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Januar 2018 - coolibri Dortmund

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ALBEN<br />

N I G H T M A R E S O N W A X<br />

F E I N E S A H N E F I S C H F I L E T<br />

C A L E X I C O<br />

Shape The Future<br />

Inspiriert von zahllosen DJ-Sets und Studio-Sessions<br />

in unterschiedlichen Ecken der Welt, untermauert<br />

das Kollektiv Nightmares On Wax<br />

noch immer, dass sie in Sachen innovativer<br />

Groove-Musik die Nase im Wind tragen. Sie verschmelzen<br />

futuristische Beats mit Soul, Dub<br />

Tec und Hip Hop zu einem eigenen Fusion-<br />

Sound. „Die Arbeit an diesem Album war in vielerlei<br />

Hinsicht eine Reise“, sagt Nightmares-<br />

Mastermind George Evelyn. Das sind Ferien im<br />

Innersten der Seele. Wie in Echtzeit werden tagtägliche<br />

Herausforderungen in Taschen und<br />

Koffer verpackt. Mit dem neuesten Sound-Update<br />

wird die Ausnahmestellung in der elektronischen<br />

Musiklandschaft von Nightmares on Wax<br />

ganz dick unterstrichen. Warp/Rough Trade<br />

Sturm & Dreck<br />

Von Schauspieler Charly Hübner über Rocko<br />

Schamoni bis hin zu Jan Böhmermann können<br />

sich eine Vielzahl an prominenten Unterstützern<br />

auf diese Mecklenburger Ska-Punks einigen.<br />

Mit dem fünften Album servieren sie einen<br />

derben Wackelpudding. Der Song „Angst frisst<br />

Seele auf“ ist eine rumpelnde Fassbinder-Hommage<br />

mit Straßenköter-Gesang, „Zuhause“ vereint<br />

hymnischen Oi-Punk mit Schremmelgitarren<br />

und „Dreck der Zeit“ liefert ausufernden<br />

Ami-Hardcore. Mit Herz und Havarie entwirft<br />

Sänger Monchi dazu räudige Texte, die zwischen<br />

Jungsphantasien, Trinkspielen und Antifaschismus<br />

angesiedelt sind. Das Album funktioniert<br />

wie eine Backpfeife: Es dauert, bis der<br />

Schmerz nachlässt. Audiolith/Broken Silence<br />

The Thread That Keeps Us<br />

Amerika ist nicht erst seit Donald Trump das<br />

Land der begrenzten Unmöglichkeiten. Kein anderer<br />

US-Bundesstaat versinnbildlicht den Selfmade-Tellerwäscher-Traum<br />

so sehr wie Kalifornien.<br />

Klimaprobleme, Waldbrände und Armut stehen<br />

dort im krassen Gegensatz zu Klischee-Bildern<br />

mit Palmen und Hollywood-Glamour. An<br />

der nordkalifornischen Küste haben Calexico<br />

den Vibe der Zeit eingefangen und daraus ihr<br />

neuestes Album geformt. Sie klingen nicht mehr<br />

so Americana-lastig wie auf früheren Platten.<br />

Mit Songwriter-Weisen, die manchmal an Tom<br />

Petty, R.E.M. oder Bruce Springsteen erinnern,<br />

ist so eine traurige Bestandsaufnahme über die<br />

unerträgliche Dummheit des menschlichen Daseins<br />

gelungen. City Slang/Universal<br />

E R I C C O H E N<br />

B L A C K S P A C E R I D E R S<br />

T H E G R E A T F A U L T S<br />

III<br />

Die Düsterrocker aus Norddeutschland durchpflügen<br />

die Rockgeschichte, klauen das Beste<br />

aus der Rockmusik und setzen es zu einem galligen<br />

Rock-Monster zusammen. Hier treffen Gitarrenbretter<br />

von The Cult, AC/DC, Social Distortion<br />

oder Leatherface auf deutschsprachige<br />

Glenn Danzig-Lyrics, die mal an Geistergeschichten<br />

in Groschenromanen erinnern und<br />

mal um die Ecke gedachten NDW-Charme entfalten.<br />

Hier wird das Böse wie ein quietschendes<br />

Gummiskelett stilisiert. Papp-Zombies belagern<br />

dazu das Kopfkino und das Grauen knarzt so<br />

trashig dazu, wie die klappernden Sargdeckel in<br />

alten Edgar Wallace-Verfilmungen. Klaus Kinski<br />

hätte diese Platte geliebt. RNR/Rough Trade<br />

Amoretum Vol. 1<br />

Der musikalische Vibe ist düster und angsterfüllt.<br />

Das ist überall auf der Welt ein gesellschaftlicher<br />

Dauerzustand. Die Menschlichkeit<br />

wird zu einer leeren Worthülle, wenn Mitbürger<br />

lieber Unfälle filmen, statt Rettungsgassen zu<br />

bilden. Mit fast unzähligen Einflüssen erschaffen<br />

die Münsterländer Metalheads einen musikalischen<br />

Autounfall mit viel Horror. Wie in einer<br />

utopischen Jamaika-Koalition treiben vier<br />

Grundkräfte ihr Unwesen: Psychedelic, Death<br />

Metal, Progrock und Dark Wave sind die ungleichen<br />

Bestandteile, die zu einer Musik-Regierung<br />

zusammen geschüttelt werden. Oft ist es eben<br />

doch möglich, das Unvorstellbare aus dem Hut<br />

zu zaubern. Black Space/Cargo Records<br />

Freak In / Freak Out<br />

Verlässlich genervt, schlecht gelaunt und unglaublich<br />

gestresst scheint der Mensch in der<br />

Mitte von Nirgendwo zu sein, da bleibt keine Zeit<br />

für Swingtime und Kitsch-Rock? Fehlanzeige!<br />

Denn hier rollen die beiden Youngster von The<br />

Great FAULTS den Teppich neu auf und bringen<br />

Blumentapeten, Porzellanfigürchen und eine<br />

elegant dahin gehämmerte Rockvision mit zu<br />

Kaffee und Kuchen. Die Jungs stammen aus<br />

Mülheim und denken mit souligem Gesang und<br />

melodischem Garagenpunk die Spur The Black<br />

Keys oder White Stripes weiter: Aufrichtig, herzzerreißend,<br />

lässig und warm. Zehn zarte Liedchen<br />

auf ungeradem Rockbeton, die herrlich<br />

scheppern und wackeln. Supermusic/Alive<br />

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