E_1931_Zeitung_Nr.084
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Versicherung zu, wo sie den Versicherten zu<br />
einem Verhalten zwänge, das mit der Rechtsordnung<br />
oder den guten Sitten unvereinbar<br />
wäre. So sehr auch das im Versicherungsvertrag<br />
enthaltene Verbot eines Vergleichs an<br />
sich zulässig ist, so wird es doch da unwirksam,<br />
wo es den Versicherten abhalten will,<br />
ein Verschulden und eine Schadenersatzpflicht<br />
anzuerkennen, die er in guten Treuen<br />
nicht in Abrede stellen kann. Ganz besonders<br />
würde dies gegen die guten Sitten verstossen,<br />
wenn die Hinterlassenen des im Unfall Getöteten<br />
durch den Schadensfall in Not gekommen<br />
sind, dem für den Unfall Verantwortlichen<br />
also schon aus Rücksichten der<br />
Menschlichkeit und Billigkeit an einer gütlichen<br />
und raschen Erledigung der zivilrechtlichen<br />
Folgen gelegen sein wird. Der Vergleich<br />
kann hier auch nicht eine Schädigung<br />
In den Nummern 439 und 447 des<br />
«St. Galler Tagblatt» wird die Stellungnahme<br />
des Verbandes schweizerischer Motorlastwagenbesitzer<br />
zu den Beschlüssen der ständerätlichen<br />
Verkehrskommission kommentiert.<br />
Der ML. zeichnende Verfasser leistet sich dabei<br />
Behauptungen, die nicht unwidersprochen<br />
bleiben können, so sehr es uns widerstrebt,<br />
mit einem offenbaren Laien in automobilistischen<br />
und allgemein volkswirtschaftlichen<br />
Fragen zu rechten.<br />
Eine Widerlegung.<br />
In erster Linie wird behauptet, die These,<br />
die Maximalbelastung von 10,5 und 12 Tonnen<br />
sei für die Lastwagenfabriken und die Motorfahrzeugbesitzer<br />
unhaltbar, könne nicht belegt<br />
werden. Darauf sei nur kurz erwidert,<br />
dass die Post und die konzessionierten Unternehmungen<br />
(Stadtautobusbetriebe) gegenwärtig<br />
rund 100 Fahrzeuge im Betrieb haben, die<br />
bei voller Belastung über 12 Tonnen wiegen.<br />
Die auf Rechnung der Bundesbahnen im Surbtal<br />
laufenden Postautos wiegen leer 8500 kg<br />
und mit 50 Personen besetzt 12 350 kg, wozu<br />
noch 200 bis 300 kg Postsendungen und Gepäck<br />
kommen. Beim Spitzenverkehr am<br />
Morgen und Abend, wo Arbeiter zu 1,5 Rp<br />
für den Personenkilometer befördert werden<br />
müssen,, beträgt die Besetzung der Wagen<br />
sehr oft 60 Personen, womit das Gesamtgewicht<br />
des Fahrzeuges auf über 13 Tonnen<br />
steigt- Aehnlich sind die Verhältnisse bei anderen<br />
Postlinien und im Stadtautobusverkehr.<br />
Selbstverständlich können auf diesen Linien<br />
kleinere Fahrzeuge verwendet werden, aber<br />
dann müsste man auf die volkswirtschaftlich<br />
äusserst wichtigen Arbeitertransporte verzichten,<br />
weil die Unternehmungen bei geringerem<br />
Fassungsvermögen der Wagen nicht<br />
mehr in der Lage wären, die jetzigen günstigen<br />
Abonnementstaxen beibehalten zu können.<br />
Entweder lässt man den öffentlichen<br />
Transportunternehmungen die Möglichkeit,<br />
ihren Transportaufgaben nachzukommen oder<br />
man schränkt diese Möglichkeit durch kleinliche<br />
Vorschriften ein und treibt damit die<br />
Arbeiterbevölkerung, für die hohe Taxen nicht<br />
erschwinglich sind, in die Städte. Ob eine<br />
solche Verkehrs- und Arbeitspolitik vernünftig<br />
und wünschbar ist, möge Herr ML. selbst<br />
beurteilen. Jedenfalls haben wir ihm damit<br />
die verlangte Auskunft über die Notwendigkeit<br />
der Herstellung grosser, leistungsfähiger<br />
und dabei.allerdings schwerer Fahrzeuge gegeben.<br />
