E_1931_Zeitung_Nr.084
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- <strong>1931</strong> ÄUTOMÖBIt-TWVtJE 17<br />
Autobummel<br />
am Michigansee<br />
Von Karl Lütge.<br />
Die letzten Häuser von Chicago ducken<br />
sich am Weg. Wir flitzen mit 45 Meilen Geschwindigkeit<br />
an ihnen vorüber. Vor uns,<br />
neben uns, hinter uns Autos, ein endloser<br />
Strom; ein anderer, ebenso dicht geschlossen<br />
wie bei einem Demonstrationszug, kommt uns<br />
entgegen.<br />
Ja, zum Kuckuck, irgendwo müssen doch<br />
die vielen Autos zu sehen sein, die der Autokönig<br />
in Detroit mit seinen 84 000 Arbeitskräften<br />
herstellen lässt! Pro Tag entstehen<br />
dort, bei einer einzigen «Marke», 4000 Autos,<br />
und bis Mitte 1921 waren 5 Millionen Stück<br />
fabriziert, seitdem, in ansteigender Kurve,<br />
mehr als die doppelte Anzahl — mit genau<br />
einem Viertel der früheren Arbeiterzahl. Auf<br />
ordentliche. Ohne Zahlen ist nichts getan.<br />
Nein. Wir kommen ohne sie nicht mehr aus.<br />
Die Strasse, eben, auf der wir Chicago verlassen<br />
haben, ist die längste Strasse der<br />
Welt; wirklich, sie ist 35 km lang. Sie gilt<br />
als vornehme Strasse, da sie längs der «Goldküste»<br />
entlang führt. Das ist jener kleine,<br />
bevorzugt gelegene Stadtteil, wo 690 Millionärsvillen,<br />
mit dem Qesicht zum Michigansee,<br />
in üppigen Parks, stehen.<br />
Nun liegt Chicago hinter uns. Der Autostrom<br />
hat etwas nachgelassen; da und dort<br />
ist ein Wagen hurtig seitwärts ausgebrochen<br />
zu einem Landhaus, oder in einen Feldweg.<br />
Statt vorher 200, 300 Autos, sieht man jetzt<br />
auf einmal nur noch 150 bis 200. Sie fahren<br />
in dichten Kolonnen mitunter, immer zwei<br />
nebeneinander in jeder Richtung; ganz aussen<br />
die langsamen, in der Mitte die schnellen,<br />
die alles gefühllos überholen und keine Zeit<br />
haben, um dem Insassen zu gestatten, den<br />
Blick über die Wald-, Park- und Seegegend<br />
schweifen zu lassen. Aus einem Auto hören<br />
wir im blitzgleichen Vorübergleiten Radiomusik<br />
schluchzen. Es wirkt wie Zauberei.<br />
Die Strasse krümmt sich mit einmal zu<br />
buckligen Schnörkeln, toll vor Freude, dass<br />
RADIO-AMATEURE<br />
zögert nicht länger, wählt<br />
RADIO-LAMPEN<br />
Verlangt Prospekte, Schemas u. Auskünfte<br />
bei der General-Agentur für die Schweiz:<br />
J. RENAUD & Cie., A.-G., NEUENBURG<br />
Tourismus<br />
M i r<br />
ein spärlicher Wald hier stehen blieb. Das<br />
blitzend blankeescheuerte Band der Landstrasse<br />
ist durch drei weisse LSngsstreifeH<br />
in vier Felder geteilt. Wir taumeln bald<br />
rechts, bald links, um langsamere Wagen zu<br />
überholen. Auch wir haben plötzlich den<br />
Schnelligkeitsteufel im Motor sitzen. Oder ist<br />
es das Zauberband der Strasse, das unter den<br />
Qummistreifen (sie drehen sich in der Sekunde<br />
jetzt genau siebenmal) hinwegflitzt?<br />
Ab und zu tauchen bei Kurven oder bei<br />
kleinen Landhaussiedelungen grosse Schilder<br />
auf. Aber die Autler scheinen in Amerika<br />
Analphabeten zu sein. Da ist niemand, hier<br />
gibt es keine Unfälle. Man sieht nicht einmal<br />
Radfahrer, die Plage europäischer Autofahrer,<br />
diese leichtsinnigste Gattung Fahrer, die jede<br />
Sekunde beim Begegnen von zwei Autos in<br />
Todesgefahr schwebt und höhnisch und<br />
bockig sich doch nicht zu schützen sucht,<br />
sondern sein angeblich gutes Recht auf<br />
Strassenbreite verficht.<br />
Der Radfahrer ist in Amerika verschwunden,<br />
selbst der Motorradfahrer. Wir sehen<br />
jeden fünften Amerikaner kommt jetzt ein weder dieses noch jenes Fahrzeug längs des<br />
Personenwagen; insgesamt laufen in denMichigansees. Aber beim Summen des ein-<br />
U. S. A. Mitte <strong>1931</strong> rund 30 Millionen Motorfahrzeuge.<br />
