RegioBusiness - Nr. 188 | 2018-02
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Februar <strong>2018</strong> I Jahrgang 17 I <strong>Nr</strong>. <strong>188</strong><br />
Politik & Wirtschaft 03<br />
Der Druck auf die Einzelhändler wächst<br />
Kaufkraftanalyse: Besonders die Mittelzentren laufen Gefahr ihre Bedeutung als wichtige Handelsstandorte zu verlieren.<br />
VON HERIBERT LOHR<br />
Die IHK Heilbronn-Franken<br />
erarbeitet alle zwei Jahre<br />
eine Kaufkraftanalyse. Das<br />
feinziselierte Datenmaterial beleuchtet<br />
aktuelle Entwicklungen<br />
im Einzelhandel.<br />
Die frohe Kunde: Die anhaltend<br />
guten Gegebenheiten auf dem Arbeitsmarkt<br />
und die daraus resultierenden<br />
Lohn- und Gehaltszuwächse<br />
sorgten dafür, dass die einzelhandelsrelevante<br />
Kaufkraft in<br />
den zurückliegenden beiden Jahren<br />
kräftig stieg. In der Region<br />
Heilbronn-Franken lag das Plus<br />
bei ansehnlichen 4,6 Prozent und<br />
war damit höher als in Baden-<br />
Württemberg und Deutschland.<br />
Das kam auch dem stationären<br />
Einzelhandel zugute.<br />
Mit einem Wachstum von 3,2 Prozent<br />
fiel der Zuwachs direkt an<br />
den Ladentheken allerdings geringer<br />
aus als das allgemeine Mehr<br />
an Kaufkraft. Der Trend verfestigt<br />
sich und so steigt die Differenz,<br />
die zwischen einzelhandelsrelevanter<br />
Kaufkraft und dem stationärem<br />
Einzelhandelsumsatz seit Jahren<br />
stetig.<br />
Hochgerechnet auf die gesamte<br />
Region kamen Zuwächse in der<br />
Höhe von 955 Mio. a nicht bei<br />
den heimischen Händlern an. Ausnahmen<br />
bildeten nur jene Handelsgeschäfte,<br />
die mit einem guten<br />
Online-Angebot bei ihren Kunden<br />
zusätzlich punkten konnten.<br />
Etwas vereinfacht ausgedrückt:<br />
Die Zuwächse im Onlinegeschäft<br />
gingen eindeutig zu Lasten des stationären<br />
Einzelhandels. Über alle<br />
Branchen hinweg werden durchschnittlich<br />
zehn Prozent des Umsatzes<br />
per Mausklick abgewickelt.<br />
Tendenz rapide steigend.<br />
Der gemeine Heilbronner-Franke,<br />
insgesamt rund 901 000 an der<br />
Zahl, lässt statistisch betrachtet<br />
jährlich rund 5659 a in den Handelgeschäften<br />
liegen.<br />
Dabei liegen das Ober- und die<br />
Mittelzentren natürlich deutlich<br />
über dem Schnitt. An der Spitze<br />
stehen Neckarsulm (11600 a)<br />
und Wertheim (9700), vor Heilbronn<br />
(9400). Dem Trio folgen<br />
Schwäbisch Hall (8850), Öhringen<br />
(8800), Künzelsau (8800)<br />
und Crailsheim (8300) fast gleich<br />
auf, dahinter mit etwas Abstand<br />
Bad Mergentheim (7800) und<br />
Tauberbischofsheim (6900).<br />
Was die Stimmung vor Ort bisweilen<br />
drückt, ist die Tendenz, dass<br />
sich gerade auch die Mittelzentren<br />
in Sachen Einzelhandelszentralität<br />
auf dem absteigenden Ast<br />
befinden. Heißt übersetzt: immer<br />
mehr Kaufkraft fließt ab. Schön zusehen<br />
etwa in Wertheim (Factory<br />
Outlet Center) oder in Michelfeld<br />
(Gewerbegebiet Kerz). Größere<br />
Einzelhandelsagglomerationen in<br />
der Peripherie gehen eindeutig zu<br />
Lasten der Innenstädte. Mit Ausnahme<br />
von Öhringen konnte kein<br />
Mittelzentrum seinen Status als Anlaufstelle<br />
für Konsumenten verbessern.<br />
Auch in absoluten Zahlen<br />
zeigt der Daumen in den Mittelzentren<br />
leicht nach unten. Da kamen<br />
die Unterzentren wie etwa Gaildorf,<br />
Lauda-Königshofen oder<br />
Bad Friedrichshall deutlich besser<br />
weg. Diese Entwicklung<br />
kommt nicht ganz überraschend.<br />
