E_1928_Zeitung_Nr.077
E_1928_Zeitung_Nr.077
E_1928_Zeitung_Nr.077
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Mehr Sicherheit auf der Strasse!*)<br />
Unter diesem Titel meldet sich ein Nicht-<br />
Automobilist in einer Zürcher Tageszeitung<br />
zum Wort, wobei er Betrachtungen über die<br />
Zunahme der Verkehrsunfälle und deren Ursache<br />
anstellt. Seine Ausführungen gipfeln<br />
in der Forderung, es seien die bestehenden<br />
Konkordatsvorschriften, die den heutigen Bedürfnissen<br />
noch völlig genügen, strikte nach<br />
ihrem Wortlaut anzuwenden, wodurch «die<br />
Zahl der Verkehrsunfälle in einem Jahr um<br />
mindestens 80 Prozent zurückgingen ». Obwohl<br />
dem Betreffenden bereits im nämlichen<br />
Blatt von einem Automobilisten geantwortet<br />
wurde, so möchten wir doch auf seine Ausführungen<br />
nochmals zurückkommen, da sie<br />
einiger Ergänzungen und Berichtigungen bedürfen.<br />
Der Einsender zitiert eingangs die dem Geschäftsberichte<br />
der Stadt Zürich, sowie dem<br />
Jahresbericht der kantonalen Polizeidirektion<br />
entnommenen Angaben über die letztjährigen<br />
Verkehrsunfälle und stellt fest, dass es<br />
die Stadt «glücklich soweit gebracht habe,<br />
dass im Durchschnitt sechs Verkehrsunfälle<br />
auf den Tag kommen». Nach den Zürcher<br />
statistischen Mitteilungen ereigneten sich im<br />
Jahr 1927 insgesamt 851 Unfälle mit Personenverletzungen,<br />
was einem Tagesdurchschnitt<br />
von 2,3 Unfallereignissen entspricht.<br />
Von den Kollisionen, die nur Sachschaden<br />
verursachen, können wir, so bedauerlich auch<br />
diese an und für sich sind, in diesem Zusammenhang<br />
wohl absehen, da Drittpersonen ja<br />
dadurch nicht in Mitleidenschaft gezogen<br />
werden.<br />
Wenn die auf dem Gebiete des Kantons und<br />
der Stadt Zürich registrierenden Verkehrsunfälle<br />
nun gewiss in einer nicht zu übersehenden<br />
Weise angestiegen ist, so darf aber<br />
auf keinen Fall ausser Acht gelassen werden,<br />
dass gleichzeitig auch die Zahl der neu in den<br />
Verkehr gekommenen Fahrzeuge und diejenige<br />
der zum Fahren berechtigten Personen<br />
bedeutend zugenommen hat. Es ist nun<br />
leider eine für alle Länder feststehende Tatsache,<br />
dass die Unfälle mit der wachsenden<br />
Verkehrsdichtigkeit zunehmen. Um aber die<br />
Frage, ob das Motorfahrzeug resp. dessen<br />
Führer im Laufe der Zeit wirklich verkehrsgefährdender<br />
geworden ist, zu entscheiden,<br />
müssen nicht absolute Ziffern, sondern Verhätftniszahlen<br />
herbeigezogen werden. Es<br />
scheint uns, als ob die vom engl. Verkehrsministerium<br />
angewandte Methode, festzustellen,<br />
wieviel Fahrzeugführer auf 1000 Unfälle<br />
entfallen, die geeignetste ist. Vergleichen wir<br />
die für den Kanton gelieferten Zahlen auf dieser<br />
Basis, so ergibt sich folgendes Bild:<br />
1926 1927<br />
Zahl der Unfälle auf 1000 Motorfahrzeugführer:<br />
44 46<br />
Leider reichen die statistischen Erhebungen<br />
nicht weiter, als auf das Jahr 1926 zurück, so<br />
dass weitere Daten nicht zur Verfügung stehen-<br />
Schon die beiden obigen Ergebnisse<br />
vermögen jedoch darzutxm, dass die Zunahme<br />
an Unfällen tatsächlich nicht eine derartig<br />
alarmierende ist, wie eine oberflächliche Betrachtung<br />
der absoluten Zahlen vermuten<br />
lässt. Auf die städtischen Verhältnisse kann<br />
nicht eingegangen werden, da bis heute eine<br />
