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E_1928_Zeitung_Nr.077

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Mehr Sicherheit auf der Strasse!*)<br />

Unter diesem Titel meldet sich ein Nicht-<br />

Automobilist in einer Zürcher Tageszeitung<br />

zum Wort, wobei er Betrachtungen über die<br />

Zunahme der Verkehrsunfälle und deren Ursache<br />

anstellt. Seine Ausführungen gipfeln<br />

in der Forderung, es seien die bestehenden<br />

Konkordatsvorschriften, die den heutigen Bedürfnissen<br />

noch völlig genügen, strikte nach<br />

ihrem Wortlaut anzuwenden, wodurch «die<br />

Zahl der Verkehrsunfälle in einem Jahr um<br />

mindestens 80 Prozent zurückgingen ». Obwohl<br />

dem Betreffenden bereits im nämlichen<br />

Blatt von einem Automobilisten geantwortet<br />

wurde, so möchten wir doch auf seine Ausführungen<br />

nochmals zurückkommen, da sie<br />

einiger Ergänzungen und Berichtigungen bedürfen.<br />

Der Einsender zitiert eingangs die dem Geschäftsberichte<br />

der Stadt Zürich, sowie dem<br />

Jahresbericht der kantonalen Polizeidirektion<br />

entnommenen Angaben über die letztjährigen<br />

Verkehrsunfälle und stellt fest, dass es<br />

die Stadt «glücklich soweit gebracht habe,<br />

dass im Durchschnitt sechs Verkehrsunfälle<br />

auf den Tag kommen». Nach den Zürcher<br />

statistischen Mitteilungen ereigneten sich im<br />

Jahr 1927 insgesamt 851 Unfälle mit Personenverletzungen,<br />

was einem Tagesdurchschnitt<br />

von 2,3 Unfallereignissen entspricht.<br />

Von den Kollisionen, die nur Sachschaden<br />

verursachen, können wir, so bedauerlich auch<br />

diese an und für sich sind, in diesem Zusammenhang<br />

wohl absehen, da Drittpersonen ja<br />

dadurch nicht in Mitleidenschaft gezogen<br />

werden.<br />

Wenn die auf dem Gebiete des Kantons und<br />

der Stadt Zürich registrierenden Verkehrsunfälle<br />

nun gewiss in einer nicht zu übersehenden<br />

Weise angestiegen ist, so darf aber<br />

auf keinen Fall ausser Acht gelassen werden,<br />

dass gleichzeitig auch die Zahl der neu in den<br />

Verkehr gekommenen Fahrzeuge und diejenige<br />

der zum Fahren berechtigten Personen<br />

bedeutend zugenommen hat. Es ist nun<br />

leider eine für alle Länder feststehende Tatsache,<br />

dass die Unfälle mit der wachsenden<br />

Verkehrsdichtigkeit zunehmen. Um aber die<br />

Frage, ob das Motorfahrzeug resp. dessen<br />

Führer im Laufe der Zeit wirklich verkehrsgefährdender<br />

geworden ist, zu entscheiden,<br />

müssen nicht absolute Ziffern, sondern Verhätftniszahlen<br />

herbeigezogen werden. Es<br />

scheint uns, als ob die vom engl. Verkehrsministerium<br />

angewandte Methode, festzustellen,<br />

wieviel Fahrzeugführer auf 1000 Unfälle<br />

entfallen, die geeignetste ist. Vergleichen wir<br />

die für den Kanton gelieferten Zahlen auf dieser<br />

Basis, so ergibt sich folgendes Bild:<br />

1926 1927<br />

Zahl der Unfälle auf 1000 Motorfahrzeugführer:<br />

44 46<br />

Leider reichen die statistischen Erhebungen<br />

nicht weiter, als auf das Jahr 1926 zurück, so<br />

dass weitere Daten nicht zur Verfügung stehen-<br />

Schon die beiden obigen Ergebnisse<br />

vermögen jedoch darzutxm, dass die Zunahme<br />

an Unfällen tatsächlich nicht eine derartig<br />

alarmierende ist, wie eine oberflächliche Betrachtung<br />

der absoluten Zahlen vermuten<br />

lässt. Auf die städtischen Verhältnisse kann<br />

nicht eingegangen werden, da bis heute eine<br />

