E_1936_Zeitung_Nr.051
E_1936_Zeitung_Nr.051
E_1936_Zeitung_Nr.051
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
nähme der beiden Kommissionsreferenten i<br />
sage und schreibe ein einziger, der Bauernvertreter<br />
Oehninger, für Eintreten plädiert.<br />
Was meinen Sie dazu, Herr Tanner? Merken<br />
Sie noch immer nicht, dass Sie kaum mehr<br />
persona grata sind? Hat nicht selbst die<br />
schützende Hand, welche der Bundespräsident<br />
über die Alkoholverwaltung breitete, den<br />
Ausbruch des Gewitters durchaus nicht aufzuhalten<br />
vermocht?<br />
Stand das Barometer von Anfang an auf tief,<br />
eo war es — das dürfen wir feststellen, "ohne in<br />
Schönfärberei zu verfallen<br />
das fulminante < c J' j aecuse !» des Genfers<br />
Lachenal,<br />
das recht eigentlich das Sturmzeichen auslöste und<br />
die entscheidende Bresche in das Gefüge des Budgets<br />
schlug. Die nachfolgenden Vorstösee aus allen<br />
Lagern, von Seiten der Sozialdemokraten, der Freisinnigen<br />
wie der Bauern gaben ihm dann den<br />
Rest Mit unnachsichtlicher Offenheit ging der<br />
Genfer Radikale mit der Alkoholverwaltung ins Gericht,<br />
zündete schonungslos in alles hinein, was<br />
faul und morsch ist — und das ist allerhand —<br />
nnd prangerte den Beimischungszang als das an,<br />
was er tatsächlich bedeutet, als einen aufgelegten<br />
norisens, sowohl wirtschaftlich wie finanziell, einen<br />
Unßinn, der allein den Bund auf die Kleinigkeit<br />
von zwei Millionen zu stehen kommt. Er kann sie<br />
sich ersparen, wenn er den Sprit in den<br />
nächsten besten Bach ablaufen<br />
lässt; ein solches Verfahren ist für ihn noch immer<br />
billiger. Wie? Man will den Automobilisten<br />
weis machen, die Beimischung eei eine vorübergehende<br />
Massnahme? Stehen die Entwässerungsanlagen<br />
einmal fix und fertig da, dann haben wir<br />
die Beimischung in Permanenz, denn niemand wird<br />
der Industrie, welche die Einrichtungen erstellt, zumuten,<br />
sie nach ein bis zwei Jahren aueser Betrieb<br />
zu eetzen oder umzubauen.<br />
Herr Lachenal traf den Nagel auf den Kopf,<br />
wenn er den Ausspruch tat, er wisse sich nicht<br />
allein in seiner Enttäuschung über die unhaltbaren<br />
Zustände, wie sie die Alkoholverwaltung charakterisieren,<br />
wenn er den Ruf nach einer wirklichen,<br />
durchgreifenden Reorganisation dieses Betriebs<br />
an Haupt und Gliedern erhob. Einen Ruf,<br />
der zustimmenden Widerhall fand in den Voten<br />
fast aller übrigen Redner, die so wenig wie der<br />
Genfer mit ihrer rücksichtslosen Kritik hinter dem<br />
Berg hielten und sich dabei auch mit dem «rettenden»<br />
Gedanken des Beimischungszwangs auseinandersetzten.<br />
Wer Ohren hatte zu hören, dem<br />
musste auch der letzte Zweifel schwinden, dass die<br />
Volkskammer mit ihrer Geduld zu Ende und dass<br />
sie gewillt ist. mit dem bisherigen «Tramp > in der<br />
Alkoholregie restlos aufzuräumen. Wenn auch nicht<br />
in Worten, so doch mit seinem Rückweisungsbeschluss<br />
hat der Nationalrat der Alkoholregie sein<br />
oder nur wenig Korpsmaterial anzuschaffen<br />
und für die Mobilmachung auf die<br />
