E_1931_Zeitung_Nr.084
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WO Si. _ 1031 AUTOMOBIL-REVUE<br />
ÜDCEEP<br />
Die Frauen können sich wirklich nicht über<br />
mangelnde Abwechslung im Modereich beklagen.<br />
Frau Mode verwandelt sie und lässt<br />
sie als andere erscheinen. Es ist ganz überraschend,<br />
wie sehr die Kleider, die Hüte eine<br />
Frau verändern können und wie viel Abwechslung<br />
damit in den Alltag kommt. Was<br />
wir dieses Jahr zu wenig an Sonne hatten, die<br />
uns sonst Farben, Leben, schöne Lichteffekte<br />
spendet, das gibt uns die Mode in reichem<br />
Mass. Satte Farben, reizvolle, neue Linien<br />
am Hut, aparte Pelzgarnierungen, persische,<br />
farbenfrohe Stickereien und wirklich reizvolle<br />
neue Nachmittags- und Abendkleider. Hier<br />
beim Kleid wird ein interessantes Turnier<br />
ausgekämpft: auf der einen Seite die schlichte,<br />
schlanke Modelinie, erfinderisch in feiner<br />
Detailbelebung, ohne jemals den grossen, aufs<br />
Langgestreckte gehenden Zug zu vergessen.<br />
Und auf der andern Seite melden sich Anklänge<br />
und Entlehnungen aus der Zeit der<br />
Kaiserin Eugenie, aus den Jahren 1860 bis<br />
hinein in die achziger Jahre. Puffärmel,<br />
schürzenartig nach hinten geraffte Kleider<br />
mit zum Teil ansteigenden Volants, mit enormen<br />
Schleifen im Kreuz, mit Bouilloneeffekten,<br />
Gittergarnituren — alles Erinnerungen<br />
an vergangene Tage, so gut wie die von<br />
der Taille weit fallenden Kleider, die weiten<br />
Jacken- und Mantelärmel.<br />
Aber, sagen wir, das Gerüst, auf dem sich<br />
die Geschichte aufbaut, ist ein anderes. Es<br />
steckt eine sportgewohnte, vom Korsett nicht<br />
mehr verbildete Frau darin, eine Frau, die<br />
zwar gelöste, graziöse Bewegungen durch<br />
rhythmische Gymnastik erworben hat, aber<br />
keine zimperliche Dame aus der zweiten<br />
Hälfte des 19. Jahrhunderts. Und hier beginnt<br />
die Dissonanz, wie wir sie etwa bei Möbeln<br />
in Stilimitationen empfinden, wo ebenfalls<br />
etwas Unwahres mitschwingt. Es gibt immer<br />
Menschen, die selber in ihrer Zeit einen Anachronismus<br />
darstellen, denen solche Erscheinungen<br />
wirklich wesenhafter Ausdruck ist.<br />
Aber die übrige Mode wie sie Patou, auch<br />
Lelong oder die grosse Madeleine Vionnel<br />
verkörpern, stellen den Zeitstil von <strong>1931</strong> doch<br />
vielleicht reiner dar, in Parallele zur eleganten<br />
Sachlichkeit und Schönheit von Automobil<br />
und Flugzeug, zu wohltuender Eleganz neuer<br />
Bauten und in ihrer Art eigentümlich reizvollen<br />
Stahlmöbeln, die mit farbigen, vielleicht<br />
handgewobenen Stoffen belebt, wirklich<br />
verführerisch wirken. Der lange Rock, gegen<br />
den die neu aufgekommene Hygiene so sehr<br />
vor Jahren gekämpft hat, er wird auch jetzt<br />
nicht wiederkehren. Die Pariser Couture<br />
schlägt ihn nicht einmal mehr vor. Knöchellang<br />
ist die Parole für elegante Cocktail und<br />
Abendkleider. Schleppen erscheinen so vereinzelt<br />
wie bisher der Muff und erstere bleiben<br />
vereinzelt. Ein Muff, der jetzt wiederkehrt,<br />
ist gar nicht so übel, namentlich da<br />