einwandfreie Statistik der vorhandenen Motorfahrzeuge<br />
fehlt. Wenn übrigens der Einsender<br />
glaubt, dass die Unfallziffern der<br />
Grossstädte im Verhältnis sich bedeutend<br />
günstiger stellen, so sei nur London, dessen<br />
Verkehrsregelung und Verkehrsdisziplin sicherlich<br />
der unsrigen überlegen ist, als Beispiel<br />
angeführt. Im Bereich der Weltstadt,<br />
der sogenannten Metropolitan Police Area,<br />
ereigneten sich im Jahr 1926 im Durchschnitt<br />
täglich 126 Unfälle mit Personenverletzung<br />
oder 283 Unfälle überhaupt, d. h. mit Schaden<br />
für Personen oder Material. Die Ergebnisse<br />
pro 1927, welche noch nicht bekannt sind,<br />
*) Siehe Leitartikel A. R. No. 76.<br />
Sie, Bruderherz», sagte Mike, und schüttelte<br />
ihn von rechts nach links, «warum, nachdem<br />
Sie sich die Mühe gegeben haben, Ihre Hausfrau<br />
von ihrem Eigentum zu befreien, Sie ihr<br />
dasselbe wieder zurückgegeben haben?»<br />
«Aber ich hab's doch nicht zurückgeben»,<br />
sagte Mr. Cherry zornig und ohne zu überlegen.<br />
«Lassen Sie meinen Arm los!» Er wand<br />
sich vergeblich.<br />
«Denken Sie nach, Bruderherz! Wir wissen,<br />
dass Sie es genommen haben. Was wir<br />
wissen wollen, ist, warum Sie es zurückgaben.»<br />
«Ich begann Mr. Cherry wütend.<br />
Er wurde durch einen plötzlichen Lärm im<br />
Hause und das unerwartete Erscheinen Mrs.<br />
Bytheways im Haupteingang unterbrochen.<br />
Sie kam mit höchster Geschwindigkeit näher<br />
und war offenbar eine Beute verheerender<br />
Erregung; ihr Gesicht war blau, ihre Augen<br />
traten noch mehr hervor als sonst, und während<br />
sie sich nun lawinenartig herumwälzte,<br />
fuchtelte sie mit den Händen in der Luft und<br />
stiess unheimliche halberstickte Laute aus.<br />
Es war wirklich ein schreckenerregender<br />
Anblick.<br />
(Fortsetzung folgt.)<br />
Sie haben von der selbständigen Automobilstrasse<br />
gehört, dieser neuen Verkehrsmöglichkeit,<br />
welche heute gemäss allgemeiner<br />
Entwicklungstendenzen des Automobilverkehrs,<br />
auch in unserem Lande als begrüssenswert,<br />
in wenigen Jahren vielleicht<br />
als dringend notwendig erscheint. Wenn wir<br />
uns zum Ziele gesetzt haben, einen gangbaren<br />
Weg zu deren praktischen Verwirklichung<br />
zu suchen, so bedürfen wir zu diesem<br />
Zweck vor allem Ihrer Mitwirkung,<br />
indem Sie uns an Hand der in dieser Nummer<br />
aufgeführten Fragen Ihre Meinung über<br />
die selbständige Automobilstrasse mitteilen.<br />
Es kostet Sie einen kurzen Brief, unserer<br />
Sache, welche auch die Ihre ist, erweisen<br />
Sie damit aber grosse und wertvolle Dienste,<br />
welche wir kaum missen können.<br />
In unserer Zeit ist es nicht möglich, eine<br />
solche Strasse auf Kosten der Oeffentlichkeit<br />
zu erstellen, der Benutzer selbst wird<br />
deshalb durch die Entrichtung der Benützungstaxe<br />
dafür aufkommen müssen. Die<br />
Bindung des Automobilfahrers an eine solche<br />
Strasse ist denn auch viel enger als dies bei<br />
unsern heutigen Strassen der Fall ist; es wird<br />
in jeder Beziehung eine eigentliche Strasse<br />
der Automobilfahrer sein! Ihnen vor allem<br />
gebührt denn auch ein erstes Wort!<br />
Die Autompbilstrasse ist wohl vornehmlich<br />
Ihre Sache, aber doch nicht ausschliesslich<br />
Sie, besonders diejenigen, die schon Erfahrungen<br />
mit selbständigen Automobilstrassen<br />