Gerade etwas abseits der Mittelzentren<br />
ist bezahlbarer Wohnraum<br />
leichter zu finden, die räumliche<br />
Nähe treibt die Umsätze in<br />
den Unterzentren – wenngleich<br />
auch auf niedrigerem Niveau.<br />
In den Mittelzentren steigt der<br />
wirtschaftliche Druck auf die<br />
Händler rasant. Vor allem auch<br />
deswegen, weil die Preise für Ladenmieten<br />
deutlich höher liegen.<br />
Das wachsende Onlineangebot gerade<br />
auch großer Handelsunternehmen<br />
sorgt für enorme Konkurrenz,<br />
auch deswegen, weil gerade<br />
jüngere Käuferschichten, aber<br />
auch die „Mittelager“ den Kauf<br />
und den Service bis hin zum heimischen<br />
Sofa in zunehmendem<br />
Maße zu schätzen wissen. Zwar<br />
forcieren viele Händler die digitale<br />
Marktdurchdringung – aber<br />
eine Trendumkehr ist in der Region<br />
bislang nicht zu beobachten.<br />
www.heilbronn.ihk.de<br />
/kaufkraftanalyse<br />
Viel los bei der jungen Wirtschaft<br />
NEWSLINE<br />
Der neue Vorsitzende Ronald Scharf bietet den Wirtschaftsjunioren ein pralles Programm <strong>2018</strong>.<br />
Wie immer zum Jahreswechsel<br />
haben die Wirtschaftjunioren<br />
einen<br />
neuen Regionalvorstand: Im Rahmen<br />
der Mitgliederversammlung<br />
bekam Ronald Scharf als neuer<br />
Mann an der Spitze den symbolischen<br />
Pin von Vorgänger Jörg<br />
Schaffitzel überreicht. Das Treffen<br />
fand Mitte Januar im Optima Sportpark<br />
in Schwäbisch Hall statt.<br />
Nach dem Prinzip „One Year to<br />
Lead“ tauschen die Wirtschaftsjunioren<br />
immer zum Jahreswechsel<br />
ihre Führungsmannschaften – bestehend<br />
aus zukünftigem, stellvertretendem<br />
und aktuellem Vorsitzenden<br />
– aus. Die Idee dahinter<br />
ist, dem eigenen Nachwuchs im<br />
Verband eine führende Position<br />
zu ermöglichen. Daher steht mit<br />
Aaron Kübler auch schon der<br />
Nachfolger für nächstes Jahr fest.<br />
Ambitioniertes<br />
Jahresprogramm für <strong>2018</strong><br />
Neben den Regularien bei denen<br />
ein kurzer Rückblick auf 2017 gegeben,<br />
13 Neumitglieder begrüßt<br />
und neun ausgeschiedene Mitglieder<br />
verabschiedet wurden, stellte<br />
Scharf das Jahresprogramm <strong>2018</strong><br />
vor. „In diesem Jahr haben wir<br />
nicht nur eine große Fülle von Veranstaltungspunkten,<br />
sondern ein<br />
wunderschönes Programm mit<br />
echten Highlights, auf die wir uns<br />
sehr freuen“, sagt Scharf. Hierbei<br />
findet mit der anstehenden WM<br />
auch das Fußballjahr Berücksichtigung.<br />
„Als Unternehmer sprechen<br />
wir natürlich auch über die<br />
Analogien in der Wirtschaft zum<br />
Fußball – und erleben diese.“<br />
Zum Beispiel bei der Betriebsbesichtigung<br />
der TSG Hoffenheim,<br />
wo die Wirtschaftsjunioren dem<br />
„Footbonauten“ und anderen Trainingsgeräte<br />
begegnen, die „man<br />
als Außenstehender nicht einfach<br />
so kennenlernt.“ Des Weiteren<br />
steht ein Vortrag von WM-Experte<br />
und Unternehmer Holger Stanislawski<br />
auf dem Programm, außerdem<br />
das Debating-Bootcamp, ein<br />
Speed Coaching, Besichtigungen<br />
bei der Bausparkasse, Leonhard<br />
Weiss, Roll & Schenker und Gerd<br />
Nefzer, der mit seinen „Special Effects“<br />
gerade für den Oscar nominiert<br />
ist, gewährt den jungen Unternehmern<br />
und Führungskräften<br />
Einblicke in seinen Alltag. Auch<br />
Engagiert: Die Regionalgruppe Schwäbisch Hall der Wirtschaftsjunioren.<br />
Foto: WJ<br />
größere Projekte, wie der Austausch<br />
