E_1929_Zeitung_Nr.095
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ter bis Etretat, unser Ziel, für heute. Der<br />
Sack drückt mich. Die Hand meines Mädels<br />
ist müde. Wir finden die Strasse. Nur das<br />
kreisende Licht unseres Turmes durchflammt<br />
die Nacht. Kilometersteine, vereinzelte Hütten<br />
— Autos rasen vorbei.<br />
Bei den Fischern von Yport.<br />
Ein kleines Fischerdorf. Eingebettet-in die<br />
Felsen, an flacher Bucht liegen die Häuschen,<br />
blau vor braungrünen Bäumen und<br />
schwarzen Wäldern. Kleine Giebelfenster —<br />
aus quarzschillernden Steinen sorglich gebaut<br />
sind diese Häuser. Es ist wenig Land,<br />
alles ist Himmel und Meer. Der Himmel ist<br />
regenschwer. Wolken ziehen, wecken wechselnde<br />
Bilder. Es ist kalt. Die Hände sind<br />
steif. Mächtig wühlen die Wellen ins Land.<br />
Sie kommen aus dem Unendlichen. Der Gischt<br />
liegt über dem Damm des kleinen Boothafens.<br />
Jäh stürzen die Felsen ins Meer, hart<br />
zwischen roter Erde und grünen Wassern.<br />
Die Luft johlt, schwarze Vögel quarren. In<br />
eintönigem Rhythmus rauscht das Meer —<br />
es ist fast unheimlich. In der Ferne zeichnen<br />
rauchende Schiffe den Horizont-<br />
Finster und verbissen bückt dieses Fischervölklein.<br />
Kraftstrotzende Naturen, erfüllt von<br />
abergläubischer Furcht. Jeder Tag ist ihnen<br />
Geschenk, das Meer ist ihr Richter. Das<br />
Wasser schenkt alles, es ist gut. Das Wasser<br />
aber ist auch Strafe und Tod. Das Leben<br />
ist schön, bitter der Tod, beides ist<br />
Schicksal. — Oben in den Felsen quarren<br />
Vögel, schwarze Vögel — wie Krähen. Der<br />
Wind streicht vom Meer. Mich friert.<br />
Nino, Paris.<br />
Mensch, hilf dir selbst...<br />
Das Taxi ist in Paris, überflüssig es zu sagen,<br />
das beliebteste Verkehrsmittel, gegenüber<br />
Metro und Autobus aber immer noch<br />
etwas teurer. Das ist sicher auch die Ansicht<br />
meiner jüngsten Gelegenheitsbekanntschaft,<br />
Monsieur Baillot. Wie wäre es sonst erklärlich<br />
gewesen, dass dieser äusserst bewegliche<br />
und gewandte Herr es fertig brachte,<br />
trotz seiner zahllosen geschäftlichen Rendezvous<br />
nur mit dem Metro auszukommen und<br />
sich höchstens etwa am Anfang des Monats<br />
ein Taxi zu leisten?<br />
Gross war daher mein Erstaunen, als ich<br />
eines Morgens meinen neuen Freund beim<br />
Palais Royal in einem funkelnagelneuen, hellgrauen<br />
Auto die Rue de Rivoli hinabfahren<br />
sah, Richtung Place de la Concorde. '<br />
Der muss brillante Geschäfte machen —<br />
dachte ich bei mir, um so mehr, als ich an<br />
seine ebenso grosse und merkwürdige (aber<br />
begreifliche) Vorliebe für den Metro, an seinen<br />
gewiss schon zweijährigen alten Anzug<br />
mit den Fettfleken, den verschwitzten Hut<br />
und die meist ungebügelten Hosen gewöhnt<br />
war.<br />
Zwei Stunden später hatte ich in der Nähe<br />
der Grossen Oper zu tun. Wer beschreibt<br />
aber meine Ueberraschung, als wiederum<br />
kein Geringerer als Freund Baillot in einer<br />
wieder nigelnagelneuen, diesmal dunkelroten<br />
Limousine vom Boulevard des Capucines<br />
herkommend in die Avenue de l'Opera<br />