Herr ML 1 , wirft den Lastautofabriken Profitsucht<br />
und Profithascherei unter Ausserachtlassung<br />
der Bedürfnisse des Landes vor.<br />
Hält er diese Behauptung angesichts der Tatsache<br />
aufrecht, dass gerade der Bund und<br />
die von ihm konzessionierten Unternehmungen<br />
im Interesse der ländlichen Bevölkerung<br />
die schwersten Wagen verwenden? Könnten<br />
er und die ebenfalls nicht sehr gut beratenen<br />
Mitglieder des Ständerates es verantworten,<br />
diese mit einem Kapital von nahezu 6 Mill. Fr.<br />
angeschafften Fahrzeuge lahm zu legen und<br />
die Arbeiter wieder auf den Fussmarsch zu<br />
verweisen, nur weil nach ihrer Auffassung<br />
ein Maximalgewicht von 10,5 Tonnen für die<br />
Motorfahrzeuge genügt?<br />
Die schweren Nutzfahrzeuge sind wirtschaftlich.<br />
Nun werden allerdings nicht nur schwere<br />
Fahrzeuge im Reiseverkehr benötigt, sondern<br />
auch im Nutzverkehr. Gerade aber auch hier<br />
t wieder sind es Betriebe des Staates und der<br />
'Gemeinden, die Wagen grosser Tragfähigkeit<br />
für Zwecke des Strassenbaus, der Waldwirtschaft,<br />
für Meliorationen usw. benötigen.<br />
Für den Transport von Sand und Kies gibt es<br />
nur ein wirtschaftliches Fahrzeug, den Dreiseitenkipper<br />
von 5—6 Tonnen Nutzlast.<br />
Müssen Fahrzeuge dieser Tragkraft mit Kippvorrichtung<br />
erstellt werden, so lässt sich ein<br />
Eigengewicht von 6—7 Tonnen nicht vermeiden.<br />
Leichtere Fahrzeuge mit einem Fassungsvermögen<br />
von unter 3 m 3 sind für den<br />
Transport des niederwertigen Materials von<br />
den Gruben oder den Bahnstationen zu den<br />
des Versicherers bedeuten, weil das Verschulden<br />
des Haftpflichtversicherten einerseits,<br />
das Fehlen eines Mitverschuldens des<br />
I Opfers anderseits feststehen und der zu leistende<br />
Schadenersatz auf alle Fälle die Versicherungssumme<br />
von maximal 30 000 Fr.<br />
übersteigen müsste. In solchen Fällen wären<br />
die Kosten eines Zivilprozesses nicht von der<br />
Versicherung, sondern vom Versicherungsnehmer<br />
zu tragen und die Versicherungsgesellschaft<br />
soll den Letzteren nicht vermittelst<br />
der Klausel zwingen können, gegen seine<br />
innerste Ueberzeugung und auf seine eigenen<br />
Kosten Zivilprozesse zu führen und damit<br />
noch seine Stellung im Strafprozess zu verschlechtern.<br />
Die Angelegenheit wurde zu neuer Beurteilung<br />
im Sinne der Erwägungen an das Genfer<br />
Gericht zurückgewiesen.<br />
Wp.<br />
Erwägungen zum neuen Verkehrsgesetz<br />
•Verbrauchsorten unwirtschaftlich. Die Verhältnisse<br />
sind da, entgegen der Meinung des<br />
Herrn M. L., die genau gleichen wie überall<br />
in der Welt und falsch ist nur der Glaube,<br />
man könne sich in der Schweiz von andern<br />
wirtschaftlichen Erwägungen als im Ausland<br />
leiten lassen. Zudem sind wir ja nicht wenig<br />
stolz darauf, gute und widerstandsfähige<br />
Strassen zu besitzen und diese Strassensind<br />
bekanntlich nicht dazu da, lediglich als Dekoration<br />
zu dienen.<br />
Wenn wir uns übrigens auf den Standpunkt<br />
stellen wollten, dass für die Schweiz<br />
Fahrzeuge geringerer Gesamtlast als sie im<br />
Ausland üblich ist, genügen, so unterbinden<br />
wir damit den Verkehp ausländischer Wagen,<br />
auf den wir nötig genug angewieen sind.<br />
Wir können es uns im Zeitpunkt zurückgehender<br />
Konjunktur im Fremden- und Handelsverkehr<br />
nicht leisten, den ausländischen<br />
Reisewagen und Lastfahrzeugen die Grenze<br />
zu sperren. Was uns nötig ist, ist eine<br />