gemacht haben, erweisen bei der<br />
Beantwortung unserer Umfrage auch der<br />
Umfrage auch der Oeffentlichkeit einen<br />
Dienst; denn es handelt sich darum, dem<br />
Verkehr in möglichst vollkommener und zugleich<br />
wirtschaftlicher Weise zu dienen. Wir<br />
sind überzeugt, dass durch sie ein neuer<br />
Schritt nach vorwärts getan wird, dass<br />
Wirtschaft und Kultur eine Belebung davon<br />
erhoffen dürfen. Halten wir den Drang eines<br />
modernen Verkehrsmittels nach Vervollkommnung<br />
nicht auf und lassen wir die Vorteile<br />
gerade unserem Lande zugute kommen!<br />
Automobilfahrer der Schweiz, setzt Eure<br />
private Initiative neben die unsrige und helft<br />
mit, durch die gewissenhafte Beantwortung<br />
unserer Umfrage an einem Werk bauen, das<br />
einst gleich gute Früchte abwerfen - kann,'<br />
wie alle früheren Neuerungen des Verkehrs,<br />
es immer getan haben'.<br />
Initiativkomitee für eine<br />
Automobilstrasse Bern—Thun.<br />
werden kaum merklich unter diesem Durchschnitt<br />
stehen, so dass also die mit 200 angegebene<br />
Zahl für London bei weitem nicht ausreicht.<br />
Wenn wir nun dafür zum Teil den Mangel<br />
an Disziplin bei den Fussgängern verantwortlich<br />
machen, so stehen wir mit dieser Auffassung<br />
nicht etwa vereinzelt da. Schon verschiedentlich<br />
sah sich die städtische Polizeibehörde<br />
veranlasst, die Aufmerksamkeit des<br />
Publikums auf diesen Umstand zu lenken und<br />
lesen wir beispielsweise in einer der betreffenden<br />
Veröffentlichung folgendes: «Das unvorsichtige<br />
und sträfliche Verhalten des<br />
Publikums, Strassen und Plätze zu überschreiten,<br />
ohne dem Fafarzeugverkehr die nötige<br />
Aufmerksamkeit zu schenken, hat verschiedentlich<br />
zu Unglücksfällen geführt. » Dabei<br />
verschliessen wir uns aber keineswegs<br />
der unerfreulichen Tatsache, dass auf Seiten<br />
der Motorfahrzeugführer ebenfalls in manchen<br />
Fällen gesündigt wird, wobei gerade<br />
mehr jugendliche Elemente oder stadtungewohnte<br />
Fahrer es oftmals an der notwendigen<br />
Sorgfalt fehlen lassen. Es wird nach wie vor<br />
zu unseren Aufgaben gehören, diese Elemente,<br />
soweit sie durch das Mittel der Presse<br />
erreichbar sind, auf das Verwerfliche ihrer<br />
Fahrweise aufmerksam zu machen. Es darf<br />
auf alle Fälle nicht einseitig auf die Strafprozesse<br />
hingewiesen werden, um damit die<br />
Behauptung, es fehle den Fahrern in vermehrtem<br />
Masse an der notwendigen Disziplin, zu<br />
illustrieren. Die Verfahren, welche mangels<br />
einer Schuld des Fahrers eingestellt werden,<br />
kommen eben der Oeffentlichkeit gar nicht<br />
zur Kenntnis und da Verfehlungen der Fussgämger<br />
gerichtlich nicht geahndet werden,<br />
fehlen auch darüber irgendwelche Anhaltspunkte.<br />
Wir halten es in dieser Beziehung<br />
vielmehr mit einem Ausspruch des verstorbenen<br />
Polizeivorstandes Hoehn, der gelegentlich<br />
eines Referates feststellte, « dass es mit<br />
blossen gegenseitigen Vorwürfen nicht getan<br />
ist, da es auf beiden Seiten rücksichtsvolle<br />
und einsichtige Leute, aber auch sehr unbequeme<br />
Querulanten und Unbelehrbare .gibt.<br />
Es muss deshalb beidseitig der Sinn für Ordnung<br />
und Disziplin im Verkehr systematisch<br />
gefördert und entwickelt werden.»<br />
Entschieden falsch orientiert ist aber der<br />
Einsender, wenn er glaubt, dass die Konkordatsvorschriften<br />
