E_1936_Zeitung_Nr.083
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AUTOMOBIL-REVUE DIENSTAG, 13. OKTOBER 1938 —<br />
Die Waadtländer Weine<br />
unter allen Schweizer Kantonen besitzt die<br />
Waadt das ausgedehnteste Rebgelände. 1934 umfasste<br />
es 3594 Hektaren bei einem Total der<br />
Schweiz von 13,200. Was nichts anderes besagt,<br />
als dass auf das Waadtland mehr als ein Viertel<br />
aller Rebenkulturen unseres Landes entfällt. Mit<br />
3500 ha bleibt übrigens das an zweiter Stelle folgende<br />
Wallis nur um ein Geringes hinter seinem<br />
Nachbarkanton zurück. Und die Folgerung, die<br />
sich daraus ergibt? Dass diese beiden Kantone<br />
allein mehr als die Hälfte aller Rebberge unseres<br />
Landes auf sich vereinigen, eine Tatsache, die<br />
übrigens auch in den Ertragsziffern ihren Ausdruck<br />
findet. Erreichte der Erlös aus der Weinernte der<br />
gesamten Schweiz 1934 insgesamt 53,9 Millionen,<br />
so waren die Waadt daran mit 21,3 und das<br />
Wallis mit 9,1 Millionen beteiligt. Aus seinem<br />
Weinbau zieht also das Waadtland den stärksten<br />
Erlös.<br />
Die 21 Millionen der Ernte 1934 stellen den Ertrag<br />
aus 335,000 hl Weisswein dar, denn der Rote,<br />
den man an der Genferseegegend nur sehr spärlich<br />
trifft, erscheint überhaupt nicht in der eidgenössischen<br />
Statistik. Auf die Hektar berechnet,<br />
ergibt sich somit ein Durchschnitt von 93 hl., mehr<br />
als das Doppelte des Ertrages im Wallis, etwas<br />
weniger dagegen wie im Kanton Neuenburg, während<br />
für Genf ein Mittel von 84 hl berechnet wird,<br />
eine Zahl, die recht nahe an den gesamtschweizerischen<br />
Durchschnitt heranreicht.<br />
Ueber die Eigenschaften des Waadtländers<br />
und darüber, wie man ihn in der Waadt zu trinken<br />
pflegt, sagt Albert Muret: «Bei uns trinkt man<br />
ihn besonders zwischen den Mahlzeiten, im Restaurant.<br />
Und der Zweier oder Dreier verdient gegenüber<br />
den düstern Angelegenheiten der Aperitifs<br />
und der snobistischen Cocktails bei weitem den<br />
Vorzugs<br />
•<br />
Dass der Wein eine Gabe des Himmels und<br />
nicht das Erzeugnis eines Laboratoriums, dem Körper<br />
und dem Geist bekömmlicher ist — kein Wort<br />
weiter darüber. Er weckt den Geist der Geselligkeit,<br />
und es gibt da Rebbergbesitzer, die gewohnt<br />
sind, Tag für Tag ihrem Keller einen Besuch<br />
abzustatten, aber niemals und um nichts in der<br />
Welt allein. Und wenn sich gerade niemand<br />
finden will, dem sie einen Freunaschaftstrunk anbieten<br />
könnten, dann — dann pflanzen sie sich<br />
wartend unter die Türe, um den ersten Besten, der<br />
des Weges kommt, zu sich zu Gast zu laden, sofern<br />
sie annehmen dürfen, ihm damit ein Vergnügen<br />
zu bereiten.<br />
Ein Gang durch die Waadtländer Reben<br />
von Bex nach Lausanne.<br />
Einen gehaltvollen, subtilen und ausgezeichnet<br />
haltbaren Wein bringt Aigle Hervor. Und der<br />
ganz in der Nähe gedeihende Yvorne bleibt ihm<br />
nichts schuldig. Der Villeneuve wird von Kennern<br />
wegen der Feinheit und Reinheit seines Geschmacks<br />
mit an die erste Stelle unter den Waadtländer<br />
Weinen gesetzt; dank seiner diuretischen<br />
Wirkung empfehlen ihn besonders die Aerzte.<br />
Vevey-Montreux erzeugen einen Wein mit viel<br />
Körper. Wer den Tropfen aus dem Rebgut des<br />
