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E_1929_Zeitung_Nr.008

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u AUTOMOBIL-REVUE <strong>1929</strong> — N° 8<br />

ANDRE CITROEN, der französische Autokönig.<br />

1902 gab es in Paris einen kleinen Industriellen,<br />

der Zahnräder fabrizierte, ein noch<br />

ganz junger Mann und frisch vom Polytechnikum<br />

gekommen. Er hatte zehn Arbeiter und<br />

einen Zeichner angestellt. Weder Ingenieure,<br />

Buchhalter, Sekretäre noch irgendwelche<br />

andere Angestellte. Er dirigierte die Werkstätte,<br />

überwachte die Maschinen, kaufte das<br />

Rohmaterial, führte die Bücher und war sein<br />

eigener Reisender. Im ersten Jahre verdiente<br />

er fünfzehntausend Francs, nach vier<br />

Jahren hunderttausend.<br />

Er war kaum dreissig Jahre alt, als man<br />

ihn bat, dio Automobilgesellschaft Mors zu<br />

reorganisieren. Nach kurzer Zeit produzierte<br />

die Fabrik 1200 Wagen an Stelle von bisher<br />

125.<br />

Dies geschah in der Vorkriegszeit. Damals<br />

schliefen die grossen Zahlen noch. Dann kam<br />

der grosse Krieg. Munition fehlte überall.<br />

Was gibt es einfacheres, als welche herstellen,<br />

sagte sich der Artillerielieutenant Citroen.<br />

Als er seinen ersten Urlaub erhielt,<br />

präsentierte er sich dem Artilleriecgeneral<br />

Bacquet. Er erbot sich, eine Fabrik einzurichten,<br />

die imstande sei, täglich zwanzigtausend<br />

Granaten zu produzieren und später<br />

fünfzigtausend, wenn man wolle. Man fand<br />

das sichtlich übertrieben; besonders wenn<br />

man überdachte, dass aus sämtlichen Werkstätten<br />

Frankreichs zusammen nur fünfzehntausend<br />

hervorgingen. Ausserdem hätte Citroen<br />

erst eine Fabrik bauen müssen und<br />

dies in welcher Zeit?<br />

Als man ihm Fragen stellte, lächelte er.<br />

Er verlangte nichts weiter als eine Bestellung.<br />

Er verpflichtete sich ohne weiteres<br />

für die Lieferung; und so willigte man ein.<br />

Er erwarb sofort am Quai Javel, am Ende<br />

von Paris, grosse Terrains, auf denen man<br />

bisher Kohl und Rüben pflanzte. Von nun an<br />

sollten hier Schrapnelle wachsen. In sechs<br />

Wochen standen die Werkstätten fix und<br />

fertig da. Citroen montierte tausend Werkzeugmaschinen,<br />

die er aus Amerika kommen<br />

Hess. Dann häuften sich Tonnen amerikanischen<br />

Stahls in den ehemaligen Gemüsegärten<br />

an. Nach wenigen Monaten war die erste<br />

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Granatenernte bereit. Erst täglich zehntausend,<br />

