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Januar 2018 - coolibri Dortmund

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TRAUT EUCH!<br />

Elena Böker ist freie Traurednerin. Mit ihrer Agentur „Traufräulein“ plant<br />

sie zudem auch deutschlandweit Hochzeiten. Angefangen hat sie als<br />

Eventmanagerin in verschiedenen Firmen, bis sie selber eine Familie<br />

gründete und sich für die flexiblere Selbstständigkeit entschied. Tossia<br />

Corman sprach mit der sympathischen Frau aus Remscheid über ihre<br />

erste Trauung, besonders emotionale Momente und eine Hochzeit, bei<br />

der fast alles schiefging.<br />

Gibt es eine Ausbildung zur Traurednerin?<br />

Ich habe eine Weiterbildung zur Hochzeitsplanerin<br />

bei der IHK gemacht. Im gleichen<br />

Schritt habe ich auch einen Lehrgang zur<br />

freien Rednerin besucht. Damals war mir<br />

die freie Trauung noch gar nicht so bekannt.<br />

Da ich selber kirchlich geheiratet habe und<br />

auf vielen kirchlichen Hochzeiten war, fand<br />

ich diese neue Möglichkeit total spannend.<br />

Schon im ersten Jahr meiner Selbstständigkeit<br />

war die Nachfrage nach freien Trauungen<br />

unheimlich groß, sodass nun rund 80<br />

Prozent meiner Aufträge Traureden sind.<br />

Wie bereitest du dich auf eine Trauung vor?<br />

Das Schreiben der Rede ist schon eine sehr<br />

gute Vorbereitung auf die Trauung, denn ich<br />

schreibe eine Geschichte über das Brautpaar<br />

und den gemeinsamen Weg. Ziel ist dann, die<br />

Rede möglichst frei vorzutragen und deshalb<br />

versuche ich die Geschichte auch möglichst<br />

gut zu verinnerlichen.<br />

Wie läuft der Kontakt zu den Paaren?<br />

Die meisten Paare kommen auf mich zu und<br />

wir lernen uns bei einem Kaffee erst einmal<br />

kennen. Ganz wichtig ist, dass die Chemie<br />

stimmt, denn immerhin erzählen sie mir viele<br />

persönliche Details - und nicht nur die Schönen.<br />

Vier Monate vor der Hochzeit ist dann<br />

das Traugespräch, was für mich die Grundlage<br />

ist, um die Rede zu schreiben. Das Traugespräch<br />

dauert 2-3 Stunden, in denen man<br />

sich intensiv kennenlernt. Im Anschluss nehme<br />

ich noch Kontakt zu verschiedenen Familienmitgliedern<br />

und Freunden des Brautpaares<br />

auf, um die Geschichte der beiden auch<br />

noch einmal aus einer anderen Perspektive<br />

kennenzulernen. Darüber hinaus halte ich<br />

eigentlich das ganze Jahr mit meinen Brautpaaren<br />

und auch den Trauzeugen Kontakt<br />

über WhatsApp.<br />

Erinnerst du dich noch an deine erste Trauung?<br />

Ich erinnere mich noch genau an meine<br />

erste Trauung. Es war eine ganz wundervolle<br />

Location in Wiesbaden und ein ganz<br />

bezauberndes Brautpaar. Die Familie war<br />

total engagiert und wollte unbedingt Teil der<br />

Trauzeremonie sein. So habe ich mir schon<br />

Wochen vorher gemeinsam mit ihnen verschiedene<br />

Rituale überlegt. Eigentlich war<br />

das eine Trauung, wie ich sie mir immer wünschen<br />

würde. Von Lachen bis Weinen war<br />

alles dabei. Und neben dem Ja-Wort waren<br />

die Beiträge der Familien ein emotionaler<br />

Höhepunkt.<br />

Ist auch schon Mal so richtig was schiefgegangen?<br />

In diesem Jahr hatte ich eine Trauung am<br />

Strand in Holland und da ist so ziemlich alles<br />

schiefgegangen, was schiefgehen kann. Es<br />

war so windig, dass mir ständig das Mikrofon<br />

weggeflogen ist. Das Brautpaar und die<br />

Gäste haben gefroren, weil es während der<br />

Trauung angefangen hat leicht zu regnen.<br />

Weil der Wind mir ständig die Seiten umschlug,<br />

musste ich einige Textstellen improvisieren.<br />

Das Brautpaar hatte sich als Ritual<br />

das „Ringe wandern“ ausgesucht. Dabei werden<br />

die Ringe durch die Stuhlreihen gereicht<br />

und alle Gäste dürfen diese noch einmal vor<br />

dem Ringwechsel berühren. Das soll Glück<br />

bringen. Dabei sind die Ringe in den Sand<br />

gefallen und wir mussten erstmal suchen. Als<br />

krönender Abschluss hat dann beim Ja-Wort<br />

noch eine Möwe die Brautmutter mit einem<br />

Treffer auf die Schulter beglückt. Trotzdem<br />

war auch das eine tolle Trauung, die positiv<br />

in Erinnerung bleibt.<br />

Hast du auch schon gleichgeschlechtliche<br />

Paare getraut?<br />

Ich habe schon mehrere gleichgeschlechtliche<br />

Paare getraut und eigentlich gibt es<br />

überhaupt keinen Unterschied. Beim Einzug<br />

werden die klassischen Parts von Mann und<br />

Frau verteilt oder das Brautpaar zieht gemeinsam<br />

ein. Lediglich von einigen gleichgeschlechtlichen<br />

Brautpaaren zu hören, wie<br />

intolerant unsere Gesellschaft heute teilweise<br />

immer noch ist - und das auch teilweise in<br />

der eigenen Familie- hat mich negativ beeindruckt.<br />

Da werde ich mit meinen Worten in<br />

der Rede auch immer ziemlich deutlich.<br />

traufraeulein.de<br />

Fotos: rockmitring<br />

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