einmündete.<br />
Der hat's grosse Los gewonnen oder über<br />
über Nacht einen Haufen Geld geerbt, war<br />
mein erster Gedanke, und doch schien es<br />
mir, Anzug und Hut seien noch die gleichen.<br />
Immerhin war Baillot in meinerAchtung schon<br />
bedeutend gestiegen, wozu wohl die Grandezza,<br />
mit der er in seinem Wagen sass —<br />
die obligate Zigarette im Mund — nicht unwesentlich<br />
beigetragen haben mochte.<br />
Am Nachmittag desselben Tages sah ich<br />
ihn nach sechs Uhr noch zweimal auf den<br />
Grands Boulevards und stets wieder in einem<br />
andern, scheinbar vollkommen neuen<br />
Wagen.<br />
Am nächsten Morgen hatte ich um zehn<br />
Uhr ein geschäftliches Rendez-vous an der<br />
Avenu des Champs-Elysees. Wir — ein Pariser<br />
Kaufmann und ich — sassen auf der<br />
Terrasse eines Cafes. Wer kann da in einem<br />
prächtigen, hellgrünen Torpedo vom Are de<br />
Triomphe her? wer anders als Freund Baillot.<br />
Dass er immer ohne Chauffeur fuhr, erklärte<br />
ich mir dahin, dass er leidenschaftlich<br />
gerne selbst lenken müsse, was man ihm<br />
übrigens auch ansah. Jedenfalls kannte meine<br />
Neugierde diesmal keine Grenzen mehr und<br />
da ich genau wusste, wo Baillot jeden Abend<br />
dinierte, Hess ich es mir nicht nehmen, meinen<br />
Mann gegen acht Uhr dort abzufangen.<br />
Er kam auch richtig zur gewohnten Zeit,<br />
streckte mir freudestrahlend die Hand entgegen<br />
und sagte so laut, dass die Tischnachbarn<br />
sich nach uns umdrehten :<br />
«Heute und gestern hatte ich zwei famose<br />
Tage, in zwei Stunden machte ich mehr Geschäfte<br />
als sonst in zehn Wochen.»<br />
Als ich ihm von Herzen Glück wünschte,<br />
dass ihm sein neuer Wohlstand den Luxus<br />
so vieler Autos gestattete, lachte er laut auf:<br />
«Ja das stimmt allerdings schon. Seit gestern<br />
fahre ich buchstäblich den ganzen Tag<br />
Auto und das geht jetzt noch volle zehn Tage<br />
so weiter. Ich selbst besitze zwar keinen<br />
einzigen Wagen. Ich habe aber einen «Truc»,<br />
Amerikanische Sport-Skizze von Hans Kunz.<br />
Diok Coney hatte sein Englisch in einer der<br />
grössten Universitäten der Vereinigten Staaten gelert.<br />
Augenblicklich bediente er sich aber einiger<br />
Ausdrücke, die Shakespeare zu Lebzeiten nie angewandt<br />
hätte.<br />
«Bin ich eigentlich der lahme Sohn eines Marmorhändlers?<br />
Oder ist mein Wagen eine stinkende<br />
Dampfwalze ? Das möchte ich nun doch mal wissen<br />
!...<br />
Antwort bekam Dick keine, denn er befand sich<br />
allein in seinem Office, dessen Fenster auf die<br />
Plaza dcl Esplanade schien. Vor der Türe stand:<br />
Dick Conoy, Vertreter der Darco Automobile für<br />
|»Iexiko, und vor Dick selbst las ein Schreiben des<br />
Verkaufs-Direktoren der Darco Automobilfabrik.<br />
«Lieber Coney : So also haben Sie sich da unten<br />
in Pueblo gut etabliert. Wir werden Sie für den<br />
Verkauf der Darco gut brauchen können. Aber eins<br />
muss ich Urnen sagen, lieber Coney. verkaufen Sie<br />
auf Grund der Qualität, nicht der Schnelligkeit.<br />
Sie wissen, der Chef ist kein Freund der Raserei<br />
und Ihren Spezial-Darco-Rennwa-gen lassen Sie<br />