dann fünfzehn-, zwanzigtausend.<br />

Von allen Seiten und alliierten Ländern<br />

kam man, um diese erstaunliche Pflanzung<br />

zu besichtigen, die wie unter dem Zauberstab<br />

eines* Magiers aus dem Boden geschossen<br />

war und immer mehr Hektare in Anspruch<br />

nahm. Dreizehntausend Arbeiter.<br />

Die von Citroen angekündigte Zahl war bald<br />

überschritten. 55,000 Granaten verliessen täglich<br />

diese Modellfabrik, die bald überall kopiert<br />

wurde.<br />

Was wird nach dem Kriege aus den Ateliers?<br />

Automobile? Man glaubte erst an einen<br />

schlechten Scherz. Das Auto ist ein Luxus,<br />

die Granate leider nicht. In dem verarmten<br />

Frankreich wird man keine Käufer<br />

finden. Was wird aus den Arbeitern? In<br />

Amerika? Schön; aber wir sind nicht in<br />

Amerika.<br />

So sprachen die erfahrenen Leute und fügten<br />

hinzu, dass Citroen zu intelligent sei, um<br />

nicht ebenso zu denken. Indessen hörte Citroen<br />

im März 1919 auf, Granaten zu fabrizieren<br />

und begann tatsächlich mit dem Automobübau.<br />

Anfangs produzierte er dreissig<br />

Wagen pro Tag. Heute ist er imstande, tausend<br />

in vierundzwanzig Stunden zu liefern.<br />

Er ist klein und hat ein rundliches Gesicht.<br />

Die grosse Hakennase der Eroberer fehlt<br />

ihm. Und das eckige Kinn, das man Willensmenschen<br />

nachsagt, wird man vergeblich bei<br />

ihm suchen. Er sieht gar nicht so aus, als<br />

ob er Citroen wäre. Er ist sozusagen Citroen<br />

inkognito. Bei näherer Betrachtung fällt sein<br />

Blick auf. Man weiss nicht, sind seine Augen<br />

blau pder braun? Aber sein Blick hat<br />

eine fatale Durchdringungskraft und strahlt<br />

eine ausserordentliche Kälte aus. Es ist der<br />

Blick eines Mannes, der alles sieht.<br />

Tatsächlich entgeht Citroen in seinen riesigen<br />

Fabriken täglich nicht die geringste<br />

Kleinigkeit. Er kennt das letzte Detail. Jeden<br />

Nachmittag durchläuft er die ganzen<br />

Räume. Von der Zeit her, als er zehn Arbeiter<br />

und einen einzigen Zeichner überwachte,<br />

behielt er die Gewohnheit der persönlichen<br />

Kontrolle. Die Aerzte empfehlen<br />

den Fussmarsch als bestes Mittel für die Erhaltung<br />

der Jugendlichkeit. Wenn sie sich<br />

nicht täuschen, wird Citroen sehr alt werden,<br />

denn er legt in seinen Fabriken täglich<br />

fünfzehn Kilometer zu Fuss zurück. So unterhält<br />

dieser Vorkämpfer des mechanischen<br />

Motors seinen eigenen menschlichen Motor.<br />

Um 9 Uhr morgens trifft er am Quai Javel<br />

ein, wo die Bureaus sind. Post, grauenhafte<br />

Post. Die Sekretäre haben sie geöffnet und<br />

präsentieren Brief um Brief. Er überläuft mit<br />

einem Blick das Resümee jedes Briefes und<br />

schreibt seine Anmerkung hinein, was zu geschehen<br />

hat. Keine Scheuerfrau wird ohne<br />

sein Wissen eingestellt und ohne seine Randbemerkung:<br />

Einverstanden. A. C<br />

Dann kommen die Besucher. Nachher begibt<br />

er sich in seine Schmieden nach Clichy<br />

oder in seine Ateliers von Saint Quen. Um<br />

2 Uhr ist er zum Frühstück zurück. Dann<br />

beginnt das Programm vom Vormittag wieder.<br />

Ausserdem sieht er nach den Fabriken<br />

von Grenelle und Gutenberg. Dann erst<br />

kommt der Privatmann Andre Citroen zu<br />

seinem Recht.<br />

Soll man ihn beneiden? Wir alle, die ihn<br />

kennen, glauben ihn glücklich, weil er ein<br />

Schöpfer ist, und sein Glück bedeutet Schaffen<br />

und Erzeugen. Wahrscheinlich möchte<br />

«Das nenne ich gut bezahlt! Aber geraubtes<br />

Geld!» rief Dr. Gallus, setzte sich an seinen<br />

Schreibtisch und überlegte. Aus seinem friedlichen<br />

Doktordasein war er plötzlich in ein<br />

