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E_1929_Zeitung_Nr.053

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IDEEiER<br />

Man streitet sich sehr viel in unserer Zeit<br />

über den Sinn der Ehe herum. Bücher, Zeitschriften<br />

und Magazine bringen spaltenlange<br />

Artikel über dieses ewigaktuelle Thema und<br />

machen damit die besten Geschäfte. Nun, an<br />

Interesse fehlt es hier wahrlich nicht. Die<br />

Leser teilen sich in die Lager der Befürwortenden<br />

und Verneinenden. Immunität findet<br />

sich selten, dazu ist das Thema allzu<br />

menschlich. Trotz des unabgegrenzten Interessenkreises<br />

rekrutieren sich aber die Wortund<br />

Schriftführer des Problems aus einer<br />

sehr bestimmten Schicht: Pädagogen, Philosophen,<br />

Dichter und Journalisten, die teils aus<br />

Liebe zur Sache, teils um zu leben, von dem<br />

unerschöpflichen Thema zehren. Heute ist<br />

aber die Heirat und damit die Einstellung<br />

dazu nicht mehr Sache der treubesorgten<br />

Eltern, heute will die junge Generation ihr<br />

Schicksal selbst bestimmen. Wie aber denkt<br />

sie über diesen Punkt ?<br />

Ein Wiener Blatt hat sich die Mühe kosten<br />

lassen, vier junge Mädchen aus vier verschiedenen<br />

gesellschaftlichen Kreisen darübeT zu<br />

interviewen. Das Resultat ist sicher höchst<br />

interessant. Wenn man es auch nicht ohne<br />

weiteres als Querschnitt durch die Einstellung<br />

der heutigen Mädchen nehmen kann, so<br />

enthüllt es doch Wahrheiten, an denen man<br />

nicht vorbeigehen darf.<br />

Wunschtranm und Erfüllung.<br />

Die schwarzhaarige Studentin, die ich als<br />

erste sprechen lassen will, schreibt der Interviewer,<br />

hat einen Kaufmann zum Vater, dessen<br />

Einkommens- und Vermögensverhältnisse<br />

der Familie ein unbeschwertes Leben sichern,<br />

das zwar nicht besonders luxuriös, aber von<br />

bürgerlicher Behaglichkeit erfüllt ist. Gleichwohl<br />

gehört sie zum modernen Typus des<br />

«Werkstudenten», und neben dem Jusstudium,<br />

das sie betreibt, übt sie den Beruf einer<br />

Sekretärin in einem Verlagsgeschäft aus. Auf<br />

meine etwas unerwartet an sie gerichtete<br />

Frage, was sie über die Ehe denke und wie<br />

BF<br />

TTSE<br />

Vier junge Mädchen über die Ehe<br />

So spricht die heutige Generation...<br />

AUTOMOBIL-REVUE<br />

sie sich ihr Leben diesbezüglich einrichten<br />

möchte, erklärte sie freimütig:<br />

«Es ist bei mir zu unterscheiden zwischen<br />

dem Wunschtraum, von dem ich weiss, dass<br />

er nie in Erfüllung gehen wird, und einem<br />

Vorhaben, das von Erwägungen der Zweckmässigkeit<br />

geleitet und fixiert ist. Mein Traum<br />

gilt einem Manne mit einem feinen, bleichen<br />

Gesicht, schmalen Händen und Ianggliedrigen<br />

Fingern. Einer Künstlernatur, die ihr Künstlertum<br />

lebt. Ein arbeitsloses Leben, erfüllt<br />

von Reisen und Erleben, aber auch von grosser,<br />

befriedeter Ruhe. Natürlich ist das<br />

Ganze, mit praktischen Augen gesehen, lächerlich.<br />

Ich weiss es genau und werde wahrscheinlich<br />

einen Rechtsanwalt heiraten, der<br />

mir sympathisch ist und mit dem ich die<br />

Kanzlei gemeinsam führen werde. Denn mein<br />

Studium gebe ich für keinen Fall auf, weil<br />

ich wirtschaftlich vom Manne nicht abhängig<br />

sein will. Anderseits gilt es natürlich, in der<br />

Ehe zu trachten, den Reibungskoeffizienten<br />

auf ein Minimum zu reduzieren, und der (gleiche<br />

Beruf, hoffe ich, wird dieser Absicht entgegenkommen.<br />

Auf diese Weise glaube ich,<br />

dem Leben so viel Glück und Behaglichkeit<br />

abgewinnen zu können, als es irgendwie möglich<br />

ist. Aber meine Nerven — das weiss ich,<br />

werden immer dem Manne meines Wunschtraumes<br />

gehören, und daran wird sich —<br />

trotz Psychoanalyse — nichts ändern.»<br />

Ein schlechter Witz.<br />

Eine junge Dame, deren Leben bisher aus<br />

Spiel, Sport und Flirt bestand und die nun,<br />

flikten ausweicht. Dies ist zu erreichen, indem<br />

man sich immer vorhält, dass der Ehepartner<br />

ein vollwertiger Mensch ist, mit eigenen<br />

