MEDIEN BULLETIN 4/2017 Vorschau
Das Magazin bietet umfassende Reports zu großen Sport-Produktionen, Interviews zu brennenden Branchen-Fragen, Berichte über Messen und Kongresse über Dienstleister, neue Technologien und Geschäftsmodelle. Top-Themen: IBC 2017 Special, RTL City Luxemburg und Sky Sport HQ Sendezentren, VR-Studios, eine Marktüberblick zu Sport-Live-Streaming Angeboten sowie Interviews mit Thomas Riedel und Volker Herres
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EVENT / BREITBAND SYMPOSIUM z<br />
bis zum Verteilerkasten auf der Straße (Fibre-to-the-<br />
Curb/FTTC), aufs Grundstück (FTTB) oder bis zur Anschlussbuchse<br />
in der Wohnung (FTTH). Das jeweils mehr oder weniger<br />
lange Kupferkabel dazwischen kann sich schnell als der entscheidende<br />
Bottleneck heraus stellen. Die zukünftige Mobilfunktechnologie<br />
5G soll nach Ansicht der Beteiligten nicht als<br />
Ersatz für Breitbandkabel genutzt werden beziehungsweise, um<br />
die Lücke zum Giganetz zu schließen, sondern ausschließlich<br />
als eigenes Netz zusätzlich zu einem lückenlosen terrestrischen<br />
Ausbau.<br />
Die das Breitband-Symposium tragenden TK-Verbände ANGA,<br />
BREKO, BUGLAS, VATM sowie das FTTH Council Europe<br />
sehen ein hohes Nachfragepotenzial für Breitbandanschlüsse<br />
bis 2025. 12,2 Mio. Haushalte und 300.000 Unternehmen würden<br />
sich demnach einen Anschluss mit einem Gigabit oder<br />
mehr als Downstream zulegen. Das wären 29,7 Prozent von<br />
41,144 Mio. deutschen Haushalten. Rund 18,4 Mio. Haushalte,<br />
bzw. 44,8 Prozent würden auf ein Downstream zwischen 500<br />
und 1.000 Mbit/s zurück greifen.<br />
ENORM STEIGENDER BANDBREITENBEDARF<br />
Der Bedarf an schnellen Anschlüssen im Privatbereich läge im<br />
steigenden Online-Konsum von Streamingangeboten und<br />
Onlinegames begründet, wie Klaus Goldhammer, GF der Agentur<br />
Goldmedia, ausführte – und dann kommt noch Virtual Reality<br />
hinzu, das umso mehr Daten braucht, je realistischer es sein<br />
soll, was übrigens auch für das Online- beziehungsweise<br />
Cloud-Gaming gilt, bei dem die Grafiken noch längst nicht fotorealistisch,<br />
also ausbaubar, sind. Kommt es zu einer parallelen<br />
Nutzung von Online-Diensten steigt der Bedarf schon jetzt<br />
schnell auf bis zu 150 Mbit/s Download hat Goldmedia errechnet.<br />
Bis 2025 steigt der Bedarf entsprechend an.<br />
Dass der Bedarf tatsächlich da ist, erkennt man daran, dass die<br />
Zahl der Anschlüsse von 100 Mbit/s und mehr jährlich um 50<br />
Prozent steigt. Ebenfalls berücksichtigt werden muss bei der<br />
Berechnung des zukünftigen Mehrbedarfs, dass manche<br />
Anwendungen nur richtig nutzbar sind, wenn unterwegs keine<br />
Informationen verloren gehen (packet loss) und es keine<br />
Latenzzeit gibt. Das betrifft nicht nur VoD und Gaming, sondern<br />
auch Videokonferenzen, e-Health und Home Office. Klaus<br />
Goldhammer machte eine Beispielrechnung mit einem Unternehmen<br />
auf, das 100 mit Internet ausgerüstete Arbeitsplätze<br />
sowie zehn Mitarbeiter mit Home Office hat. Dafür wären 2015<br />
in der Spitze 1,3 Gbit/s Kapazität notwendig. Und damit es keine<br />
Probleme gibt, muss sich der Ausbau an der Spitze orientieren,<br />
sonst macht es kaum Sinn.<br />
„Es sind innovative Unternehmen, Start-Ups und Early Adopters,<br />
die ganz besonders auf schnelles, ausfallfreies Internet<br />
angewiesen sind“, betont Goldhammer. Doch damit endet es<br />
nicht. Noch ist nicht klar, welche Bandbreiten eigentlich die<br />
Emerging Technologies brauchen, also Künstliche Intelligenz<br />