SIEBTTBE<br />
Die neue Linie<br />
EQ/O&IU<br />
er meist die Handtasche ersetzt. Zur kleinen<br />
Persianerkrawatte getragen, als Begleiter von<br />
Tailleurs, sieht er reizend aus. Und zum<br />
Fohlenjäckchen ebenfalls. Wie hübsch wussten<br />
früher die Frauen auf dem Eis zu balancieren,<br />
den Muff über der Hand; warum sollen<br />
sie sich dieses kokette Spiel entgehen<br />
lassen?<br />
Heute stehen im Mittelpunkt des Interesses<br />
die Hüte. Sie sind in sehr vielen Varianten<br />
einzelner Typen auf dem Plan! Der Amazone<br />
wird viel abgewandelt, der Kutscherhut ist<br />
weich und graziös geworden, der aufgebogene,<br />
gescheckte Chasseur wird bis zum äussersten<br />
Extrem variiert. Und dazu kommen<br />
noch andere Formen, Varianten von Schottenmützen,<br />
von Dreispitzern oder Marquis. Sie<br />
haben alle eine Tendenz: niedrige Köpfe, oft<br />
sind es nur noch flache Dächer, oft viereckige<br />
Schachteldeckel — und doch sind sie so mit<br />
ihren Rändern im Einklang, so schick in der<br />
Linie und so neu, dass sie die Frauen alle<br />
erobert haben. Zur Beruhigung jener, denen<br />
das Aufgebogene, das Degagierte nicht steht,<br />
oder die wenigstens glauben, es stehe ihnen<br />
nicht, für sie haben Patou und andere ganz<br />
besonders reizvolle Cioches gemacht, mit sich<br />
leicht hebendem, nach rechts sinkendem Mouvement.<br />
Hinten ist der Rand leicht umgebogen,<br />
schmal, so dass er im Nacken ohne<br />
Hemmung aufsitzt. Alle Hüte sind im Hinblick<br />
auf die neuen, hohen Kragen gearbeitet<br />
und das Spiel ihrer Kurven und Linien ist<br />
ebenso originell wie die neuen, faltigen Stehkragen,<br />
die sich weich hinschmiegen. Die<br />
Hüte sind mit allerlei Künsten feiner Handnäherei<br />
durchbrochen, da und dort mit einer<br />
Falte und meistens mit einer Federphantasie<br />
oder etwas Seidenband garniert. Die Federn<br />
geben dem Hut ein letztes Cachet durch das<br />
farbliche Element vor allem, wie durch die<br />
Form von Rollen, flachen Flügelstücken,<br />
stehenden Flügeln oder sich leise kräuselnden<br />
Halmen und Flaum. Die Straussfeder wird<br />
beispielsweise flach um den Kopf gelegt und<br />
nach innen durchgezogen, oder sie wird dem<br />
Kopf eingearbeitet und legt sich nach einer<br />
Seite entlang dem Rand. Hundert Varianten<br />
sind aus dem Thema Federgarnitur herauszuholen.<br />
Und auch mit dem Band lässtosich<br />
manches machen. Grosse Bandschleifen sitzen<br />
seitlich oder hinten an toqueartigen oder<br />
auch hinten etwas gehobenen Formen. Die<br />
Garnitur unter dem Rand nach innnen, sei sie<br />
seitlich oder hinten, ist nicht selten und kleidet<br />
viele Frauen ausgezeichnet. Weiche Haarfilze,<br />
feutre soleil, tanpes und neue seidenweiche<br />
Melusines stehen im Vordergrund, Satin ist<br />
schon vorbei. Samthüte spielen keine Rolle.<br />
Der schöne Filz, oft von unerhörter Feinheit,<br />
steht an erster Stelle.<br />
E. Seh.<br />
BEIM FAHREN<br />
werden Ihre Kleider voll Staub« Oel- and Fettflecken, lassen Sie<br />
dieselben wieder bei der<br />
Die hässliche Frau<br />
Es gibt keine hässlichen Frauen.<br />