mit Tampere in Finnland<br />
als erster Schritt für internationale<br />
Unternehmerkontakte stehen<br />
auf dem Plan <strong>2018</strong>.<br />
Für seine Amtszeit als Vorsitzender<br />
hat sich Scharf das Format<br />
„Alte Hasen“ vorgenommen. Hier<br />
soll in Gesprächsrunden in eher<br />
privater, unkomplizierter Stimmung,<br />
Erfahrungs- und Meinungsaustausch<br />
mit den ausgeschiedenen<br />
Mitgliedern stattfinden. Auch<br />
mit dem Förderkreis der Wirtschaftsjunioren,<br />
will Scharf die Zusammenarbeit<br />
ausbauen: „Wir haben<br />
derzeit 59 Mitglieder in unserer<br />
Regionalgruppe, wobei vier<br />
nächstes Jahr altersbedingt ausscheiden.<br />
Ihr Wissen können wir<br />
nutzen und umgekehrt profiteren<br />
die Älteren von unseren Inspirationen.“<br />
Der Wirtschaftsjuniorenkreis Heilbronn-Franken<br />
ist der größte in<br />
Deutschland und setzt sich aus<br />
vier Regionalgruppen zusammen,<br />
unter anderem Schwäbisch Hall-<br />
Crailsheim. „Willkommen ist jeder<br />
der unter 40 Jahre und Führungskraft<br />
oder Unternehmer<br />
ist“, betont Scharf. Besonders engagierte<br />
Neumitglieder bekommen<br />
die Auszeichnung „Jam-Star“<br />
verliehen. Bei der diesjährigen<br />
Versammlung wurde dieser Carolin<br />
Kühner und Tobias Riecker verliehen,<br />
die damit für ihren „überdurchschnittlichen<br />
Einsatz“ belohnt<br />
wurden. „Die beiden hatten<br />
mit der Organisation von sechs<br />
Mal „Nacht der Ausbildungen“<br />
eine Mammutaufgabe übernommen,<br />
die sie „mit voller Man-<br />
Power hervorragend gemeistert<br />
haben“, erklärt Scharf. ela<br />
www.wjhn.de<br />
Ein Blick hinter die Kulissen<br />
HEILBRONN. Die IHK-Veranstaltungsreihe „City Dinner<br />
Tour“ findet am Dienstag, 20. Februar, ab 18 Uhr in<br />
Heilbronn statt. Sie wird von Elke Döring, Hauptgeschäftsführerin<br />
der IHK Heilbronn-Franken, Oberbürgermeister<br />
Harry Mergel und Thomas Gauß, dem ersten<br />
Vorsitzenden der Stadtinitiative Heilbronn begleitet.<br />
Die Tour soll das vielfältige Angebot in Sachen Einzelhandel,<br />
Gastronomie- und Hotelkonzepte und Dienstleistungen<br />
aufzeigen. Außerdem soll sie den persönlichen<br />
Kontakt zu Unternehmen ermöglichen und einen<br />
Blick hinter deren Kulissen gestatten. Treffpunkt ist im<br />
großen Ratssaal des Heilbronner Rathauses. In kleinen<br />
Gruppen werden anschließend die teilnehmenden Geschäfte<br />
besucht. Die Tour wird von der IHK, der Stadtinitiative<br />
Heilbronn und der Stadt Heilbronn organisiert.<br />
Anmeldung unter www.heilbronn.ihk.de.<br />
pm<br />
Startschuss für intelligente<br />
Fabrik in Modellgröße<br />
WERTHEIM. Der Startschuss für ein „Smart Lab 4.0“<br />
und ein zugehöriges Kompetenzbündnis 4.0 am Beruflichen<br />
Schulzentrum Wertheim ist gefallen. Das „Smart-<br />
Lab“ zeigt im Labormaßstab die „Smart Factory“, also<br />
die intelligente Fabrik, die in immer mehr Betrieben realisiert<br />
wird. Das Kompetenzbündnis soll einen regen<br />
Austausch zwischen Schule und Betrieben ermöglichen.<br />
Dabei soll diskutiert werden, was die Unternehmen<br />
bei der Umsetzung von Industrie 4.0 beschäftigt.<br />
An der Auftaktveranstaltung im Beruflichen Schulzentrum<br />
(BSZ) nahmen Vertreter der Landkreisverwaltung<br />
und des Kreistags, der Ausbildungsbetriebe sowie von<br />
Behörden, Kammern, Schulen, Hochschulen und weiteren<br />
Institutionen der Region teil. Das kommende Schuljahr<br />
soll ebenfalls unter dem Jahresmotto „Leben 4.0“<br />
stehen.<br />
pm