Spitals von Vevey gekostet, der vergisst ihn nicht.<br />
Chardon mit seinem «Burignon» und Corceaux mit<br />
dem «Gonelles» verraten schon mehr den Charakter<br />
des Lavaux.<br />
Und dann die Lavaux-Gegend! St. Saphorin,<br />
Rivaz, Chexbres, Epesses und Riex liefern warme,<br />
haltbare, sich fortwährend veredelnde Weine,<br />
zwischen denen dem Kenner die Wahl schwer<br />
fällt. Unter den Lavaux-Weinen gebührt der Ehrenplatz<br />
aber unstreitig dem Dezaley, dessen<br />
Reichhaltigkeit immer wieder dazu verlockt, nach<br />
ihm zu greifen. In Cully, dem Zentrum des Lavaux-Weinhandels,<br />
in Villette und sogar in den<br />
lieferen Lagen von Grandvaux behält der Wein<br />
seine Körperhaftigkeit, in Lutry ist er leichter und<br />
ungemein gefällig. Auch Pully hat sich.einige ausgezeichnete<br />
Rebberge zu erhalten gewusst.<br />
Von Lausanne nach Coppet.<br />
Westlich von Lausanne liegen die klimatischen<br />
Verhältnisse für den Weinbau Vollkommen anders.<br />
Morges eröffnet die -lange Serie der La Cote-<br />
Weine und liefert denieigentlichen «Waadtländer»<br />
der deutschen Schweiz. St. jPrex wartet mit einem<br />
sympathischen Roten auf. Die «Bonne Cöte» dehnt<br />
sich von Aubonne bis Bsgnins und die Fechy,<br />
Bougy :der Gemeinde Mont-Ie-Grand erfreuen<br />
sich weit herum eines soliden- Rufs. Der Wein aus<br />
jener Gegend besitzt alle Eigenschaften eines guten,<br />
schmackhaften, einfachen Weins, dessen Kellerung<br />
keine Sorgen imacht und der namentlich<br />
während der heissen Jahreszeit trefflich mundet.<br />
Und weiter erstrecken sich die Rebhänge über<br />
die «Petite Cöte»" bis an die Genfer Grenzen.<br />
Gland, Prangins, Vieh, sodann Duillier, Nyon und<br />
Coppet bringen einen leichten, angenehmen Wein<br />
hervor.<br />
Es ist ein kräftiger und sympathischer Menschenschlag,<br />
der aus diesem waadtländischen<br />
Weinbau lebt. Aus der eidgenössischen Statistik*<br />
erhellt, dass die Waadt 2968 Winzer zählt, darun- ...<br />
ter 1548 selbständige, vom sozialen Standpunkt *<br />
aus gesehen, unbestreitbar ein Vorteil. Zu diesen<br />
1548 Selbständigen kommen noch 88 nicht minder<br />
selbständige Weingutsbesitzerinnen, ein Umstand,<br />
der darauf hindeutet, dass die Pflege der edlen<br />
Rebe in der Waadt weit weniger ein ausgesprochenes<br />
Männergewerbe ist wie beispielsweise in<br />
Neuenburg.<br />
Wie in den übrigen Weingegenden der<br />
Schweiz trägt auch in der Waadt der Rebbau<br />
das Gepräge fast hundertprozentig nationaler Arbeit.<br />
Auf die 2968 Winzer entfallen, wie die Statistik<br />
berichtet, bloss 49 Ausländer, eine sehr bescheidene<br />
Quote, wenn man an die starke ausländische<br />
Durchsetzung gewisser französischer Weingegenden<br />
denkt.<br />
Schliesslich eine Eigentümlichkeit, welche ebenfalls<br />
durch-die Statistik enthüllt wird: teilt man<br />
nämlich die waadtländischen Weinbauern nach<br />
Altersklassen ein, so ergibt sich dabei die Feststellung,<br />
dass die zahlenmässig stärkste darunter die<br />
Leute im Alter von 55—59 Jahren umfasst. 700<br />
waadtländische Winzer stehen zwischen 60 und<br />
69 Jahren und dabei gibt es noch immer 200<br />
Siebzigjährige! Wenn die jüngeren «Jahrgänge»<br />
nur einen geringen Anteil auf sich vereinigen, so<br />
mag sich diese Erscheinung zum guten Teil damit<br />
erklären, dass auch im Rebbau die Verwendung,<br />