Fahrzeugbestände im Lande<br />
abzustellen. Wo Ausnahmen gemacht wurden,<br />
betraf es Spezialfahrzeuge, die im Wirtschaftsleben<br />
nicht verwendet werden, wie<br />
z. B. Traktoren für die Artillerie, Windenwagen<br />
für die Ballontruppe usw. Wohl besitzt<br />
die Parkverwaltung in Thun eine grössere<br />
Anzahl Personenwagen, Lastwagen und Motorräder.<br />
Diese sind aber In erster Linie für<br />
die Abgabe an die Truppe in den Instruktion«-<br />
und Wiederholungskursen bestimmt.<br />
Die Fahrzeuge umfassen jene Modelle, die<br />
bei einer Mobilmachung in erster Linie requiriert<br />
werden. Die Motorfahrer sollen auf diese<br />
Weise gründlich in die Behandlung und Verwendung<br />
dieser Typen eingeführt werden.<br />
Die vermehrte Motorisierung in der neuen<br />
Truppenordnung<br />
muss notgedrungen wiederum in der Haupt-<br />
Misstrauen<br />
in deren Geschäftsführung und in die Budgetkünste<br />
Herrn Tanners ausgesprochen, denen auch die<br />
Broschüre der Via Vita ein höchst aufschlussreiches<br />
Kapitel gewidmet hatte... jene Broschüre, die<br />
der Alkoholgewaltige mit bemerkenswerter Verächtlichkeit<br />
als Automobilisten-Elaborat abtun zu<br />
können glaubte. Ob er wohl jetzt seine Hefte revidiert?<br />
Ob ihm ein Licht aufgeht, dass die Automobilverbände<br />
mit ihrer unversöhnlichen Opposition<br />
keineswegs allein auf weiter Flur standen,<br />
wohl aber, dass man sich in weitesten Kreisen unseres<br />
Volkes ihrer Auffassung angeschlossen hat,<br />
es wäre eine unerhörte Zumutung, dem Motorfahrzeug<br />
auf dem zwar bequemen, aber völlig widersinnigen<br />
und wirtschaftlich unmöglichen Weg der<br />
Spritbeimischung die Kosten des glänzenden Misserfolgs<br />
der Alkoholverwaltung aufhalsen zu wollen?.<br />
Die Spritbeimischung verkörperte das tragende<br />
Element, das Kernstück des zweiten Alkoholbudgets.<br />
Der Nationalrat hat diesem Voranschlag die<br />
Genehmigung verweigert, er hat den Bundesrat damit<br />
nach Hause geschickt. Und darin liegt für uns<br />
das Bedeutsame dieses Beschlusses: dass er u. a.<br />
auch den Gedanken des Beimischungszwamgs verwirft<br />
und dem als Protest gegen diese Massnahme<br />
auf den 5. Juli geplanten Verkehrsstreik seine<br />
Folie, seine Rechtfertigunfl verleiht, unser Abwehrkampf<br />
beginnt seine Früchte zu zeitigen, man<br />
hat im Nationalrat sogar gehört, der Bundesrat<br />
scheine unsicher zu werden. Also gewonnenes Spiel<br />
für uns? Beileibe nicht I Jetzt erst recht heisst es<br />
Dampf aufsetzen, jetzt erst recht müssen wir den<br />
Behörden durch eine machtvolle, vom Willen zur<br />
Solidarität getragene Demonstration die Augen darüber<br />
öffnen, dass er mit uns zu rechnen hat, wenn<br />
wir nur zusammenstehen I<br />
Wie sie sich zur Frage der<br />
Spritbeimischung stellten. .<br />
Wir geben im Nachstehenden die Hauptgedanken<br />
wieder, wie sie in der nationalrätlichen Debatte<br />
zum Kapitel Spritbeimischungszwang zum Ausdruck<br />
gekommen sind.<br />
Stutz (kath.-kons., Zug), Referent der Kommissionsmehrheit,<br />
die Eintreten auf das Budget<br />
beantragte: Die Alkoholkommissionen haben an ihrer<br />
