ADAC Urlaub März-Ausgabe 2018_Nordrhein
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Inspiration Island<br />
Fantasy-Kulisse<br />
Islands Naturwunder<br />
liegen oft nah an<br />
der Straße. Wie der<br />
betörende Wasserfall<br />
Kvernufoss<br />
Experten-Tipp<br />
Andrea Bellmann aus dem <strong>ADAC</strong> Reisebüro in<br />
Dresden über Sehenswertes entlang der Ringstraße<br />
Auf der Ringstraße um Island lassen sich bereits viele<br />
Naturwunder der Insel erleben, etwa der Skógafoss-<br />
Wasserfall oder die treibenden Eisberge in der Gletscherlagune<br />
Jökulsárlón. Manchmal lohnt sich aber auch eine<br />
Abzweigung. Wer im Osten das Örtchen Bakkagerði in der<br />
Gemeinde Borgarfjörður ansteuert, erreicht eine malerische<br />
Bucht mit kleinem Hafen, bunten Häusern und einer<br />
Kirche. Der Sage nach befindet sich am nahen Berg Álfaborg<br />
die Residenz der Elfenkönigin und ihres Hofstaates.<br />
Im Sommer kann man hier Papageientaucher beobachten,<br />
die Bewohner grillen draußen – eine schöne Atmosphäre.<br />
Restaurants, Design-Shops, außergewöhnlichen<br />
Museen und Galerien<br />
sowie ein ausschweifendes Nachtleben<br />
– eine urbane Oase, die miniklein<br />
ist, aber in der man alles findet, was es<br />
nirgendwo sonst gibt. Weil die Isländer<br />
aus allem ihre Version machen.<br />
Überall kann man zu Fuß hinlaufen<br />
und sobald man etwas höher<br />
steht, schaut man auf das Meer und<br />
den Hafen. Die Stadt zu erkunden,<br />
ist eine Inspirationsquelle. Irgendwo<br />
gibt es immer ein Kneipen-Konzert<br />
oder eine spontane Kunstausstellung.<br />
Viele Isländer beschränken sich nicht<br />
nur auf eine Profession, sie leben sich<br />
auch künstlerisch aus. Im Verhältnis<br />
zur Einwohnerzahl hat das Land erstaunlich<br />
viele bekannte Musiker,<br />
wie etwa Björk, und eine Vielzahl an<br />
Bestsellerautoren hervorgebracht.<br />
Und obwohl das Eiland recht abgelegen<br />
ist, schwingt die Stadt am<br />
Puls der Zeit. Nicht zuletzt seit<br />
dem sympathischen Auftritt<br />
der Isländer bei der<br />
Fußball-WM wollen immer mehr Besucher<br />
die sprudelnden Geysire und<br />
den nordischen Charme des Landes<br />
erleben.<br />
Im Zentrum von Reykjavík sorgen<br />
noch einige der bunten, typisch<br />
skandinavischen Häuschen für Flair.<br />
Nicht wundern, wenn die Leute mit<br />
gesenktem Blick durch die Straßen<br />
eilen: Alle kennen sich, und nicht<br />
immer hat jeder Zeit, mit jedem zu<br />
quatschen. Schon bald ist man auch<br />
bekannt. Wenn man Einheimische<br />
kennenlernen möchte, geht man<br />
entweder Eis essen oder heiß baden.<br />
Eisdielen sind die einzigen Läden, die<br />
jeden Tag bis spät aufhaben, denn die<br />
Isländer lieben Softeis zu jeder Jahreszeit.<br />
Wer den freundlichen Einwohnern<br />
noch näher kommen<br />
mag, setzt sich am besten<br />
in einen Hot Pot. Überall<br />
in der Stadt gibt es<br />
die Schwimmbäder<br />
mit Thermalquelle.<br />
Durchfrieren<br />
<strong>ADAC</strong> Reiseinfos zu Island:<br />
bit.ly/2DmSsTD<br />
„Island – Feuer im Herzen“:<br />
bit.ly/2DjLik7<br />
Robuste<br />
Sanftheit<br />
Islandpferde<br />
beherrschen<br />
die genetisch<br />
fixierte<br />
Gangart Tölt<br />
– die fehlende<br />
Sprungphase<br />
macht das<br />
Reiten bequem<br />
Seite<br />
scannen,<br />
mehr<br />
erfahren<br />
wird man nie, weil überall Aufwärmung<br />
garantiert ist. Mehr als<br />
50 Prozent seiner Energie beziehen die<br />
Isländer aus Geothermie, sie beheizen<br />
damit im Winter sogar die Hauptstraßen,<br />
damit sie nicht einfrieren.<br />
Elfenbeauftragte gibt’s auch<br />
In den Outdoor-Pools dümpeln die<br />
Isländer schon morgens vor der Arbeit<br />
oder spätestens danach. Dabei<br />
wechseln sie von 40 Grad heißen Becken<br />
