E_1929_Zeitung_Nr.102
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20 AUTOMOBIL-REVUE l?9 - N°<br />
*. c. s.<br />
A. C. S. SEKTION BASEL. Lehrkurs. Zu dem<br />
unter Leitung des Vorstandsmitgliedes Herrn Ing-<br />
F Hottinger stehenden Lehrkursus haben sich nicht<br />
weniger als 140 Teilnehmer eingeschrieben. Diese<br />
grosse Teilnehmerzahl bedingt eine Einteilung in<br />
sieben Gruppen mit je 20 Schülern. Die Demonstrationen<br />
am aufgeschnittenen Lehrchassis, das im<br />
grossen Sitzungszimmer des Sekretariats, Centralbahnplatz<br />
13. aufgestellt ist, haben am 25. Nov begonnen<br />
und werden voraussichtlich bis Mitte nächster<br />
Woche andauern. Zum Abschluss des Kurses<br />
•wird am 20. Dezember a. c. im blauen Saal der<br />
Mustermesse ein amerikanischer Lehrfilm über<br />
Wissenswertes vom Automobil zur Vorführung gelangen.<br />
Näheres wind durch Zirkular bekanntgegeben.<br />
Nikolaus-Essen. In ebenso erfreulich grosser<br />
Anzahl wie für den Lehrkurs laufen auch die Anmeldungen<br />
zu dem traditionellen Nikolausessen ein.<br />
Zur Abwechslung findet dasselbe dieses Jahr im<br />
oberen Saal des «Schützenhauses» statt. Das Vorstandsmitglied<br />
Herr Dr. Th. Gubler, das keiner weitern<br />
Empfehlung bedarf, wird an Hand zahlreicher<br />
Lichtbilder über «Sommerfahrten in Korsika» sprechen.<br />
Die Vorbereitungen für den unter Leitung<br />
von Herrn Othmar Gerster stehenden zweiten Teil<br />
versprechen einen fröhlichen Ausklang der Veranstaltung.<br />
Rechtzeitige schriftliche Anmeldung ist dringend<br />
erwünscht.<br />
Der Vorstand.<br />
T. C. S.<br />
AUTOSEKTION WALDSTATTE DES T. C. S.<br />
Die Durchführung eines<br />
Jahresfestes<br />
schliesst immer ein gewisses Risiko in sich, einmal<br />
betrachtet doch jede Sektion diesen Anlass<br />
als ein ganz besonderes Fest, welchem in einem<br />
würdigen Charakter Ausdruck gegeben werden soll,<br />
zum Zweiten wegen des oft recht unsicheren Masses<br />
der Beteiligung. Die Sektion Waldstätte darf nun<br />
mit der Feier vom letzten Samstag in jeder Beziehung<br />
zufrieden sein.<br />
Der .Mühlenplatz, am letzten Samstagabend, war<br />
dicht besetzt von den T. C. S.-Wagen und. den Park<br />
der Obhut des Hüters von Recht und Ordnung vertrauensvoll<br />
überlassend, zog man in Gruppen ins<br />
Hotel Rössli. Gleich vor dem Portal hatte sich die<br />
grosse Menge Neugieriger auf der Strasse aufgestellt.<br />
Was war denn los? war ein Autounglück<br />
passiert ? Mehts von dergleichen, aber im grossen<br />
Vestibül des Hotels hatten sich lebende Michelinfiguren<br />
aufgestellt, den bekannten Typ des Reifenmenschen<br />
darstellend. Nach origineller Begrüssung<br />
durch diese Vorposten und nach Absolvierung<br />
einer Passkontrolle, gelangte man ohne weitere<br />
Schwierigkeiten ins automobilistische Hauptquartier.<br />
Der grosse Saal war unter Leitung des Vergnügungskomitees<br />
ausserordentlich geschmackvoll<br />
dekoriert worden, als Motto hätte man vielleicht<br />
nehmen können «im Rosenhain». Mit wenigen<br />