Sitzung in Burgdorf das erste Budget* zurückgewiesen,<br />
weil darin den neuen Ideen zu wenig<br />
Rechnung getragen worden war. Den einzigen<br />
neuen Faktor bildete die Spritbeimischung, die helfen<br />
soll, die Vorräte zu vermindern. Aber die Kommission<br />
stellte sich auf den Standpunkt, die Frage<br />
sei noch zu wenig vorbereitet, namentlich hänge<br />
das Problem des Preises in der Luft. Was not tut,<br />
ist eine Aenderung des Kurses der Alkoholverwaltung.<br />
Das Uebel muss an der Wurzel gefasst werden.<br />
Sehnyder (unabhängig, Zürich): Der Beimischungszwang<br />
ist eine unglücklihe Notmassnahme,<br />
die wirtschaftlich nur ungünstige Folgen zeitigen<br />
kann. Auf die Dauer ist diese Lösung unhaltbar,<br />
weil sie eine vollständige Neuorientierung und Umstellung<br />
der Alkoholverwaltung verhindern und dem<br />
Weiterbestehen des alten Schlendrians<br />
Vorschub leisten<br />
Dreihundertzwanzig Prozent des Nettowarenwertes beträgt die Zollbelastung auf<br />
Benzin — eine indirekte Steuef, welche Art. 29 der Bundesverfassung widerspricht.<br />
Die Mehrzahl der Motorfahrzeugbesitzer ist am Ende ihrer finanziellen Leistungsfähigkeit<br />
angelangt.<br />
Einzig und allein zur Scheinsanierung der eidgenossischen Alkoholverwaltung soll<br />
der Benzinpreis dennoch erneut anziehen.<br />
Für die Millionendefizite dieses Monopol betriebes sind jedoch nicht die Automobilisten<br />
verantwortlich und deren Heranziehung zur Tragung der Verluste spricht jedem<br />
Rechtsempfinden Hohn. «<br />
Es gilt durch solidarische Abwehraktion aller Benzinkonsumenten den nlmmersatten<br />
Steuervogt in seine Grenzen zurückzuweisen und darzutun, welche Folgen jede weitere<br />
Belastung des motorisierten Strassenverkehr« nach sich zieht.<br />
Darum, Automobilist:<br />
Verzichte am 5. Juli auf den Gebrauch Deines Motorfahrzeuges!<br />
Tue ein Uebriges:<br />
Tanke am 5. Juli nicht einen einzigen Liter Benzin! Selbstverständlich benutzest Du<br />
auch an diesem Tag keine Bahnen!<br />
Bleibe am 5. Juli zu Hause, denn auch dem Gastwirtschaftsgewerbe soll Dein Protest<br />
die Kehrseite der bundesrätlichen Fiskal politik fühlbar machen.<br />
Denn — von Deinem Verhalten ist nicht nur der Erfolg der Stillegungsaktion, soa<br />
dern auch die Zukunft der 40,000 in der schweizerischen Automobilwirtschaft Beschäftigten<br />
abhängig. *<br />
würde. Der Beimischungszwang bedeutet eine Belastung<br />
der allgemeinen Volkswirtschaft. Dazu erleidet<br />
der Bund eine Einbusse auf den Benzinzollerträgnissen,<br />
ganz zu schweigen davon, dass allein<br />
die Entwässerungskosten für den Motorensprit höher<br />
sind als der Benzinpreis.<br />
Lachenal (freisinnig, Genf): Die einzige Massnahme,<br />
zu der man Zuflucht nimmt, um die Spritvorräte<br />
los zu werden, ist die Beimischung zum<br />
Benzin. Sie hält indessen einer Kritik nicht stand<br />
und geht von einem unzulässigen Grundsatz aus,<br />
weil sie die 'Automobilisten für die Misswirtschaft<br />
der Alkoholverwaltung aufkommen lassen will. Aber<br />
man verrechnet sich dabei,<br />
der Bund zahlt drauf,<br />
denn einerseits erleidet er einen Verlust auf den<br />