Dieses Amerika füttert sich selbst und den<br />
Fremdling unaufhörlich mit Zahlen. Die Zahl<br />
beweist den Erfolg, die Qrösse, das Ausser-<br />
stigen Tanzschlagers «Kennst Du das kleine<br />
Haus am Michigansee», erblicken wir die<br />
vielen kleinen Häuser grosser Chicagoer<br />
Leute und schliesslich wirklich kleine Häuser<br />
kleiner Landleute. Die Häuser stehen respektvoll<br />
abseits, nur der Briefkasten, wie eine<br />
Botanisiertrommel, steht wichtig auf einer<br />
Bohnenstange direkt am Weg der Autos.<br />
(Sehlim folgt.)<br />
Eine Rundfahrt um den ZOrlchsee ist heute bei<br />
den famos ausgebauten Strassen zu jeder Jahreszeit<br />
ein Genuas, und obschon man eigentlich fast<br />
ununterbrochen durch Siedelungen fährt, in denen<br />
der Verkehr zum Teil doch auch recht bedeutend<br />
ist, hat man nie das Gefühl des Gehemmtseins,<br />
sondern fühlt sich frei wie auf offener Strecke.<br />
Aber in welchem von allen den schönen Dörfern<br />
einen Halt einschieben, wo eventuell sein Weekend<br />
verbringen? Aus der grossen Menge seien heute<br />
nur drei Tips gegeben; drei Dörfer, die sich besonders<br />
jetzt im Herbst zur Zeit der Weinlese<br />
ganz besonders zum Aufenthaltmachen eignen: Kü*-<br />
nacht und Meilen am rechten Ufer des Sees, und<br />
Richierswil am linken Ufer. L.<br />
Userental. Es ist nicht alle Jahr« möglich,<br />
Mitte oder Ende Oktober noch die Schöllenen hinauf<br />
ins Urserentaä zu fahren, und dazu noch an so<br />
strahlenden Herbsttagen, wie wir sie in letzter<br />
Zeit gemessen können. Schon die Fahrt durch die<br />
Schöllenen hinauf an einem schönen HerbsttM ist<br />
ein Genuss und erst recht kommt die Deberraschung,<br />
wenn man zum Urnerloch hinaus kommt<br />
auf den weiten ebenen Talboden des Urserentals.<br />
Aus tiefblauem Himmel grüssen in unendlicher<br />
Klarheit und Schärfe die Zacken und Gipfel der<br />
umliegenden Berge. Sie sind die uralten Hüter<br />
Idealer Herbst-Aufenth»lt. — Petition von<br />
Fr. 13.— an. F. BOLLIGEB.<br />
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Di. abends 13.0kl Ulrich Zwlngii.<br />
MI. abends 14. Okt. DIt Bohime (6. Abonn.).<br />
Od. abends 15. Okt Der Freischütz, Volksvorstellung.<br />
Fr. abeflfc 16. Okt. Di« Tereslna (6. Abonn.).<br />
Sa. abeniS 17. Okt Premiers Wozzcek, Oper von<br />
Alban Bert-<br />
So, nachm. 18. Okt. Das Drelmäderlhaus.<br />
SO. abend! lt. Okt. Dit Boheme. Gastspiel Willy Frey<br />
vom Stadttheater Hamburg.<br />
Abends 8H Uhr, Sonntag nachm. 3J4 Uhr.<br />
Di. abends 13. Okt. Juwelenraub an der Bahnhofstr.<br />
Mi. abends 14. Okt. Juweltnraub an der Bahnhofstr.<br />
Do. abends 15. Okt Premiere Gutem und heute,<br />
Schauspiel v. Christa Winsloe.<br />
fr. ibendsil.Okt. Juwelenrtub an dir Bahnhofstr.<br />
Sl. abends 17. Okt. Gestern und heute.<br />
So. nachm. lt. Okt Juwelenraub an der Bahnhofstr.<br />
So. abends lt. Okt. Gestern und heute.<br />
der zwei hübsch in den Talboden hingestellten Ueber die Brücke bei Stansstad nach Stans und<br />
Dörfer Andermatt und Hospental. Das erstere, über Buochs nach Beckenried, erreichen wir die<br />
weltbekannt als Strassenknotenpunkt und Kurort, Fähre, die uns wieder zurückführt nach Gersau<br />
das «weite als der Ausgangspunkt der Furka und und Brunnen, unserm Ausgangspunkt. er.<br />
Gotthardstrasse und bewacht vom alten Lango- „ . . . , . , - ,_,• . ~i t. TT<br />
bardenturm, nicht minder bekannt, besonders in t Mannentach ist ein liebliches Platzchen am Un-<br />
Kreisen der Automobilisten. Wer noch einen terse e> dort gelegen wo man gegen Norden einen<br />
Ferientag, oder mehrere zugute hat, der benütze prachtigen Rundblick nach dem ßegenuberliegendie<br />
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