Burgtheater
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William Shakespeare<br />
Macbeth<br />
Goethe hielt »Macbeth« für das beste Stück Shakespeares. Ein Gelegenheitsstück, gedichtet zur<br />
Thronbesteigung des Schottenkönigs James. Der Stoff zu diesem sinnlos-blutigen Intermezzo der<br />
schottischen Geschichte findet sich in der Holinshed-Chronik und bot Shakespeare eine Reihe von<br />
Anspielungsmöglichkeiten auf die jungfräuliche Königin Elisabeth I., die sich bei der Nachricht von<br />
der Geburt James’, des Sohnes ihrer Kontrahentin Maria Stuart, im schmerzlichen Aufschrei<br />
einen »dürren Stamm« genannt haben soll.<br />
Das Drama ist geprägt von Dunkelheit und Schwärze – nur zwei Mal scheint die Sonne überhaupt den<br />
Nebel zu durchdringen und vorübergehend Tag werden zu lassen. Schicksalsschwestern haben<br />
Lord Macbeth verheißen, dass er König werde, seinem Kampfgefährten Banquo aber, dass dessen<br />
Kinder die Krone von Macbeth einst übernehmen würden. So beginnt das Stück mit einem Mord,<br />
mit dem noch gar nichts erreicht wird, außer an jene Macht zu gelangen, die Mord um Mord zu verteidigen<br />
den Rest eines Lebens ausmachen wird. Um der Prophezeiung Wahrheitsgehalt zu verschaffen,<br />
mordet Macbeth den im Volk beliebten, ihm in Freundschaft zugetanen König Duncan – heimlich, im<br />
Schlaf, als dieser als Gast in seinem Hause weilt, und lenkt den Verdacht auf dessen Söhne. Angespornt<br />
zu dieser Freveltat wird er von seiner Frau, Lady Macbeth, die, bereit dem Mordvorsatz ihre<br />
Weiblichkeit zu opfern, übersieht, welche entscheidende Rolle dieser Weiblichkeit zufallen muss,<br />
wenn es dann gelten soll, das durch Verbrechen erreichte Ziel ihres Ehrgeizes zu behaupten.<br />
Denn sie bleibt kinderlos.<br />
Eingedenk des zweiten Teiles der Prophezeiung, die Banquos Söhnen galt, verwandelt sich Macbeth’<br />
Herrschaft in das blinde Wüten eines zum Untergang Verurteilten, der vorher noch vernichten will,<br />
was ihm erreichbar ist. Denn Macbeth will Gründer einer Dynastie sein und nicht zum Vorteil Fremder<br />
gemordet haben. Doch das bei dem Meuchelmord an Duncan vergossene Blut färbt auf das ganze<br />
Leben des neuen Königspaares ab, das sich durch seine Tat in besonderer Weise vereint sah. Dieses<br />
Blut sucht sie heim, ergreift und zerstört sie von innen.<br />
Es ist vielleicht das Drama Shakespeares, das diesen Dichter am deutlichsten erkennbar werden<br />
lässt als Schwellenfigur zwischen der Renaissance, die noch von einem instrumentellen, kalten<br />
Verhältnis zur Gewalt geprägt ist, und der Moderne, für die Gewalt immer unter moralischem Verdacht<br />
steht und einer besonderen Legitimation bedarf. Shakespeare gestaltet in seinem Stück den<br />
Übergang zwischen diesen beiden Epochen: die Herausbildung eines »gewaltempfindlichen Gewissens«<br />
(Jan Philipp Reemtsma).<br />
Eine besondere, unheilvolle Aura umgibt dieses Drama bis heute. Aufgrund der vielen Unglücksfälle,<br />
die sich bei Proben oder Aufführungen ereignet haben sollen, wird in England vermieden, das<br />
Stück bei seinem Namen zu nennen; gesprochen wird von ihm nur als »the scottish play«. Es ist das<br />
letzte im Shakespeare-Zyklus des <strong>Burgtheater</strong>s.<br />
Regie: Stephan Kimmig<br />
Bühne: Martin Zehetgruber<br />
Kostüme: Heide Kastler<br />
Premiere im Dezember 2008 im Akademietheater<br />
akademietheater<br />
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