von Maschinen zusehends an Boden gewinnt. ...,.„'<br />
Um sich einen Begriff von der wirtschaftlichem<br />
Arbeiter ernähren rnit ihren Familien züsarfp'<br />
men 6689 Personen, die Bevölkerung also eines<br />
kleinen Waadtländer Bezirks. Doch dabei hat es<br />
sein Bewenden nicht; hinzu kommen' noch alle'<br />
jene, die mittelbar oder unmittelbar vom Rebbau<br />
leben: die Händler, Fass-, Flaschen- und Maschinenlieferanten,<br />
die Reisenden usw. und nicht zuletzt<br />
auch die Transportunternehmer. Sie alle zusammen<br />
ergäben eine gewichtige Zahl. Ob so<br />
oder so: es sind ihrer viel mehr als man gemeinhin<br />
glaubt, die aus dem. Weinbau und dem Wein<br />
leben, daran mögen jene denken, die mit der LeK<br />
tung der Geschicke unseres Landes betraut sind<br />
— und zwar bevor sie diesem wichtigen nationalen<br />
Erzeugnis Lasten auferlegen, über die man<br />
immerhin in guten Treuen geteilter Meinung sein<br />
kann.<br />
Am sonnig weissen Gartenhaus,<br />
Da reifet Traub' an Traube,<br />
Bio sanfte Schöne tritt heraus<br />
Und prüft die schwere Laube;<br />
Dem blauen Blick des Weibes gleicht<br />
Der Beeren dunkle Menge:<br />
Wohin ihr freundlich Auge reicht,<br />
Lacht freundliches Gedränge.<br />
Rings lockt das noch gefangne Blut<br />
Zu Häupten und zu Füssen,<br />
Und sie beginnt mit stillem Mut<br />
Zu schneiden all die süssen.<br />
Und wie sie mit der lieben Hand<br />
Die grünen Blätter teilet,<br />
Hin schweifet über See und Land<br />
Im Flug der Blick und weilet<br />
Gleich einer reifen Beere glänzt<br />
Ihr feuchtes Aug' hinüber,<br />
Wo's blaut und leuchtet unbegrenzt,<br />
So fern, so fern herüber»<br />
Sie lasset still und ahnungsvoll<br />
Die vollen Trauben sinken,<br />
Bis es in Körben reizend schwoll<br />
Mit tausendfachem Blinken.<br />
Und auf der Laube Marmeltisch<br />
Zu keltern sie beginnet,<br />
Dass aus der Kelter duftig frisch<br />
Das Blut der Traube rinnet<br />
Wie muss der weissen Arme Zier<br />
Mit holder Kraft sich mühenl<br />
Sie keltert, bis die Wangen ihr<br />
Gleich jungen Rosen blühen.<br />
Die Winzerin<br />
T«o Gottfried Keller.<br />
O schau, wie leuchtet's weit und breit,<br />
Wie klar der Tag, die Stundel<br />
Und reif die schönste Lebenszeit<br />
Küsst mich von deinem Munde! » »<br />
Da ist in seine Arme hin<br />
Sie wonnevoll gesunken,<br />
Und weinend hat die Winzerin<br />
Zum erstenmal getrunken.<br />
Sie keltert, dass der Busen fliegt<br />
Und woget ungemessen;<br />
Umsonst, was ihr im Sinne liest,<br />
Das kann sie nicht vergessen!<br />
Umsonst — wie oft die Krüge sie<br />
Mit starkem Moste füllet,<br />
Sie selber bat den Durst noch nie,<br />
Das Sehnen nie gestillet<br />
Sie lässt den heissen Rebensaft<br />
Mit treuer Sorge gären,<br />
In kühler Nacht zu milder Kraft,<br />
Zum seltnen Wein sich klären.<br />
Den trägt sie zu den Hütten hin<br />
Auf Höhen und im Tale;<br />
Sie reicht der armen Wöchnerin,<br />
Dem kranken Greis die Schale.<br />
So keltert sie den Edelwein<br />
Im Herbste schon seit Jahren.<br />
Ein Segel kommt im goldnen Schein<br />
Des Abends fern gefahren;<br />
Im Hafen legt das Schiff sich an,<br />
Sie hört die Schiffer singen,<br />
Und einen hochgemuten Mann<br />
Sieht sie ans Ufer springen.<br />
Sie kennt ihn und sie kennt ihn nicht,<br />
Sie starrt hinaus ins Weite,<br />