Abenteuer verstrickt worden, war er in Gemeinschaft<br />

gekommen mit den gemeinsten<br />

und gerissensten Verbrechern des' letzten<br />

Jahrzehntes und man hatte ihm Schweigepflicht<br />

auferlegt.<br />

Dass er sich daran, trotz der grausigen Drohungen,<br />

nicht kehren würde, war ihm ohne<br />

weiteres klar. Er überdachte alles noch einmal<br />

und merkwürdig, das schöne Mädchen<br />

mit den dunklen, so rätselhaft leuchtenden<br />

Augen stand lockend und auch mahnend vor<br />

seinem Sinn und ihm war, als wäre eine gewisse,<br />

geheime Macht von diesen Augen auf<br />

ihn übergegangen.<br />

«Ich möchte sie noch einmal sehen!»<br />

dachte er unwillkürlich, .aber dann riss er sich<br />

zusammen, ergriff den Fernsprecher und läutete<br />

das Polizeipräsidium an. Aber so sehr<br />

und so oft er auch rief, es meldete sich niemand.<br />

Da wurde ihm offenbar, dass die Verbrecher<br />

in weiser Vorausrechnung ihm die<br />

Telephonleitung zerstört hatten.<br />

Am andern Morgen, als Dr. Gallus gegen<br />

acht Uhr in sein Ordinationszimmer trat, das<br />

nach wie vor der Patienten harrte, erschrak<br />

er nicht wenig. Eine Fensterscheibe war zertrümmert,<br />

und unter den verstreuten Glassplittern<br />

auf dem Fussboden lag ein faustgrosser<br />

Knäuel, der sich als ein Stück weisses<br />

Papier, das um einen Stein gewickelt war,<br />

erwies. Und auf dem Zettel stand in lakonischer<br />

Kürze: .«Wir warnen Sie nochmals!»<br />

keiner von seinen Arbeitern mit ihm tauschen,<br />

wenn man ihn genau informieren<br />

würde. Er aber, die Freude kostend, das<br />

erreicht zu haben, was er sich wünschte,<br />

den Stolz, die mittleren Lebensbedingungen<br />

gewechselt zu haben und ein wichtiges Rad<br />

in der sozialen Maschine zu sein, raucht<br />

nicht, trinkt nicht und isst wenig, läuft wie<br />

ein Landbriefträger. Wenn er sich glücklich<br />

fühlt, so ist er es durch den Intellekt, durch<br />

den Kopf.<br />

„LLOYDIÄDE".<br />

Es ist kaum glaublich, was aus einem kleinen<br />

unscheinbaren Kaffeehausbesitzer alles<br />

werden kann! Da hauste um 1690 herum in<br />

London, und zwar ausgerechnet in der Towerstreet,<br />

ein Herr Edward Lloyd. Herr<br />

Edward Lloyd betrieb dort eine kleine Gastwirtschaft,<br />

in der sich alles, was irgendwie<br />

mit Salzwasser zusammenhing und soweit es<br />

auf zwei Beinen zu gehen vermochte, zusammen<br />

traf. Aber nicht nur Matrosen und<br />

Steuermänner, auch Kaufleute fanden sich in<br />

dem Lokal des Herrn Lloyd ein, und sie alle<br />

tauschten ihre Erfahrungen aus, über den<br />

Lauf der Geschäfte und den Wandel der Zeiten.<br />

Herr Edward Lloyd war bestrebt, seine<br />

Kundschaft sorgsam zu befriedigen, dabei<br />

vergass er aber nicht, von den Erfahrungen<br />

anderer Nutzen zu ziehen, und zwar in einer<br />

Art und Weise, die niemanden schaden, sondern<br />

im Gegenteil nur ihm und andern zum<br />

Wohl gereichen konnte. Eines muss festgestellt<br />

werden, er hatte vermutlich ein fabelhaftes<br />

Gedächtnis. Wenn am hinteren Tisch<br />

die Matrosen der «Queen Anne» über Grosse,<br />

Alter und Bauart ihres Schiffes verhandelten,<br />

so hackten sich die wichtigsten Eigenschaften<br />

der «Queen Anne» im Gedächtnis des Herrn<br />

Edward Lloyd ein. Da hätte man noch lange<br />

nachher kommen können, um über Beschaffenheit<br />

dieses Schiffes sichere und zuverlässige<br />

Auskunft zu erhalten. Oder wenn etwa<br />

am Tische rechts einige Kaufleute über die<br />

Verschiffungsmöglichkeit ihrer Güter verhandelten,<br />

so durften sie sicher sein, in Herrn<br />

Edward Lloyd einen sachkundigen Ratgeber<br />

zu finden. Kurzum, Lloyd entwickelte sich zu<br />

einer Art Brockhaus oder Meyer für Seeleute.<br />

