E_1934_Zeitung_Nr.038
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N° 38 - <strong>1934</strong> AUTOMOBIL-REVUE 21<br />
F E U I L L E T O N<br />
Die ewige Wahrheit.<br />
Roman von Oskar Sonnlechner.<br />
(Fortsetzung von Seite 1 des A.-F.)<br />
Heckmann überbot sich in Aufmerksamkeiten,<br />
besuchte sie, leistete ihr Gesellschaft,<br />
regte Besuche in Theatern und Konzerten<br />
an, aber immer betonte er, er erfülle nur das<br />
Versprechen, das er dem Herrn Professor<br />
gegeben, und hoffe, der gnädigen Frau niemals<br />
lästig zu fallen.<br />
In innerlicher Freude, aber klopfenden<br />
Herzens kam der Tag und die Stunde, an<br />
dem die beiden Verschworenen ihren sorgfältig<br />
vorbereiteten Plan durchführten.<br />
Die ersten Schneeflocken wirbelten durch<br />
die Strassen. Frau Enid hatte das Ehepaar<br />
zum Tee geladen. Zwangslos plaudernd ging<br />
die Zeit dahin, und die Besucher ahnten die<br />
Innere Unruhe nicht, die die Hausfrau verzehrte.<br />
Das Mädchen trat ein und überreichte<br />
ihr eine Karte. Mit einem Ausruf der Ueberraschung<br />
stand Frau Enid auf und schritt auf<br />
die Türe zu.<br />
Jul war eingetreten.<br />
Ein flüchtiger Handkuss der Hausfrau,<br />
einige verbindliche Worte, und mit raschen<br />
Schritten wandte er sich gegen Frau Dr.<br />
Heckmann, diese ebenfalls mit einem Handkuss<br />
begrüssend und ihrem Manne mit einem<br />
freundlichen, unbefangenen Lächeln die<br />
Hand reichend. Frau Enid und Jul hatten sich<br />
besprochen, dass es ihre Sache sei, während<br />
er sich dem Ehepaare zuwende, den Arzt zu<br />
beobachten. Unauffällig.<br />
Keine Miene regte sich an ihm. Aber die<br />
Ueberraschung, die Verblüffung, war in seinen<br />
Zügen zu lesen. Steif und eckig hatte er<br />
sich erhoben. Mit einer langsamen Bewegung<br />
nahm er die hingestreckte Hand des unerwarteten<br />
Besuchers. Ohne ein Wort der Begrüssung<br />
sank er wieder in seinen Stuhl.<br />
Enid und Jul fühlten unwillkürlich, was in<br />
ihm vorging.<br />
Durch die Lebhaftigkeit Juls war das allgemeine<br />
Gespräch rasch im Gange. Alles,<br />
wie vorbesprochen. Das Erstaunen der Hausfrau,<br />
dass er sich so lange nicht habe sehen<br />
lassen, seine langatmigen Entschuldigungen,<br />
dass er sich schuldig fühle, allein, wie immer,<br />
habe er die Sommermonate ausserhalb<br />
Wiens verbracht, er sei erst vor einigen Tagen<br />
zurückgekehrt, er erhoffte Verzeihung.<br />
Die gnädige Frau werde ihm sicherlich keine<br />
Unerzogenheit zumuten.<br />
Schon nach kurzer Zeit verabschiedete]<br />
sich Jul. Wie besprochen. Der Zweck war<br />
erfüllt.<br />
Mit verärgerter Miene erhob sich kurz<br />
darauf Dr. Heckmann zum Gehen, aber während<br />
seine Frau im Vorraum ihren Hut aufsetzte<br />
und den Kopf links und rechts drehte,<br />
wandte er sich an die Hausfrau.<br />
«... und wegen dieses Herrn Jul, oder<br />
wie er heisst, vergessen Sie nicht die War-<br />
Schule<br />
nung eines tieffühlenden Freundes.» Frau<br />
Enid nickte schweigend. Ihr genügte, was sie<br />
nicht überraschte, dass Dr. Heckmann aus<br />
der Rolle gefallen war, aber sie fühlte, dass<br />
es gut sei, eine Antwort zu geben. In Voraussicht<br />
auf die Zukunft.<br />
«Man kann leider nicht nur mit Menschen<br />
verkehren, Herr Doktor, die einem angenehm<br />
sind.»<br />
Der Arzt lächelte erfreut.<br />
