E_1930_Zeitung_Nr.084
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Nt> 84 — <strong>1930</strong><br />
Tourismus<br />
Im Auto und zu Fuss<br />
Hie Automobilisten — hie Fussgänger!<br />
Diese zwei «Sorten » der Spezies Menschen<br />
stehen sich heute in der Meinung oft gegenüber,<br />
wenigstens zum grossen Teil. Leider,<br />
muss man sagen, denn es ist ja logisch und<br />
klar, dass ein Miteinandergehen viel zuträglicher<br />
für beide Teile wäre. Es gibt halt auf<br />
beiden Seiten Verständige und Unverständige.<br />
Hoffen wir, dass die letzteren im Abnehmen<br />
begriffen seien und dass auf Seiten der<br />
Automobilisten, bei den Lesern der Automobil-Revue,<br />
die Verständigen zu finden seien.<br />
Es gibt nun aber noch eine Sorte Leute, die<br />
sind sowohl Automobilist als auch Fussgänger,<br />
und zwar sind sie beides mit der gleichen<br />
Begeisterung. Wahrhaftig, sie haben den<br />
Stein der Weisen gefunden.<br />
Probiert's doch auch mal: An einem frischen<br />
Herbstmorgen wird gestartet, der<br />
Wagen surrt auf der grossen Strasse ins<br />
Land hinaus. Doch bald schon schlägt man<br />
sich seitwärts in die Büsche, einem jener<br />
kleinen, mutwillig auf und ab kletternden,<br />
reizvollen Strässchen folgend. Rechts taucht<br />
eine bewaldete Hügelkuppe auf. Das wäre so<br />
ein Ziel für einen schönen Herbsttag! Also<br />
rechts ab und — hoppla — auf den Feldweg,<br />
mitten durch's Stoppelfeld (was man übrigens<br />
nur im Herbst kann, denn — sonst gibts keine<br />
Stoppelfelder).<br />
Am Fuss des Hügels wird angehalten, der<br />
Wagen unter einer schattigen Buche parkiert<br />
und nun geht es «per pedes» weiter. Es ist<br />
etwas Prächtiges, so ein Pfad durch den<br />
herbstlich sich färbenden Laubwald und gar<br />
vieles gibt's da zu sehen, was man halt vom<br />
Auto aus nicht sieht. Auch tut es gut, die Beine<br />
ein wenig zu gebrauchen, wenn man im<br />
Wagen gesessen ist und das Steigen geht in<br />
der reinen Waldluft doppelt so leicht. Wenn<br />
man etwas vorsichtig ist, so überrascht man<br />
vielleicht ein Eichhörnchenpaar, das seine<br />
Route Wildhaus>Buchs 1000 m<br />
Kurhaus Grabserberg<br />
(8t. Galler-Oberland) "<br />
Herrlicher Ausblick a. Eheintal—Alpsteingebirge.<br />
Butterküche, Qnalitätsweine. Zirile Preise.<br />
Tel. Garns 84. P. GANTENBEIN.<br />
Winter Vorräte zusammenträgt; entzückend<br />
die possierlich-eleganten Bewegungen der<br />
zierlichen Tierchen und doch, wie selten sehen<br />
wir so etwas! Haben dich die Tiere aber<br />
entdeckt, brrrr — hast du nicht gesehen —<br />
schon betrachten sie den Zweibeiner aus sicherer<br />
Höhe! Ja ja, solche Dinge machen<br />
Spass.<br />
Weiter oben lichtet sich der Wald, der<br />
Gipfel des Hügels ist erreicht. Ein prachtvoller<br />
Ausblick tut sich auf, die Luft ist unglaublich<br />
klar und man glaubt ins Unendliche<br />
zu sehen. Weit hinten schlängelt sich das<br />
Silberband eines Flusses, rote Dächer und<br />
spitze Kirchtürme gucken überall zwischen<br />
fruchtschweren Bäumen hervor. Weiter drüben<br />
scheint ein Auto mit einem Eisenbahnzug<br />
um die Wette zu kriechen und auf dem Dorfplatz<br />
des nächstliegenden Ortes kann man<br />
die spielenden Kinder erkennen.<br />
Irgendwoher tönt ein frisches Lied, dann<br />
legt man sich auf den Rücken, staunt in den<br />
Himmel und ist für Stunden nicht mehr Automobilist<br />
oder Fussgänger, sondern ganz einfach<br />
— ein Mensch, ein glücklicher, wunschloser<br />
Mensch. Wunschlos so lange, bis —<br />
sich der Hunger meldet. Doch da ist man bald<br />
beim Wagen unten und brummt los, ungefähr<br />
in der Richtung, wo man schon vom Hügel<br />