mehr als genug für die Sicherheit<br />
der Fussgänger sorge, und bei deren<br />
ÄUTOMOBTl -REVUE <strong>1928</strong><br />
Hulomobllstrcisse Bern-Ihun<br />
Aufruf an alle Automobilfahrer unseres Landes!<br />
Beantworten Sie bitte folgende Fragen:<br />
1. Sind Sie befriedigt von Ihrer Fahrt auf<br />
den oberitalienischen Automobilstrassen?<br />
Betrachten Sie sie als ein einmalig zu<br />
befahrendes Kuriosum oder würden Sie<br />
sie ständig benützen?<br />
2. Sind Sie überzeugt, dass die Ihnen durch<br />
die Automobilstrasse verursachten Vorteile-<br />
und Annehmlichkeiten die entrichtete<br />
Taxe aufwiegen?<br />
3. Welche Vorteile und Annehmlichkeiten<br />
der Automobilstrasse schätzen Sie ganz<br />
besonders?<br />
4. Was stellen Sie nach Ihren Erfahrungen<br />
auf den oberitalienischen Automobilstrassen<br />
für strassenbau- und verkehrstechnische<br />
Anforderungen an eine<br />
schweizerische Automobilstrasse?<br />
5. Erhoffen Sie als Besitzer eines Personenwagens<br />
oder Motorrades von einer<br />
Automobilstrasse Bern—Thun in erster<br />
Linie geschäftliche oder persönliche Vorteile?<br />
6. Welche Benützungstaxe würden Sie für<br />
die Strecke Bern—Thun ungefähr als<br />
angemessen erachten, wenn Ihnen alle<br />
Vorteile und Annehmlichkeiten geboten<br />
würden, die man von einer Automobilstrasse<br />
erwarten darf: Vollkommene,<br />
breite, geradlinige, kreuzungslose und<br />
steigungslose Fahrbahn; einheitlicher<br />
Verkehrsrhytmus und Möglichkeit der<br />
Erzjelung höchster Geschwindigkeiten;<br />
Umfahrung der Siedlungen, wesentliche<br />
Gefahrenverminderung, landschaftliche<br />
Schönheit, direkte ökonomische Vorteile<br />
durch Zeitgewinn, Schonung des Wagens,<br />
Ersparnis an Betriebsstoff und<br />
Bereifung usw.?<br />
a. für Ihren Lastwagen?<br />
b. für Ihren Personenwagen?<br />
c. für Ihr Motorrad?<br />
Die Antworten sind an die Geschäftsstelle<br />
des Initiativkomitees für eine Automobilstrasse<br />
Bern—Thun in Bern, Spitalgasse 34,<br />
zu richten.<br />
*<br />
Die Redaktion der Automobil-Revue hat<br />
dem Gesuch, obigen Aufruf in ihren Blatte zu<br />
veröffentlichen, gerne Folge gegeben. Die<br />
Anstrengungen des Komitees stossen auf allgemeines<br />
Interesse und verdienen unterstützt<br />
zu werden. Die Beantwortung der Fragen<br />
dürfte dem Komitee die gewünschte Orientierung<br />
geben.<br />
strikten Innehaltunig, speziell bei genauer<br />
Beobachtung des 18-km-Tempos im Stadtinnern,<br />
die Zahl der Unfälle um wenigstens<br />
80% zurückgehen würde. Es muss vorab<br />
festgestellt werden, dass für Unfälle im<br />
Stadtbereich die Geschwindigkeitsübertretungen<br />
gar nicht die Hauptursache darstellen.<br />
Unrichtiges Verhalten bei Strassenkreuzungen,<br />
falsches Fahren in Kurven, Unübersichtlichkeit<br />
der Strecke durch Gebäude. Bäume<br />
oder Strassenbahnen, Schlüpfrigkeit . der<br />
Strasse, ungenügende Beleuchtung der'Unfallstelle<br />
etc. sind Gründe, die vielfach zu Unfällen<br />
führen, wovon die erstgenannten allerdings<br />
auf das Konto der Fahrer zu buchen<br />
sind. Von den Verfehlungen durch Fussgänger,<br />
Radfahrer und Fuhrleuten wollen wir<br />
dabei ganz absehen. Leider besteht zur Erhärtung<br />
dieser Tatsache in der Schweiz nirgendswo<br />
das notwendige statistische Material.<br />
Wenngleich wir uns hüten wollen, für alles<br />