lieber in Ruhe. Als Rennfahrer und Indianapolis-<br />
Sieger wird's Ihnen schwer fallen, aber Sie verstehen!<br />
— Mit den besten Wüschen Ihr Mac Tavish.»<br />
Fehlt nur, dasss die Kerle mir noch einige Lastwagen<br />
und Car Alpin zum verkaufen schicken,<br />
dachte Coney. Wenn einer in diesem gesegneten<br />
Lande Automobile verkaufen will, so darf das<br />
Tachometer nicht bei 60 oder 70 Stunden-Meilen<br />
stehen bleiben. Dick 6teckte die Hände in die<br />
Hosentaschen und blinzelte über die Plaza: zum<br />
Regierungsgebäudo hinüber, wo der Gouverneur<br />
wohnte. Don Alfredo Bustamente hatte Dicks besondere<br />
Aufmerksamkeit und zwar aus zwei trieftigen<br />
Gründen. Erstens hatte der Gouverneur eine<br />
Limousine, die schon vor sehr langer Zeit jung<br />
gewesen war und die er ihm mit einem Darco ersetzen<br />
wollte. Und zweitens brauchte Don Alfredo<br />
nach der Ansicht Coney's unbedingt einen flotten<br />
Schwiegersohn...<br />
Dick hatte kalkuliert, dass die Schwiegersohnangelegenheit<br />
entschieden eiliger war und hatta<br />
sich daher gestern bei Don Alfredo melden lassen.<br />
Der Gouverneur stand hinter dem Diplomaten seines<br />
geräumigen Privatbureaus. Er hatte den Amerikaner<br />
ruhig, verräterisch ruhig, angehört.<br />
«Mister Coney», entgegnete Don Alfredo, nachdem<br />
er seine dunkle Zigarre in Brand gesetzt, «ich<br />
erwartete Ihren Besuch in dieser Sache schon seit<br />
einigen Tagen. Aber... est ist ausgeschlossen.><br />
«Sie verweigern, ohne mit Ihrer Tochter selbst<br />
gesprochen zu haben ? »<br />
« Ich bedaure, aber es Ist unmöglich. Entschuldigen<br />
Sie mich, wenn ich offen bin: Sie sind<br />
Amerikaner, d. h. Businessman. Sie haben keine<br />
Ideale, wie das Geschlecht, aus dem meine Tochter<br />
stammt und das so alt ist, wie Spanien selbst. Wir<br />
haben, Gott sei Dank, noch Blut in den Adern.<br />
Das ist auch der Grund, warum wir uns für Stierkämpfe<br />
und Rennen begeistern.<br />
Dick empfahl sich. Er hatte verstanden. Er<br />
musste die Sache anders drehen. Zugegeben, dass<br />
Dick seinen Stammbaum nicht so weit zurück verfolgen<br />
konnte, wie der Gouverneur, aber was das<br />
Blut und die Rennen betraf, so war er fest entschlossen,<br />
dem alten Don Alfredo etwas vorzumachen.<br />
Pueblo -war durch die Hauptstrasse mit San<br />
Jolidas verbunden und Don Alfredo hartte die 70<br />
Meilen nicht umsonst nach allen Regeln der Kunst<br />
ausbauen lassen.<br />
An einem schönen Vormittag hielt der grüne<br />
Darco vor der Residenz Don Alfredos. Selbstbewusst<br />
schwang sdch Diok hinaus, nahm drei<br />
Stufen der Treppe auf einmal und liess sich beim<br />
Gouverneur melden.<br />
« Excellenz! Ich habe mir die Sache noch einmal<br />
gründlieh überlegt. Da ich Ihre Tochter nicht<br />
aufgebe, lassen wir uns heute morgen in San Jolidas<br />
trauen.<br />
Der Gouverneur sprang wie von einer Tarantel<br />
gestochen von seinem Sitz. «Erlaruben Sie mal...!»<br />
Dick schüttelte gelassen den Kopf. «Was heisst,<br />
erlauben ? Unten steht mein Wagen mit Ihrer<br />
Tochter. Punkt neun Uhr werden wir starten. Ich<br />
