buch aktuell Winter 2017/2018
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Krimi/Thriller<br />
Ein Türke im tiefsten Bayern<br />
Spätestens seit die Buchreihe mit Tim Seyfi in der Hauptrolle für das Fernsehen verfilmt<br />
wird, ist „Kommissar Pascha“ aus der deutschen Krimiszene nicht mehr wegzudenken.<br />
Der raubeinige Münchner Ermittler führt seine SOKO Migra mit Stil und harter Hand.<br />
Su Turhans Protagonist Zeki Demirbilek alias<br />
Kommissar Pascha leitet die SOKO Migra. Er<br />
und sein Team, darunter der urbayerische<br />
Polizist Pius Leipold, ermitteln in Mordfällen,<br />
bei denen die Opfer einen Migrations hintergrund<br />
haben. Drei Fragen an den Autor:<br />
Woher haben Sie die Ideen zu Ihren Romanen?<br />
Das ist sehr unterschiedlich bei mir. Das kann ein müder<br />
Blick einer Frau in der U-Bahn sein, der mich unvermittelt<br />
trifft. Oder ein Bauchtanzkurs, den meine<br />
Tochter in der Schule besucht hat, der mich auf die<br />
Idee zu „Kruzitürken“ führte. Ein Foto. Ein Albtraum,<br />
ein schöner Traum. Bewusst herbeigeführt<br />
habe ich eine Idee, als ich auf der Wiesn bei<br />
den Abräumarbeiten stundenlang einfach nur<br />
da saß und nachdachte, bis ich in Gedanken<br />
jemanden mit Kaftan über die Theresienwiese<br />
laufen sah. Daraus entstand „Anstich“.<br />
Doch mit Ideen allein komme ich nicht weit.<br />
Sie sind meist Startpunkt für eine Geschichte,<br />
nicht mehr. Meine schriftstellerische Aufgabe ist<br />
es, genau diese Idee zu verstecken, den Leser mit<br />
den Figuren und der Handlung zu packen. Ideen<br />
begreife ich als den Tropfen, der das Fass zum<br />
Überlaufen bringt.<br />
Sie sind ja Regisseur. Warum bzw. wann haben<br />
Sie damit angefangen, Bücher zu schreiben?<br />
2013 erschien mein erster Kriminalroman „Kommissar<br />
Pascha“, etwa ein Jahr vorher habe ich mit dem<br />
Schreiben begonnen. Angefangen hat es in Mumbai,<br />
wo ich mit meinem Kinofilm „Ayla“ auf einem<br />
Festival zu Gast war. Im Hotelzimmer entstand<br />
mein erstes Romanexposé mit der Hauptfigur Zeki<br />
Demirbilek. Was mich dabei faszinierte, war, dass<br />
ich mit der Romangeschichte nicht an ein Budget<br />
oder an Drehtage gebunden war. Ich war frei,<br />
künstlerisch frei, zu erzählen, was für mich wert<br />
war, Lesern anzuvertrauen.<br />
Su Turhan<br />
Kommissar Pascha (Bd. 1)<br />
ISBN 978-3-492-31167-0<br />
Bierleichen (Bd. 2)<br />
ISBN 978-3-492-31168-7<br />
Kruzitürken (Bd. 3)<br />
ISBN 978-3-492-31169-4<br />
Anstich (Bd. 4)<br />
ISBN 978-3-492-31170-0<br />
je 9,99 € (D), 10,30 € (A)<br />
Su Turhan, Autor mit türkischen Wurzeln<br />
Ihre Protagonisten, der bayerische Leipold und der türkische<br />
Demirbilek, sind sehr unterschiedlich, aber auch<br />
sehr ähnlich. Wo sind die Gemeinsamkeiten zwischen<br />
der Türkei und Bayern?<br />
Für mich als Melangeist, als jemand, der zwei Kulturen in<br />
sich trägt, ist das eine Frage, die einfach scheint, aber richtig<br />
schwer zu beantworten ist. Mir wird hie und da gesagt, dass<br />
ich gern Klischees nutze. Das stimmt sicher. Wobei ich eher<br />
aufzeige, welche Gemeinsamkeiten in den Kulturen stecken.<br />
Wie auf verquere Weise in „Bierleichen“, Bier mögen Zeki<br />
und Pius gleichermaßen. Als Schriftsteller erlaube ich mir<br />
zu überhöhen und zu vereinfachen. Am Ende läuft es auf das<br />
Menschsein hinaus. Ob sich ein Türke mit einem Bayern oder<br />
ein Japaner mit einem Preußen trifft, ist das nicht einerlei,<br />
sobald es um Emotio nen, Wünsche und Sehnsüchte geht?<br />
Familie ist jedenfalls ein solcher gemeinsamer Nenner und<br />
spielt deshalb in meinen Romanen neben<br />
der Krimihandlung eine außerordentliche<br />
Rolle. Väter sind beide, Zeki Demirbilek und<br />
Pius Leipold. Beide lieben – allerdings auf<br />
sehr unterschiedliche Weise. <br />
Su Turhan<br />
Getürkt – Ein neuer Fall<br />
für Kommissar Pascha (Bd. 5)<br />
Piper, 320 Seiten, Paperback<br />
15,- € (D), 15,50 € (A)<br />
ISBN 978-3-492-06070-7<br />
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