ego Magazin Trier Ausgabe 17
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EinE altE stEintaFEl, agEntEn<br />
und Ein VulkanausBruch<br />
:Föhrener Flugplatz wird zum schauplatz einer spannenden krimi-soap<br />
wClaudia Stephens IClaudia Stephens, Andreas Golz<br />
Das hätte sich die Föhrener Bürgermeisterin Rosi Radant<br />
nicht träumen lassen: Eine spontane Nebenrolle in einem<br />
in <strong>Trier</strong> und um <strong>Trier</strong> produzierten Spielfilm über eine<br />
antike Steintafel, die im Amphitheater in <strong>Trier</strong> entdeckt<br />
wurde. Das sonnige Wetter ist bestens geeignet für diesen<br />
Drehtag und Pilot Uwe Schmidt steuert sicher mit verschiedenen<br />
Insassen und einem Kameramann den Flughafen<br />
an. Aber was hat es nun mit dieser Steintafel auf sich?<br />
Warum sind so viele Leute hinter diesem Artefakt her?<br />
Und wer sind diese syrischen Wissenschaftler, die aufgrund<br />
eines Vulkanausbruches mit der Chartermaschine<br />
auf dem Föhrener Flugplatz landen mussten? Und wer ist<br />
eigentlich Trebeta? All diese spannenden Fragen beantwortet<br />
der Film „TreVirus“, der seit einigen Wochen an<br />
vielen historischen Schauplätzen der Stadt <strong>Trier</strong> gedreht<br />
wird, wie an dem Amphitheater, dem Museum Simeonstift<br />
oder der Porta Nigra. Die Idee zu diesem Film hatte<br />
Stefan Bastians, der auch die Regie führt und mit Flüchtlingen<br />
gemeinsam das Drehbuch geschrieben hat. Wieder<br />
haben junge Migranten ihre eigene Geschichte mit Fiktion<br />
verwoben, so wie schon bei der „Odyssee.16“, ein Musiktheaterprojekt,<br />
das in einem Zirkuszelt im Palastgarten<br />
in <strong>Trier</strong> aufgeführt wurde. Und auch dieses Integrationsprojekt<br />
wird im Wesentlichen durch das Jobcenter<br />
<strong>Trier</strong> gefördert (siehe Infobox 1). Da unsere Gesellschaft<br />
zunehmend auch durch Migration geprägt wird, schaffen<br />
kulturelle Brücken Flüchtlingen einen Zugang zum zunächst<br />
Fremden. Kultur bringt Menschen zusammen, egal<br />
ob über Musik, Theater, Tanz oder wie hier – mit einem<br />
Film. „Entgegen der „Odyssee.16“ wollten die Mitstreiter<br />
des Filmes „TreVirus“ etwas schreiben und spielen,<br />
das nicht direkt mit ihrer Flucht zu tun hat, sondern das<br />
Zusammentreffen zweier Kulturen durch die Form einer<br />
Komödie zeigt,“ beschreibt Stefan Bastians das neue Projekt.<br />
Wer sich schon immer über die vielen Namen im Abspann<br />
eines Hollywoodfilmes wunderte, erfährt bei diesem<br />
Filmprojekt mühelos warum dies so ist. Neben dem<br />
Kameramann Thomas Ch. Weber, einem Profi aus Stuttgart,<br />
der viel für das ZDF ins Bild setzt, Serien wie etwa<br />
„Soko Stuttgart“ oder „Dr. Klein“, und dem Regisseur Stefan<br />
Bastians, braucht ein solcher Film zahllose Mitarbeiter:<br />
Schnitt, Ton, Skriptführer und Continuity, Requisite, Maske,<br />
Kostüme, Location Scout, Musik, Beleuchter, Filmbauten,<br />
um nur einige wenige zu nennen. Und all das übernehmen<br />
die Flüchtlinge, die eigentlich schon Neubürger<br />
geworden sind. OK54, der <strong>Trier</strong>er Bürgersender liefert<br />
dazu Technik und Schnittplätze. Aber zurück zum Inhalt<br />
des Filmes. Eine Steintafel soll beweisen, dass <strong>Trier</strong> vom<br />