Wagen waren Mitglieder dieses Komitees ausgezogen,<br />
um die letzten Ueberreste des Herbstes aus<br />
der sterbenden Natur zum Schmucke unseres Festes<br />
ira holen. Improvisiertes Gitterwerk, von frischem<br />
Rfeu überzogen, mit Hunderten von leuchtend roten<br />
Rosen durchsetzt, und ein mächtiges dunkelgrünes<br />
Band aus Efeu dem Wandfries entlang,<br />
sch'ufen den wirkungsvollen Rahmen zu dem frohen<br />
Leben und Treiben der hier versammelten Touring-<br />
GIub-Familie. Wie zu erwarten stand, war der<br />
grosse Saal bis auf den letzten Platz besetzt, und<br />
kaum hatte die rassige Musik ihre faszinierenden<br />
Weisen erklingen lassen, da wirbelten auch schon<br />
die ersten Paare im Saale herum. Das Programm<br />
der künstlerischen und humoristischen Darbietungen<br />
war so gros-s. dass die Zeit kaum ausreichte.<br />
Die lange Reihe derselben eröffnete Fräulein Hartinger<br />
mit einem vortrefflichen Gesangsvortrag, welcher<br />
ihr wohlverdienten reichen Beifall eintrug.<br />
Weiter folgte ein humoristischer Sketsch mit kräftigen<br />
Witzen, sowie Produktionen von Fussakrobatik<br />
und kombinierter Tanz- und Turnkunst, sowie<br />
weitere gesangliche Darbietungen. Produktionen<br />
lösten sich in unterbrochener Reihenfolge ab, so<br />
dass sich kaum Zeit fand für Herrn Helmlin, Präsident<br />
der Sektion Waldstätte, einige Worte an die<br />
Versammlung zu richten. Er begrüsste die erschienenen<br />
Gäste. Herrn Koppel. Vertreter der Sektion<br />
Zürich und Herrn Liechti, Präsident der U. M. S.,<br />
gab Kenntnis von den eingelaufenen schriftlichen<br />
und telegraphischen Grüsse, vorab von Herrn Dr.<br />
Henneberg, Zentralpräsident und Herrn Quinclet,<br />
Generalsekretär des T. C. S., der Sektionen : Basel,<br />
Bern, Genf, Seeland. St. Gallen-Appenzell, Thurgau,<br />
der Sektion Luzern des A. C. S., der Automobilkontrolle,<br />
der Stadtpolizei, der Automobil-Revue<br />
und von abwesenden Clubmitgliedern.<br />
Herr Helmlin Hess sodann an unserm Auge die<br />
wichtigsten Veranstaltungen des abgelaufenen Vereinsjahres<br />
vorüberziehen und schloss mit einem<br />
Wort des Dankes an das Vergnügungskomitee, im<br />
Besonderen an die Herren Studer und Kaufmann,<br />
sowie an Fräulein Hartinger und das Männerchorquartett<br />
Kleeblatt. Später ergriff noch Herr<br />
Koppel, Vertreter der Sektion Zürich das Wort,<br />
um uns die Grüsse der dortigen Sektion zu überbringen.<br />
Die Worte waren kaum verklungen, als<br />
die Wogen froher Gemütlichkeit und lebhaften gesellschaftlichen<br />
Treiben* lebhafter schlugen als zuvor.<br />
So vergingen die Stunden der Nacht und des<br />
Morgens unglaublich rasch, und ehe man es sich's<br />
versah, graute der Tag. Wir pflückten uns<br />
noch einige Rosen am grünen Hain, und dann<br />
gings durch die stillen Gassen der Altstadt, der heimatlichen<br />
Schwelle entgegen.<br />
Am andern Nachmittag Katerbummel nach Sursee.<br />
War das aber ein Massenaufmarsch! 50 Wagen<br />
stellten sich nebeneinander im altehrwürdigen<br />
Städtchen Sursee auf. So etwas hatten die alten<br />