BenzinzoHeinnahmen, anderseits wird der Brennstoffkonsum<br />
als Folge der Verteuerung noch weiter<br />
sinken. Seit der letzten Benzinzollerhöhung entgehen<br />
dem Bund monatlich 600,000 Franken an Benzinzoll,<br />
verglichen mit dem Vorjahr. Wir .haben<br />
diesen Ausfall vorausgesehen und davor gewarnt,<br />
man hat uns jedoch nicht gehört.<br />
•Nobs (soz., Zürich): Der Beimischungszwang<br />
droht für den Bund zu einem Verlustgeschäft zu<br />
werden. Sind die Entwässerungsanlagen vorhanden,<br />
dann kann man sie nach kurzer Zeit nicht wieder<br />
ausser Betrieb setzen. Der Bund müsste der Privatindustrie<br />
Stillstandsentschädigungen zahlen, sobald<br />
der«Beimischungszwang aufhört.<br />
OehninQer (Bauernpartei, Zürich) kann den Widerstand'<br />
der Automobilisten wegen der Erhöhung<br />
des Benziapreises um einen Rappen, die mit der<br />
Einführung der Beimischung verbunden wäre,<br />
nicht verstehen. Allerdings hat die Alkoholverwaltung<br />
den 'Fehler begangen, dass sie ursprünglich<br />
von einer Preiserhöhung um 3—4 Rappen und von.<br />
einem Abgabepreis von 2 Franken pro Liter gersprochen<br />
hat. Man stiess damit die Automobilisten<br />
vor den Kopf. Der Redner glaubt aber doch, dass<br />
die Erhöhung erträglich sein werde. Sie ist aucli:<br />
notwendig<br />
im Interesse der Sanierung der SBB!<br />
Für die Sanierung der Alkoholverwaltung dürfen<br />
nicht nur die Benzinkonsumenten herangezogen<br />
werden, auch die Obstbauern müssen etwas beitragen,<br />
und das geschieht in Form der Herabsetzung<br />
des TJebernahmepreises von Fr. 1.80 auf Fr. 160<br />
pro Liter.<br />
Helbling (freisinnig, Solothurn): Es müssen von<br />
verschiedenen Seiten Opfer gebracht werden. Als<br />
erste Sanierungsmassnahme ist die Spritbeimischung<br />
vorgesehen. Ob sie nun zur Verbesserung der Finanzlage<br />
der Alkoholverwaltung führt oder ob sie<br />
die Wirkung hat, dass Raum für die Ernte <strong>1936</strong><br />
geschaffen wird, auf jeden Fall ist dieser Weg begehbar.<br />
Es erhebt sich jedoch die<br />
Frage, wer die Kosten trägt<br />
Soll das Benzin in entsprechendem Verhältnis<br />
verteuert werden oder hält man diese Preiserhöhung<br />
vom Automobilisten dadurch fern, dass der Benzinzoll<br />
gesenkt wird? Ist das letztere der Fall, so<br />
heisst dies, dass das Betriebsergebnis der Alkoholverwaltung<br />
auf Kosten der Allgemeinheit verwäs-<br />
Die heute noch zu Recht bestehende TruppeTiordnung<br />
hat bereits das<br />
Motorfahrzeug in ziemlich weitgehendem<br />
Umfange ausgenützt.<br />
Die höhern Stäbe wurden in ausreichender<br />
Zahl mit Personenwagen und Motorrädern<br />
versehen. Man schuf besondere Lastwagenkolonnen<br />
für Mannschafts- und Materialtransporte.<br />
Einen Teil des Trains stattete<br />
man mit Lastwagen aus. Die schwere Artillerie<br />
wurde motorisiert und den Batterien<br />
spezielle Traktoren abgegeben. Ebenso erhielten<br />
die Artillerie-Beobachtungskompagnien<br />
und die Sanitäts - Transportkolonnen weitgehend<br />
Motorfahrzeuge zugeteilt. Wo irgendwie<br />
nutzbringend und angängig, wurden in die<br />
