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2018/09 - unternehmen [!]

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<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 61 | März <strong>2018</strong><br />

[titelthema]<br />

Gesunde Mitarbeiter<br />

sind ihr Kapital<br />

Viele Unternehmen vernachlässigen das Betriebliche Gesundheitsmanagement.<br />

Das wird sich rächen, sagt Dagmar Stange-Pfalz, Vorstand der BKK Verbund<br />

Plus aus Biberach. Ein Gespräch über Fehler von Firmen, Möglichkeiten von<br />

Big Data, altbackene Vorstellungen und weibliche Karrieren.<br />

Warum gibt es so wenige Frauen in der ersten Führungsreihe?<br />

Ich glaube das ist historisch bedingt. Noch immer gilt<br />

für die Frau: Sie muss Familie und Beruf unter einen<br />

Hut bekommen. Gerade in Baden-Württemberg und<br />

Bayern war das in der Vergangenheit sehr schwierig.<br />

Wie war das bei Ihnen?<br />

Meine Tochter ist jetzt 16 Jahre alt. Mein Mann und ich<br />

hatten uns entschieden, dass er Erziehungsurlaub<br />

nimmt. Das war außergewöhnlich. Er arbeitete – damals<br />

wie heute – in einem großen Unternehmen. Die<br />

erste Aussage seines Chefs war: „Männer können keinen<br />

Erziehungsurlaub machen.“ Und auf die Frage<br />

nach Teilzeit während des Erziehungsurlaubes erhielt<br />

er die Antwort „es gibt keine halben Köpfe“ . Es gab immer<br />

wieder solche Situationen.<br />

Zum Beispiel?<br />

Unsere Suche nach einem Ganztages-Kindergarten<br />

glich einem Spießrutenlauf. Da hat sich Gott sei Dank<br />

in der Zwischenzeit Vieles getan. Als meine Tochter in<br />

die Grundschule kam, war der Rektor felsenfest davon<br />

überzeugt, dass man in Neu-Ulm keine Ganztagesbetreuung<br />

braucht, weil die Mamas ja Zuhause sind.<br />

Und diese altbackenen Vorstellungen wirken sich<br />

heute noch aus?<br />

Ob Mann oder Frau, Sie brauchen einfach eine gewisse<br />

Zeit, um sich eine Führungsposition zu erarbeiten. Also<br />

müssen wir zehn bis fünfzehn Jahre in die Vergangenheit<br />

gehen, um zu ergründen, warum heute wenige<br />

Frauen im Top-Management sitzen. Damals war es einfach<br />

sehr schwierig, Familie und Fulltime-Job zu vereinbaren.<br />

Haben Sie bei Ihrem beruflichen Aufstieg, auch einmal<br />

die gläserne Decke gespürt?<br />

Nein. Das war für mich nie ein Thema. Ich habe auch<br />

den Eindruck, dass sich etwas ändert. Jahrelang war ich<br />

eine der wenigen Frauen in den Vorstandskreisen, noch<br />

dazu meist die jüngste. Das hat sich geändert, Vorstandkreise<br />

sind weiblicher geworden. Deshalb glaube ich,<br />

dass wir auf dem richtigen Weg sind und es einfach nur<br />

noch ein paar Jahre dauert, bis die Veränderung sichtbar<br />

wird.<br />

Worauf kommt es dabei an?<br />

Das A und O dafür ist eine hochwertige Kinderbetreuung.<br />

Sonst wird die Zukunft nicht weiblicher. In der<br />

ganzen Diskussion um Pflegekräfte und -heime kommt<br />

mir die Kinderbetreuung manchmal zu kurz. Natürlich<br />

ist das auch ein wichtiges Thema. Aber ohne gute<br />

Kinderbetreuung wird sich der Fachkräftemangel<br />

nicht beheben lassen. Ganz davon abgesehen, dass<br />

Qualität in der Kinderbetreuung auch essentiell für die<br />

Gesellschaft ist. Denn nur so werden Kids sozial kompetent<br />

und bekommen alles mit auf den Weg, was sie<br />

benötigen.<br />

Was macht eigentlich die Vorstandschefin einer<br />

Krankenkasse?<br />

Extrem viel. Im Prinzip ist die BKK Verbund Plus ein<br />

mittelständisches Unternehmen. Daher habe ich ein<br />

sehr breites Aufgabenfeld. Das Spektrum reicht von der<br />

Organisation, über die Analyse von Prozessen, Finanzen,<br />

Kontakt zur Selbstverwaltung, bis hin zum einen<br />

oder anderen Kontakt zu Versicherten.<br />

Im Markt der Krankenkassen herrscht starker<br />

Wettbewerb. Die Zahl der Kassen schrumpft seit<br />

Zur Person<br />

Ihre Selbstdisziplin<br />

hat Dagmar Stange-<br />

Pfalz (52) schon in ihrer<br />

Zeit als Leistungsschwimmerin<br />

beim<br />

SSV Ulm gut gebrauchen<br />

können. Heute<br />

macht sie im dortigen<br />

Sportzentrum lieber<br />

Yoga und Gerätetraining.<br />

Nach dem Abitur<br />

absolvierte sie eine<br />

Lehre zur<br />

Sozialversicherungsfachangestellten<br />

und<br />

sattelte berufsbegleitend<br />

die Krankenkassenbetriebswirtin<br />

und<br />

die VWA-Betriebswirtin<br />

obendrauf. Seit 18<br />

Jahren steht sie an<br />

der Spitze einer Betriebskrankenkasse,<br />

zunächst bei<br />

Schwenk Zement.<br />

Seit 2016 ist sie Alleinvorstand<br />

der BKK<br />

Verbund Plus. Sie ist<br />

verheiratet, hat eine<br />

Tochter (16), fährt<br />

gerne Ski, wandert<br />

und reist mit der Familie,<br />

bevorzugt nach<br />

Afrika. <br />

AMB<br />

Dagmar Stange-Pfalz leitet die BKK Verbund Plus, bei der 86.000 Menschen versichert sind. Fotos: Marc Hörger<br />

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