WEB_Eifel aktuell_Dezember_2017_Nr.54_SG2
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>Eifel</strong><br />
Foto: bvl<br />
Wenn Kaltblutpferde mehr als nur ein Hobby sind<br />
Bernhard Ungermann – zwischen Holzrücken und Planwagenfahren<br />
Höfen.<br />
Zuerst kommt meine Familie und an zweiter Stelle kommen meine<br />
Pferde und Kutschen“, erklärt Bernhard Ungermann, auf den<br />
Stellenwert seiner Leidenschaft angesprochen. „Stimmt nicht!“,<br />
schallt es prompt aus der Küche. Seine Frau Katharina hat dazu eine<br />
ganz eigene Meinung. „Wenn meine Frau mich vor die Wahl stellen würde: ich<br />
oder meine Pferde, dann müsste sie sich ein neues Zuhause suchen“, entgegnet<br />
der etwas unter Druck geratene Ehemann schlagfertig, aber augenzwinkernd.<br />
Immerhin stehen acht Pferde im Ungermannschen Stall. Sieben Holländische<br />
Kaltblüter und eine belgische Ardenner Stute. Das sind nicht gerade wenig<br />
Pferde! „Da meine Pferde etwas mehr sind, als nur ein Hobby und sie deshalb<br />
auch etwas Geld einspielen müssen, ist meine Beschäftigung mit ihnen eher<br />
ein familiäres Nebengewerbe“, so Bernhard Ungermann weiter. Die kraftvollen<br />
Tiere müssen deshalb auch schon mal Holz im Wald rücken und - quasi zur<br />
Entspannung - Planwagen und Kutschen ziehen. Beim Aufzählen seiner acht<br />
Pferde muss er nicht lange überlegen: Richard (8 J.), Melli (9 J.), Aron (7 J.), Ivo<br />
(7 J.), Nico (6 J.), Milo (4 J.), Maja (5 Monate) und Alex (3 J.) wurden alle bis auf<br />
Fohlen Maja als junge Pferde beim Züchter gekauft.<br />
Das „Pferdefi eber“ erfasste Bernhard Ungermann als 9-jährigen Jungen,<br />
der zu dieser Zeit auf dem elterlichen Nebenerwerbshof in Höfen mit einer<br />
Handvoll Kühen lebte. Selbstverständlich mussten er und sein Bruder Georg<br />
nach der Schule mithelfen. Vater Hugo schenkte seinen beiden Jungs einmal<br />
zu Weihnachten ein Fohlen – ganz zur Freunde von Bernhard, aber nicht unbedingt<br />
zur Freunde Georgs. „Dieses Nichtinteresse an Pferden hat sich Georg bis<br />
heute bewahrt“, schmunzelt Bernhard.<br />
Hinsichtlich des Umgangs mit Pferden entwickelte er sich völlig anders: dieses<br />
Fohlen Flicka blieb sein kurzes Leben lang stets der Augapfel des kleinen<br />
Bernhards. Nach dieser, leider nur 4-jährigen, gemeinsamen Zeit, erfüllte<br />
sich der 17-jährige Bernhard einen großen Traum und kaufte sich sein erstes,<br />
eigenes Reitpferd. Mit „Koran“ absolvierte er im Raum Aachen und Nordeifel<br />
zahlreiche kleinere Springreitturniere in der Klasse A, bei denen er auch einige<br />
1. und 2. Plätze sowie andere gute Platzierungen errang.<br />
Schnell gründete der Höfener Pferdefreund eine eigene Familie. Die drei Kinder,<br />
die das Licht der Welt erblickten, änderten auch seine Einstellung zu seinem<br />
Hobby und er brach seine Leidenschaft fürs Springreiten aus Vernunft ab. Ein<br />
bis zwei Jahre später entdeckte er neben dem Reiten und aus der Notwenigkeit<br />
heraus, Holz aus dem Wald zu holen, seine neue Passion: das Kutschfahren.<br />
Holzrücken gehört bis heute auf den Stundenplan – wenn auch nur 2-3 Mal im<br />
Winter. Ein Planwagen und eine Kutsche (Wagonette), ein Pferdetransporter, ein<br />
Stall am Haus – und jede Menge Weiden sind für einen reibungslosen Ablauf<br />
natürlich Pfl icht. Mitte der 1990er Jahre fi ng Familie Ungermann an, organisierte<br />
Planwagen- und Kutschfahrten anzubieten. Seither konnte sich Bernhard<br />
Ungermann diesbezüglich einen guten Namen machen. Anfänglich, bis zur<br />
Scheidung, lief der Nebenerwerb auf den Namen seiner 1. Frau. Später, nach<br />
seiner zweiten Heirat, auf den Namen seiner jetzigen Frau Katharina, mit der er<br />
nun seit über 10 Jahren glücklich verheiratet ist. Besonders freut sich der Papa,<br />
dass seine Kinder Patrick, Janine und Yvonne in Sachen Pferde ganz nach ihm<br />
geraten sind.<br />
In 22 Jahren Kutschfahrten erlebt man so einiges. Besonders an seine Teilnahme<br />
beim weltbekannten Aachener CHIO, als er seine Kaltblüter mit landwirtschaftlichem<br />
Gerät präsentieren konnte, erinnert er sich sehr gerne. „Man kann sich<br />
das nicht vorstellen, wie sich das anfühlt, wenn man in diese riesige Arena<br />
mit 10 000 Menschen einfährt und den brausenden Applaus erlebt“, schwärmt<br />
Ungermann, der auch 1. Vorsitzender der Kaltblutfreunde Aachen ist.<br />
Ein besonderes Highlight erlebte er im letzten Jahr. Obschon er seit vielen<br />
10