AUTOMOBIL-REVUE DIENSTAG, 23. JUNI <strong>1936</strong> — N° 51<br />
Automobilisten ~ wehrt Such!<br />
sert wird. Darf die Beimischung dem Automobilisten<br />
zugemutet werden? Das ist die Frage. Die<br />
Verteuerung pro Liter macht einen Rappen aus und<br />
diese Belastung scheint dem Redner vorübergehend<br />
tragbar. Als dauernde Massnahme kommt der Beimischungszwane<br />
wohl kaum in Betracht, denn leeren<br />
sich die Lager, so hört sie von selbst auf. Auch<br />
das Autogewerbe sollte sich zu diesem Opfer bereit<br />
erklären, um so eher als auch den Alkoholproduzenten<br />
vom neuen Budget ein Tribut auferlegt wird.<br />
Bigler (Jungbauer, Bern): Wir kennen die grossen<br />
Widerstände der Automobilisten, man hat sogar<br />
gehört, der Bundesrat sei in seiner Haltung in der<br />
Beimischungsfrage unsicher geworden. Der vorgesehene<br />
Aufschlag kann aber von den Autobesitzern<br />
getragen werden.<br />
Bundespräsident Meyer: Neu ist im zweiten Budget<br />
die Spritbeimischung. Wir haben ja heute wieder<br />
die Kritik gehört, man täte besser daran, den<br />
Alkohol auslaufen zu lassen. Das kann man ja vorschlagen,<br />
aber wenn Herr Tanner diesem Gedanken<br />
keine Folge leistet, so deshalb, weil er sich als<br />
Offizier sagen muss, er würde im Falle eines Krieges<br />
vor Gericht gestellt, wenn er nicht dafür sorge,<br />
dass für unsere zu motorisierende Armee genügend<br />
Brennstoff vorhanden sei. Herr Lachenal hat ja<br />
recht, die<br />
Beimischung ist keine rentable Sache.<br />
Aber wenn die Alkoholverwaltung von der neuen<br />
Ernte nichts mehr aufzunehmen in der Lage ist,<br />
dann müssen wir eben die Reservoirs leeren. Wir<br />
wissen, dass der Beimischungszwang keine dauernde<br />
Sanierung bedeutet. Er ist eine Notmassnahme, die<br />
uns Nachteile finanzieller Art bringt Aber wir<br />
müssen diesen Weg als Notbehelf einschlagen, er<br />
soll dazu dienen, in jenen Zeiten, da es die Umstände<br />
erneischen, Platz in den Lagern zu schaffen.<br />
Es ist unser fester Wille, die Produktion an Kernnbstbranntwein<br />
zu vermindern. Der Beimischungszwang<br />
soll<br />
sobald als möglich abgestellt<br />
werden, :nicht ganz zwar, weil wir in der Uebung<br />
bleiben müssen für den Fall, dass wir einmal kein<br />
Benzin mehr erhalten. Wir wollen die Automobilisten<br />
nicht mehr belästigen, wenn die grossen Vorräte<br />
in ein bis zwei Jahren abgestossen sind. Die<br />
Wagen des Bundes sind ja zu allem gut genug,<br />
sie werden nachher das Gemisch fahren und es aufbrauchen.<br />
Ein Weg, der eine Schädigung der Automobilisten<br />
vermeidet, wird sich finden lassen. Der<br />
Preis für das Benzin ist nicht zu hoch angesetzt.<br />
Eine Erhöhung um einen Rappen pro Liter träte<br />
ein, wenn man die Belastung auf alle Benzinverbraucher<br />
verteilen würde. Die Sache ist in sämtlichen<br />
kompetenten Kreisen besprochen worden. Zugegeben,<br />
dass<br />
dieser Rappen ein Opfer<br />
bedeutet, es handelt sich aber um eine Verteilung<br />
der Lasten. Im Gegensatz zu den ungeheuren Angriffen<br />
der Benzinkonsumenten, bei denen gewisse<br />
Wortführer leider schärfer und intransigenter sind<br />
