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<strong>The</strong> <strong>Jaguar</strong> Club<br />
FÜR <strong>DE</strong>N STILVOLLEN RENNFAHRER<br />
ANDY<br />
WALLACE<br />
Für Andy Wallace öffnete sich eine<br />
neue Welt, als er zum ersten Mal<br />
Runden in einem <strong>Jaguar</strong> XJR-9 drehte.<br />
Der Brite zählt zu den weltweit<br />
besten Fahrern von<br />
Sportwagen-Prototypen<br />
TEXT: GEOFF POULTON<br />
I L LU S TR ATION:<br />
MICHAEL DARLING<br />
Schon als Teenager war Andy Wallace ein Rennsport-Fan. Regel mäßig<br />
radelte er drei Stunden von seinem Elternhaus in Oxford nach Silverstone.<br />
Wenn am Wochenende Rennen stattfanden, stand er früh<br />
auf, machte sich ein paar Sandwiches und sprang aufs Rad. „Meist hat es<br />
in Strömen geregnet, aber das war mir egal“, erinnert er sich. „Hauptsache,<br />
ich war beim Rennen.“<br />
Sein Vater führte seinen Sprössling in die Welt des Autorennens ein.<br />
Als Andy zehn Jahre alt war, reisten beide per Bus nach Frankreich, um das<br />
24-Stunden-Rennen von Le Mans zu sehen. Dieses Erlebnis prägte Andy,<br />
und obwohl er danach viel herumgekommen ist, nahm die Rennstrecke von<br />
Le Mans immer einen besonderen Platz in seinem Herzen ein. Zum 15. Geburtstag<br />
schenkten seine Eltern ihm eine Unterrichtsstunde an der Jim<br />
Russell Racing School. Von da ab hatte Andy endgültig Blut geleckt, und er<br />
begann mit der Planung einer Karriere als Autorennfahrer. Er benutzte die<br />
1967 gegründete Nachwuchs-Plattform Formel Ford als Einsteigerklasse<br />
und arbeitete hart, um sich ein Auto zu kaufen. „Zur gleichen Zeit besuchte<br />
ich so viele Rennen wie möglich, beobachtete die Fahrer und schrieb mir<br />
die besten Rundenzeiten auf“, erzählt Andy.<br />
Sein Einsatz zahlte sich aus. 1980, als er 19 Jahre alt war, gewann Andy<br />
bereits in seiner ersten Saison die Formel-Ford-Meisterschaft. Mit Hilfe von<br />
Formel Ford arbeitete er sich nach oben und wurde 1986 britischer Formel 3<br />
Champion. „Der nächste Schritt nach oben wäre die Formel 1 gewesen“, sagt<br />
er. „Mir wurden auch Plätze in zwei Teams angeboten, aber ich konnte mir<br />
das Training einfach nicht leisten. Ich hätte $ 600.000 gebraucht.“ Nach seinem<br />
Sieg beim F3 Macau Grand Prix 1986 kam Andys Karriere ins Stocken,<br />
bis er den niederländischen Fahrer Jan Lammers traf. Lammers sollte in der<br />
nächsten Rennsaison für das TWR-<strong>Jaguar</strong> Team starten, aber es wurde noch<br />
ein Fahrer gesucht – und zwar für Le Mans. Hätte Andy eventuell Interesse?<br />
„Und ob ich das hatte! Bald kamen meine ersten Testfahrten. Als ich das erste<br />
Mal in den XJR-9 stieg, schlotterten mir die Knie. Ich war an ein Tempo von<br />
höchstens 160 mph (257 km/h) gewöhnt. Da sind 320 km/h schon was ganz<br />
anderes, und bei 380 km/h fängt der Spaß erst richtig an. Ich hatte ja bisher<br />
nur offene Einsitzer gefahren, und der geschlossene XJR-9 kam mir riesig vor.<br />
Ich fühlte mich wie in einer Rakete.“<br />
Aber Andy gewöhnte sich rasch an seinen <strong>Jaguar</strong>, und seine Schnelligkeit<br />
und Beständigkeit überzeugten das Team. Nach nur drei Rennen gewann<br />
er mit Jan Lammers und Johnny Dumfries im XJR-9 (7 l) in Le Mans. Das<br />
war 1988 – der erste Sieg von <strong>Jaguar</strong> seit 1957. „Ich hatte ein ganz eigenartiges<br />
Gefühl, nachdem wir gewonnen hatten“, meint Andy, wie immer<br />
bescheiden. „Das lag wohl daran, dass ich total erschöpft war. Es dauerte<br />
eine Weile, bis ich mich freuen konnte.“<br />
Andy knüpfte an seinen Erfolg an und wurde einer der führenden<br />
Renn fahrer für Prototypen der Sportwagenklasse. 1990 gewann er in einem<br />
<strong>Jaguar</strong> XJR-12D das 24-Stunden-Rennen von Daytona. Zwei weitere Siege<br />
auf dieser Rennstrecke folgten; außerdem gewann er das 12-Stunden-Rennen<br />
von Sebring. Heute ist der Brite Cheftester bei <strong>Jaguar</strong> Land Rover Classic. Er<br />
testet klassische Oldtimer und gibt dann seine Erfahrungen an die<br />
neuen Besitzer weiter. „Es ist eine Ehre für mich, Modelle wie<br />
den E-Type und den XKSS auf Herz und Nieren zu testen.<br />
Diese Arbeit ist ein schöner Kontrast zum Fahren moderner<br />
Rennwagen.“ Hat er etwa sein Rennfieber verloren?<br />
Andy schmunzelt. „Keineswegs“, sagt er und weist darauf<br />
hin, dass er im letzten Jahr bei der Le Mans Classic mit einem<br />
D-Type in seiner Kategorie gewonnen hat. „Wer einmal<br />
vom Rennfieber besessen ist, der wird es nie wieder los.“<br />
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