(KI), selbstfahrende Autos, Industrie 4.0, Cloudanwendungen,<br />
et cetera. Werden die Bandbreiten nicht flächendeckend zur<br />
Verfügung gestellt, kommt es in den abgehängten Gebieten<br />
einerseits zu einem Investitionsstau, womöglich sogar zu<br />
Abwanderungen.<br />
„Für eine flächendeckende Glasfaserinfrastruktur im Gigabit-<br />
Bereich in der kompletten Europäischen Union sind Investionen<br />
von rund 137 Billionen Euro notwendig“, erklärte Erzsébet Fitori,<br />
Director General des FTTH Council Europe. „Natürlich gibt es<br />
Regionen, in denen das Ziel ohne Subventionen nicht erreicht<br />
werden kann“, fährt sie fort. „Doch in den Fällen muss sichergestellt<br />
sein, dass Subventionen nicht Privatinvestitionen verdrängen<br />
und Monopole schaffen.“ Gleichzeitig fordert sie, dass<br />
die subventionierten Netze ‚Open Access‘-Netze sein müssen.<br />
In Richtung Deutschland sagte sie: „Um die anhaltende globale<br />
Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie zu sichern, sollte<br />
eine zukunftssichere Breitbandinfrastruktur, die die Industrie<br />
4.0 ermöglicht, oberste Priorität haben.“<br />
Bei solch gigantischen Investitionsvolumen stellt sich die Frage<br />
der Refinanzierung. Einer der Gründe, warum der Ausbau bisher<br />
so schleppend verlief, da die hohen Vorleistungen eher<br />
abschreckend wirken. Jochen Homann, der Präsident der Bundesnetzagentur,<br />
rief die Beteiligten allerdings dazu auf, nicht<br />
auf die Nachfrage zu warten, sondern in Hinblick darauf zu<br />
bauen. Andererseits haben die Ausführungen von Klaus Goldhammer<br />
gezeigt, dass es eine Nachfrage gibt, die auch stetig<br />
steigt. Auch Andreas Mundt, der Präsident des Bundeskartellamts,<br />
sieht die Notwendigkeit eines Ausbaus auch wenn die<br />
Refinanzierung eventuell etwas länger dauern wird: „Natürlich<br />
brauchen wird das schnelle Internet“, sagt er. „Selbst wenn der<br />
Verbraucher es nicht für sich zuhause will, er will es für<br />
e-health-Anwendungen und eine wettbewerbsfähige Industrie –<br />
das zu diskutieren, ist kaum anders, als übers Wetter zu reden.<br />
Wir befinden uns in einem Transformationsprozess. Die einen<br />
brauchen dringend schnelles Internet, was nicht unbedingt<br />
finanzierbar ist und man weiß auch nicht wann die Nachfrage<br />
der Privatnutzer durch Streamingdienste und ähnliches<br />
anspringt.“ Das beste wäre daher die Finanzierung auf mehrere<br />
Schultern zu verteilen – auch unter Beteiligung der Telekom.<br />
„Wir sind offen für solche Kooperationen, wenn sie konkret an<br />
uns heran getragen werden und wir sie konkret prüfen können –<br />
dann stehen wir auch beratend zur Seite“, rollte Mundt den Firmen<br />
den roten Teppich aus und ergänzte: „Der Wettbewerb ist<br />
der einzige Innovationstreiber – auch für Monopolisten, weil sie<br />
befürchten müssen, von Newcomern vom Platz gedrängt zu<br />
werden.“<br />
Reinald Krüger, Abteilungsleiter bei der Europäischen Kommission,<br />
erklärte: „Wir wollen den Infrastrukturwettbewerb. Dafür<br />
werden wir die SMP-Regularien (SMP = significant market<br />
power) überarbeiten sowie den Connecting Europe Broadband<br />
Fund öffnen, um gezielt Instrumente zur Förderung anbieten zu<br />
können.“ Konkret bedeutet dies, dass auch Leitungen jenseits<br />
der 300 Mbit/s beihilfefähig sein werden. Der mit der European<br />
Investment Bank (EIB) aufgelegte Fonds sollte bereits Mitte des<br />
Jahres seine Arbeit aufnehmen.<br />
❮Thomas Steiger<br />
<strong>MEDIEN</strong><strong>BULLETIN</strong> LIVE 4.<strong>2017</strong><br />
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