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LE MANS 1957<br />
250.000 Zuschauer sehen 1957 den<br />
spektakulären Sieg des D-Type<br />
„Number 3“ vom Team Ecurie Ecosse<br />
beim berühmten Rennen von Le Mans<br />
Als der Mechaniker Ron Gaudion und seine Kollegen<br />
vom Team Ecurie Ecosse 1957 in Cherbourg ihre<br />
D-Type von der Fähre fuhren, schallte es ihnen<br />
allenthalben entgegen: „Vive la <strong>Jaguar</strong>! Vive la<br />
<strong>Jaguar</strong>!“ Der Australier erinnert sich: „Auf dem gesamten<br />
Weg von Cherbourg nach Le Mans standen Menschen an der<br />
Straße oder lehnten sich aus den Fenstern. Groß und klein<br />
kamen angerannt, um die Autos anzufassen und uns Fragen zu<br />
stellen. Es war ein sehr bewegender Moment, und das Tage<br />
vor dem eigentlichen Rennen.“<br />
Alle Welt kannte damals den <strong>Jaguar</strong> D-Type. Die vom Flugzeugbau<br />
inspirierte selbsttragende Struktur, eine Entwicklung<br />
des Designers Malcolm Sayer, stand im radikalen Gegensatz<br />
zu den Wagen der Konkurrenz und bot eine überragende<br />
Aerodynamik. „Das Fahrzeug war genau auf Le Mans zugeschnitten“,<br />
sagt Andy Wallace, leitender Testfahrer bei <strong>Jaguar</strong><br />
Land Rover Classic. Er muss es wissen – denn Wallace selbst<br />
fuhr den D-Type bei der Le Mans Classic 2016 zum Sieg. „Er<br />
hat unglaubliche Qualitäten. Die Konstruk tion ist einfach überragend.<br />
Auf geraden Strecken ist der Wagen extrem schnell,<br />
was in Le Mans mit seiner langen Geraden von großem Vorteil<br />
ist.“ Dank seines einzigartigen Designs konnte der D-Type die<br />
24-Stunden-Rennen 1955 und 1956 für sich entscheiden.<br />
Aber niemand vermochte zu ahnen, was 1957 geschehen<br />
würde. Ende 1956 hatte <strong>Jaguar</strong> beschlossen, sein Werksteam<br />
vom Motorrennen abzuziehen. Dennoch machten sich 1957<br />
fünf privat eingesetzte D-Type in vier verschiedenen Teams<br />
auf den Weg nach Le Mans. Zwei gehörten zum kleinen Team<br />
Ecurie Ecosse, das der frankophile Schotte David Murray<br />
Anfang der 1950er Jahre gegründet hatte. Das landete 1956<br />
einen Überraschungserfolg, als sein D-Type das Rennen<br />
gewann und das Werksteam von <strong>Jaguar</strong> auf die Plätze verwies.<br />
Doch trotz dieses Erfolges waren die Erwartungen im Jahr<br />
darauf eher verhalten. „Wir waren, was unsere Aussichten<br />
betrifft, ziemlich entspannt, vor allem weil die großen Herstellerteams<br />
von Ferrari, Aston Martin und Maserati einen extrem<br />
guten Eindruck machten“, sagt Gaudion, der zunächst Mechaniker<br />
beim Werksteam von <strong>Jaguar</strong> war, ehe er 1956 zu Ecurie<br />
Ecosse wechselte.<br />
Besonders stark schien Maserati mit seinem 450S zu sein,<br />
Spitzname: „Bazooka“. Zu den Fahrern gehörten Stirling<br />
Moss und der großartige Juan Manuel Fangio. Und auch auf<br />
der Piste zeigten die Maseratis und Ferraris grandiose<br />
Leistungen. So gelang Fangio die schnellste Einzelrunde des<br />
gesamten Jahrzehnts.<br />
Als es beim Führungswagen von Ecurie Ecosse am Vorabend<br />
des großen Rennens eine Fehlzündung gab, mussten Gaudion<br />
und seine beiden Kollegen die ganze Nacht an dem Wagen<br />
„ DIE ATMOSPHÄRE WAR<br />
EINFACH FANTASTISCH –<br />
MAN SPÜRTE FÖRMLICH,<br />
WIE DIE LUFT KNISTERT“<br />
FOTOS: KLEMANTASKI COLLECTION / KONTRIBUTOR / GETTY IMAGES; PRIVAT<br />
44 THE JAGUAR