16.11.2017 Aufrufe

MEDIEN BULLETIN 4/2017 Vorschau

Das Magazin bietet umfassende Reports zu großen Sport-Produktionen, Interviews zu brennenden Branchen-Fragen, Berichte über Messen und Kongresse über Dienstleister, neue Technologien und Geschäftsmodelle. Top-Themen: IBC 2017 Special, RTL City Luxemburg und Sky Sport HQ Sendezentren, VR-Studios, eine Marktüberblick zu Sport-Live-Streaming Angeboten sowie Interviews mit Thomas Riedel und Volker Herres

Das Magazin bietet umfassende Reports zu großen Sport-Produktionen, Interviews zu brennenden Branchen-Fragen, Berichte über Messen und Kongresse über Dienstleister, neue Technologien und Geschäftsmodelle.
Top-Themen: IBC 2017 Special, RTL City Luxemburg und Sky Sport HQ Sendezentren, VR-Studios, eine Marktüberblick zu Sport-Live-Streaming Angeboten sowie Interviews mit Thomas Riedel und Volker Herres

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

EVENT / BREITBAND SYMPOSIUM z<br />

bis zum Verteilerkasten auf der Straße (Fibre-to-the-<br />

Curb/FTTC), aufs Grundstück (FTTB) oder bis zur Anschlussbuchse<br />

in der Wohnung (FTTH). Das jeweils mehr oder weniger<br />

lange Kupferkabel dazwischen kann sich schnell als der entscheidende<br />

Bottleneck heraus stellen. Die zukünftige Mobilfunktechnologie<br />

5G soll nach Ansicht der Beteiligten nicht als<br />

Ersatz für Breitbandkabel genutzt werden beziehungsweise, um<br />

die Lücke zum Giganetz zu schließen, sondern ausschließlich<br />

als eigenes Netz zusätzlich zu einem lückenlosen terrestrischen<br />

Ausbau.<br />

Die das Breitband-Symposium tragenden TK-Verbände ANGA,<br />

BREKO, BUGLAS, VATM sowie das FTTH Council Europe<br />

sehen ein hohes Nachfragepotenzial für Breitbandanschlüsse<br />

bis 2025. 12,2 Mio. Haushalte und 300.000 Unternehmen würden<br />

sich demnach einen Anschluss mit einem Gigabit oder<br />

mehr als Downstream zulegen. Das wären 29,7 Prozent von<br />

41,144 Mio. deutschen Haushalten. Rund 18,4 Mio. Haushalte,<br />

bzw. 44,8 Prozent würden auf ein Downstream zwischen 500<br />

und 1.000 Mbit/s zurück greifen.<br />

ENORM STEIGENDER BANDBREITENBEDARF<br />

Der Bedarf an schnellen Anschlüssen im Privatbereich läge im<br />

steigenden Online-Konsum von Streamingangeboten und<br />

Onlinegames begründet, wie Klaus Goldhammer, GF der Agentur<br />

Goldmedia, ausführte – und dann kommt noch Virtual Reality<br />

hinzu, das umso mehr Daten braucht, je realistischer es sein<br />

soll, was übrigens auch für das Online- beziehungsweise<br />

Cloud-Gaming gilt, bei dem die Grafiken noch längst nicht fotorealistisch,<br />

also ausbaubar, sind. Kommt es zu einer parallelen<br />

Nutzung von Online-Diensten steigt der Bedarf schon jetzt<br />

schnell auf bis zu 150 Mbit/s Download hat Goldmedia errechnet.<br />

Bis 2025 steigt der Bedarf entsprechend an.<br />

Dass der Bedarf tatsächlich da ist, erkennt man daran, dass die<br />

Zahl der Anschlüsse von 100 Mbit/s und mehr jährlich um 50<br />

Prozent steigt. Ebenfalls berücksichtigt werden muss bei der<br />

Berechnung des zukünftigen Mehrbedarfs, dass manche<br />

Anwendungen nur richtig nutzbar sind, wenn unterwegs keine<br />

Informationen verloren gehen (packet loss) und es keine<br />

Latenzzeit gibt. Das betrifft nicht nur VoD und Gaming, sondern<br />

auch Videokonferenzen, e-Health und Home Office. Klaus<br />

Goldhammer machte eine Beispielrechnung mit einem Unternehmen<br />

auf, das 100 mit Internet ausgerüstete Arbeitsplätze<br />

sowie zehn Mitarbeiter mit Home Office hat. Dafür wären 2015<br />

in der Spitze 1,3 Gbit/s Kapazität notwendig. Und damit es keine<br />

Probleme gibt, muss sich der Ausbau an der Spitze orientieren,<br />

sonst macht es kaum Sinn.<br />

„Es sind innovative Unternehmen, Start-Ups und Early Adopters,<br />

die ganz besonders auf schnelles, ausfallfreies Internet<br />