grösszügige Handels- und Verkehrspolitik.<br />
Nach einer solchen sehen aber kleinliche Gewichts-<br />
und Massbeschränkungen nicht aus.<br />
Wenn wir ausländische Beispiele auch nicht<br />
gerne anziehen, so darf doch darauf hingewiesen<br />
werden, dass z. B. Frankreich die<br />
schweren Lastwagen mit 6—7 Tonnen Nutzlast<br />
stark subventioniert, um dadurch dem<br />
'Lande einen Stamm leistungsfähiger Fahrzeuge<br />
zu sichern. Das nämliche ist in England<br />
der Fall. Glaubt Herr ML. nun wirklich,<br />
man würde in der Schweiz, nur ifirl ft wieder\<br />
etwas Besonderes zu haben, mit de/' Unterdrückung<br />
schwerer Nutzfahrzeuge einen besonders<br />
gescheiten Streich tun? Die Vorschläge<br />
für das neue Verkehrsgesetz sind<br />
vom eidg. Justiz- und Polizeidepartement<br />
nach Anhören der mitinteressierten Departer<br />
mente ausgearbeitet worden. Die Ansetzung<br />
von höhern Gesamtgewichten kam also nicht<br />
von ungefähr, sondern weil man sie wahrscheinlich<br />
beim Postdepartement und beim<br />
Militärdepartement als wünschbar oder gar<br />
als notwendig erachtete. Daran ändert der<br />
Umstand nichts, dass sich Ständerat * und<br />
'ständerätliche Kommission für niedrigere Gewichte<br />
ausgesprochen haben.<br />
Herr ML. bringt auszugsweise das Schreiben<br />
der schweizerischen Lastwagenfabriken<br />
an die ständerätliche Kommission für das<br />
Verkehrsgesetz zum Ausdruck, da darin ausgeführt<br />
wurde, dass u. a. auch die Rücksicht<br />
auf die Export-Möglichkeiten zum Bau von<br />
schweren Nutzwagen dränge. Er wirft ihnen<br />
dabei vor, ausländische Verhältnisse ohne<br />
Rücksicht auf die schweizerischen Bedürfnisse<br />
auf unser Land übertragen zu wollen.<br />
Dabei stellt er die Frage, warum die<br />
'schweizerischen Fabriken behaupten, auf<br />
dem Gebiete der schweren Nutzwagen konkurrenzfähig<br />
zu sein, auf dem der leichtern<br />
Fahrzeuge dagegen, trotz dem ' Zollschutz,<br />
nicht.<br />
Einheimische Industrie und Weltmarkt.<br />
Ist es tatsächlich eine so unbekannte Tatsache,<br />
dass sich unsere einheimische Industrie<br />
auf dem Weltmarkt nur dank ihrer<br />
Qualitätsarbeit halten kann und Qualitätsprodukte<br />
nur dann angeschafft werden, wenn<br />
ihr höherer Preis sich wirtschaftlich rechtfertigt<br />
? Herr M. L. scheint davon wirklich<br />
nichts zit wissen. Wif wollen ihm daher kurz<br />
die Lage schildern.<br />
Die schweizerischen Motorlastwagen gelten<br />
in der ganzen Welt als in der Konstruktion<br />
und' Qualität erstklassig und tonangebend.<br />
Diese Tatsache ist stets wieder von<br />
der ausländischen Fachpresse zugestanden<br />
worden und hat dazugeführt, dass englische,<br />
französische, italienische, österreichische und<br />
polnische Fabriken schweizerische Motorlastwagen<br />
in Lizenz bauen. Der Mangel an<br />
eigenem Rohmaterial, die hohen Arbeitslöhne<br />
und die Arbeitszeitregelung haben leider dazugeführt,<br />
dass der Preis unserer einheimischen<br />
Erzeugnisse erheblich über dem der<br />
ausländischen Konkurrenz liegt. Dieser Preisunterschied<br />
ist, zusammen mit der meist hohen<br />
Zollbelastung, so bedeutend, dass für<br />
AUTOMOBIL-REVUE <strong>1931</strong> - N° 84<br />
ausländische Interessenten der Kauf eines<br />
Schweizerwagens nur dort in Frage kommt,<br />
wo Leistungsfähigkeit und Qualität einen<br />
Ausgleich schaffen.<br />
Die Herstellung billiger Leichtlastwagen<br />
unter 1,5 Tonnen Nutzlast kommt für die<br />
