E_1927_Zeitung_Nr.102
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AUTOMOBIL-REVUE — NO 10 2<br />
Taxabbau und Automobilkonkurrenz<br />
im Ständerat.<br />
In der Dienstagabend-Sitzung befasste sich<br />
der Ständerat mit seinem Sorgenkind, den<br />
S. B. B. Herr Geel (St. Gallen) unterbreitete<br />
den Voranschlag der Bundesbahnen und hob<br />
die langsam einsetzende Besserung der Lage<br />
hervor. Zur Zeit sei ein weitgehendes Projekt<br />
für den Taxabbau in Vorbereitung, welches<br />
zur Bekämpfung der Automobilkonkurrenz<br />
— ein in Ratsherrenkreisen immer noch mit<br />
besonderer Betonung ausgesprochenes Wort<br />
— beitragen werde. Auf acht bis zehn Millionen<br />
sollen sich die aus dem geplanten Taxabbau<br />
resultierenden Einnahmeverluste beziffern<br />
— das stellt an die Sparmassnahmen<br />
grosse Anforderungen! Der Beamtenapparat<br />
der Bundesbahnen darf aber noch ruhig vereinfacht<br />
werden, solange man sich bei den<br />
S. B. B. mit solchen Schildbürgerstücklein<br />
abgeben kann, wie mit dem dieser Tage in<br />
der gesamten Tagespresse zu einer seltsamen<br />
Berühmtheit gelangten neugeborenen Kalb!<br />
Herr Brügger (Graubünden) kritisierte,<br />
nachdem ohne weitere Diskussion Eintreten<br />
beschlossen worden war, die prachtvollen<br />
Hochbauten gewisser Bahnhöfe, wohl eine<br />
hübschere Zier für den betreffenden Ort, als<br />
für das Budget. Herr Winiger (Luzern) berührte<br />
die zweite Etappe des Elektritikationsprogramms.<br />
Bundesrat Haab gab ausserdem interessante<br />
Aufschlüsse über den Automobilbetrieb<br />
im Surbtal, für den vorzügliche Wagen in<br />
Auftrag gegeben worden seien. Die bisherigen<br />
Erfolge müssen als ausgezeichnet betrachtet<br />
werden!<br />
Dem Auto wohnt eine Ueberzeugungskraft<br />
inne, die jeden, der praktisch damit in Berührung<br />
kommt, für dessen eminenten Vorteil<br />
gewinnen muss. Der langatmige Surbtalstreit<br />
um den Entscheid «Bahn oder Auto» ist<br />
hiefür geradezu ein Schulbeispiel. v.<br />
Die Oberpostdirektion verteidigt das zollfreie<br />
Benzin! Wiederholt schon ist der eidgen.<br />
Postverwaltung in der Tages- und Kaninn<br />
Fachpresse der Vorwurf ungleicher Betriebsbedingungen<br />
durch die Befreiung vom<br />
Benzinzoll zum Vorwurf gemacht worden.<br />
In einer ausführlichen Zuschrift an den Verband<br />
schweiz. Motorlastwagenbesitzer stellt<br />
8t. Gallen<br />
nun die Oberpostdirektion fest, dass das ttnuwa<br />
* H «<br />
von ihr benötigte Benzin bei der ddjen.<br />
Militärverwaltung bezogen werden muss.<br />
Dieses Benzin wird der Post nicht zum Ankaufspreis<br />
abgegeben, wie man dies allgemein<br />
anzunehmen scheint. Sie muss der Militärverwaltung<br />
in Form eines Preiszuschlages<br />
einen erheblichen Teil an die nicht geringen<br />
Kosten der Lagerung und Verwaltung<br />
der Benzinvorräte bezahlen. Dazu kommt,<br />
dass sie eigene Tankwagen und Transportgefässe<br />
anschaffen und unterhalten muss und<br />
die Speditionskosten des Benzins zwischen<br />
den Armeetanks und den Postgaragen zu<br />
tragen hat. Diese allein betrugen im Jahr<br />
1926 rund 4,3 Prozent der Gesamtausgaben<br />
für Brennstoff. Die Postverwaltung macht<br />
weiter darauf aufmerksam, dass sie sich als<br />
weitaus grösster Benzinverbraucher des<br />
Landes, bei direktem Einkauf ganz erhebliche<br />
Vorteile gegenüber dem privaten Kleinbezüger<br />
sichern könnte. Werden alle diese Umstände<br />
in Berücksichtigung gezogen, so ergibt<br />
sich, daw die Postverwaltung für das<br />