einwandfreie Statistik der vorhandenen Motorfahrzeuge<br />

fehlt. Wenn übrigens der Einsender<br />

glaubt, dass die Unfallziffern der<br />

Grossstädte im Verhältnis sich bedeutend<br />

günstiger stellen, so sei nur London, dessen<br />

Verkehrsregelung und Verkehrsdisziplin sicherlich<br />

der unsrigen überlegen ist, als Beispiel<br />

angeführt. Im Bereich der Weltstadt,<br />

der sogenannten Metropolitan Police Area,<br />

ereigneten sich im Jahr 1926 im Durchschnitt<br />

täglich 126 Unfälle mit Personenverletzung<br />

oder 283 Unfälle überhaupt, d. h. mit Schaden<br />

für Personen oder Material. Die Ergebnisse<br />

pro 1927, welche noch nicht bekannt sind,<br />

*) Siehe Leitartikel A. R. No. 76.<br />

Sie, Bruderherz», sagte Mike, und schüttelte<br />

ihn von rechts nach links, «warum, nachdem<br />

Sie sich die Mühe gegeben haben, Ihre Hausfrau<br />

von ihrem Eigentum zu befreien, Sie ihr<br />

dasselbe wieder zurückgegeben haben?»<br />

«Aber ich hab's doch nicht zurückgeben»,<br />

sagte Mr. Cherry zornig und ohne zu überlegen.<br />

«Lassen Sie meinen Arm los!» Er wand<br />

sich vergeblich.<br />

«Denken Sie nach, Bruderherz! Wir wissen,<br />

dass Sie es genommen haben. Was wir<br />

wissen wollen, ist, warum Sie es zurückgaben.»<br />

«Ich begann Mr. Cherry wütend.<br />

Er wurde durch einen plötzlichen Lärm im<br />

Hause und das unerwartete Erscheinen Mrs.<br />

Bytheways im Haupteingang unterbrochen.<br />

Sie kam mit höchster Geschwindigkeit näher<br />

und war offenbar eine Beute verheerender<br />

Erregung; ihr Gesicht war blau, ihre Augen<br />

traten noch mehr hervor als sonst, und während<br />

sie sich nun lawinenartig herumwälzte,<br />

fuchtelte sie mit den Händen in der Luft und<br />

stiess unheimliche halberstickte Laute aus.<br />

Es war wirklich ein schreckenerregender<br />

Anblick.<br />

(Fortsetzung folgt.)<br />

Sie haben von der selbständigen Automobilstrasse<br />

gehört, dieser neuen Verkehrsmöglichkeit,<br />

welche heute gemäss allgemeiner<br />

Entwicklungstendenzen des Automobilverkehrs,<br />

auch in unserem Lande als begrüssenswert,<br />

in wenigen Jahren vielleicht<br />

als dringend notwendig erscheint. Wenn wir<br />

uns zum Ziele gesetzt haben, einen gangbaren<br />

Weg zu deren praktischen Verwirklichung<br />

zu suchen, so bedürfen wir zu diesem<br />

Zweck vor allem Ihrer Mitwirkung,<br />

indem Sie uns an Hand der in dieser Nummer<br />

aufgeführten Fragen Ihre Meinung über<br />

die selbständige Automobilstrasse mitteilen.<br />

Es kostet Sie einen kurzen Brief, unserer<br />

Sache, welche auch die Ihre ist, erweisen<br />

Sie damit aber grosse und wertvolle Dienste,<br />

welche wir kaum missen können.<br />

In unserer Zeit ist es nicht möglich, eine<br />

solche Strasse auf Kosten der Oeffentlichkeit<br />

zu erstellen, der Benutzer selbst wird<br />

deshalb durch die Entrichtung der Benützungstaxe<br />

dafür aufkommen müssen. Die<br />

Bindung des Automobilfahrers an eine solche<br />

Strasse ist denn auch viel enger als dies bei<br />

unsern heutigen Strassen der Fall ist; es wird<br />

in jeder Beziehung eine eigentliche Strasse<br />

der Automobilfahrer sein! Ihnen vor allem<br />

gebührt denn auch ein erstes Wort!<br />

Die Autompbilstrasse ist wohl vornehmlich<br />

Ihre Sache, aber doch nicht ausschliesslich<br />

Sie, besonders diejenigen, die schon Erfahrungen<br />

mit selbständigen Automobilstrassen<br />

gemacht haben, erweisen bei der<br />