das ist viel praktischer. Und Ihnen als<br />
Freund will ich mein Geheimnis verraten.<br />
Sehen Sie, man muss sich nur zu helfen<br />
wissen.»<br />
Und dabei zeigte er mir ein ganzes Bündel<br />
vorgedruckter Formulare, worauf zu lesen<br />
stand:<br />
Gutschein für einen einmaligen Versuch<br />
mit Wagen...<br />
Anzahl HP...<br />
Karosserie...<br />
Tag und Stunde des Versuches...<br />
Ort des Rendez-vous...<br />
Mit diesen von Vertretern und Agenturen<br />
der verschiedenen Automobilfabriken während<br />
der Dauer des «Salon de l'Automobile»<br />
im Grand Palais ausgegebenen Bons verbindet<br />
unser schlauer Baillot die Rendez-vous<br />
zu «Versuchszwecken» so glücklich mit seinen<br />
eigenen Geschäfts-Rendez-vous, dass er<br />
den ganzen, lieben, langen Tag über ein<br />
Auto verfügt. Was der alte Pfiffikus da an<br />
Zeit spart. Und die Kreditstärkung...!<br />
Ja, man braucht sich nur helfen zu wissen.<br />
Und in dieser Kunst scheint Freund Baillot<br />
ein vollendeter Meister zu sein.<br />
Als ich ihn noch fragte; "ob es in diesem<br />
Falle nicht einfacher wäre für ihn, immer<br />
das gleiche Modellgenre zu benützen, warf<br />
er mir lächelnd hin :<br />
«Das schon, aber ich liebe die Abwechslung!<br />
Und — es ist vorsichtiger !<br />
Wenn solche Leute zu nichts kommen,<br />
dann kommt überhaupt niemand zu etwas...<br />
H. W.<br />
«HM<br />
Ein glückliches Land.<br />
Von Jahr zu Jahr verringert sich in Schweden<br />
die Zahl der Verbrecher. Viele grosse<br />
Gefängnisse beherbergen durchschnittlich im<br />
Jahr nur noch zwei bis drei, ja manchmal<br />
AUTOMOBIL-REVUE •J£ü — itt u 95<br />
Das Rennen um die Braut<br />
will fair sein, Excellenz. Sie haben Zeit, auch den<br />
Ihrigen bereit zu machen. Denn, Excellenz, wir<br />
können noch Auto fahren, wissen Sie, schnell fahren,<br />
wie der Teufel fahren. Sonst wäre es sehr<br />
langweilig geworden, Excellenz.»<br />
«Ich würde es tatsächlich sehr bedauern, ohne<br />
Ihre Begleitung fahren zu müssen. Sie verstehen:<br />
der Einsatz ist gross 1 Wenn Sie vor mir in San<br />
Jolidas sind, sollen Sie meine Tochter haten. Andernfalls...»<br />
Don Alfredo musste sich sagen, dass Coney ihm<br />
fair gegenüber trat. Und zudem: der Gouverneur<br />
machte sich über seino eigenen Chancen in diesem<br />
Rennen kein Bedenken. Der junge Amerikaner<br />
wollte wohl eine Lektion. Nun, er sollte sie haben.<br />
Wenig nach 9 Uhr donnerten zwei Autos über<br />
die Plaza del Esplanade und bogen gegen die<br />
Hauptstrasse nach San Jolidas zu. Als die Stadt<br />
hinler ihnen lag, drückte Dick den Gashebel<br />
durch. Der Darco rückte auf die Höhe von Don<br />
Alfredos Wagen, gewann Meter um Meter, bis der<br />
Gouverneur hinten lag. Dick lächelte vergnügt, liess<br />
seinen Gegner wieder etwas aufrücken, um dann<br />
aber alsbald die Geschwindigkeit zu vergrössern...<br />
...55 ...60 ...65 Meilen. Im Spiegel sah Dick,<br />
dass auch der Gouverneur mithielt. Umso besser!<br />
Sonst hätte die Sache langweilig werden können.<br />
Nicht genügend spanisch, will sagen spannend.<br />
Dann zeigte Dick seinem Verfolger, wie man gefährliche<br />