und jedes das Beispiel des Auslandes zu zitieren,<br />
weil die dortigen Verhältnisse nicht<br />
ohne weiteres zu den unsrigen in Parallele<br />
gesetzt werden können, so sei doch in Ermangelung<br />
einheimischer Angaben an die sehr<br />
bemerkenswerte Statistik der englischen Safety<br />
First Association verwiesen, auf die unser<br />
Londoner Korrespondent in Nummer 55<br />
der Automobil-Revue näher eingetreten ist.<br />
Es herrscht nämlich auch im aufgeklärten<br />
England heute noch unter dem Publikum die<br />
Ansicht vor, die Mehrzahl der Verkehrsunfälle<br />
sei auf übersetzte Geschwindigkeit der<br />
Fahrer zurückzuführen Die Vergleiche von<br />
über 600 durchgeführten Gerichtsfällen wegen<br />
Verkehrsunglücken mit tödlichem Ausgang<br />
haben ergeben, dass 36 Prozent aller Fälle zu<br />
Lasten der Fahrer gehen, während 64 Prozen<br />
der Vorkommnisse Ursachen festgestellt<br />
wurden, die der Fahrer keineswegs beeinflussen<br />
konnte. Wichtig ist nun, dass ganze 12,9<br />
Prozent der Kollisionen durch Geschwindigkeitsexzesse<br />
veranlasst wurden, wobei daran<br />
erinnert sei, dass das Maximaltempo für innerort<br />
in England auf 32 km festgelegt ist<br />
und London überhaupt keine Limite vo r -<br />
schreibt. Selbst wenn die Verhältnisse bei<br />
uns nicht halb so günstig liegen, so darf doch<br />
unbedenklich behauptet werden, dass auch in<br />
unseren grösseren Schweizerstädten keine<br />
50 Prozent der Unfälle durch Geschwindigkeitsübertretungen,<br />
sondern vielmehr durch<br />
mancherlei andere Ursachen veranlasst werden.<br />
Dabei darf übrigens nicht übersehen<br />
werden, dass eben schon ein Tempo von 20<br />
km nach der Gesetzesvorschrift eine Ueber-i<br />
tretung des mit 18 km im Konkordat verankerten<br />
Geschwindigkeitsmaximums dar-!<br />
stellt und der Richter eben an die Bestimmung<br />
gebunden ist, wenn gleich die Praxis<br />
einwandfrei ergeben hat, dass dank der grossen<br />
Vervollkommnung der Automobilkonstruktion<br />
heutzutage ein Tempo von 30 km<br />
ebenso wenig verkehrsgefährdend ist, wie<br />
die anno 1914 auf 18 km festgelegte Maximalschnelligkeit.<br />
Eine strikte Beobachtung<br />
der 18 km Grenze würde aber dennoch nicht<br />
den mutmasslichen Errolg zeitigen, weil nicht<br />
das Tempo, sondern vielmehr die sehr rasche<br />
Zunahme der städtischen Verkehrsdichtig-*<br />
keit die Häufung der Unfälle gefordert - hat..<br />
Dieser unabänderlichen Tatsache muss sich<br />
der Fussgänger nun wohl oder übel anpassen,<br />
da eine Beschränkung des motorisierten<br />
Strassenverkehrs undenkbar ist. Je mehr aber<br />
die Fahrbahn von Fahrzeugen beansprucht<br />
wird, umso mehr wird sich der Passant an<br />
bestimmte Regeln halten müssen, die heut©<br />
zwar bereits in Verordnungen festgelegt sind,<br />
denen aber auch nur zum Teil nachgelebt<br />
wird, da keine Sankionen für deren strikte<br />
Befolgung verbürgten. Solange diese Vorschriften<br />
nicht von jedem Einzelnen eingehalten<br />
werden und er aus Unachtsamkeit<br />
oder Absicht das Gefahrenrisiko auf sich<br />
nimmt, dann ist er gegen Verkehrsunfälle<br />
auch dann nicht gefeit, wenn sich der Automobilverkehr<br />
auf ein 18 km Tempo beschränken<br />
würde, weil eben die Geschwindigkeit<br />
nur eine der Unfallsursachen, und dabei eben<br />
nicht die häufigste, darstellt.<br />
Bern—Murten.<br />
No 77<br />
(Schluss folgt.)<br />
Man schreibt uns:<br />