Noch am selben Abend sahen sich Jul<br />
und Enid wieder, sie hatten sich verabredet,<br />
sie werde ihn des Abends zu einem Spaziergang<br />
abholen. Arm in Arm drückten sie sich<br />
durch schlecht beleuchtete, winkelige Gassen.<br />
Es war der letzte Weg der Heimlichkeit,<br />
auf dem sie in übermütiger Freude die Vorgänge<br />
des Nachmittags besprachen. Sie konnten<br />
sich nun offen zeigen, ohne eine Ueberraschung<br />
fürchten zu müssen. Sie mussten<br />
sich nicht zu einem letzten Abschiedskuss,<br />
wie ein kleines Ladenmädchen mit ihrem<br />
Liebhaber, in finstere Hausnischen ducken,<br />
er konnte frei und offen ihr Haus betreten,<br />
sie konnten wieder gemeinsam die ihnen<br />
teuren Wege der Kunst gehen, wie in ihrer<br />
Brautzeit. Wie sie es lachend nannten. Der<br />
letzte Rest von Heimlichkeit waren ihre Besuche<br />
bei Jul. Und um auch diese letzte Fessel<br />
abzustreifen, hatten sie sich besprochen,<br />
wenn der Schnee seinen Hermelinmantel<br />
über die Erde legen werde, dann... würden<br />
sie wieder hinaus in die ferne Welt wandern.<br />
Nur über eines sprachen sie sich nie aus.<br />
Was die Zukunft bringen werde?<br />
Eine undurchdringliche Wand türmte sich<br />
zwischen ihnen auf. Noch lagen Monate ungetrübten<br />
Glückes vor ihnen, aber sie schoben<br />
in zitternder Ahnung der Zukunft, aus<br />
Furcht vor der Wahrheit der Tatsachen, jeden<br />
Gedanken beiseite, der sich ihnen hier<br />
innerlich immer wieder in den Weg stellte.<br />
Vor allem ernüchterten Enid die Tage, an<br />
denen sie Briefe ihres Mannes erhielt. Nie<br />
sprach sie mit Jul darüber. Nie fragte er danach.<br />
Stets waren diese Briefe liebevoll abgestimmt.<br />
Fast zärtlich. Wie sie es ihm nie<br />
zugemutet hätte.<br />
... er zählte die Tage, bis er sie wieder<br />
um sich habe, es sei das erstemal, dass sie<br />
voneinander getrennt seien, mehr denn je<br />
erkenne er, was sie ihm sei, was sie seinem<br />
Leben bedeute.<br />
Seine Worte marterten sie. Die Hände<br />
vor die Augen gepresst, rang sie mit sich und<br />
verzehrte sich in inneren Qewissenskämpfen.<br />
Doch wenn sie Jul wiedersah, schüttelte sie<br />
alles von sich ab.<br />
Der einzige Lichtblick in diesen Briefen<br />
war, als er ihrem Vorschlag zustimmte...<br />
er sehe ein, es sei zwecklos, sie zu dieser<br />
weiten Reise zu veranlassen, sie möge seine<br />
Rückkunft nach Europa abwarten, wo sie<br />
doch dann ständig blieben. Er könne den Tag<br />
nicht erwarten...<br />
So oft auch Enid und Jul beisammen waren,<br />
nie trafen sie auf ihren Wegen Dr. Heckmann<br />
und seine Frau. Aber in immer kürzeren<br />
Zeiträumen erschien der Arzt bei ihr. Er<br />
wurde immer fahler und gelber, wie wenn<br />
ihn eine innere Leidenschaft verzehre. Es<br />
gab Augenblicke, in denen sie ein leises Mitleid<br />
mit ihm fühlte, namentlich wenn sie sah,<br />
wie er in den Stunden, in denen er sich ihr<br />
allein zu nähern wusste, aufzuleben schien,<br />
wie wenn er Enttäuschungen der Gegenwart<br />
vergässe und abstreife, vielleicht aber auch<br />
auflebend in Erwartungen der Zukunft. Eine<br />
Atmosphäre der Hochspannung lag zwischen<br />
ihnen. Enid fühlte es in dem feinen Empfinden<br />
einer Frau. Der Mann suchte den Weg zu<br />
ihr mit Vorsicht und Beharrlichkeit. Vielleicht<br />
auch fehlte ihm der Mut, in der Befürchtung,<br />
