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Burgtheater

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Johann Wolfgang Goethe<br />

Faust I und II<br />

Das Faust-Projekt ergänzt und erweitert die Beschäftigung des <strong>Burgtheater</strong>s mit der Renaissance:<br />

am Ende werden ein Dutzend Shakespeare-Stücke auf dem Spielplan stehen, fl ankiert von Wallenstein<br />

und Faust. Da, wo Shakespeare Figuren wie Hamlet, Othello oder Prospero schrieb, die wir heute<br />

beinahe für historische Renaissance-Figuren halten, obwohl sie es nur durch die Imagination Shakespeares<br />

wurden, haben sich Goethe und Schiller mit zwei tatsächlichen Großgestalten der Renaissance<br />

beschäftigt: mit Heinrich Faust, einer Figur aus dem Übergang vom Mittelalter in die Neuzeit, und<br />

mit Wallenstein, einer Figur aus der Spätzeit der Epoche, einem Zeitgenossen von Shakespeare<br />

im übrigen.<br />

Faust und Wallenstein spielten für die beiden Weimarianer eine außerordentlich große Rolle: Goethe<br />

beschäftigte sich praktisch sein ganzes Leben lang mit dem Faust-Stoff. Er kannte das Puppenspiel von<br />

Jugend an, schrieb seinen »Urfaust« (1772), schließlich »Faust I« (1808) und vollendete als alter Mann<br />

»Faust II« (1831). In der Konkurrenz um das große, alle denkbaren Grenzen sprengende Werk hatte<br />

zeitlich allerdings Schiller die Nase vorn: sein »Wallenstein« war bereits 1799 erschienen. Goethe, der<br />

mit dem ganzen »Faust« noch nicht fertig war, bewunderte Schillers Werk: es sei »so groß, dass in seiner<br />

Art zum zweitenmal nichts Ähnliches vorhanden ist.«<br />

Goethes »Faust I« ist noch ganz durchdrungen von mittelalterlichen Spiel- und Theaterformen, von<br />

Puppenspiel, Volkstümlichkeit und Verständlichkeit. Trotzdem ist Goethes Spiel um den grenzenlose<br />

Welterkenntnis suchenden Wissenschaftler, die Teufelsfi gur und deren beider Opfer Gretchen gegenüber<br />

älteren Vorlagen, etwa dem Faust des Shakespeare-Zeitgenossen Marlowe, modern, zeitgenössisch,<br />

vertiefend. Mit »Faust II« geht Goethe gleich mehrere Schritte weiter. Das Stück ist eine enorme<br />

Herausforderung, für den Leser wie für das Theater. Wo »Faust I« volkstümlich-verständlich ist, ist<br />

»Faust II« philosophisch, wo der erste Teil konkret und realistisch ist, lebt der zweite von Allegorie<br />

und Metapher, von der Überhöhung des Besonderen ins Allgemeine.<br />

Der Kern der lebenslangen Beschäftigung Beschäftigung Goethes mit dem Faust-Stoff ist ist die Grenzenlosigkeit<br />

Grenzenlosigkeit<br />

menschlichen menschlichen Strebens, das sich gern in in der Gottgleichheit erfüllt sähe. Dies ist ein zentrales zentrales Thema<br />

der Renaissance, aber auch Goethes, der der in in seiner Biographie den Weg vom promethischen Streben Streben<br />

des jugendbewegten Sturm und Drang zur altersmilderen Klassik durchlebte. »Faust II« endet mit<br />

dem u.a. durch Gustav Mahlers »Symphonie der Tausend« berühmten »Chorus Mysticus«.<br />

»Alles Vergängliche<br />

Ist nur ein Gleichnis;<br />

Das Unzulängliche,<br />

Hier wird’s Ereignis;<br />

Das Unbeschreibliche,<br />

Hier ist’s getan;<br />

Das Ewig-Weibliche<br />

Zieht uns hinan.«<br />

Regie: Jürgen Gosch<br />

Ausstattung: Johannes Schütz<br />

Premiere im Oktober 2008 im <strong>Burgtheater</strong><br />

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