aus ein behäbiges Dorfwirtshaus am vergoldeten<br />
Schild und am kräuselnden Räuchlein<br />
erkannt hat. Man wird schon am richtigen<br />
Ort landen. Hinter dampfenden Schüsseln<br />
kann man dann schon geniesserisch das<br />
Programm für die nächste Auto-Fusstour zusammenstellen,<br />
denn — gefallen hat es einem<br />
sowieso.<br />
eb.<br />
Touren-Antworten<br />
AUTOMOBIL-KEVUE<br />
T. A. 573. Brackenhelm. Die nachstehende<br />
Route ist vielleicht nicht die absolut kürzeste, doch<br />
weist sie dafür gute Strassen auf, die grössere Geschwindigkeiten<br />
erlauben. Sie fahren über Luzern,<br />
Zürich, Winterthur, Schaffhausen, Donaueschingen,<br />
Rottweil, Baiingen, Hechingen, Tübingen, Waidenbuch,<br />
Stuttgart, Ludwigsburg, Besigheim, Bönnigheim,<br />
Brackenheini. Diese Strecke hat eine Länge<br />
von 350 km und kann in einem Tag zurückgelegt<br />
werden, wenn man es nicht gerade aufs Bummeln<br />
abgesehen hat.<br />
In Brackenheim können Sie 4 Tage bleiben. Die<br />
restlichen beiden Tage verwenden Sie wie folgt:<br />
Am Vormittag des einen fahren Sie über Honheim,<br />
Illingen, Enzberg, Pforzheim. Neuenbüre, Herrenalb<br />
und Gernsbach nach Baden-Baden. 90 km.<br />
Nachmittags fahren Sie weiter über Geroldsau, Sand,<br />
Hornisgrinde, Ruhstein, Oppenau, 0 Harmersbach<br />
Biberach, Haslach, Elzach. Waldkirch nach Froiburg<br />
im Breisgau, 139 km. Für diese Stadt würde<br />
es sich, falls Sie sie noch nicht kennen, allerdings<br />
lohnen, einen Tag früher in Brackenheim wegzufahren<br />
und diesen für die Besichtigung Freiburgs<br />
benützen. Immerhin haben Sie auch so am darauffolgenden<br />
Morgen noch Zeit zu einer kürzern Besichtigung.<br />
Im Laufe des Vormittags fahren Sie<br />
dann weiter über Titisee, Schluchsee. St. Blasion,<br />
Waldshut, Klingnau,Brugg, Lenzburg und Beiawil<br />
nach Willisau. 170 km. M. B. in H.<br />
T. A. 574. Vogesen. Ich möchte Ihnen vorschlagen,<br />
von Strassburg an folgender, äusserst abwechslungsreicher<br />
und landschaftlich schöner<br />
Route zu folgen: Benfeld, Selestat, Ste. Marie-aux-<br />
Mines, Col du Bonhomme, hier südwärts abzweigend<br />
zum Col de Louchpach (von hier empfiehlt<br />
sich ein Abstecher nach dem schön gelegenen "Lao<br />
Blanc). Weiter südwärts in die berühmte «Route<br />
des Cretes» zum höchsten Punkt des Col de la<br />
Schlucht. Sie kreuzen die Passhöhe und gelangen,<br />
weiter auf der «Route des Cretes» bleibend, über<br />
den Col du Herrenberg zum Markstein. Von hier führt<br />
eine ganz neue Autostrasse am Soldatenfriedhof<br />
und Mausoleum Silberloch vorbei nach Cernay von<br />
wo Sie dann über Burnhaupt, Altkirch, Basel erreichen.<br />
Die Tour ist 220 km lang. K. G. in G.<br />
T. A. 575. Carcassonne. Sie berühren auf der<br />
Gestempelte Säugling«.<br />
Da es nicht immer leicht ist, die Neugeborenen<br />
von einander zu unterscheiden, wurde<br />
kürzlich in einem Hospital von Chicago beschlossen,<br />
alle Neugeborenen zu «stempeln»,<br />
indem man ihnen mit Hilfe der ultravioletten<br />
Strecke Genf-Carcassonne ohnehin mehrere historisch<br />
wichtige Städte, wie Orange. Avignon und Man verwendet eine mit einer Schablone<br />
Strahlen den Namen auf den Rücken brennt.<br />
Nimes. Ohne einen fühlbaren Umweg zu machen, versehene Lampe, deren Strahlen die Haut<br />
können Sie dazu noch Grenoble einbeziehen. Die<br />
Route ist folgende: Genf, Annecy, Chambery Grenoble,<br />
St. Marcellin, Valence, Montelimar, Orange, Stärke der Sonnenbräunung dunkel färben,<br />
an den freigelassenen Stellen etwa in der<br />
Avignon, Nimes, Montpellier, BSziers. Narbonne, so dass man den Namen gut lesen kann.<br />
