SEE-LEUTE „Mario“ Mario ist zum ersten Mal im Leben verliebt, so richtig verknallt. In Leon, den Neuen aus Deutschland. Der spielt zwar auch vorne im Sturm und könnte ihm sogar gefährlich werden, wenn es darum geht, wer in die Erste Mannschaft aufsteigen kann. Doch daran mag Mario jetzt nicht denken. Er will Leon spüren, riechen, in seiner Nähe sein. Das bleibt auch anderen im Klub nicht verborgen und schon bald machen erste Gerüchte die Runde. Mario sieht seine Karriere als Profi-Fußballer in Gefahr, will aber gleichzeitig Leon um keinen Preis verlieren. Er muss eine Entscheidung treffen. Outing würde wahrscheinlich dem Marktwert eines Spielers schaden. Viele Clubs würden ihn nicht mehr kaufen wollen, weil niemand weiß, wie die Sponsoren oder die Fans reagieren würden. Und er könnte Unruhe in die Mannschaft bringen, worunter die Teamleistung leiden könnte. Die sportliche Leistung des Teams wiederum ist das Kapital eines jeden Clubs. Sie generiert Werbegelder, Zuschauereintritte, Einnahmen aus Senderechten etc. Fazit: Wo das Geld regiert, kommen die Menschenrechte meist zu kurz. <strong>akzent</strong>: Wie recherchiert man für einen Film, dessen Thema ein rotes Tuch ist? Marcel Gisler: Mir wurde 2014 aus sicherer Quelle von vier schwulen Profis in der Bundesliga berichtet, natürlich nicht namentlich. Als das Projekt finanziert war, haben wir uns zunächst von Kennern der Szene beraten lassen, welche Clubs dem Thema gegenüber wahrscheinlich aufgeschlossen wären. Da wurde uns unter anderem der BSC Young Boys in Bern genannt, ein Verein mit eher links geprägter Fankultur. Und tatsächlich hat uns der damalige Sportchef Fredy Bickel schon beim ersten Treffen volle Unterstützung zugesagt. Und zwar in größerem Umfang, als wir es erwartet hatten. Wir dachten, es könnte eine Zurückhaltung bei der Benutzung des Clubnamens und der Logos geben, aber das war überhaupt kein Problem. YB hat mir auch die Türen geöffnet für die detaillierte Recherche und mich sportlich beraten bei der Überarbeitung des Drehbuchs. Ich wollte den Fußballbetrieb hinter den Kulissen möglichst realistisch darstellen und durfte die U21 während einer Woche begleiten, konnte bei internen Sitzungen teilnehmen etc. Beim FC St. Pauli war es ähnlich. Der Club war für uns erste Wahl in Deutschland, denn St. Pauli ist noch offensiver als YB in der Positionierung gegen Homophobie. St. Pauli war einer der ersten Vereine, der entsprechende Verbote in die Stadionordnung aufnahm. Man sieht im Stadion überall Regenbogenfahnen und Spruchbänder. Ein großer Teil der Fanszene versteht sich als ausdrücklich politisch. <strong>akzent</strong>: Was war für Sie die größte Herausforderung bei diesem Film? Marcel Gisler: Einem medial längst präsenten Megathema gerecht zu werden und gleichzeitig meine persönliche Handschrift in den Film bringen zu können. Eine weitere große Herausforderung war es, die ganzen Fußball-Szenen mit Schauspielern und Amateurspielern professionell darzustellen. Wir hatten einen Fußball- Coach für die Inszenierung der Spielszenen. Und die beiden großen Matches in Hamburg wurden mit Green-Screen im leeren Stadion gedreht und die Zuschauer danach digital eingefügt. <strong>akzent</strong>: Haben Sie schon Rückmeldungen zu „Mario“? Marcel Gisler: Die Rückmeldungen von Zuschauern sind sehr positiv bis enthusiastisch, was mich freut. Der BSC YB und St. Pauli haben den Film zwecks Abnahme gesehen. St. Pauli war begeistert und will eine interne Vorführung mit Funktionären und der ganzen Mannschaft organisieren. YB hat sehr positiv reagiert. Ein Mitglied des Verwaltungsrates fand die Szenen, in denen die Hauptfiguren zum Versteckspiel gedrängt werden, bedrückend, aber durchaus realistisch. <strong>akzent</strong>: Glauben Sie, dass Sie mit „Mario“ mehr Toleranz für Homosexuelle erreichen? Marcel Gisler: Thomas Hitzlspergers Outing 2014 sowie auch kürzlich das Outing des Schweizer Schiedsrichters Pascal Erlachner haben medial riesige Wellen geschlagen. Aber das war’s auch schon, viel mehr ist seither nicht passiert. Ich denke „Mario“ ist ein weiterer Puzzlestein in Richtung mehr Toleranz. Wichtig ist es, die Diskussion aufrechtzuerhalten, aber vermutlich ist es noch ein weiter Weg zu einer Selbstverständlichkeit im Umgang mit sexueller Diversität im Profisport. Filmstart von „Mario“ in den deutschen Kinos vermutlich 2018. www.facebook.com/MarioFilm/ TEXT: SUSI DONNER 14
ALLE WOLLEN STARKE TEAMS DA WAR woll JEMAND SCHNELLER UND HAT‘S SCHON MITGENOMMEN?! WEITERE Willens- ERKLÄRUNGEN UNTER INFO@AKZENT-MAGAZIN.COM: TRENDSEE 2018 „Will starke Teams haben!“ DIE TOP-TEAMS VOM BODENSEE HIER RAUSNEHMEN