als die eigentlichen Lastenträger, scheint bei diesen<br />
eher Bereitschaft zu bestehen, mit den andern zu<br />
reden.... Wir wollen, dass die Verminderung der<br />
vom Bund zu übernehmenden Mengen von Kernobst<br />
den Obstbaum nicht ruiniere. Für dieses Zwischenstadium<br />
brauchen wir die Beimischung, wir benögen<br />
sie, um unsere Lager frei zu machen.<br />
Motorisierung und neue Truppenordnung<br />
Fortsetzung von Seite 1.<br />
risierung der Armee ein Schritt weitergegangen<br />
werden kann.<br />
Bisher hat man sich aus den einleitend angegebenen<br />
Gründen darauf beschränkt, kein<br />
Stäbe und Truppenkörper Motorfahrzeuge<br />
eingegliedert. Dass dabei der Führung sich<br />
neue Probleme infolge der verschiedenen<br />
Marschgeschwindigkeiten stellten, ist ohne<br />
weiteres klar. Es brauchte für Führer und<br />
Truppe eine gewisse Zeit, um sich in die<br />
neuen Verhältnisse einzuleben..Diese Zeit ist<br />
nunmehr, dank dem Ausbau des Motorwagendienstes,<br />
überwunden, so dass in der Motosache<br />
auf die Bestände im Lande abstellen.<br />
Das ist nicht nur bei uns der Fall, sondern in<br />
allen Ländern. Daher auch die gewaltigen<br />
Anstrengungen gewisser Regierungen, den<br />
Fahrzeugbestand zu heben. Jeder Zuwachs<br />
an Motorfahrzeugen kommt der Landesverteidigung<br />
zugute.<br />
Die Versorgung der Millionenheere ist<br />
heute mehr als im grossen Kriege nur<br />
durch weitgehende Zuteilung mit Motorfahrzeugen<br />
möglich. Das andere mächtige<br />
Transportmittel, die Bahnen, sind zufolge<br />
der Gefährdung durch Flieger mehr in<br />
den Hintergrund gedrängt worden. Jenes<br />
Land, das auf die Zahl der Einwohner bezogen,<br />
am meisten Motorfahrzeuge besitzt,<br />
ist im Vorsprung.<br />
Dieser Vorsprung vergrössert sich noch,<br />
wenn seine Strassen nicht nur nach rein wirtschaftlichen,<br />
sondern vorwiegend nach militärischen<br />
Gesichtspunkten ausgebaut werden.<br />
Im Strassenbau tritt heute dieselbe Erscheinung<br />
zutage, wie vor 50 Jahren im Eisenbahnbau:<br />
Für die Mobilmachung der Heere,<br />
für ihren Aufmarsch und ihre Versorgung<br />
werden heute strategische Strassen gebaut.<br />
Zu unserem Vorteil besitzt die Schweiz verhältnismässig<br />
viele Motorfahrzeuge] dazu<br />
noch, dank unseren Lastwagenfabriken, Fahrzeuge<br />
hervorragender Qualität. Auf die Einwohnerzahl<br />
berechnet, besitzen wir beispielsweise<br />
nahezu viermal mehr Fahrzeuge als<br />
Italien, dreimal mehr als Oesterreich und<br />
zweimal mehr als Frankreich. Für die Aufstellung<br />
der neuen Truppenordnung muss dieser<br />
Fahrzeugbestand, soweit es sich um militärisch<br />
geeignete Fahrzeuge handelt, restlos<br />
ausgenützt werden. Dazu müssen noch die<br />
Spezialfahrzeuge angeschafft werden, die für<br />
die Erhöhung der Kampfkraft des Heeres<br />
absolut erforderlich sind. Geben wir kurz<br />
nachstehend einen Ueberblick über die<br />
Motorisierung der verschiedenen Truppengattungen.<br />
Leichte Truppen.<br />
Seit Beginn dieses Jahres gehören die Radfahrer-<br />
und Motorfahrertruppen organisatorisch<br />
zur Kavallerie und bilden mit dieser zusammen<br />
