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The Jaguar NR 03/2017 - DE

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FORMEL E<br />

„ ES WAR EIN<br />

VERRÜCK-<br />

TES RENNEN<br />

MIT VIELEN<br />

CRASHS,<br />

WESHALB<br />

WIR DIE<br />

STRATEGIE<br />

ÄN<strong>DE</strong>RN<br />

MUSSTEN“<br />

Ein Interview mit einem der schnellsten Formel-E-<br />

Fahrer der Welt zu bekommen ist nicht gerade leicht.<br />

Wie bei der Formel 1 ist der Rennkalender fast das<br />

gesamte Jahr über mit Terminen vollgestopft: ein<br />

Dutzend Rennen in neun Städten, von Marrakesch über Mexiko-<br />

Stadt bis Berlin und New York. Als sich <strong>The</strong> <strong>Jaguar</strong> mit dem<br />

23-jährigen Neuseeländer Mitch Evans trifft, stehen schon die<br />

letzten beiden Rennen der Saison an, die innerhalb eines<br />

Wochenendes in Montreal stattfinden, und Evans hofft, für sich<br />

und das Team von Panasonic <strong>Jaguar</strong> Racing noch ein paar<br />

Punkte einzufahren – was ihm tatsächlich auch gelingen soll.<br />

Die erste Teilnahme des <strong>Jaguar</strong> Teams an dieser noch jungen<br />

Rennserie – 2016/17 fand erst die dritte Formel-E-Saison<br />

überhaupt statt – war ein harter, aber auch sehr effektiver<br />

Lernprozess. Evans jedenfalls wirkt aufgeräumt und fokussiert,<br />

als er über die Fortschritte des Teams spricht: „Es gab einige<br />

Höhen und Tiefen. Unser bestes Rennen war sicher in Mexiko,<br />

nicht nur für mich persönlich, sondern für das ganze Team. Es<br />

war ein absolut verrücktes Rennen mit vielen Crashs, sodass wir<br />

unsere Strategie ändern mussten, aber am Ende haben beide<br />

Fahrer ihre bislang beste Platzierung eingefahren.“<br />

Evans errang in Mexiko-Stadt einen harterkämpften vierten<br />

Platz, und auch sein nordirischer Teamkollege Adam Carroll<br />

konnte punkten. Damit tankten sie nicht nur Selbstvertrauen,<br />

sondern eigneten sich auch neue spezielle Fähigkeiten an, die in<br />

der Formel E benötigt werden. Evans meint zwar, ein Formel-E-<br />

Wagen unterscheide sich im Fahrstil nicht sonderlich von der<br />

Formel 1, aber ein Bereich stelle doch eine besondere<br />

Herausforderung dar: wie der Fahrer mit den Energiereserven<br />

umzugehen hat. „Das Energiesparen musst du als Fahrer erst<br />

lernen“, gesteht er ein. „Man muss versuchen, diese komplexe<br />

Technologie für sich zu nutzen, um aus dem Auto das Optimum<br />

herauszuholen. Der Bremsvorgang funktioniert wegen der sehr<br />

schwer zu händelnden Regeneration auf der Hinterachse<br />

vollkommen anders.“<br />

Ähnlich wie die Formel-1-Fahrer, die ihre Reifen durch<br />

einen bestimmten Fahrstil schonen können, um bis zum<br />

nächsten Boxenstopp länger auf der Piste zu bleiben, müssen<br />

Formel-E-Fahrer durch regeneratives Bremsen Energie<br />

generieren. Wer seine Bremstechnik geschickt einsetzt, kann<br />

Energie für bis zu sieben weitere Runden „freisetzen“.<br />

Evans weiter: „Das Ganze hängt vom Ladezustand der<br />

Batterie ab. Bei einer stabilen, gut geladenen Batterie sind<br />

die Bremsen aggressiver, wenn du die Regeneration erhöhst,<br />

aber es geht eben auch mehr Energie wieder zurück in die<br />

Batterie. Es ist also ein Geben und Nehmen. Du musst die<br />

richtige ‚Bremsbalance‘ finden, damit der Wagen möglichst<br />

vorhersehbar und ausgewogen fährt. Unsere Ingenieure<br />

analysieren permanent alle Daten, um eine optimale Leistung<br />

zu garantieren.“<br />

Was Evans aus Fahrersicht neben den besonderen<br />

Herausforderungen hinsichtlich des Fahrstil ebenfalls an der<br />

Formel E begeistert, ist der Leistungsgedanke. „Es nehmen<br />

nur Profis teil, was den Wettbewerben zusätzliches Gewicht<br />

verleiht. Und es gibt vielleicht nur noch einen anderen Wettbewerb<br />

auf der Welt, bei dem alle Fahrer bezahlt werden und<br />

allein aufgrund ihrer Leistung an den Start gehen.“<br />

Schon im zarten Alter von sechs Jahren saß Evans auf einem<br />

Go-Kart, und als Mitglied einer Rennfamilie – sein Vater hält den<br />

neuseeländischen Landgeschwindigkeitsrekord, sein älterer<br />

Bruder fährt V8-Tourenwagen – verfügt er über eine<br />

ausgeprägte Siegermentalität. Schon mit sieben wusste er, was<br />

er konnte: als er die Vereinsmeisterschaft von Mount Wellington<br />

gewann und Jungs hinter sich ließ, die mehrere Jahre älter<br />

waren als er. Es folgte ein steiler Aufstieg. Höhepunkte waren<br />

der Sieg der GP3-Serie 2012 und ein zweiter Platz beim<br />

24-Stunden-Rennen von Le Mans in der Kategorie LMP2 2015,<br />

ehe Evans zu Beginn der Saison 2016/17 zum Formel-E-Team<br />

von Panasonic <strong>Jaguar</strong> Racing stieß.<br />

Wenn er keine Rennen fährt, ist er „ein großer Freund des<br />

Chillens“ – Freunde treffen, mit seinem F-PACE cruisen oder<br />

daheim seine Lieblingsserie Two and a Half Men schauen<br />

(je nach Jahrgang mit Charlie Sheen oder Ashton Kutcher).<br />

Aber schon bald wird er wieder in seinem Fitnessstudio im<br />

Südwesten Londons trainieren, da die vierte Formel-E-Saison<br />

bereits im Dezember in Hongkong startet. Die Entwicklung<br />

des I-TYPE 2 von <strong>Jaguar</strong> ist unterdessen weit gediehen,<br />

weshalb uns Evans mit den enthusiastischen Worten<br />

verabschiedet: „Der Wettbewerb wird nächstes Jahr noch mal<br />

auf ein ganz neues Niveau gehoben. Er wird schneller und<br />

hoffentlich auch noch spannender für die Zuschauer. Wir sind<br />

alle schon sehr aufgeregt.“<br />

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38 THE JAGUAR

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