zu 10 Grad kalten Eiswannen hin<br />
und her, als wäre es kaum ein Unterschied.<br />
Als Neuling verzieht man<br />
noch das Gesicht, juchzt, schlottert<br />
und wird krebsrot. Aber die Einheimischen<br />
geben gern Tipps. „Halte die<br />
Zehen aus dem heißen Wasser, das<br />
kühlt!“ Die Schwimmbäder sind mehr<br />
als Wellness- oder Abhärtungsorte,<br />
sie sind sozialer Treffpunkt. Hier werden<br />
Geschäfte geschlossen, Klatsch<br />
ausgetauscht und geflirtet. Weil im<br />
Prinzip jeder jeden über ein paar<br />
Ecken kennt, checken Isländer erst<br />
mal ihren Verwandtschaftsgrad. Zum<br />
Glück gibt es Stammbäume, die bis in<br />
die Wikingerzeit zurückgehen.<br />
Island ist eines der außergewöhnlichsten<br />
Länder, weil es landschaftlich<br />
so viele Facetten bietet und skurrile<br />
Besonderheiten. So gibt es eine staatliche<br />
Elfenbeauftragte, die sicherstellt,<br />
dass die von ihnen bewohnten Regionen<br />
nicht bebaut werden. Meine<br />
Freunde zeigen mir wie selbstverständlich<br />
Parks, in denen die kleinen<br />
Wesen leben. Nur ihre Delikatessen<br />
werden sie bei mir nicht los, denn<br />
ich bin zum Glück Vegetarierin. Gekochter<br />
Schafskopf, in Molke eingelegte<br />
Hammelhoden oder stinkender,<br />
fermentierter Hai wären im Angebot.<br />
Dafür reite ich gern auf ihren eigenwilligen<br />
Islandpferden aus. Sie beherr-<br />
Badefreuden<br />
Um 40 Grad<br />
hat das Thermalwasser<br />
der<br />
Blauen Lagune<br />
Blickfang<br />
Das gläserne<br />
Harpa-Konzerthaus<br />
am Hafen<br />
von Reykjavík<br />
schen die zwei zusätzlichen Gangarten<br />
Tölt und Rennpass und stolpern so<br />
weniger über das steinige Gelände.<br />
Doch die Hauptattraktion des<br />
Landes bleibt die Natur. Viele Orte des<br />
dünn besiedelten, rauen Landes sind<br />
nicht bewohnbar und nur im Sommer<br />
zu bereisen, wie das Hochland.<br />
Die meisten Besucher reisen dann<br />
auf der Ringstraße um die Insel oder<br />
schwärmen von Reykjavík zu Tagestouren<br />
aus, denn in der Region gibt<br />
es bereits viele Attraktionen. Zu den<br />
eindrucksvollsten Panoramastrecken<br />
Europas gehört die Golden-Circle-<br />
Tour, auf der man den Nationalpark<br />
Thingvellir besichtigt. An diesem<br />
Ort und im Umfeld sieht man das<br />
Auseinanderdriften der Erdplatten<br />
an beeindruckenden Felsspalten und<br />
Rissen. Weiter die Geysire Strokkur<br />
und Geysir, der Namensgeber aller<br />
Arten von geothermalen Quellen, die<br />
regelmäßig Dampffontänen ablassen.<br />
Zudem berauscht man sich an einem<br />
der schönsten Wasserfälle des Landes:<br />
Gullfoss. 30 Meter stürzen sich<br />
hier die Wassermassen des Flusses<br />
Hvítá mit ohrenbetäubendem Lärm<br />
in die Tiefe. Nach so einem erlebnisreichen<br />
Tag entspannt ein Besuch in<br />
der Blauen Lagune, ein riesiges Thermal-Freiluftbad.<br />
Es ist so mineralhaltig,<br />
dass es blau-weiß schimmert.<br />
Magisch ist auch die Halbinsel<br />
Snæfellsnes, die auf dem Weg zu den<br />
Westfjorden liegt. Sie wird oft Miniatur-<br />
Island genannt, da man hier schon viel<br />
von der landschaftlichen Vielfalt der<br />
Insel erleben kann: zerklüftete Küsten<br />
und goldene Strände, Wasserfälle,<br />
heiße Quellen und den Vulkan Snaefellsjokull.<br />
Seine glitzernde Eismütze<br />
sieht man bei klarem Wetter schon<br />
von Reykjavík aus. Ich lasse mich ein<br />
Stück mit dem Snowmobil hochfahren<br />
und gehe zu Fuß weiter. Oben steht die<br />
Zeit still, es gibt nur noch die weiße<br />
Schneemasse. Kaum zu glauben, dass<br />
ich gestern noch in einer ehemaligen<br />
Glutkammer stand. Auf Island kann<br />
man eben alles haben: Eis und heiß.<br />
Weitere Informationen finden Sie unter<br />
2/<strong>2018</strong> 19