Ansichten und eigenem Geschmack.<br />

Aber gerade dieses Recht will man dem anderen<br />

in der Ehe streitig machen. In der<br />

immerwährenden Sucht nach gegenseitiger<br />

Angleichung entstehen die grössten Auseinandersetzungen<br />

und die tiefsten Klüfte. Ich<br />

werde von meinem Mann nicht mehr verlangen,<br />

als dass er ein gesunder Mensch sei und<br />

den Pflichten des Berufes und der Ehe obliege.<br />

Sympathie und Zufall werden bei meiner<br />

Wahl den Ausschlag geben. Denn ob man<br />

diesen oder jenen Mann liebt, ist meist ein<br />

Zufall. Wenn man nur keine übertriebenen<br />

Forderungen in die Ehe mitnimmt — es gibt<br />

auch seelische Forderungen, die den Vertragspartner<br />

zur Insolvenz treiben können —<br />

wird sie einen auch nicht enttäuschen.<br />

Ein alter Text.<br />

Eine kleine Beamtin, hübsch, blond und lebhaft,<br />

stellt andere Ansprüche: «Wenn ich das<br />

Bureauhocken und das Staubfressen nicht<br />

aufgeben kann, dann pfeif ich auf die ganze<br />

Ehe. Durch eine Heirat, sagt meine Mutter,<br />

soll man sich das Leben leichter und nicht<br />

schwerer machen. Und sie hat recht. Da ich<br />

kein Geld habe, muss er welches haben und<br />

mich erhalten können — das ist doch klar!<br />

Mein Eheproblem, wenn Sie es wissen wollen,<br />

besteht einzig in der Frage: Wo ist der Mann<br />

mit dieser Voraussetzung, den ich und der<br />

mich heiraten möchte? Fertig. Alles andere<br />

wird sich dann von selbst ergeben. Gleichgültig<br />

seine Haarfarbe und ob er das Kino<br />

dem Theater vorzieht oder umgekehrt. Nur<br />

muss er ein guter Kerl sein und mich liebhaben.<br />

In der Ehe selbst sehe ich keine Probleme.<br />

Wenn ? man das Seine tut, wird alles<br />

in Ordnung sein. Freilich gibt es auch Unglücksfälle.<br />

Aber gegen solche Unglücksfälle<br />

kann man. sich nicht versichern und Klügelei<br />

nutzt nichts.<br />

zwanzigjährig, an die Ehe denken soll, sieht<br />

Blick in die Tiefe.<br />

diese Frage von einem andern Gesichtspunkt. Aber das Tiefste liegt gewiss in der kurzen<br />

«Sie werden mich für verrückt halten,» Aeusserung jener Dame, die mir sagte: «Die<br />

sagte sie, « wenn ich meine, dass die Ehe ein Ehe ist nur für jenen der beiden ein Problem,<br />

Witz ist. Jawohl, ein schlechter Witz, oder, der die schwächeren Nerven hat. Und vielleicht<br />

liegt darin die Tragik des .Frauenle-<br />

besser gesagt, ein boshafter, den die Natur<br />

zu Komplikationszwecken ersonnen hat. Ge-bensgen diese Tatsache lässt sich natürlich nichts Mann vorziehen wird, der.stärker ist als sie,<br />

da die Frau für die Ehe immer einen<br />

machen, aber man kann der Natur ein hat sie nieist schon von Anbeginn verlorenes<br />

Schnippchen schlagen, wenn man den Kon-Spiel. r><br />

Der Schuh für den Sport.<br />

Halbschuh aus weissem Leder mit Krokodillederfassung.<br />

Die Mode einer Königin.<br />

Die Königin von Italien gilt als die best-»<br />

angezogene, dabei aber auch einfachste Frau<br />

Europas auf einem Herrscherthron. In ihrer<br />

Jugend war sie in der italienischen Mode füh-*<br />

rend. Aber auch heute noch legt sie grössten<br />

Wert auf jede Kleinigkeit, die ihren Anzug 1<br />

betrifft. Dabei hat sie einen stark persönlich<br />

gefärbten Geschmack und macht nicht alle<br />

Sonderheiten der Mode mit, wie z. B. die<br />

kniefreien Röcke und ähnliche besondere<br />

Kennzeichen unserer Zeit.<br />

Auf ihren Einfluss ist es auch zurückztN<br />

führen, dass Mussolini, der auch in Fragen<br />

der Mode für Italien ein Diktator ist, genaue<br />

Vorschriften erlassen hat, wie weit ein Kleid<br />

das Knie der Frau bedecken muss. Der Auf-;<br />

wand, den die Königin mit ihren Kleidern<br />

treibt, ist sehr gross. Sie trägt niemals fein<br />

Kleid mehr als zweimal. Die Königin z/ieht<br />

sich oft fünf- bis sechsmal am Tage um.<br />

Schwarz und rubinrot sind die Farben, die<br />

die Königin am meisten bevorzugt. Daiss der<br />

König ein, eifriger Bewunderer seiner Frau<br />

ist, das wissen alle diejenigen, die den Gang<br />

der Ereignisse kennen.<br />

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