Mauern des Rathauses und der alten Tore noch<br />
nie erlebt • eine einzige Reihe von Kühlern und<br />
Clubfähnchen von der Kirchenstiege bis zum Ausgang<br />
des Städtchen. Und viele alte graue Häupter<br />
schüttelten die silbernen Locken und gaben sich<br />
Mühe, dem Zug der neuen Zeit zu folgen. «Was<br />
ist denn nur heute los?». «Der Touring Club ist<br />
da!» Ja. ja, der Touring Club war da. mit Leib und<br />
Seele, alles miteinander ist im grossen Saale im<br />
Schwanen. Auch hier dasselbe Bild wie gestern. Dieselben<br />
Personen, dieselben vergnügten und frohen<br />
Gesichter, dieselben schelmischen und neckischen<br />
Augen. Gegen Abend zogen allmählich einige Gruppen<br />
aus, um nach der beliebten Methode der fraktionierten,<br />
etappenweisen Heimfahrt unterwegs<br />
noch einige Stationen und Statiönchen zu machen,<br />
während andere nach dem Prinzip «UM bene, ibi<br />
patria» ausgeprägten Sinn für Bodenständigkeit<br />
zeigten und nicht ohne weiteres zum Verlassen der<br />
gastlichen Stätte zu bewegen wären.<br />
Alles in allem, diese beiden Anlässe dürfen sich<br />
mit Recht eines glänzenden Verlaufes rühmen, und<br />
werden bei allen Beteiligten sicherlich in bestem<br />
Andenken bleiben.<br />
> '<br />
(Unter dem Siegel strengster Verschwiegenheit<br />
und absoluter Diskretion sei noch hinzugefügt, dass<br />
vielleicht in ähnlichem Rahmen im Kreise unserer<br />
Mitglieder ein Maskenball durchgeführt wird, jedoch<br />
käme für diese Veranstaltung aus bekannten<br />
Gründen nur ein Ort ausserhalb der Stadt in Frage).<br />
Dr. R. Z.<br />
Jkmm<br />
CHAUFFEUR-VEREIN ZÜ-<br />
RICH. Nachdem unsere diesjährige<br />
Abendunterhaltung in<br />
der Stadthalle vorüber ist. bleibt<br />
uns nur noch die angenehme<br />
Pflicht, allen Passiv- und Aktivmitgliedern.<br />
sowie deren Angehörigen,<br />
den besten Dank auszusprechen,<br />
für den zahlreichen<br />
Besuch und die uns zuteilgewordene Unterstützung<br />
für das Gelingen des Anlasses. Ebenfalls gilt unsere<br />
Anerkennung den tit Inserenten für Ihre Mithilfe<br />
und hoffen wir, dass die angenehmen Beziehungen<br />
auch fernerhin andauern mögen. Wir bitten<br />
unsere Berufskollegen, bei Deckung ihres Bedarfes<br />
die Herren Geschäftsinhaber möglichst zu<br />
berücksichtigen. Auch allen Kollegen des Vorstandes,<br />
der Vergnügungskommission, des Vereinsofchesters<br />
unser Dank.<br />
über die Abendunterhaltung berichten.<br />
Wir machen sämtliche Mitglieder aufmerksam,<br />
auf die nächste Monatsversammlung, Mittwoch, den<br />
4. Dezember <strong>1929</strong>, im Saale des Restaurant «Du<br />
Pont», wozu wir die verehrten Passiv- und Aktivmitglieder<br />
einladen.<br />
»n Verbänden<br />
Wir werden später noch<br />
Kein Kollege fehle!<br />
Der Vorstand.<br />
Buntfe Chronik<br />
Die grösste Eisenbeton-Bogenbrücke vor<br />
der Vollendung. An der neuen Brücke über<br />
die Echelbacherschlucht im Zuge der Strasse<br />
Augsburg - Oberammergau wurden dieser<br />
Tage die letzten Betonierungsarbeiten fertiggestellt.<br />