Beantwortung unserer Umfrage auch der<br />

Umfrage auch der Oeffentlichkeit einen<br />

Dienst; denn es handelt sich darum, dem<br />

Verkehr in möglichst vollkommener und zugleich<br />

wirtschaftlicher Weise zu dienen. Wir<br />

sind überzeugt, dass durch sie ein neuer<br />

Schritt nach vorwärts getan wird, dass<br />

Wirtschaft und Kultur eine Belebung davon<br />

erhoffen dürfen. Halten wir den Drang eines<br />

modernen Verkehrsmittels nach Vervollkommnung<br />

nicht auf und lassen wir die Vorteile<br />

gerade unserem Lande zugute kommen!<br />

Automobilfahrer der Schweiz, setzt Eure<br />

private Initiative neben die unsrige und helft<br />

mit, durch die gewissenhafte Beantwortung<br />

unserer Umfrage an einem Werk bauen, das<br />

einst gleich gute Früchte abwerfen - kann,'<br />

wie alle früheren Neuerungen des Verkehrs,<br />

es immer getan haben'.<br />

Initiativkomitee für eine<br />

Automobilstrasse Bern—Thun.<br />

werden kaum merklich unter diesem Durchschnitt<br />

stehen, so dass also die mit 200 angegebene<br />

Zahl für London bei weitem nicht ausreicht.<br />

Wenn wir nun dafür zum Teil den Mangel<br />

an Disziplin bei den Fussgängern verantwortlich<br />

machen, so stehen wir mit dieser Auffassung<br />

nicht etwa vereinzelt da. Schon verschiedentlich<br />

sah sich die städtische Polizeibehörde<br />

veranlasst, die Aufmerksamkeit des<br />

Publikums auf diesen Umstand zu lenken und<br />

lesen wir beispielsweise in einer der betreffenden<br />

Veröffentlichung folgendes: «Das unvorsichtige<br />

und sträfliche Verhalten des<br />

Publikums, Strassen und Plätze zu überschreiten,<br />

ohne dem Fafarzeugverkehr die nötige<br />

Aufmerksamkeit zu schenken, hat verschiedentlich<br />

zu Unglücksfällen geführt. » Dabei<br />

verschliessen wir uns aber keineswegs<br />

der unerfreulichen Tatsache, dass auf Seiten<br />

der Motorfahrzeugführer ebenfalls in manchen<br />

Fällen gesündigt wird, wobei gerade<br />

mehr jugendliche Elemente oder stadtungewohnte<br />

Fahrer es oftmals an der notwendigen<br />

Sorgfalt fehlen lassen. Es wird nach wie vor<br />

zu unseren Aufgaben gehören, diese Elemente,<br />

soweit sie durch das Mittel der Presse<br />

erreichbar sind, auf das Verwerfliche ihrer<br />

Fahrweise aufmerksam zu machen. Es darf<br />

auf alle Fälle nicht einseitig auf die Strafprozesse<br />

hingewiesen werden, um damit die<br />

Behauptung, es fehle den Fahrern in vermehrtem<br />

Masse an der notwendigen Disziplin, zu<br />

illustrieren. Die Verfahren, welche mangels<br />

einer Schuld des Fahrers eingestellt werden,<br />

kommen eben der Oeffentlichkeit gar nicht<br />

zur Kenntnis und da Verfehlungen der Fussgämger<br />

gerichtlich nicht geahndet werden,<br />

fehlen auch darüber irgendwelche Anhaltspunkte.<br />

Wir halten es in dieser Beziehung<br />

vielmehr mit einem Ausspruch des verstorbenen<br />

Polizeivorstandes Hoehn, der gelegentlich<br />

eines Referates feststellte, « dass es mit<br />

blossen gegenseitigen Vorwürfen nicht getan<br />

ist, da es auf beiden Seiten rücksichtsvolle<br />

und einsichtige Leute, aber auch sehr unbequeme<br />

Querulanten und Unbelehrbare .gibt.<br />

Es muss deshalb beidseitig der Sinn für Ordnung<br />

und Disziplin im Verkehr systematisch<br />

gefördert und entwickelt werden.»<br />

Entschieden falsch orientiert ist aber der<br />

Einsender, wenn er glaubt, dass die Konkordatsvorschriften<br />

mehr als genug für die Sicherheit<br />