Als er mit trauter Stimme spricht<br />
Und grüsst schon ihr zur Seite.<br />
Die frohen Klänge mischen sich,<br />
Das Wort hier, dort die Lieder:<br />
«Ratlos verliess der Knabe dich,<br />
Nun kehrt ein Mann dir wieder!»<br />
Mont le Grand besitzt 120 ha Rebberge an Hängen oberhalb Rolle. Es ist die beste Lage der Cöte.<br />
Die Stadt Lausanne erntet dort ihren «Abbaye de Mont>,<br />
Die Weine<br />
Schon in den ältesten Zeiten haben die Aerzte<br />
den Wein als Heilmittel für gewisse Krankheiten<br />
empfohlen. Süsse und weisse Weine kamen schon<br />
in den alten Rezepten zur Verwendung.<br />
Im Laufe der Zeit mussten aber die Aerzte auch<br />
in der Arzneimittelkunde umlernen, da sich die<br />
Gewohnheiten ihrer Kundschaft von Grund auf<br />
änderten. Eigentlich bis zu Beginn des letzten<br />
Eine medizinische Betrachtung<br />
An diesen Hamen wächst dw herrliche Dezaley, der König der Waadtländer Weine.<br />
Jahrhunderts konnte von einem Alkoholismus kaum<br />
gesprochen werden, es sei denn bei einem ganz<br />
verschwindenden Prozentsatz der Bevölkerung.<br />
Mit der Zeit aber sanken die Preise von Wein<br />
und Schnaps so stark, dass der Konsum in breiten<br />
Volksmassen zunahm. Damit nahmen aber auch<br />
die schädlichen Einflüsse des Alkohols in allen<br />
Gesellschaftsschichten zu, besonders bei der ärmern<br />
Bevölkerung, weil die billigsten Erzeugnisse<br />
immer auch die am meisten schädlichen sind.<br />
Seit Ende des letzten Jahrhunderts sind deshalb<br />
die Aerzte immer mehr gezwungen worden, Wein<br />
nur noch in den seltensten Fällen bei ihren Arzneien<br />
zu verwenden und sogar eine weitgehende<br />
Einschränkung der Verwendung von Alkohol in<br />
jeder Form zu verlangen.<br />
Es ist ganz allgemein bekannt, dass der Wein<br />
eine kräftigende und belebende Wirkung ausübt,<br />
dass aber auch diese Eigenschaften bei einem<br />
Alkoholiker nicht mehr ausgenützt werden können.<br />
Nur bei Temperenzlern kann die gewünschte<br />
gute Wirkung erzielt werden. Unter «Temperenzlern»<br />
sind nicht nur diejenigen zu verstehen, die<br />
sich überhaupt jedes Alkoholgenusses enthalten,<br />
sondern auch diejenigen, die massig gelegentlich<br />
einen guten Tropfen schätzen.<br />
Der Wein hat stärkende Wirkung. Er erzeugt<br />
Appetit und reguliert die Verdauung. Die süssen<br />
Weine wie Malaga'werden hauptsächlich zu Mischungen<br />
mit Chinin, Kola etc. verwendet und sind<br />
als Stärkungsmittel sehr bekannt. Bei Genesenden,<br />
bei Blutarmut, bei Niedergeschlagenheit leistet roter<br />
Wein recht gute Dienste. Weisse Weine wirken<br />
vor allem diuretisch. Seit Generationen werden<br />
sie bei gewissen Fällen als Stärkungsmittel verwendet,<br />
wobei sich die Weine von Villeneuve,<br />
Neuchätel und aus dem Elsass ganz besonders<br />
eignen. Bekannt ist die belebende Wirkung des<br />
Champagners. Infolge seiner glücklichen Zusammensetzung<br />
aus Alkohol und Kohlensäure wirkt er,<br />
wenigstens vorübergehend, stimulierend auf die<br />
Nervenzentren. Er ist deshalb ein bevorzugtes<br />
Mittel bei Schwächeanfällen und bei Fieberkranken,<br />
deren Temperatur allzuplötzlich unter das<br />
Normale sinkt. Ein Glas Champagner kann eine<br />
erstaunlich belebende Wirkung auf den ganzen<br />
Organismus ausüben. Freilich die moderne Medizin<br />
besitzt eine Menge starkwirkender, stimulierender<br />