angewiesen sind“, betont Goldhammer. Doch damit endet es<br />

nicht. Noch ist nicht klar, welche Bandbreiten eigentlich die<br />

Emerging Technologies brauchen, also Künstliche Intelligenz<br />

(KI), selbstfahrende Autos, Industrie 4.0, Cloudanwendungen,<br />

et cetera. Werden die Bandbreiten nicht flächendeckend zur<br />

Verfügung gestellt, kommt es in den abgehängten Gebieten<br />

einerseits zu einem Investitionsstau, womöglich sogar zu<br />

Abwanderungen.<br />

„Für eine flächendeckende Glasfaserinfrastruktur im Gigabit-<br />

Bereich in der kompletten Europäischen Union sind Investionen<br />

von rund 137 Billionen Euro notwendig“, erklärte Erzsébet Fitori,<br />

Director General des FTTH Council Europe. „Natürlich gibt es<br />

Regionen, in denen das Ziel ohne Subventionen nicht erreicht<br />

werden kann“, fährt sie fort. „Doch in den Fällen muss sichergestellt<br />

sein, dass Subventionen nicht Privatinvestitionen verdrängen<br />

und Monopole schaffen.“ Gleichzeitig fordert sie, dass<br />

die subventionierten Netze ‚Open Access‘-Netze sein müssen.<br />

In Richtung Deutschland sagte sie: „Um die anhaltende globale<br />

Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie zu sichern, sollte<br />

eine zukunftssichere Breitbandinfrastruktur, die die Industrie<br />

4.0 ermöglicht, oberste Priorität haben.“<br />

Bei solch gigantischen Investitionsvolumen stellt sich die Frage<br />

der Refinanzierung. Einer der Gründe, warum der Ausbau bisher<br />

so schleppend verlief, da die hohen Vorleistungen eher<br />

abschreckend wirken. Jochen Homann, der Präsident der Bundesnetzagentur,<br />

rief die Beteiligten allerdings dazu auf, nicht<br />

auf die Nachfrage zu warten, sondern in Hinblick darauf zu<br />

bauen. Andererseits haben die Ausführungen von Klaus Goldhammer<br />

gezeigt, dass es eine Nachfrage gibt, die auch stetig<br />

steigt. Auch Andreas Mundt, der Präsident des Bundeskartellamts,<br />

sieht die Notwendigkeit eines Ausbaus auch wenn die<br />

Refinanzierung eventuell etwas länger dauern wird: „Natürlich<br />

brauchen wird das schnelle Internet“, sagt er. „Selbst wenn der<br />

Verbraucher es nicht für sich zuhause will, er will es für<br />

e-health-Anwendungen und eine wettbewerbsfähige Industrie –<br />

das zu diskutieren, ist kaum anders, als übers Wetter zu reden.<br />

Wir befinden uns in einem Transformationsprozess. Die einen<br />

brauchen dringend schnelles Internet, was nicht unbedingt<br />

finanzierbar ist und man weiß auch nicht wann die Nachfrage<br />

der Privatnutzer durch Streamingdienste und ähnliches<br />

anspringt.“ Das beste wäre daher die Finanzierung auf mehrere<br />

Schultern zu verteilen – auch unter Beteiligung der Telekom.<br />

„Wir sind offen für solche Kooperationen, wenn sie konkret an<br />

uns heran getragen werden und wir sie konkret prüfen können –<br />

dann stehen wir auch beratend zur Seite“, rollte Mundt den Firmen<br />

den roten Teppich aus und ergänzte: „Der Wettbewerb ist<br />

der einzige Innovationstreiber – auch für Monopolisten, weil sie<br />

befürchten müssen, von Newcomern vom Platz gedrängt zu<br />

werden.“<br />

Reinald Krüger, Abteilungsleiter bei der Europäischen Kommission,<br />

erklärte: „Wir wollen den Infrastrukturwettbewerb. Dafür<br />

werden wir die SMP-Regularien (SMP = significant market<br />

power) überarbeiten sowie den Connecting Europe Broadband<br />

Fund öffnen, um gezielt Instrumente zur Förderung anbieten zu<br />

können.“ Konkret bedeutet dies, dass auch Leitungen jenseits<br />

der 300 Mbit/s beihilfefähig sein werden. Der mit der European<br />

Investment Bank (EIB) aufgelegte Fonds sollte bereits Mitte des<br />

Jahres seine Arbeit aufnehmen.<br />

❮Thomas Steiger<br />

<strong>MEDIEN</strong><strong>BULLETIN</strong> LIVE 4.<strong>2017</strong><br />

89

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!