der Fussgänger sorge, und bei deren<br />

ÄUTOMOBTl -REVUE <strong>1928</strong><br />

Hulomobllstrcisse Bern-Ihun<br />

Aufruf an alle Automobilfahrer unseres Landes!<br />

Beantworten Sie bitte folgende Fragen:<br />

1. Sind Sie befriedigt von Ihrer Fahrt auf<br />

den oberitalienischen Automobilstrassen?<br />

Betrachten Sie sie als ein einmalig zu<br />

befahrendes Kuriosum oder würden Sie<br />

sie ständig benützen?<br />

2. Sind Sie überzeugt, dass die Ihnen durch<br />

die Automobilstrasse verursachten Vorteile-<br />

und Annehmlichkeiten die entrichtete<br />

Taxe aufwiegen?<br />

3. Welche Vorteile und Annehmlichkeiten<br />

der Automobilstrasse schätzen Sie ganz<br />

besonders?<br />

4. Was stellen Sie nach Ihren Erfahrungen<br />

auf den oberitalienischen Automobilstrassen<br />

für strassenbau- und verkehrstechnische<br />

Anforderungen an eine<br />

schweizerische Automobilstrasse?<br />

5. Erhoffen Sie als Besitzer eines Personenwagens<br />

oder Motorrades von einer<br />

Automobilstrasse Bern—Thun in erster<br />

Linie geschäftliche oder persönliche Vorteile?<br />

6. Welche Benützungstaxe würden Sie für<br />

die Strecke Bern—Thun ungefähr als<br />

angemessen erachten, wenn Ihnen alle<br />

Vorteile und Annehmlichkeiten geboten<br />

würden, die man von einer Automobilstrasse<br />

erwarten darf: Vollkommene,<br />

breite, geradlinige, kreuzungslose und<br />

steigungslose Fahrbahn; einheitlicher<br />

Verkehrsrhytmus und Möglichkeit der<br />

Erzjelung höchster Geschwindigkeiten;<br />

Umfahrung der Siedlungen, wesentliche<br />

Gefahrenverminderung, landschaftliche<br />

Schönheit, direkte ökonomische Vorteile<br />

durch Zeitgewinn, Schonung des Wagens,<br />

Ersparnis an Betriebsstoff und<br />

Bereifung usw.?<br />

a. für Ihren Lastwagen?<br />

b. für Ihren Personenwagen?<br />

c. für Ihr Motorrad?<br />

Die Antworten sind an die Geschäftsstelle<br />

des Initiativkomitees für eine Automobilstrasse<br />

Bern—Thun in Bern, Spitalgasse 34,<br />

zu richten.<br />

*<br />

Die Redaktion der Automobil-Revue hat<br />

dem Gesuch, obigen Aufruf in ihren Blatte zu<br />

veröffentlichen, gerne Folge gegeben. Die<br />

Anstrengungen des Komitees stossen auf allgemeines<br />

Interesse und verdienen unterstützt<br />

zu werden. Die Beantwortung der Fragen<br />

dürfte dem Komitee die gewünschte Orientierung<br />

geben.<br />

strikten Innehaltunig, speziell bei genauer<br />

Beobachtung des 18-km-Tempos im Stadtinnern,<br />

die Zahl der Unfälle um wenigstens<br />

80% zurückgehen würde. Es muss vorab<br />

festgestellt werden, dass für Unfälle im<br />

Stadtbereich die Geschwindigkeitsübertretungen<br />

gar nicht die Hauptursache darstellen.<br />

Unrichtiges Verhalten bei Strassenkreuzungen,<br />

falsches Fahren in Kurven, Unübersichtlichkeit<br />

der Strecke durch Gebäude. Bäume<br />

oder Strassenbahnen, Schlüpfrigkeit . der<br />

Strasse, ungenügende Beleuchtung der'Unfallstelle<br />

etc. sind Gründe, die vielfach zu Unfällen<br />

führen, wovon die erstgenannten allerdings<br />

auf das Konto der Fahrer zu buchen<br />

sind. Von den Verfehlungen durch Fussgänger,<br />

Radfahrer und Fuhrleuten wollen wir<br />

dabei ganz absehen. Leider besteht zur Erhärtung<br />

dieser Tatsache in der Schweiz nirgendswo<br />

das notwendige statistische Material.<br />

Wenngleich wir uns hüten wollen, für alles<br />

und jedes das Beispiel des Auslandes zu zitieren,<br />