Man sagt es und erfindet, je nach Bedarf,<br />
das Märchen von den schönen «... erinnen»<br />
in allen Städten der Erde bis zu den entferntesten<br />
Winkeln der Geographie. Aber wenn<br />
man in diesen Städten dann die schönen<br />
Frauen einmal sehen will, macht man die<br />
überraschende Erfahrung, dass Schönheit<br />
immer und überall nur vereinzelt vorkommt,<br />
eine Ausnahme ist.<br />
Auf der ganzen Welt sind die hässlichen<br />
Frauen in der Ueberzahl; ungeachtet dessen<br />
lassen sie sich von einer verschwindenden<br />
Minderheit schöner Frauen tyrannisieren.<br />
Wenn eine Greta Garbo ihr halblanges Haar<br />
hinter die Ohren streift und trotzdem entzückend<br />
bleibt, streifen Tausende von Frauen<br />
seufzend ihr halblanges Haar ebenfalls hinter<br />
die Ohren, selbst auf die Gefahr hin, dann<br />
wie weiland Margarete Maultasch von Tirol<br />
auszusehen. Oder eine vollendete Frau, deren<br />
Schönheit nicht einmal das auf den Hinterkopf<br />
gerutschte Hütchen etwas anhaben kann,<br />
zwingt die neue Hutmode Millionen von<br />
Frauen auf, deren solcherart zur Schau gestellte<br />
Profile dem Aestheten Angstträume<br />
bereiten.<br />
Das kommt davon, weil sich die hässlichen<br />
Frauen selbst glauben machen wollen, schöne<br />
Frauen zu sein. In dem Augenblick, da eine<br />
hässliche Frau sich vor ihrem Spiegel eingesteht,<br />
dass sie nicht schön ist, hat sie aufgehört,<br />
hässlich zu sein. Nur die Hässlichkeit,<br />
die Schönheit vortäuschen will, ist wahrhaft<br />
hässlich. Es verhält sich mit ihr ähnlich wie<br />
mit dem modernen falschen Schmuck. Vor<br />
zehn Jahren noch war er unmöglich. Warum?<br />
Weil er so tat, als wolle er kostbare Steine<br />
vorstellen. Heute gibt er ehrlich zu, Glas zu<br />
sein, und wurde dadurch schön und begehrt.<br />
Die hässliche Frau glaubt oft, nur die<br />
schöne Frau werde geliebt. Deswegen bemüht<br />
sie sich, schön zu scheinen, und verdirbt<br />
damit alles. Der hässlichen Frau, die<br />
den Mut aufbringt, die ihr zugeflüsterte<br />
Phrase von der «schönen Frau» nicht als<br />
Kompliment aufzufassen, ist der Erfolg sicher.<br />
Denn wenn sie anstatt an ein erträumtes<br />
Phantom an sich selbst glaubt, wird sie auch<br />
den andern zu diesem Glauben bekehren<br />
können.<br />
Die bezaubernsten Frauen sind jene, die<br />
einmal hässlich waren, dies erkannten, und<br />
von da ab nicht länger hässlich sind, weil<br />
kehl Mensch ihre Hässlichkeit mehr bemerkt.<br />
Man sagt" ihnen Schönheit nach, wie zum Beispiel<br />
der Marquise de Maintenon oder der<br />
Fürstin Metternich. Eine wenn auch nur eingebildet<br />
schöne Frau verlässt sich meist zu<br />
sehr auf leichte Siege, sie vergisst, den jeder<br />
Frau gegebenen persönlichen Charme zu jener<br />
Vollendung zu entwickeln, die es mit der<br />
Schönheit aufnimmt.<br />
Neue Moden sollten, entgegen dem herrschenden<br />
Brauch, von hässlichen Frauen vorgeführt<br />
werden. Wenn sie der Hut oder die<br />
Robe neuer Linie kleidet, dann werden Millionen<br />
anderer Frauen damit wahrscheinlich<br />
ebenso gut aussehen und die schönen Frauen<br />
werden noch schöner sein.<br />