schweizerischen Fabriken nicht in Frage.<br />
Der Bedarf des eigenen Landes ist viel zu<br />
gering, um so grosse Serien herstellen zu<br />
können, die eine Konkurrenz mit den ausländischen<br />
Erzeugnissen aushalten könnten. Amerikanische,<br />
französische und deutsche Fabriken<br />
sind in der Lage, Serien von 10,000 bis<br />
100,000 Stück des gleichen Typs in Fabrikation<br />
zu geben, während Serien von 500 Stück<br />
in der Schweiz bereits ein gefährliches Wagnis<br />
wären. Zudem sind, wie bereits erwähnt,<br />
die Preise des Rohmaterials bei uns zu hoch,<br />
ebenso die Arbeitslöhne. Endlich noch würde<br />
unsern schweizerischen Fabriken der Verzicht<br />
auf reine Qualitätsarbeit schwer fallen,<br />
denn auch bei den Kleinlastwagen lassen sich<br />
Billigkeit und Qualität nur in einem bestimmten<br />
Rahmen vereinigen. Unsere Chronometerfabriken<br />
stellen auch keine Ramschware<br />
aus Nickel her.<br />
Anders verhält es sich bei den schweren<br />
Nutzfahrzeugen, denen Jahresleistungen bis<br />
zu 50.000 km zugemutet werden und die oft<br />
mit Überlastung unter schwierigen Betriebsverhältnissen<br />
arbeiten müssen. Die Arbeit m<br />
den : Berggegenden, im Winterverkehr, in den<br />
Sandgruben, auf den Bauplätzen, im Wald,<br />
im Hafenverkehr usw. erfordert betriebssichere,<br />
starke und demensprechend schwere<br />
Wagen und bei ihnen kommt, der Arbeitsleistung<br />
entsprechend, die Qualität zur Geltung.<br />
Hier ist ein Preisunterschied von 20<br />
bis 30 Prozent nebensächlich, wenn dafür<br />
eine um 100 Prozent längere Lebensdauer<br />
und eine ebensosehr vergrösserte Betriebssicherheit<br />
erreicht wird.<br />
Auf dem Gebiete der schweren Lastwagen<br />
hat die schweizerische Industrie grosse Erfolge<br />
erzielt und nur auf diesem Gebiete<br />
konnte sie sich einen Absatz im Ausland sichern.<br />
Sie kann den Bau schwerer Lastwagen<br />
aber auch nur beibehalten, wenn sie<br />
diesen Auslandsabsatz besitzt, denn der<br />
einheimische Bedarf ist viel zu gering, um die<br />
Aufwendungen für die Stetsfort ändernde Konstruktion<br />
und die Fabrikation dieser Wagen<br />
zu decken. Eine Abschnürung des Auslandabsatzes<br />
müsste notgedrungen Preiserhöhungeil<br />
zur Folge haben, die so bedeutend wären,<br />
dass der Unterschied zwischen Qualität und<br />
P s reis auch im Inland verschwinden, würde.<br />
Diel 1 "hatte notwendigerweise ein Sinken der<br />
Konkurrenzfähigkeit und damit eine bedeutende<br />
Erschwerung der Arbeitsbeschaffung<br />
zur Folge. Wenn behauptet wird, die Existenz<br />
der Fabriken sei mit der Unterbindung der<br />
Fabrikation schwerer Wagen in Frage gestellt,<br />
so ist dies keine leere Behauptung,<br />
sondern lediglich das Ergebnis eingehender<br />
Berechnungen und genauer Kenntnis der inund<br />
ausländischen Wirtschaftsverhältnisse.<br />
Herr ML, redet, von Profitsucht der Lastwagenfabriken.<br />
Glaubt er wirklich, dass bei<br />
der gegenwärtigen Wirtschaftslage bei der<br />
einheimischen Industrie noch von Profitsucht<br />
geredet werden könne, wo alle ihre Kräfte<br />
darauf gerichtet sein müssen, die Betriebe aufrecht<br />
zu erhalten und den Arbeitern Brot zu<br />
verschaffen? Heute gilt es, Arbeitsmöglichkeit<br />
zu schaffen und die Arbeitsmöglichkeit<br />
und der hohe Lebensstandard unseres Volkes<br />
hängen von der Exportindustrie ab. Der<br />
Glaube, unsere Industrie könne sich auf die<br />
Eigenbedürfnisse einstellen und sich durch<br />
recht hohe Zölle schützen lassen, ist ausserordentlich<br />