weil die dortigen Verhältnisse nicht<br />

ohne weiteres zu den unsrigen in Parallele<br />

gesetzt werden können, so sei doch in Ermangelung<br />

einheimischer Angaben an die sehr<br />

bemerkenswerte Statistik der englischen Safety<br />

First Association verwiesen, auf die unser<br />

Londoner Korrespondent in Nummer 55<br />

der Automobil-Revue näher eingetreten ist.<br />

Es herrscht nämlich auch im aufgeklärten<br />

England heute noch unter dem Publikum die<br />

Ansicht vor, die Mehrzahl der Verkehrsunfälle<br />

sei auf übersetzte Geschwindigkeit der<br />

Fahrer zurückzuführen Die Vergleiche von<br />

über 600 durchgeführten Gerichtsfällen wegen<br />

Verkehrsunglücken mit tödlichem Ausgang<br />

haben ergeben, dass 36 Prozent aller Fälle zu<br />

Lasten der Fahrer gehen, während 64 Prozen<br />

der Vorkommnisse Ursachen festgestellt<br />

wurden, die der Fahrer keineswegs beeinflussen<br />

konnte. Wichtig ist nun, dass ganze 12,9<br />

Prozent der Kollisionen durch Geschwindigkeitsexzesse<br />

veranlasst wurden, wobei daran<br />

erinnert sei, dass das Maximaltempo für innerort<br />

in England auf 32 km festgelegt ist<br />

und London überhaupt keine Limite vo r -<br />

schreibt. Selbst wenn die Verhältnisse bei<br />

uns nicht halb so günstig liegen, so darf doch<br />

unbedenklich behauptet werden, dass auch in<br />

unseren grösseren Schweizerstädten keine<br />

50 Prozent der Unfälle durch Geschwindigkeitsübertretungen,<br />

sondern vielmehr durch<br />

mancherlei andere Ursachen veranlasst werden.<br />

Dabei darf übrigens nicht übersehen<br />

werden, dass eben schon ein Tempo von 20<br />

km nach der Gesetzesvorschrift eine Ueber-i<br />

tretung des mit 18 km im Konkordat verankerten<br />

Geschwindigkeitsmaximums dar-!<br />

stellt und der Richter eben an die Bestimmung<br />

gebunden ist, wenn gleich die Praxis<br />

einwandfrei ergeben hat, dass dank der grossen<br />

Vervollkommnung der Automobilkonstruktion<br />

heutzutage ein Tempo von 30 km<br />

ebenso wenig verkehrsgefährdend ist, wie<br />

die anno 1914 auf 18 km festgelegte Maximalschnelligkeit.<br />

Eine strikte Beobachtung<br />

der 18 km Grenze würde aber dennoch nicht<br />

den mutmasslichen Errolg zeitigen, weil nicht<br />

das Tempo, sondern vielmehr die sehr rasche<br />

Zunahme der städtischen Verkehrsdichtig-*<br />

keit die Häufung der Unfälle gefordert - hat..<br />

Dieser unabänderlichen Tatsache muss sich<br />

der Fussgänger nun wohl oder übel anpassen,<br />

da eine Beschränkung des motorisierten<br />

Strassenverkehrs undenkbar ist. Je mehr aber<br />

die Fahrbahn von Fahrzeugen beansprucht<br />

wird, umso mehr wird sich der Passant an<br />

bestimmte Regeln halten müssen, die heut©<br />

zwar bereits in Verordnungen festgelegt sind,<br />

denen aber auch nur zum Teil nachgelebt<br />

wird, da keine Sankionen für deren strikte<br />

Befolgung verbürgten. Solange diese Vorschriften<br />

nicht von jedem Einzelnen eingehalten<br />

werden und er aus Unachtsamkeit<br />

oder Absicht das Gefahrenrisiko auf sich<br />

nimmt, dann ist er gegen Verkehrsunfälle<br />

auch dann nicht gefeit, wenn sich der Automobilverkehr<br />

auf ein 18 km Tempo beschränken<br />

würde, weil eben die Geschwindigkeit<br />

nur eine der Unfallsursachen, und dabei eben<br />

nicht die häufigste, darstellt.<br />

Bern—Murten.<br />

No 77<br />

(Schluss folgt.)<br />

Man schreibt uns:<br />

Der grösste Teil dieser Strecke befindet<br />