KuTven nimmt und wieder auf der langen<br />
Geraden, zog Dick davon. Neben ihm sass<br />
Naidai und genoss quitsch vergnügt den Zweikampf<br />
zwischen « Nord » und « Süd», wie Kipling sich<br />
in diesem Falle ausgedrückt hätte.<br />
Der « Süden » war immer noch dicht auf und<br />
noch lagen SO Meilen vor ihnen. Hinten war offenbar<br />
etwas nicht ganz in Ordnung, denn der Abstand<br />
vergrösserte sich zusehends, ohne dass Dick<br />
forciert hätte. Der Gouverneur hatte seinen Wagen<br />
zum Stehen gebracht. Pneudefekt ! So aber wollte<br />
Dick seinen zukünftigen Schwiegervater nicht bezwingen.<br />
Er verlangsamte die Fahrt, wendete und<br />
fuhr zurück, bis dorthin, wo der Gouverneur im<br />
Schweisse seines Angesichts den Pneu auswechselte.<br />
Coney hatte in solchen Dingen Erfahrung,<br />
half Don Alfredo na"ch Kräften, der dabei nicht<br />
klug wurde, ob Coney ihn hänseln wollte.<br />
Von neuem stoben die beiden Wagen davon. Dick<br />
hielt sich eine Weile hinten und Don Alfredos<br />
Hoffnungen stiegen bei «70» ganz erheblich. Er<br />
konnte ja nicht wissen, einen Champion des Volants<br />
hinter sich zu haben. Bis ungefähr 15 Meilen<br />
vor San Jolidas. Da hätte Don Alfredo verzweifeln<br />
können. Mehr brarchte er aus seiner Maschine<br />
nicht heraus und doch, beim Teufel, da lag der<br />
Darco schon neben ihm, raste mit 75 oder 80 vorbei<br />
und dahin, dem Ziele zu.<br />
Aber auch Don Alfredo Bustamente kafm in San<br />
Jolidas srn. Immerhin mit einiger Verspätung. Er<br />
entstieg seinem Wagen und reichte Dick lachend<br />
die Rechte:<br />
«Senor Americano, Sie haben gewonnen. Und<br />
ich muss Sie für vieles um Entschuldigung bitten. »<br />
Coney schüttelte derb die dargebotene Hand.<br />
« Excellenz, als Mann zu Mann: Sie sind, was wir<br />
in Amerika nennen, ein grosser Kämpfer und<br />
tapferer Verlierer!... a great fighter ad a game<br />
looser! »<br />
« Sagen Sie mal, Dick, wann können Sie eine<br />
Order für einen Darco entgegennehmen ? ><br />
«Ist notiert!», bestätigte der Amerikaner.<br />
«Und wann gedenken Sie meine Order für Ihre<br />
Tochter auszuführen, Don Alfredo ? »<br />
« Ist ausgeführt, mein Junge », grinste der Gouverneur.<br />
— _ _ _ _ . » _ _ _<br />
«Dear Mac: Soeben habe ich Don Alfredo<br />
Bustamente den ersten Darco verkauft. Sie brauchen<br />
sich aber keine Grillen zu machen wegen der<br />
Schnelligkeit. Der Auftrag erfolgte viel mehr dank<br />
der Zuverlässigkeit des Wagens, über die er sich<br />
heute in einer lebenswichtigen Angelegenheit glänzend<br />
ausgewiesen hat. Mit Handschlag, Ihr Dick<br />
Coney. »<br />
Die Darco-Werke brachten den Wagen sofort<br />
zum Versand. Weder MacTavish. der Verkaufs-<br />
Manager, noch der Chef des Unternehmens, konnten<br />
indessen aus Dicks Zeilen klug werden.<br />
nur einen Verbrecher. Es gibt Anstalten, in<br />
denen zur Beaufsichtigung eines Gefangenen<br />
zwei oder drei Beamte angestellt sind. Insgesamt<br />
gab es in Schweden am 31. Juli nur<br />
2000 Gefängnisinsassen.<br />
Jetzt ist man in Schweden endlich zu dem<br />
einzig richtigen Entschluss gekommen, nämlich<br />
die Gefängnisse zusammenzulegen und<br />