zollfreie Benzin nahezu gleichviel bezahlen<br />
muss. wie wenn sie im freien Markt verzolltes<br />
und franko in den Tank der Garagen<br />
geliefertes Benzin kaufen würde. Endlich<br />
wird erwähnt, dass die Post Lasten tragen<br />
muss. die der private Motorfahrzeugbesitzer<br />
nicht kennt. Sie hat ferner an zahlreiche konzessionierte<br />
Automobilunternehmungen Defizitbeiträge<br />
auszurichten, damit diese überhaupt<br />
lebensfähig sind. Im* Jahre 1926 erreichten<br />
diese Beiträge die Summe von rund<br />
Franken 200.000.—.<br />
Die Ausführungen der Oberpostdirektion<br />
tragen gewichtige Argumente in den Streit<br />
um das zollfreie Benzin. Wir sind aber der<br />
Auffassung, dass sich auch in der Privatwirtschaft<br />
die Kostenberechnung für die<br />
Renzinbeschaffung anders stellt, als man gemeiniglich<br />
anzunehmen pflegt. Eine Gegenäiissenmg<br />
aus den Kreisen des Autogewerbes<br />
wäre von grossem Interesse. go.<br />
Weihnachtsstiramung bei der Sesa. In der<br />
Tagespresse macht dieser Tage folgende Notiz<br />
die Runde:<br />
In einer Sitzung des VerwaltunKsrates der Sesa<br />
wurde festgestellt, dass man sowohl in Kreisen der<br />
Camionneure und Spediteure, als auch in den übrigen<br />
schweizerischen Verkehrskreisen von der Tätigkeit<br />
der Sesa befriedigt ist. Es wurde sodann der<br />
Vertrag zwischen der Sesa und den übrigen schweizerischen<br />
Transportanstalten genehmigt<br />
Das klingt ja sehr friedlich und schön!<br />
Die Sesa hat ihre Lebensberechtigur.g erwiesen,<br />
aber gerade dadurch auch den Beweis<br />
für den Satz gebracht, den Ständerat Bolli<br />
diese Woche anlässlich seines Referates über<br />
die Verteilung des Benzinzolles prägte.<br />
Das Land, das sich dem Automobil nicht<br />
anpasst, gerät in Nachteil. Nun, wenn es die<br />
Sesa sagt, dürfte sich auch von Seiten der<br />
S. B. B. ein friedlicherer Ton nicht schlecht<br />
machen. Ein Neujahrswunsch, dem eine gewisse<br />
Berechtigung nicht abgesprochen werden<br />
darf.<br />
Die Sesa hat am 17. Dezember in Lyss<br />
eine neue Agentur eröffnet und den Camionnagedienst<br />
des Bahnhofs Herrn Fuhrhalter<br />
Fritz Bleuer übertragen. v.<br />
vnAssxviFmcFHn<br />
Eine besonders übersichtliche Stelle scheint<br />
sich am Stollenrain in Dornach bei der Kreuzung<br />
mit der neuen Landstrasse zu befinden.<br />
Letzten Sonntag knallten nämlich an dem erwähnten<br />
Punkte ein von Dornach kommendes<br />
Personenauto mit einem auf der neuen<br />
Landstrasse nach Basel fahrenden zweiten<br />
Personenauto zusammen. Wie es sich herausstellte,<br />
konnten sich die beiden Fahrer nicht<br />
sehen, da das mitten in der Kreuzung stehende<br />
Dornacher Tram jede Uebersicht verunmö'glichte.<br />
Ein Passagier des von Dornach<br />
kommenden Wagens wurde durch die Scheibe<br />
auf die Strasse geschleudert.<br />
Hat man beim Dornacher Tram von der<br />
ganzen Verkehrsregelung so wenig kapiert,<br />
dass man die Tramwagen ausgerechnet mitten<br />
in einer Kreuzung zum Halten bringen<br />
muss? Näheres über diese Frage zu erfahren,<br />
dürfte nicht uninteressant sein. xL<br />
Die Strasse Orsieres-Champex wird nächstes<br />
Frühjahr dem Verkehr geöffnet<br />
Brückenabsperrung. Wie uns der Oberingenieur<br />
des vierten Kreises mitteilt, wird<br />
die Aarebrücke tn Wangen a/A. wegen Belagserneuerung<br />
am 26., 27. und 28. Dezem«<br />
ber <strong>1927</strong> für jeden Verkehr gesperrt. :h<br />
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