sich in einem katastrophalen Zustand; lediglich<br />

die Strecke von Frauenkappelen—Mühleberg<br />

ist neuzeitlich in Stand gesetzt. Schon<br />

von der Ausfahrt der Bundesstadt an gewinnt<br />

man eine Kostprobe schlimmster Strassenverfassung;<br />

Loch an Loch, teilweise bis zu<br />

20 cm Tiefe, setzen Fahrer und Fahrzeug zu.<br />

Auf einzelnen Strecken sind durch den starken<br />

Verkehr tiefe Falirrillen in die Strasse<br />

gerissen; wer in dieselben hineingeworfen<br />

wird, hat die grösste Mühe mit heiler Haut<br />

wieder herauszukommen. Kurz, die Strasse<br />

befindet sich in einem Zustand, der zu dem<br />

schlimmsten gehört, was die schweizer Landschaft<br />

an derartigem Reizen dem Automo-f<br />

bilisten bietet.<br />

Dabei handelt es sich um die wichtigste<br />

Durchgangsstrasse des ganzen Landes, nämlich<br />

um die Nord-Süd-Hauptader. Von Schaffhausen<br />

bis Zürich ist die Strasse in glänzender<br />

Verfassung. Nachdem das Teilstück<br />

Winterthur—Kempttal seiner Vollendung entgegengeht,<br />

ist die Strasse mustergültig. Von<br />

Zürich über Baden, Lenzburg, Kölliken,<br />

Kreuzstrasse, Herzogenbuchsee, Kirchberg,<br />

Bern ist sie ebenfalls mit geringen Ausnahmen<br />

tadellos beschaffen; von Murten über<br />

Payerne, Moudon, Lausanne, Nyon, Genf ist<br />

sie gleichermassen vorzüglich. Die ganze<br />

Nord-Süd-Strasse von weit über 300 km Ausmass<br />

wäre in ausgezeichnetem Zustand, wenn<br />

die ca. 20 km zwischen Bern und Murten<br />

ordentlich fahrbar wräen.<br />

Es ist einfach unverständlich, dass mit der<br />

gründlichen Instandstellung dieses Strassen-«<br />

teiles solange zugewartet wurde; vor Jahren<br />

haben die bernischen Automobilisten eine 10<br />

prozentige Extra-Steuer auf sich genommen,<br />

um die beschleunigte Korrektur der wichtigsten<br />

Strassen zu ermöglichen, statt dessen<br />

geht es neuerdings mit den bernischen Strassen-Reparaturen<br />

merkwürdig langsam. Aehnlich<br />

wie die Verwahrlosung auf der Bern—<br />

Murtenstrecke ist es nämlich auch am Thunersee;<br />

die linksufrige Durchgangsstrasse ist<br />

nur teilweise' durchgeführt, ein halbes<br />

Dutzend Kilometer vor Interlaken hört plötzlich<br />

die Herrlichkeit auf; auf dem rechten<br />

Ufer ist die Ausfahrt von Thun nach Hilterfingen,<br />

Oberhofen ebenfalls in einem bedenklichen<br />

Zustand, sie schreit dringend nach Abhilfe;<br />

auch die Strasse am Brienzersee ist in<br />

sehr schlechtem Zustand.<br />

Vor einigen Jahren ging der Kanton Bern<br />

mit seinen Strassen-Verbesserungen mustergültig<br />

voran, im ganzen Land herum rühmte<br />

man die bernischen Strassen. Tausende von<br />

Automobilisten besuchten unsere Gegenden<br />

vor allem den schönen Strassen zuliebe. In<br />

den letzten zwei Jahren hat sich das Blatt<br />

leider gewendet, während andere Kantone<br />

ihre Strassen in grossem Umfang verbessern,<br />

sind wir Berner in den in diesem Fall<br />

ganz ungeeigneten alten Tramp von anno dazumal<br />

zurückverfallen, trotz 10 prozentigen<br />

zumal zurückverfallen, trotz 10 prozentiger<br />

Steuererhöhung und trotzdem der Kanton<br />

Bern wie wenig andere ein grosses volkswirtschaftliches<br />

Interesse am touristischen Automobilverkehr<br />

hat. G. H.<br />

Schaue weit über den Kühler hinweg, dann<br />

löst sich Jedes Verkehrshindernis, bevor du<br />

in der Klemme bist.

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