Wollte man etwa wissen, wann dieses oder<br />

jenes Schiff eintreffe, was für Mängel das<br />

dritte aufweise, immer waren bei Lloyd die<br />

ersten Nachrichten erhältlich. Er wusste aber<br />

auch seine Sache praktisch anzufassen und<br />

gab 1696 die Lloyds News heraus, die dann<br />

1726 unter dem Namen Lloyd List erschien<br />

und seit 1834 als Lloyds register of British<br />

and foreign shipping herauskommt. Es ist<br />

das Verzeichnis aller Schiffe mit der Angabe<br />

aller derjenigen Eigenschaften, die für den<br />

Verfrachter von Nutzen sind. Dass unter solchen<br />

Umständen die Kaffebude an der Towerstreet<br />

bald zu klein wurde, ist leicht verständlich,<br />

und Lloyd siedelte 1692 in die<br />

Lombardstreet über.<br />

Nennen sie mir ein Volk, dem das Wetten<br />

mehr im Blute liegt als dem Engländer! Das<br />

Wetten ist ein englischer Nationalsport, so<br />

gut wie das Fussballspiel. Diese englische<br />

Eigenart hat Lloyd erfasst und darin liegt<br />

eine weitere Begründung seines Aufstiegs,<br />

denn bei Lloyd wurden Wetten angenommen,<br />

die der Unverfrorenheit und Waghalsigkeit<br />

des englischen Charakters in diesem Punkt<br />

entsprachen. Da wurde auf die unglaublichsten<br />

Dinge eingetreten, ob das Wetter in<br />

einem bestimmten Zeitpunkt günstig sei, ob<br />

man auf eine in Aussicht stehende Erbschaft<br />

In diesem Augenblick warf der <strong>Zeitung</strong>sträger<br />

die Morgenzeitung durch den Briefkastenspalt<br />

der Tür. Hastig ergriff Dr. Gallus<br />

das Blatt und las in mächtigen Lettern auf<br />

der ersten Seite:<br />

'•<br />

10,000 Mark Belohnung.<br />

Mord und Raub in der Aegidistrasse.<br />

Professor Frobenius ermordet, der Wachhund<br />

erschossen, die Villa ausgeraubt. Auf<br />

dem Körper des entseelten Professors lag<br />

eine schwarze Chrysantheme. Von den Tätern<br />

fehlt wieder jede Spur. Stadt und<br />

Staatsanwaltschaft setzen 10,000 Mark<br />

Belohnung für Ergreifung der Täter aus.<br />

Dr. Gallus stürzte hinaus, zog sein Motorrad<br />

aus dem Schuppen, kurbelte an und fuhr<br />

davon, Richtung Villenviertel und Aegidistrasse.<br />

Er hoffte, dort Kriminalbeamte zu<br />

finden, denen er seine nächtlichen Erlebnisse,<br />

die ohne Frage mit dem Verbrechen zusammenhingen,<br />

berichten wollte.<br />

Aber schon nach wenigen Metern Fahrt<br />

fühlte er, dass man ihn verfolge. Ein Rennauto<br />

war ihm, wohin er auch lenkte, auf den<br />

Fersen, und in der unendlich langen, menschenleeren<br />

Wettinstrasse überholte ihn der<br />

Wagen, ein Mann in langem, offenbar falschem<br />

Barte sprang heraus, breitete weit die<br />

Arme aus und zwang so den Doktor, zu stoppen.<br />

Dann rief er ihm zu: « Sie sind im Begriff,<br />

Ihr Leben zu riskieren, Herr Doktor!<br />

Sie wollen nach der Aegidistrasse! Wir warnen<br />

Sie ein letztes Mal! Sie werden überwacht!<br />

Der geringste Versuch, uns zu verraten,<br />

kostet Sie Ihr Leben. Sie wissen, was<br />

uns ein Menschenleben bedeutet! ><br />

— Liebstor Vater, Herbert und ich lieben UBS,<br />

und wir wollen uns deine Einwilligung erbitten.<br />

Wir sind schon vier Wochen verheiratet und sind<br />

überzeugt, dass wir glücklich sein werden.<br />

rechnen könne, alles dies wurde angenommen,<br />

weil Lloyd mit grösster Kaltblütigkeit<br />

den Grundsatz verfolgte, keine Wette abzulehnen.<br />

Erst als ein scharfes Gesetz gegen<br />

das Wetten erlassen wurde, zog sich Lloyd<br />

auf sein ureigenstes Gebiet zurück, auf die<br />

Seeversicherung, und da hat er sich denn<br />

auch zu einer Weltfirma entwickelt, die schon<br />

im Jahre 1800 etwa 600 Agenturen in aller<br />

