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FORMEL E<br />
„ ES WAR EIN<br />
VERRÜCK-<br />
TES RENNEN<br />
MIT VIELEN<br />
CRASHS,<br />
WESHALB<br />
WIR DIE<br />
STRATEGIE<br />
ÄN<strong>DE</strong>RN<br />
MUSSTEN“<br />
Ein Interview mit einem der schnellsten Formel-E-<br />
Fahrer der Welt zu bekommen ist nicht gerade leicht.<br />
Wie bei der Formel 1 ist der Rennkalender fast das<br />
gesamte Jahr über mit Terminen vollgestopft: ein<br />
Dutzend Rennen in neun Städten, von Marrakesch über Mexiko-<br />
Stadt bis Berlin und New York. Als sich <strong>The</strong> <strong>Jaguar</strong> mit dem<br />
23-jährigen Neuseeländer Mitch Evans trifft, stehen schon die<br />
letzten beiden Rennen der Saison an, die innerhalb eines<br />
Wochenendes in Montreal stattfinden, und Evans hofft, für sich<br />
und das Team von Panasonic <strong>Jaguar</strong> Racing noch ein paar<br />
Punkte einzufahren – was ihm tatsächlich auch gelingen soll.<br />
Die erste Teilnahme des <strong>Jaguar</strong> Teams an dieser noch jungen<br />
Rennserie – 2016/17 fand erst die dritte Formel-E-Saison<br />
überhaupt statt – war ein harter, aber auch sehr effektiver<br />
Lernprozess. Evans jedenfalls wirkt aufgeräumt und fokussiert,<br />
als er über die Fortschritte des Teams spricht: „Es gab einige<br />
Höhen und Tiefen. Unser bestes Rennen war sicher in Mexiko,<br />
nicht nur für mich persönlich, sondern für das ganze Team. Es<br />
war ein absolut verrücktes Rennen mit vielen Crashs, sodass wir<br />
unsere Strategie ändern mussten, aber am Ende haben beide<br />
Fahrer ihre bislang beste Platzierung eingefahren.“<br />
Evans errang in Mexiko-Stadt einen harterkämpften vierten<br />
Platz, und auch sein nordirischer Teamkollege Adam Carroll<br />
konnte punkten. Damit tankten sie nicht nur Selbstvertrauen,<br />
sondern eigneten sich auch neue spezielle Fähigkeiten an, die in<br />
der Formel E benötigt werden. Evans meint zwar, ein Formel-E-<br />
Wagen unterscheide sich im Fahrstil nicht sonderlich von der<br />
Formel 1, aber ein Bereich stelle doch eine besondere<br />
Herausforderung dar: wie der Fahrer mit den Energiereserven<br />
umzugehen hat. „Das Energiesparen musst du als Fahrer erst<br />
lernen“, gesteht er ein. „Man muss versuchen, diese komplexe<br />
Technologie für sich zu nutzen, um aus dem Auto das Optimum<br />
herauszuholen. Der Bremsvorgang funktioniert wegen der sehr<br />
schwer zu händelnden Regeneration auf der Hinterachse<br />
vollkommen anders.“<br />
Ähnlich wie die Formel-1-Fahrer, die ihre Reifen durch<br />
einen bestimmten Fahrstil schonen können, um bis zum<br />
nächsten Boxenstopp länger auf der Piste zu bleiben, müssen<br />
Formel-E-Fahrer durch regeneratives Bremsen Energie<br />
generieren. Wer seine Bremstechnik geschickt einsetzt, kann<br />
Energie für bis zu sieben weitere Runden „freisetzen“.<br />
Evans weiter: „Das Ganze hängt vom Ladezustand der<br />
Batterie ab. Bei einer stabilen, gut geladenen Batterie sind<br />
die Bremsen aggressiver, wenn du die Regeneration erhöhst,<br />
aber es geht eben auch mehr Energie wieder zurück in die<br />
Batterie. Es ist also ein Geben und Nehmen. Du musst die<br />
richtige ‚Bremsbalance‘ finden, damit der Wagen möglichst<br />
vorhersehbar und ausgewogen fährt. Unsere Ingenieure<br />
analysieren permanent alle Daten, um eine optimale Leistung<br />
zu garantieren.“<br />
Was Evans aus Fahrersicht neben den besonderen<br />
Herausforderungen hinsichtlich des Fahrstil ebenfalls an der<br />
Formel E begeistert, ist der Leistungsgedanke. „Es nehmen<br />
nur Profis teil, was den Wettbewerben zusätzliches Gewicht<br />
verleiht. Und es gibt vielleicht nur noch einen anderen Wettbewerb<br />
auf der Welt, bei dem alle Fahrer bezahlt werden und<br />
allein aufgrund ihrer Leistung an den Start gehen.“<br />
Schon im zarten Alter von sechs Jahren saß Evans auf einem<br />
Go-Kart, und als Mitglied einer Rennfamilie – sein Vater hält den<br />
neuseeländischen Landgeschwindigkeitsrekord, sein älterer<br />
Bruder fährt V8-Tourenwagen – verfügt er über eine<br />
ausgeprägte Siegermentalität. Schon mit sieben wusste er, was<br />
er konnte: als er die Vereinsmeisterschaft von Mount Wellington<br />
gewann und Jungs hinter sich ließ, die mehrere Jahre älter<br />
waren als er. Es folgte ein steiler Aufstieg. Höhepunkte waren<br />
der Sieg der GP3-Serie 2012 und ein zweiter Platz beim<br />
24-Stunden-Rennen von Le Mans in der Kategorie LMP2 2015,<br />
ehe Evans zu Beginn der Saison 2016/17 zum Formel-E-Team<br />
von Panasonic <strong>Jaguar</strong> Racing stieß.<br />
Wenn er keine Rennen fährt, ist er „ein großer Freund des<br />
Chillens“ – Freunde treffen, mit seinem F-PACE cruisen oder<br />
daheim seine Lieblingsserie Two and a Half Men schauen<br />
(je nach Jahrgang mit Charlie Sheen oder Ashton Kutcher).<br />
Aber schon bald wird er wieder in seinem Fitnessstudio im<br />
Südwesten Londons trainieren, da die vierte Formel-E-Saison<br />
bereits im Dezember in Hongkong startet. Die Entwicklung<br />
des I-TYPE 2 von <strong>Jaguar</strong> ist unterdessen weit gediehen,<br />
weshalb uns Evans mit den enthusiastischen Worten<br />
verabschiedet: „Der Wettbewerb wird nächstes Jahr noch mal<br />
auf ein ganz neues Niveau gehoben. Er wird schneller und<br />
hoffentlich auch noch spannender für die Zuschauer. Wir sind<br />
alle schon sehr aufgeregt.“<br />
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38 THE JAGUAR