gefährlich und kann nur in Köpfen<br />
auftauchen, denen wirtschaftliche Erwägungen<br />
fremd sind. Schon jetzt wird es unserer Industrie<br />
stets schwerer, sich auf den ausländischen<br />
Märkten zu behaupten, da der<br />
Lebensstandard im Ausland stetsfort sinkt<br />
und damit die Wertschätzung der Qualität<br />
zurückdrängt.<br />
Um das Wohlergehen der Bahnen?<br />
Aus den Ausführungen des Herrn ML. geht<br />
hervor, dass er nur das Wohlergehen der<br />
Bahnen im Auge hat, sich um das der Industrie<br />
aber keinen Pfifferling kümmert. Heute<br />
ist es aber weniger wichtig, ob die Nebenbahnen<br />
Dividenden zahlen können oder nicht,<br />
gegenüber der Notwendigkeit, den Arbeitern-<br />
Brot und,damit dem Handel Beschäftigung<br />
zu geben. Fehlt unserer Industrie die Arbeit,<br />
so haben auch die Bahnen nichts zu tun. Mit<br />
unserer Automobilindustrie hängt aber nicht<br />
allein die Erwerbsfähigkeit von einigen tausend<br />
Arbeitern zusammen, sondern auch die<br />
Arbeitsmöglichkeit für die grosse Zubehörteilindustrie.<br />
Allzu oft wird vergessen, dass vom<br />
Beschäftigungsgrad der Lastwagenfabriken<br />
jener der Stahlwerke, die Rahmen und Räder<br />
erstellen, der Karosserien, der Fabriken für<br />
elektrische Zünd- und Lichtapparate, der Garagen,<br />
Maler, Sattler, Fabriken für elektrische<br />
Kabel, Rohrleitungen, Reifen, der Stoff- und<br />
Lederfabriken, der Holzlieferanten usw. zusammenhängt.<br />
Endlich noch sei auf die Verdienstmöglichkeiten<br />
hingewiesen, die der<br />
durch den Autoverkehr geförderte Strassen-<br />
bau dem Lande gebracht hat und immer noch<br />
bringt. Herr ML. möge diesbezüglich die Beschlüsse<br />
und Anregungen des Internationalen<br />
Arbeitsamtes nachlesen, die den Strassenund<br />
Brückenbau als Mittel zur Hebung der<br />
Wirtschaftskrise empfehlen. Statt dessen<br />
bringt er das alte Märlein aufs Tapet, das<br />
Auto komme nur teilweise für die Strassenkosten<br />
auf, vergisst aber, dass auch vor dem<br />
Zeitalter des Autos Strassen bestanden und<br />
Geld kosteten und ferner der Bund jedes Jahr<br />
in Form von Benzinzoll einige Dutzend Millionen<br />
Franken einheimst, die er bekanntlich<br />
sehr wohl brauchen kann. Würde er diese<br />
Millionen dem Strassenbau zuführen, so könnten<br />
dessen Kosten voll gedeckt werden. Wer<br />
aber wollte dann dem Bund den Ausfall vergüten?<br />
Selbst aber, wenn für den Strassenbau<br />
öffentliche Mittel aufgewendet werden<br />
müssen, so sind diese Ausgaben für bleibende<br />
Werte vernünftiger als die Ausrichtung von<br />
Arbeitslosenunterstützungen ohne wirtschaftlichen<br />
Gegenwert.<br />
Herr ML. beschäftigt sich auch mit einem<br />
Gutachten über den Ersatz der Suhrentalbahn<br />
durch einen Autobusbetrieb. Er redet dabei<br />
von einer nicht zu überbietenden Leichtfertigkeit<br />
des Verfassers. Nun liegt aber dieses<br />
Gutachten gedruckt vor, aber noch kein Bahnfachmann<br />
war in der Lage, das reichliche<br />
und offenbar sehr gründliche Zahlenmaterial<br />
zu widerlegen. Leichtfertig ist es, wenn eine<br />
Arbeit, die nicht widerlegt werden kann, in<br />
den Schmutz gezogen wird und nicht, wenn<br />
Mittel und Wege gesucht werden, um unhaltbare<br />
Zustände zu bessern. Dass übrigens die<br />
Regierung des Kantons Aargau nicht gleicher<br />
Meinung mit Herrn ML. ist, beweist der Umstand,<br />
dass sie eine gründliche Prüfung des<br />
angefochtenen Gutachtens angeordnet hat.<br />