assyrischen Königssohn Trebeta gegründet wurde und eigentlich<br />
viel älter ist als angenommen. Hinter diesem Artefakt<br />
ist nun die halbe Stadt her, Politiker, Wissenschaftler,<br />
Historiker, sogar ein US-Agent und eine skurrile Russin.<br />
Wird nun die Geschichte der Stadt <strong>Trier</strong> neu geschrieben?<br />
Die beiden syrischen Wissenschaftler (gespielt von<br />
Nizar Byassi und Sohaib Shawa) ahnen noch nicht, wo der<br />
Weg über den eigens für sie ausgerollten, roten Teppich<br />
hinführt. Die Premiere des Films ist im Dezember in <strong>Trier</strong>,<br />
genaue Termine werden rechtzeitig bekannt gegeben. •<br />
steFan Bastians<br />
Regisseur, Schauspieler,<br />
Integrationsberater<br />
Geboren 1965 in Heilbronn,<br />
Vater von 3<br />
Kindern, studierte<br />
zunächst Pädagogik,<br />
Kunstgeschichte und<br />
Germanistik in Stuttgart,<br />
bevor er 1987<br />
als élève ans Theater<br />
ging. Seit 1989 arbeitete<br />
er als Schauspieler,<br />
inszenierte seit 1995<br />
an verschiedenen Häusern und unterrichtete an der Hochschule<br />
für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart und Szenischen<br />
Unterricht am Musiktheater an der Hochschule Hf-<br />
MDK in Frankfurt. 2015 inszenierte er die große Jazzoper<br />
„Blue Sheets“ im Walzwerk <strong>Trier</strong> mit <strong>17</strong>5 Beteiligten und erarbeitete<br />
2016 mit 30 Flüchtlingen, Künstler wie Handwerker,<br />
das Projekt „ODYSSEE.16“. Im August inszenierte er auch,<br />
als Freilichtspiel gedacht, zum Lutherjahr „Hexenjagd“. Stefan<br />
Bastians lebt seit 2 Jahren mit seiner Lebensgefährtin, einem<br />
Hund und vier Katzen in der Eifel.<br />
12 <strong>ego</strong> N°<strong>17</strong>/20<strong>17</strong><br />
TuFa<br />
Marita WallriCH<br />
Geschäftsführerin des Jobcenters<br />
<strong>Trier</strong> Stadt<br />
EGO // Frau Wallrich,<br />
warum fördert das<br />
Jobcenter in Folge der<br />
Odyssee.16 ein weiteres<br />
Projekt mit Flüchtlingen?<br />
MARITA<br />
WALLRICH //<br />
„Das Filmprojekt<br />
TreVirus ist aus dem<br />
Vorgänger Odyssee.16<br />
entstanden. Für uns ist es selbstverständlich, dass ein solch<br />
erfolgreiches Vorhaben weitergeführt werden muss, das in<br />
beispielloser Art und Weise die Erfahrungen von Flucht und<br />
Vertreibung für ein breites Publikum greifbar macht. Dies gelingt<br />
erst durch die persönliche Geschichte der Menschen hinter<br />
dem Projekt, und das vermittelt TreVirus hervorragend.“<br />
EGO // Worin besteht der Anreiz für Sie, Integration mit künstlerischen<br />
Projekten zu verbinden?<br />
MARITA WALLRICH // „Integration in die Gesellschaft bedeutet<br />
vor allem Integration in den Arbeitsmarkt, denn nur<br />
so können geflüchtete Menschen schnell am Alltagsleben teilhaben.<br />
Gleichermaßen bedeutet eine Teilhabe am kulturellen<br />
Leben auch soziale Teilhabe, und diese unterstützen wir<br />
gerne. Durch künstlerische Projekte können Fähigkeiten und<br />
Kenntnisse entdeckt und geweckt werden, das Selbstbewusstsein<br />
gestärkt und Kontakte zu potentiellen Arbeitgebern und<br />
Unterstützern hergestellt werden. Es hat sich außerdem bewährt,<br />
dass begleitende Arbeitsgelegenheiten zu Sprachkursen<br />
die dort erworbenen Sprachkenntnisse festigen und die<br />
Motivation der Teilnehmer stärken.