von Medienhäusern stehen und deshalb produziert und<br />
übertragen werden. Es gibt also noch Alternativen.<br />
Ich war dabei als die Dotcom-Blase geplatzt ist und habe auch<br />
die Finanzkrise durchlebt. Dabei habe ich gelernt, dass es<br />
wichtig ist, Problemen aus dem Weg zu gehen, die zu einem<br />
Preisverfall durch die digitale Disruption führen und stattdessen<br />
zu versuchen, die Vorteile derselben zu nutzen. Die liegen meiner<br />
Meinung nach vor allem im Austausch und der Zusammenarbeit<br />
von Communities.<br />
Und wie kann Avid dabei Geld verdienen?<br />
Unser Geschäftsmodell ist recht einfach. Umso mehr Produkte<br />
oder Lizenzen ein Unternehmen von uns kauft, umso günstiger<br />
wird es. Bei jeder zusätzlichen Lizenz sinken die Kosten pro<br />
Unit. Das kann Unternehmen viel Geld sparen. Und wenn<br />
Unternehmen in einem Teil des Workflows lieber Adobe nutzen<br />
als Avid ist das auch in Ordnung – sie sind ja schließlich alle bei<br />
uns zertifiziert. Das Schöne daran ist, dass die großen Unternehmen<br />
diesem App-basierten Geschäftsmodell folgen wollen<br />
und daran glauben.<br />
Hier auf der IBC werden von anderen Herstellern Microservices<br />
als neuer Trend in der Branche verkauft. Der Begrifft kommt bei<br />
Avid nicht vor. Warum?<br />
Das damit verbundene Kachel-Konzept ist nicht neu, sondern<br />
kam schon in den 90er Jahren auf und wurde seitdem stetig<br />
verbessert. Ich bin froh, wenn immer mehr Hersteller über<br />
Microservices sprechen, denn damit validieren sie die Idee,<br />
über die ich schon 2013 gesprochen habe. Und zwar eine einheitliche<br />
Plattform zu entwickeln, auf denen zertifizierte Microservices<br />
laufen. Diese Plattform gibt es bei uns schon länger<br />
und mit ihr rund 2.000 Microservices von Herstellern.<br />
Wie geht es für Avid nun weiter? Was ist Ihr Ziel?<br />
Wir müssen uns stetig fortentwickeln. Ich glaube, dass wir mit<br />
unseren aktuellen Bemühungen gerade eine kritische Masse<br />
erreicht haben. Unsere Kunden glauben an die aktuelle Avid-<br />
Ausrichtung und daran, dass kein Weg an einer engen Zusammenarbeit<br />
vorbeiführt. Das beweist unsere erfolgreiche Community.<br />
Jetzt kann ich mich darauf konzentrieren, so viele<br />
Unternehmen wie möglich davon zu überzeugen, unserem<br />
Weg zu folgen. In Zeiten wie diesen kommt außerdem immer<br />
die Frage auf, wie viel von meinem Erbe behalte ich auf meinem<br />
Weg in die Zukunft. Ich denke, darauf gibt es keine magische<br />
Antwort. Ich weiß aber, dass man zu jeder Zeit gut daran tut,<br />
sich immer zuerst auf das übergeordnete Problem zu konzentrieren<br />
und nicht auf die eigenen Produkte.<br />
Unsere Community braucht bessere Inhalte und die dafür nötigen<br />
Werkzeuge. Sie muss so viele Menschen wie möglich mit<br />
ihren Inhalten erreichen und das zu einem möglichst niedrigen<br />
Preis. Wichtig ist, dass die Bedürfnisse der Kunden an erster<br />
Stelle kommen und man kreative Menschen beim Geschichten<br />
erzählen unterstützt. Das ist kein Luftschloss und man kann<br />
damit viel Geld verdienen – das konnte ich in der Vergangenheit<br />
schon beweisen. Letztendlich hält Storytelling unsere Gesellschaft<br />
zusammen und ich werde nicht aufhören den kreativen<br />
Geschichtenerzählern das Leben so einfach wie möglich zu<br />
machen.<br />
❮Niklas Eckstein<br />
<strong>MEDIEN</strong><strong>BULLETIN</strong> LIVE 4.<strong>2017</strong><br />
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