die leichten Truppen. Pferd, Rad<br />
und Motor sollen ihrer Eigenart gemäss in<br />
Zusammenarbeit verwendet werden. Neu aufgestellt<br />
werden bei den leichten Truppen Infanteriekanonen-Einheiten,<br />
lafettierte leichte<br />
Maschinengewehr-Einheiten, mit schweren<br />
Maschinengewehren ausgerüstete Kompagnien,<br />
alle diese motorisiert und zudem mit leichten<br />
Maschinengewehren ausgerüstete Motorradfahrer-Kompagnien<br />
und Panzerwagen-Detachemente.<br />
Diese Einheiten sind bestimmt zum<br />
Teil für die neuformierten leichten Brigaden,<br />
die an Stelle unserer bestehenden Kavallerie-<br />
Brigaden treten, zum andern Teil für die Aufklärungsabteilungen<br />
der Divisionen und Gebirgsbrigaden<br />
und für den Grenzschutz.<br />
Die Infanteriekanone kann durch eine einfache<br />
Vorrichtung an einen Personenwagen<br />
angehängt werden. In zwei Personenwagen<br />
kann die Bedienungsmannschaft mit der nötigen<br />
Ausrüstung und Bewaffnung untergebracht<br />
werden. Eine Kompagnie zu 9 Infanteriekanonen<br />
ist mit 20 Personenwagen, 14<br />
Motorrädern für den Verbindungsdienst und<br />
7 leichten Motorlastwagen ausgerüstet.<br />
Bei den Kompagnien mit lafettierten leichten<br />
Maschinengewehren unterscheidet die Vorlage<br />
solche mit 12 und solche mit 18 Waffen.<br />
Erstere sind den Radfahrer-Bataillonen als<br />
vierte Kompagnie, letztere den leichten Brigaden<br />
als Feuerreserve zugeteilt. Für je zwei<br />
Bedienungsmannschaften samt zugehörigen<br />
Gewehren und Munition braucht es 2 vierplätzige<br />
Personenwagen. Eine Kompagnie zu<br />
12 Gewehren ist ausgerüstet mit 18 Personenwagen,<br />
17 Motorrädern für den Verbindungsdienst<br />
und 4 leichten Lastwagen für<br />
Küche, Bagage und Munitionsreserve.<br />
Die Motorradfahrer-Kompagien besitzen 6<br />
leichte und 3 lafettierte Maschiengewehre.<br />
Ihr Transportmittel ist vornehmlich das Solorad<br />
mit Soziussitz und für die 3 lafettierten<br />
Gewehre das Motorrad mit Seitenwagen. Bedauerlicherweise<br />
sind die Bestände an Seitenwagenmaschinen<br />
erheblich zurückgegangen,<br />
so dass sie nur in geringer Zahl für die Bedürfnisse<br />
der Armee herangezogen werden<br />
können. Eine Kompagnie zu 9 Gewehren hat<br />
einen Fahrzeugbestand von 56 Solomaschinen,<br />
4 Motorrädern mit Seitenwagen, 1 Personenwagen<br />
und 5 leichten Lastwagen.<br />
Versuche wurden auch unternommen, auf<br />
den Seitenwagen ein einfaches Gestell anzubringen,<br />
welches ermöglicht, auf demselben<br />
während der Fahrt dauernd ein leichtes Maschinengewehr<br />
in Feuerstellung zu haben, so<br />
dass beim Zusammentreffen mit dem Gegner<br />
sofort das Feuer aufgenommen werden kann.<br />
Solche Fahrzeuge sollen den Radfahrer-Bataillonen<br />
als Patrouillenfahrzeuge zugeteilt<br />
werden.<br />
(Im zweiten Teil seines Beitrags, den wir in der<br />
nächsten Freitgnummer veröffentlichen, gelangt<br />
Herr Oberst-Divisionär Labhart zu interessanten<br />
und bedeutungsvollen Schlüssen in bezug auf die<br />
Folgen der Automobilpolitik des Bundes, wie sie<br />
sich vom militärischen Gesichtswinkel aus darbieten.<br />
Red.)