Es wird also besser sein, das Ergebnis dieser<br />
Prüfung abzuwarten, statt jetzt schon aus<br />
reiner Animosität gegen den Autobetrieb heraus<br />
völlig haltlose Urteile zu fällen. Um<br />
solche Probleme zu beurteilen, braucht es<br />
eben mehr als Worte, es braucht Sachkenntnis.<br />
Geschwindigkeitsbestimmungen und Arbeitszeitvorschriften.<br />
Auch die von den Automobilisten verlangte<br />
Abschaffung der Geschwindigkeitsbestimmungen<br />
im neuen Verkehrsgesetz muss herhalten.<br />
Nun weiss aber der Verkehrsfachmann ML.<br />
offenbar nicht, dass die Postverwaltung seit<br />
drei Jahren in ihren Fahrvorschriften die<br />
Geschwindigkeitsbeschränkungen vollständig<br />
aufgehoben hat und damit keine schlechten<br />
Erfahrungen machte. Oder kann das Gegenteil<br />
behauptet werden? Vor einigen Tagen ist<br />
zudem im englischen Parlament festgestellt<br />
worden, dass sich die auf Neujahr in Kraft<br />
gesetzte neue Fahrordnung, die in England<br />
die Geschwindigkeitsbeschränkungen aufhob,<br />
bewährt hat. Nach den Feststellungen des<br />
englischen Verkehrsministers ist in London<br />
die Zahl der Unglücksfälle im ersten Halbjahr<br />
<strong>1931</strong> gegenüber dem gleichen Zeitraum<br />
1930 um 10 Prozent zurückgegangen. Auch<br />
hier wiederum Tatsachen und nicht Worte.<br />
Zum Schluss beschäftigt sich Herr ML. mit<br />
den Arbeitszeitbestimmungen für die Wagenführer.<br />
Darüber zu reden ist bei der jetzigen<br />
Lage der Dinge eigentlich überflüssig, da<br />
weder der Gesetzesentwurf genaue Bestimmungen<br />
enthält, noch von den Räten solche<br />
verlangt worden sind. Eines aber ist sicher,<br />
dass der Sache in der Oeffentlichkeit eine<br />
viel zu grosse Bedeutung beigemessen und<br />
von gewisser Seite aufgebauscht wird. Die<br />
weitaus grosse Mehrzahl der Motorlastwagen<br />
ist im Besitz von Industrien und Geschäften,<br />
deren Angestellte dem Fabrikgesetz unterstellt<br />
sind. Im weitern bestehen zwischen dem<br />
Verband Schweiz. Motorlastwagenbesitzer und<br />
dem Chauffeurverband Abmachungen über<br />
die Arbeitszeit der Wagenführer. Bei den<br />
öffentlichen .Reiseunternehmungen ist die<br />
Arbeitszeit durch die Konzessionsbestimmungen<br />
geregelt. Es besteht also keineswegs das<br />
Chaos, wie man glauben machen will. Dass<br />
sich aber die Motorlastwagenbesitzer dagegen<br />
wehren, ihr Personal den gleichen Arbeitsbestimmungen<br />
wie die Bahnen unterstellen zu<br />
lassen, ist verständlich, sind es doch gerade<br />
die Bahnen, die unter dem Gesetz schwer<br />
leiden und es lieber heute als erst morgen<br />
preisgeben würden. Die Tatsache, dass die<br />
meisten Bahnen von der Möglichkeit, durch<br />
Departementsbeschjuss die tägliche Arbeitszeit<br />
auf 9 Stunden ausdehnen zu können, Gebrauch<br />
machen, spricht wohl deutlich genug.<br />
Warum also andere, nur weil sie Konkurrenten<br />
sind, in die gleiche Lage bringen wollen?<br />
Die Bahnen selbst haben dazu wenig Ursache,<br />
denn je länger je mehr dringt auch dort die<br />
Erkenntnis durch, dass nur mit einer Zusammenarbeit<br />
mit den Motorlastwagen die<br />
latente Krise im Transportwesen"beschworen<br />
werden kann. Der Ersatz der Surbtalbahn<br />
durch einen Autobusbetrieb auf Rechnung der<br />
S. B. B., der Versuch, Bahnzüge durch Autobusbetrieb<br />
im Broyegebiet zu ersetzen, das<br />
auf die Aufhebung von Güterexpeditionen und<br />
den Ersatz langsamer Güterzüge durch<br />
Motorlastwagentransporte mit direkter Haus-