Herren Länder unterhielt, die ihm alles und<br />

jedes in bezug auf die Seeschiffahrt kund<br />

und zu wissen taten.<br />

Aus Lloyd war ein Begriff, eine Macht geworden,<br />

und es kommt nicht von ungefähr,<br />

wenn die Firma Lloyd vor kurzem in ein<br />

neues, grosses Gebäude umziehen musste, das<br />

mit seinen unzähligen Bureauräumlichkeiten<br />

in Leadenhallstreet nur wenig an das düstere<br />

Kaffeehaus von ehemals erinnert. Aber eines<br />

ist gleich geblieben, das Lloydsche Versicherungssformular<br />

zeigt immer noch den Stempel<br />

und die Zeichnung von anno dazumal, die<br />

moderne Typographie hat da noch kein Feld<br />

für Verbesserung gefunden, und über Welt<br />

und Meer hinaus flattern die Versicherungsverträge<br />

mit dem altmodischen Wappen des<br />

Kaffeebudenbesitzers Herrn Edward Lloyd<br />

selig.<br />

—o~<br />

Marc Aureis Taxameter.<br />

•Ben Akibas Wort, dass alles schon dagewesen<br />

sei, gilt auch für den modernen Taxameter.<br />

Ein chinesisches Buch, das sich in der<br />

Pariser Nationalbibliothek befindet, enthält<br />

recht bemerkenswerte Einzelheiten über den<br />

Mechanismus eines Wagens, der vor 950 Jahren<br />

von Lu Tao Lune, einem chinesischen Gelehrten,<br />

zu dem Zwecke konstruiert worden<br />

war, eine durchlaufene Strecke zu registrieren.<br />

Die Erfindung des Taxameters geht jedoch<br />

auf viel frühere Zeiten zurück; denn<br />

schon im Besitz des Kaisers Marc Aurel, des<br />

Philosophen auf dem römischen Kaiserthron,<br />

befanden sich Wagen mit einem durch die<br />

Drehung der Räder betätigten Zählapparate, 1<br />

dessen sinnreicher Mechanismus in der Weise<br />

arbeitete, dass in regelmässigen Zeitabständen<br />

kleine Kieselsteine in einen bronzenen<br />

Kasten fielen. Jeder dieser kleinen Steine<br />

stellte eine Anzahl Wagendrehungen dar, von<br />

denen jede tausend Schritte zählte. Am Bestimmungsort<br />

angelangt, brauchte man nur<br />

die Kieslesteine zu zählen, um die zurückgelegte<br />

Entfernung zu berechnen.<br />

Sprach's, sprang in sein Rennauto und<br />

saust© rasendschnell davon, und der Doktor<br />

konnte sich nur noch die Nummer S 3456<br />

merken, die natürlich fingiert war.<br />

Zähneknirschend bestieg Dr. Gallus sein<br />

Motorrad und fuhr verzweifelt heim. Ihm<br />

war nun klar, dass er trotz der furchtbaren<br />

Drohungen der Chrysantheme - Menschen<br />

nichts unversucht lassen durfte, die Staatsanwaltschaft<br />

zu benachrichtigen. Aber wie,<br />

ohne dass seine Wächter es merkten?!<br />

Er setzte sich an den Schreibtisch und in<br />

einem langen, ausführlichen Schreiben berichtete<br />

er dem Polizeipräsidium das Erlebte, und<br />

als wenig später seine Aufwartefrau zur Morgenarbeit<br />

kam, übergab er ihr den Brief und<br />

befahl ihr, das Schreiben in den Briefkasten<br />

zu werfen. Aber schon nach wenigen Minuten<br />

kam die Frau zurück, zitterte am ganzen<br />

Leibe und stiess hervor: « Herr Doktor, der<br />

Brief ist weg! Denken Sie, als ich an die<br />

Ecke kam, rannte mir ein Mann entgegen,<br />

rempelte mich so heftig an, dass ich stürzte,<br />

und im Fallen verlor ich den Brief! Was tut<br />

der Bursche? Er stiehlt mir den Brief und<br />

rennt damit davon! »<br />

Da sprang der Doktor auf und stiess ein<br />

krankhaftes Lachen aus.<br />

Als die Frau gegangen war, lief er mit<br />

grossen Schritten im Zimmer auf und ab und<br />

hielt dabei einen Monolog: «Gut! Das Schicksal<br />

will es so! Nichts zu machen! Ich bin ein<br />

Gefangener, stehe unter Polizeiaufsicht, nur<br />

dass meine Polizei eine glänzend organisierte<br />

Verbrecherbande ist. Ich werde in der Sache

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