die aufgelassenen Gebäude nützlicheren<br />
Zwecken zuzuführen.<br />
Die kleinen Geschichten<br />
Der Parfüm-Mixer.<br />
Dschafar-Aga ist gestorben. Die Oeffentlichkeit<br />
hat kaum Notiz davon genommen.<br />
Und doch war er ein grosser Künstler in seiner<br />
Eigenschaft als Duftmeister des letzten<br />
Kalifen. Man darf den Duftmeister nicht etwa<br />
mit einem Friseur oder Parfumeriefabrikanten<br />
verwechseln. Seine Augabe, die viel<br />
komplizierter ist, besteht darin, den individuellen<br />
Duft, der zu einem Menschen, einem<br />
Raum oder gar einem Gegenstand, z. B. einem<br />
Buch, passt, zu definieren, und dann das<br />
entsprechende Parfüm herzustellen. So<br />
musste für jede Haremsdame, die das Schlafgemach<br />
des Sultans betrat, und für jedes<br />
Buch seiner Bibliothek der charakteristische<br />
Wohlgeruch gefunden und hergestellt<br />
werden.<br />
Die Herstellung von Wohlgerüchen ist im<br />
Orient eine Jahrtausende alte Wissenschaft.<br />
Viele Traktate, technische Winke und geheime<br />
Mittel ermöglichen die Erfüllung der<br />
Aufgaben des Duftmeisters, machen sie aber<br />
nicht leichter. Wurde z. B. der Duft für ein<br />
Haremsmädchen gesucht, fragte der Meister<br />
nach, seiner Abstammung, Heimat, Hess sie<br />
tanzen, speisen und sprechen. Dann zog er<br />
sich in sein Laboratorium zurück und arbeitete<br />
oft tagelang, um einige Tropfen einer<br />
wohlduftenden Essenz herzustellen, die von<br />
nun an diese Frau von allen anderen Frauen<br />
der Welt unterscheiden sollte. Noch sorgfältiger<br />
wurden von Dschafar-Aga die Bücher<br />
behandelt, denn sie werden noch Jahrhunderte<br />
bestehen, während eine Frau viel<br />
vergänglicher ist. Das Buch muss von Anfang<br />
bis zum Ende gründlich studiert werden.<br />
Gewöhnlich folgten dann noch unendlich<br />
dauernde Besprechungen mit dem Autor,<br />
ehe der Duft gefunden wurde, der mit<br />
Inhalt, Einband und Schrift harmonierte, der<br />
nie störend wirkte, der den Inhalt eines Buches<br />
auf seine Art interpretierte.<br />
Wir Westeuropäer sind zwar auf dem Gebiete<br />
der Gerüche Barbaren, haben aber in<br />
der Psychologie gelernt, dass der Geruch<br />
einer Sache sehr individuell empfunden<br />
wird; was dem einen angenehm erscheint,<br />
ist dem anderen unangenehm. Im Orient<br />
scheint man so etwas wie einen «absoluten<br />
Geruch» für jedes Ding zu kennen.<br />
Hüte dich vor dem Zylinderhut!<br />
er kann die Ursache grässlicher Krankheiten<br />
sein ! Durch lange und erschöpfende Versuche<br />
und Messungen hat man endgültig und<br />
einwandfrei festgestellt, dass unter einem<br />
durchschnittlichen Zylinderhut, der auf einem<br />
durchschnittlichen Köpft sitzt und einer<br />
durchschnittlichen Sonnenstrahlung ausgesetzt<br />
wird, eine Lufttemperatur von durchschnittlich<br />
60 Grad Celsius entsteht. Einem<br />
solchen Tropenklima ist selbst der härtest<br />
gesottene Menschenkörper nicht gewachsen.<br />
Es stellen sich Rheumatismen ein und zum<br />
allermindesten kommt es mit der Zeit zur<br />
Bildung der befürchteten Glatze. Man verbreite<br />
eine Rundfrage in der zylindertragenden<br />