eine zweite Abweisung durch Enid heraufzubeschwören,<br />
die seine Wünsche für immer<br />
vernichten müssten. Er zeigte den aufopfernden<br />
Freund und Beschützer, und das einzige,<br />
•wodurch er verriet, dass er weiter denke,<br />
war der nie fehlende Blumenstrauss, wenn<br />
er allein bei Enid erschien. Mit keinem Worte<br />
erwähnte er Jul. Vielleicht, weil es Enid klugerweise<br />
so einrichtete, dass sich beide bei<br />
ihr nicht mehr trafen.<br />
Monate waren dahingegangen. Enid und<br />
Jul hatten ihre ursprüngliche Absicht, in die<br />
Schweiz zu reisen, aufgegeben. Mit den ersten<br />
Strahlen der Frühlingssonne würden sie nach<br />
dem Süden flüchten, zu einer Zeit, von der<br />
sie wusste. dass ihren Mann sein Beruf, wie<br />
öfters, in das Innere des Landes führte. Ihr<br />
Briefwechsel an ihn Hess sich dadurch fast<br />
unauffällig unterbrechen. In der Voraussetzung,<br />
dass ihre Briefe ihren Mann gar nicht<br />
oder zumindest sehr verspätet erreichen<br />
würden. Denn dadurch, dass er auf seinen<br />
Reisen in das Innere seinen Aufenthalt fast<br />
von Tag zu Tag änderte, hatten sie vereinbart,<br />
sie werde die Briefe an ihn, nach wie<br />
vor, nach Parapatan senden. Für die ersten<br />
Märztage hatten Jul, und Enid ihre beabsichtigte<br />
Reise festgesetzt. Sie überlegten mit<br />
Bedacht, ob sie ihrem Manne davon Mitteilung<br />
machen solle, und es kamen beide zu<br />
dem Entschluss, sie werde es erst nach ihrer<br />
Rückkehr tun und werde Heckmann erst kurz<br />
vor ihrer Abreise verständigen, dass sie sich<br />
plötzlich entschlossen habe, dem Nachwinter<br />
zu entgehen und nach dem Süden zu fliehen.<br />
Einstweilen nach Oberitalien. Von der Riviera<br />
werde sie kein Wort sprechen, um jede Spur<br />
zu verwischen.<br />
Mit klopfendem Herzen hatten die Liebenden<br />
ihren Plan geschmiedet, und in verzehrender<br />
Ungeduld erwarteten sie die Tage,<br />
die ihnen die Vollendung ihres Glückes bringen<br />
sollten.<br />
Drei Tage vor ihrer Abreise war es, dass<br />
Jul und Enid noch einmal in ihrem Traumleben<br />
aufgeschreckt werden sollten. Sie sassen<br />
bei ihr zum Tee und besprachen mit flüsternder<br />
Stimme die letzten Vorbereitungen<br />
zu ihrer Reise. Im allgemeinen vermied es<br />
Jul aus Gründen der Vorsicht, sich zu häufig<br />
bei Enid im Hause zu zeigen. Auch wegen<br />
des Hausgesindes. Nichts ahnend sassen sie<br />
am Teetisch... ein flüchtiges Klopfen... Dr.<br />
Heckmann trat ein...<br />
Wie von einer unsichtbaren Faust festgehalten<br />
blieb er an der Türe stehen. Für die<br />
Spanne eines Augenblickes. Totenbleich. Die<br />
Erstarrung seines Blickes, der an Jul hing,<br />
sagte alles. Aber schon hatte er sich wieder<br />
in der Gewalt. Mit der ihm eigenen, ernsten<br />
Verbeugung verneigte er sich vor der Hausfrau,<br />
überreichte ihr mit einigen Begrüssungsworten<br />
einen Veilchenstrauss und bot mit<br />
einem fast freundlichen Lächeln Jul die<br />
Hand. Mit keiner Miene verrieten Jul und<br />
Enid ihre Ueberraschung. Der Ernst des Augenblickes<br />
hämmerte auf sie ein und gab<br />
ihnen die notwendige Selbstbeherrschung.<br />
Jeder las in dem flüchtigen, unauffälligen<br />
Blick des anderen, der zur Vorsicht mahnte,<br />
was in ihnen vorging.<br />
(Fortsetzung folgt.)<br />
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