Die restlichen Arbeiten- werden nur<br />
noch einige Wochen beanspruchen. Mit einer<br />
Weite von 130 m und einer Höhe von 12 m<br />
ist die Echelsbacher Brücke die grösste Eiserilbeton-Botgenbrücke<br />
Europas, die als ein<br />
Meisterwerk der Ingenieurkunst schon heute<br />
Weltruf erlangt hat. rdv.<br />
London erhält «trinkgeldlose» Taxis. In<br />
London soll ab 1930 versucht werden, ob<br />
sich ein Autotaxi-Betrieb nicht auch trinkgeldlos<br />
durchführen lässt Am l.Januar nächsthin<br />
werden 50 neue «Tipless-Taxies» dem<br />
Verkehr übergeben. Sie sind, damit man sie<br />
aus üeu andern heraus kennen kann, hellblau<br />
gestrichen, und ihre Lenker tragen Uniformen<br />
von der gleichen Farbe.<br />
Dieenglische Presse sieht dieser Neuerung<br />
mit Skepsis entgegen. Einesteils glaubt man<br />
nicht, dass sich ein trinkgeldloser Betrieb<br />
wird durchführen lassen (trotz des zur<br />
Schau getragenen himmelblauen Optimismus),<br />
andernteils sind viele Engländer bekanntlich<br />
prinzipiell gegen die Trinkgeldablösung,<br />
weil sie ihnen die Möglichkeit<br />
nimmt, nach Gutdünken gute Leistungen zu<br />
belohnen und schlechte zu bestrafen, at.<br />
Automobilindustrie. Die Ford-Company<br />
hat ihre Verhandlungen mit der Stadt Köln<br />
abgeschlossen; sie wird im Kölner Hafengelände<br />
eine neue grosse Fabrik errichten,<br />
die Lieferungs- und Personenwagen verschiedener<br />
Typen herstellen soll. Die Berliner<br />
Ford-Niederlassung soll auf eine<br />
grössere Zusammenbauwerkstatt eingeschränkt<br />
werden, und die deutsche Zentralverwaltung<br />
von Ford soll nach Köln<br />
verlegt werden. Für das Kölner Werk<br />
kommt vorläufig eine Belegschaft von 600<br />
bis höchstens 1000 Mann in Betracht<br />
Italienische Strassenmiliz. Die 1928 neu<br />
geschaffene italienische Strassenmiliz hat mit<br />
ihren 110 Automobilen, die ihr zur Verfügung<br />
stehen, in den ersten sechs Monaten des Jahres<br />
<strong>1929</strong> bereits 1,095,102 km zurückgelegt,<br />
wobei in 213 Fällen durch Schleppdienste, Reparaturen,<br />
Verwundeten - Transporte, Beschaffung<br />
von Wasser, Oel und Brennstoff<br />
usw. Hilfe geleistet wurde. Zu den verschiedenen<br />
grossen Rennen und Sportveranstaltungen<br />
wurde ein besonderer Dienst für eine<br />
reibungslose Verkehrsabwicklung und Freihaltung<br />
der Strasse eingerichtet Die italienische<br />
Strassenmiliz, bekanntlich ein staatliches<br />
Organ, verfügt nun über 32 Offiziere<br />
und 427 Unteroffiziere und Mannschaften. Da<br />
dieser Dienst nach und nach auf das gesamte<br />
Staatsstrassennetz von rund 21,000 km ausgedehnt<br />
werden soll, ist für die nächsten Monate<br />
eine starke Erhöhung des Mannschaftsstandes<br />
in Aussicht genommen. Die bisherigen<br />
Erfahrungen haben gezeitigt, dass das-<br />
Existieren dieser Strassenmiliz viel zur Besserung<br />
der Verkehrsdisziplin der Strassenbenützer<br />
beigetragen hat, was umgekehrt<br />
wiederum eine Verminderung der Unfälle zur<br />
Folge hatte.<br />
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