Dez. 2017 / West

SEKTION
«Für Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer
ist der Vorsorgeauftrag zwingend»
Informative Referate beim Herbstanlass des HEV Region Grenchen.
Eine grosse Anzahl Mitglieder und
Gäste des HEV Grechen fand sich
im Parktheater Grenchen ein, um
den beiden Vorträgen zum Thema
«Vorsorgeauftrag» zuzuhören. In
einem Punkt waren sich alle einig:
Dieses Thema hat besonders
auch für Hauseigentümerinnen und
Hauseigentümer nachhaltige Bedeutung.
Nachdem der Vorstand des HEV Grenchen
letztes Jahr im Herbst einen Ausflug (in die
Brauerei Feldschlösschen und nach Bad
Säckingen) organisiert hatte, stand dieses
Jahr wieder ein Herbstanlass mit Vorträgen
zu einem wichtigen Thema auf dem
Programm. «Der Vorsorgeauftrag zwecks
Selbstbestimmung in schwierigen Zeiten»
lautete der vollständige Titel des Themenabends.
«KESB entscheidet alles»
Eingeleitet wurde dieser durch Mario
Chirico, Rechtsanwalt und Notar sowie
Präsident des HEV Grenchen. Nach der
Begrüssung der Mitglieder und Gäste kam
er zum Thema, welches ihm aus seinem
Berufsalltag bestens vertraut ist. Die Ausgangslage
beschrieb er den Zuhörerinnen
und Zuhörern so: «Eine Krankheit, ein Unfall
oder das Alter können die Urteilsfähigkeit
eines Menschen drastisch einschränken.
Dann kann es sein, dass die Kinder- und
Erwachsenenschutzbehörde (KESB) das
Steuer übernimmt und fortan über das Leben
eines Menschen bestimmt.»
Persönliche Entscheide etwa bei der Wahl
der Ärzte oder der Art der Pflege, Entscheide
über Veränderungen an einem
Haus – oder auch dessen Verkauf – oder
Entscheide, die ein noch vorhandenes
Geschäft betreffen – bei all diesen Punkten
rede die KESB mit und entscheide am
Ende, was zu geschehen habe.
Am besten notariell beglaubigt
Chirico machte klar, dass es nicht darum
gehe, über die KESB und deren Vertreterinnen
und Vertretern zu schimpfen. Diese
würden bloss ihre vom Gesetz aufgetragene
Arbeit machen. Vielmehr müsse die
Eigenverantwortung spielen, indem ein
Vorsorgeauftrag aufgesetzt würde, welche
alle Unklarheiten regle, falls jemand nicht
mehr selber handlungsfähig sei. Schliesslich
wies Chirico darauf hin, dass ein Vorsorgeauftrag
handschriftlich abgefasst
werden könne. Daraus müsse hervorgehen,
wer im Falle einer Handlungsunfähigkeit
die Entscheidungsgewalt übernehmen
würde. Bequemer und sicherer sei es aber,
einen Notar beizuziehen, der den Vertrag
aufsetze und notariell beglaubige.
Handlungsspielraum eingeschränkt
Tobias Weber, lic. iur und Notar, von Beruf
Erbschaftsberater bei der Credit Suisse
(Schweiz) AG in Bern nahm den Faden
von Chirico auf und unterstrich nochmals
die Bedeutung, dass klar geregelt werden
sollte, wer für einen Menschen Entscheidungen
treffen dürfe. Weber zeigte auf,
dass es auch für die Bankgeschäfte äusserst
wichtig sei, dass jederzeit klar geregelt
sei, wer zum Beispiel Überweisungen
von einem Konto auslösen könne. Weber:
«Ist erst einmal die KESB involviert, ist der
Handlungsspielraum eingeschränkt. Die
Geldangelegenheiten werden oft viel komplizierter
und dauern deutlich länger.»
Das Publikum hatte zum Schluss Gelegenheit,
den beiden Fachleuten Fragen zu
stellen. Dabei zeigte sich, dass das Thema
viele Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer
nachhaltig beschäftigt.
M.E.
Die beiden Referenten Mario Chirico (ganz
oben) und Tobias Weber.
Links: Grosse und interessierte Zuhörerschar
beim Herbstanlass des HEV Grenchen im
Parktheater Grenchen.
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