Carcassonne.<br />
Nach sechs Monaten verschwindet die Inschrift<br />
von selbst wieder.<br />
Die oben genannten Städte sind alle äusserst<br />
sehenswert und bieten dem Historiker sehr viel.<br />
M. G. in B. Ein Glückspilz.<br />
Touren -Fragen<br />
T. F. 576. Bad Flinsberg. Dieses Bad, das im<br />
Riesengebirge liegen soll, ist mir von Bekannten<br />
empfohlen worden. Welches ist die empfehlenswerteste<br />
Route dorthin? Wieviel Kilometer sind es<br />
von Ölten? R. H. in M.<br />
T. F. 577. Erfurt. Ich gedenke nach Erfurt zu<br />
fahren. Welches ist der nächste Weg von St. Gallen<br />
? Ist die Route St. Gallen, Lindau. Friedrichshafen,<br />
Ravensburg, Ulm, Nürnberg, Erfurt zu empfehlen?<br />
Ist dies wirklich die kürzeste Strecke und<br />
wie ist der Zustand der Strassen? Wieviel km<br />
sind es, ist die Strecke in 2 Tagen zu machen?<br />
H. Seh. in St. G.<br />
T. F. 578. Grado. Ich begebe mich nächsthin<br />
nach dem Seebad Grado bei Triest. Nun liegt aber<br />
Grado auf einer Insel. Besteht eine Autofähre mit<br />
regelmässigen Kursen, oder muss man den Wagen<br />
an 1 der Küste zurücklassen? F. R. in B.<br />
Die Berg- und Höhenschule. Die Berg- und<br />
Höhenschule, eine Schöpfung der modernen Pädagogik,<br />
entspricht einem wirklichen Bedürfnis, denn<br />
sie gestattet schulmüden, zarten, blutarmen und<br />
daher erholungsbedürftigen Kindern, ihre Studien<br />
unter den besten klimatischen, physischen und<br />
hygienischen Voraussetzungen fortzusetzen, was<br />
den in der Frage der Erziehung oft ratlosen Eltern<br />
die denkbar wertvollsten Dienste leistet. — Da«<br />
Alpine Landerziehungsheim in Champery (Walliser<br />
Alpen, 1070 m ü. M.) verwirklicht die Idee der<br />
Berg- und Höhenschule in der denkbar idealsten<br />
Weise: Der durch seine zentrale Lage im Herzen<br />
der Walliser Alpen gelegene bekannte Kurort<br />
Champery durch sein kräftigendes, gesundheitsförderndes<br />
und doch mildes alpines Klima, das<br />
Alpine Land@rziehun?sheim durch seine neuzeitlichen<br />
Erziehungsmethoden, sowie durch seine<br />
rationelle Auffassung und Betätigung der Körperkultur.<br />
—<br />
Der zielbewusste, gründliche Unterricht, dto<br />
physisch und geistig erzielte Förderung, verleih«»<br />
den Schülern jenen potenzierten Lebenswillen, der<br />
sie alle ihre intellektuellen und moralischen Kräfte<br />
wieder finden und weiter entwickeln lässt.<br />
Das alpine Landerziehungsheim in Champery<br />
macht es sich zur Ehre, jene so ideale Aufgabe<br />
des Erziehers: Erneuerun? und Förderung der<br />
physischen und geistigen Kräfte, Schaffung und<br />
Erhaltung eines starken, gesunden Geistes, mit<br />
einem Worte, eine gesamte Wiedergeburt des ihm<br />
anvertrauten Kindes zu verwirklichen.<br />
Ein aussergewöhnlicher Qlückspilz scheint<br />
der in Portiers wohnhafte Kaufmann Bremont<br />
zu sein. Nachdem ihm erst unlängst<br />
in der Lotterie einer Kolcmialausstellung der<br />
Hauptgewinn von einer Million Franken zugefallen<br />
war, gewann er jetzt bei der Auslosung<br />
einer Anleihe der Stadt Paris neuerdings<br />
eine Million Franken.<br />
Konkurrenzlos.<br />
Sacha Quitry trifft einen jungen, frisch<br />
nach Paris engagierten Schauspieler : « Was<br />
wollen Sie in der Stadt machen, junger<br />
Mann ? » — «Ich will auf ehrlichem Wege<br />
meine Karriere machen !» entgegnete, stolz<br />
in der Brust, der Jüngling. — « Gut, gut! »<br />
antwortete Quitry. Sie werden auf diesem<br />
Wege keinem Konkurrenten begegnen.»<br />
Das Beste für Picknicks<br />
Die Zufahrtsstrassen aus der ganzen Sohwelz sind «rslohtllch In O. R.Wagners<br />
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