Mittel, die unter die Haut oder in die Venen<br />
eingespritzt werden können, und deren Wirkung<br />
energischer und dauerhafter ist, als der beste<br />
Schaumwein.<br />
Erwähnt sei noch die gute Wirkung der Rotweine<br />
mit ihrem Taningehalt bei Verdauungsstörungen.<br />
Besonders empfehlenswert sind in dieser<br />
Beziehung Döle und Bordeaux.<br />
Der Wein, der noch bei unsern Vorfahren weitgehend<br />
als Medizin verwendet worden ist, hat in<br />
den letzten Jahrzehnten als Heilmittel stark in den<br />
Hintergrund treten müssen, und zwar aus folgenden<br />
zwei Gründen:<br />
V Einmal infolge der grossen Verbreitung des<br />
Alkoholismus, der die Aerzte zwang, dagegen<br />
Stellung zu nehmen.<br />
2. Weil die Fortschritte in der Chemie uns sehr<br />
viele Mittel gebracht haben, deren Wirkung sicherer,<br />
rascher und dauerhafter ist. Soll das aber<br />
nun gleichbedeutend sein damit, dass man den<br />
Wein als Heilmittel überhaupt nicht mehr benützt?<br />
Sicherlich nicht. Wir sind der Ansicht, dass er im<br />
Gegenteil in den nächsten Jahrzehnten wieder<br />
eher im Ansehen steigen wird.<br />
Die heutige Jugend mit ihrer intensiven sportlichen<br />
Betätigung hat die Tendenz, weitgehend<br />
auf alkoholische Getränke zu verzichten oder sia<br />
zum mindesten nur sehr massig zu gemessen. Unter<br />
diesen Bedingungen ist es sehr wahrscheinlich,<br />
dass für eine kommende Generation der Wein<br />
wieder von neuem bei vielen Krankheiten neben<br />
anderen Medizinen heilkräftig wirken kann<br />
Nach diesen Betrachtungen über den Wein<br />
und seine Verwendung für die Kranken kann man<br />
sich auch seinen Einfluss auf die Gesunden überlegen.<br />
Wir sind der Auffassung, dass der Genuss von<br />
Wein im massigen Mass. besonders für die Jugend<br />
nicht schädlich ist. Oft sogar ist er nützlich.<br />
Ein Glas Rotwein zum Essen erwärmt im Winter<br />
den Organismus und fördert die Verdauung. Im<br />
Sommer wird ein Glas Weisswein mit oder ohne<br />
kohlensaurem Wasser vorgezogen. Sicher aber<br />
steht die Tatsache fest, dass man massig trinken<br />
muss und dass der Wein reell, natürlich und aus<br />
richtigem Rebensaft hergestellt sein soll.<br />
Schon seit langem trifft man leider sehr häufig<br />
verfälschte Weine, statt Reinprodukte. Die Chemie<br />
hat solche Fortschritte gemacht, dass man namenlosem<br />
Getränk den Geschmack des Bordeaux oder<br />
Burgunders geben kann. Vor diesen Gemischen<br />
sollte man sich sehr hüten. Es müssen alle Anstrengungen<br />
gemacht werden, damit nur reelle<br />
Weine konsumiert werden.<br />
Zum Schluss sei auch noch darauf hingewiesen,<br />
dass bei allen festlichen Anlässen, bei welchen<br />
man auch ein festliches Essen serviert, ein guter<br />
Wein getrunken werden soll. Aber auch auf solchen<br />
Anlässen soll der Wein mit Mass genossen<br />
werden, und nur von bester Qualität, denn nur<br />
solcher verträgt sich auch mit einem guten Essen.<br />
Nicht-vergessen darf werden, dass der Wem*in<br />
richtiger Temperatur und in den richtigen Gläsor»<br />
serviert werden muss.<br />
Als Arzt ist man sich gewohnt, nach einer Kon«<br />
sultation ein Rezept zu schreiben. In unserem Fall*<br />
lautet es folgendermassen: Reeller Wein; eine Flasche.<br />
1 Glas zweimal täglich, während den MaM*<br />
zeiten zu nehmen.