Männerwelt und man wird diese Behauptung<br />
bestätigt finden.<br />
Der Entdecker der Zylinderhut-Gefahr ist<br />
der bekannte Pariser Arzt Dr. Durville. Die<br />
Verbannung des Zylinderhutes bedeutet für<br />
Dr. Durville übrigens nur den ersten Schritt<br />
zu einer radikalen Umgestaltung der gesamten<br />
männlichen Kleidung. Die Westen der<br />
Arbeits- und Abendanzüge sollen ebenfalls<br />
verschwinden; sie sind nicht nur überflüssig,<br />
sondern auch schädlich, indem sie die Blutzirkulation<br />
hemmen. Sockenhalter können<br />
Krampfadern und Venenentzündungen verursachen,<br />
steife Kragen sind vielfach schuld<br />
an übermässigem Blutandrang zum Gehirn.<br />
Man verbiete den steifen Kragen und die<br />
Zahl der Schlaganfälle wird sofort abnehmen.<br />
Hosenträger und. Gürtel sind nicht<br />
minder schädlich. Uebrigens hätte man sie<br />
gar nicht nötig, wenn die Allgemeinheit der<br />
Schneider die Form der Hosen besser der<br />
Körperlinie anzupassen verstände.<br />
Als Fussbekleidung duldet Dr. Durville nur<br />
Sandalen. Die Socken sollen so kurz sein,<br />
dass ihnen das Herunterrutschen von selbst<br />
vergeht. Das vernünftige Hemd der Zukunft<br />
— man kann auch sagen: das Hemd der<br />
vernünftigeren Zukunft — wird als Abschluss<br />
oben höchstens einen weichen Lord-Byron-<br />
Kragen haben. Nervenkraftfressende Knöpfe<br />
müssen wo immer möglich Reissverschlüssen,<br />
weichen. Auf den Kopf mit dem natürlichen<br />
Wolldach gehört ebensowenig eine weitere<br />
Bedeckung wie auf ein Hausdach. Kein Hut<br />
ist so gut wie gar keiner! Hüte dich deshalb<br />
vor jedem Hut, am meisten aber, wie gesagt,<br />
vor der «Angströhre». at.<br />
Auf der Landstrasse spielende Löwen.<br />
Ein Rudel von etwa zwanzig ausgewachsenen<br />
Löwen, das sich seit einiger Zeit auf<br />
den grossen Strassen in der Umgegend der<br />
afrikanischen Stadt Nairobi zeigt, hat unter<br />
der Bevölkerung grosses Aufsehen erregt.<br />
Die riesigen Bestien wurden zunächst von<br />
zahlreichen Automobilisten beobachtet, denen<br />
sie bei ihren Fahrten den Weg versperrten;<br />
sie taten aber keinen Schaden, sondern<br />
Hessen sich vertreiben und spielen, wenn sie<br />
nicht gestört werden, vergnügt auf der<br />
Landstrasse. Die Kunde von diesen eigenartigen<br />
«Vagabunden» verbreitete sich in<br />
der Stadt, und während des Wochenendes<br />
fuhren viele Leute im Auto aus, um den Spielen<br />
der Löwen zuzuschauen. Wohl an hundert<br />
Wagen waren in angemessener Entfernung<br />
versammelt, und viele Kameras wurden<br />
auf die Tiere gerichtet, die das malerische<br />
Bild festhielten. Die Löwen spielten<br />
ruhig miteinander, bis eine Schar von Eingeborenen<br />
heranrückte, die mit Speeren bewaffnet<br />
waren und eine kleine Jagd auf sie<br />
veranstalten wollten. Den Jägern gegenüber<br />
nahmen die Könige der Tierwelt allerdings<br />
eine etwas drohende Haltung an, so<br />
dass die Automobilisten näher heranführen<br />
und die Tiere auseinandersprengten.<br />
Der Autler<br />
liest die Illustrierte Automobil-Revue.<br />
Nächstes<br />
Heft: Auto-Radio Sondernammer<br />
!