Der grösste Teil dieser Strecke befindet<br />
sich in einem katastrophalen Zustand; lediglich<br />
die Strecke von Frauenkappelen—Mühleberg<br />
ist neuzeitlich in Stand gesetzt. Schon<br />
von der Ausfahrt der Bundesstadt an gewinnt<br />
man eine Kostprobe schlimmster Strassenverfassung;<br />
Loch an Loch, teilweise bis zu<br />
20 cm Tiefe, setzen Fahrer und Fahrzeug zu.<br />
Auf einzelnen Strecken sind durch den starken<br />
Verkehr tiefe Falirrillen in die Strasse<br />
gerissen; wer in dieselben hineingeworfen<br />
wird, hat die grösste Mühe mit heiler Haut<br />
wieder herauszukommen. Kurz, die Strasse<br />
befindet sich in einem Zustand, der zu dem<br />
schlimmsten gehört, was die schweizer Landschaft<br />
an derartigem Reizen dem Automo-f<br />
bilisten bietet.<br />
Dabei handelt es sich um die wichtigste<br />
Durchgangsstrasse des ganzen Landes, nämlich<br />
um die Nord-Süd-Hauptader. Von Schaffhausen<br />
bis Zürich ist die Strasse in glänzender<br />
Verfassung. Nachdem das Teilstück<br />
Winterthur—Kempttal seiner Vollendung entgegengeht,<br />
ist die Strasse mustergültig. Von<br />
Zürich über Baden, Lenzburg, Kölliken,<br />
Kreuzstrasse, Herzogenbuchsee, Kirchberg,<br />
Bern ist sie ebenfalls mit geringen Ausnahmen<br />
tadellos beschaffen; von Murten über<br />
Payerne, Moudon, Lausanne, Nyon, Genf ist<br />
sie gleichermassen vorzüglich. Die ganze<br />
Nord-Süd-Strasse von weit über 300 km Ausmass<br />
wäre in ausgezeichnetem Zustand, wenn<br />
die ca. 20 km zwischen Bern und Murten<br />
ordentlich fahrbar wräen.<br />
Es ist einfach unverständlich, dass mit der<br />
gründlichen Instandstellung dieses Strassen-«<br />
teiles solange zugewartet wurde; vor Jahren<br />
haben die bernischen Automobilisten eine 10<br />
prozentige Extra-Steuer auf sich genommen,<br />
um die beschleunigte Korrektur der wichtigsten<br />
Strassen zu ermöglichen, statt dessen<br />
geht es neuerdings mit den bernischen Strassen-Reparaturen<br />
merkwürdig langsam. Aehnlich<br />
wie die Verwahrlosung auf der Bern—<br />
Murtenstrecke ist es nämlich auch am Thunersee;<br />
die linksufrige Durchgangsstrasse ist<br />
nur teilweise' durchgeführt, ein halbes<br />
Dutzend Kilometer vor Interlaken hört plötzlich<br />
die Herrlichkeit auf; auf dem rechten<br />
Ufer ist die Ausfahrt von Thun nach Hilterfingen,<br />
Oberhofen ebenfalls in einem bedenklichen<br />
Zustand, sie schreit dringend nach Abhilfe;<br />
auch die Strasse am Brienzersee ist in<br />
sehr schlechtem Zustand.<br />
Vor einigen Jahren ging der Kanton Bern<br />
mit seinen Strassen-Verbesserungen mustergültig<br />
voran, im ganzen Land herum rühmte<br />
man die bernischen Strassen. Tausende von<br />
Automobilisten besuchten unsere Gegenden<br />
vor allem den schönen Strassen zuliebe. In<br />
den letzten zwei Jahren hat sich das Blatt<br />
leider gewendet, während andere Kantone<br />
ihre Strassen in grossem Umfang verbessern,<br />
sind wir Berner in den in diesem Fall<br />
ganz ungeeigneten alten Tramp von anno dazumal<br />
zurückverfallen, trotz 10 prozentigen<br />
zumal zurückverfallen, trotz 10 prozentiger<br />
Steuererhöhung und trotzdem der Kanton<br />
Bern wie wenig andere ein grosses volkswirtschaftliches<br />
Interesse am touristischen Automobilverkehr<br />
hat. G. H.<br />
Schaue weit über den Kühler hinweg, dann<br />
löst sich Jedes Verkehrshindernis, bevor du<br />
in der Klemme bist.