Im übrigen sind Schönheit oder Hässlichieeit<br />
von allen relativen Dingen der relativsten<br />
zwei. Das tröstliche Märchen vom hässlichen<br />
Entlein, das ein schöner Schwan wurde, ist<br />
auf einem Trugschluss aufgebaut. Denn das<br />
Entlein ist gar nicht hässlich, ebenso wie der<br />
Schwan gar nicht schöner ist. Oder, auf die<br />
Philosophie von der hässlichen Frau angewandt:<br />
sie soll sich nicht bemühen, wie<br />
eine andere Frau auszusehen, sondern immer<br />
nur wie sie selbst. Dann hat sie Stil und ist<br />
nicht mehr hässlich.<br />
Es gibt nämlich wirklich keine hässlichen<br />
Frauen.<br />
Dreihundertmal Braut —<br />
und nicht verheiratet<br />
Miss Lucy Clayton in London hat einen<br />
eigenartigen Rekord aufgestellt. Dreihundertmal<br />
stand sie in vollem Brautstaat vor einer<br />
sie andächtig bewundernden Schar eleganter<br />
Herren und kritischer Damen — und wartete<br />
vergeblich auf den Bräutigam. Dreihundertmal<br />
durchschritt sie unter den Klängen des<br />
Hochzeitsmarsches das Kopf an Kopf gedrängte<br />
Defilee der Gäste und lächelte jedesmal<br />
entzückender. Es gibt wohl kaum ein<br />
junges Mädchen in London, das eine Hochzeitsrobe<br />
graziöser und sicherer zu tragen<br />
wüsste, auch keine, die eine solche Vielfalt an<br />
Brautkleidern anziehen durfte. Bei jeder der<br />
dreihundert Gelegenheiten, da sie als Braut<br />
vor der sie scharf musternden Menge erschien,<br />
trug sie ein anderes Werk modernster<br />
Schneiderkunst, einen neuen Traum aus<br />
Spitzen und Seide, aus Satin- und Crepe de<br />
Chine. Die Blumen, die in ihren Händen verwelkten,<br />
könnten einen Laden füllen. Vielleicht<br />
hat sie sich jedesmal eine Blüte aus<br />
dem duftenden Myrtenkranz, ein Blatt aus<br />
dem Strauss der herrlichen weissen Rosen<br />
in einem kleinen Almanach aufbewahrt. Sie<br />
sagt es nicht, ist scheu und bescheiden, obwohl<br />
ihrer aussergewöhnlichen Schönheit bewusst.<br />
Miss Clayton, eine Mannequinberühmtheit<br />
in London, sieht nicht unglücklich drein, wohl<br />
aber ein wenig müde. Sie liebt Musik und<br />
zieht die Orgel einer frivolen Jazz vor. Den<br />
Hochzeitsmarsch pfeift sie aus dem Gedächtnis<br />
und so wundervoll dabei, dass sie ein findiger<br />
Varietedirektor als lebendes Instrument<br />
engagieren wollte. Sie hat abgelehnt. Lucy<br />
zieht ihren Beruf vor. Er ist anstrengend,<br />
zermürbend — aber ein sich jeden Tag<br />
wiederholender Wachtraum. Die prachtvollsten<br />
Schöpfungen der Modeateliers schmiegen<br />
sich reizvoll um ihre klassisch schönen Schultern,<br />
sie wird bewundert und vielleicht im<br />
stillen auch angebetet. Sicher sogar. Sie errötet<br />
verschämt, als ich sie frage, wieviel<br />
hundert Liebesbriefe sie schon bekommen<br />
hätte. «Dreihundertmal Braut» lässt doch<br />
schliesslich etwas voraussetzen. Oder nein?<br />
— Miss Lucy lacht aus vollem Herzen, als<br />
ich sie einen Augenblick abseits der Schar<br />
der Neugierigen spreche. Sie legt das Brautkleid<br />
ab — zum dreihundertstenmal — und<br />
wird damit ein anderer Mensch.<br />
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