E_1939_Zeitung_Nr.047
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JJO 47 — Automobii-Revtifc<br />
Unser Tourenvorschlag:<br />
Juli« Mosaik unseres südöstlichsten Landeszipfels<br />
Das Münstertal ist durch die Erschliessung des<br />
Ofenberges für das Auto der grossen Welt schon<br />
Güter-Zerstückelung ist auf die Erbteilung zurückzuführen.<br />
So gross die Nachteile einer solchen<br />
bedeutend näher gerückt. Wer als Schönheitssucher<br />
Parzellierung auf den ersten Blick auch erscheinen<br />
das Engadin gekostet, der wird auf be-<br />
mögen, so muss auf der anderen Seite<br />
gesagt<br />
quemer Autofahrt auch noch das Münstertal kennenlernen<br />
wollen. Wann und wo beide Täler am<br />
schönsten sind... in den blühenden, leuchtenden<br />
Farben des Frühlings, im Schimmer der Krokuswiesen<br />
oder im Herbst, wenn die korallenrote Frucht<br />
der Vogelbeeren prangt?... Das möge jeder<br />
Reisende am besten selbst beurteilen.<br />
durchschneidet, hergestellt. Diese Ofenstrasse leitet<br />
ihren Namen von den im waldreichen Tale<br />
westlich der Passhöhe in früheren Zeiten betriebenen<br />
Eisenschmelzen ab. Davon stammt auch die<br />
Ortsbezeichnung II Fuorn.<br />
Bei Sta. Maria, im Münstertal, zweigt von der Frauen-Kloster in Münster führt entweder von Zernez<br />
aus über den Ofenberg, also durch das Herz<br />
Ofenstrasse nach Süden die Strasse über den<br />
Umbrail oder das Wormserjoch ab. Sie ist die des Schweizerischen Nationalparkes oder von<br />
höchste schweizerische Alpenstrasse (2505 m) und Schuls aus durch das romantische Scarltal.<br />
führt, am Fusse der in den Grenzkämpfen 1915<br />
bis 1918 viel benannten Dreisprachenspitze<br />
(2846 m) vorbei zur StilfserJochstrasse hinüber.<br />
Die Zufahrt aus der Innerschweiz erfolgt über Davos-Flüela<br />
oder Chur-Julier. Wer gut zu Fuss ist<br />
und Freude hat an einer stillen, noch unverfälschten<br />
Bergwelt, dem bieten einige Wanderungen unvergessliche<br />
Eindrücke. Ganz besonders lohnend<br />
sind Spaziergänge von Cierfs nach Lü, Lüsai,<br />
Chaunt, Valcava.<br />
Die heutige Kunststrasse ist in den Jahren<br />
1871/72 gebaut worden. Sie ist 3,6 bis AJS m breit,<br />
mit zahlreichen Ausweichstellen versehen, und<br />
von Zernez bis zur Landesgrenze bei Münster<br />
397 km lang. Die Passhöhe liegt 2155 m über<br />
Meer.<br />
So klein und winzig wie dieser Name, ist auch<br />
sein Träger. Lü liegt, ganz vom Walde eingeschlössen,<br />
ler urfd* dürfte wohl nicht nur in Graubünden, son-%<br />
als uralte Siedlung auf einer Höhe von dem auch in der ganzen §chweiz als die kleinste<br />
;<br />
* waren, das hört man immer wieder sagen, von<br />
1918 m ü. M. im bündnerischen Münstertal und Schule gelten.<br />
grosser Schönheit. Wenn ein Jüngling eine solche<br />
zählt nicht viel mehr als 50 Einwohner.<br />
Die Seelsorge der Leute von Lü wird seit zu Gesicht bekommen hatte, so ergriff ihn verzehrende<br />
Im Jahre 1796 wurden noch 21 Häuser und 87 1842 von Fuldera aus versehen. 1850 bezog der<br />
Sehnsucht.<br />
Seelen, wovon 40 männliche und 47 weibliche, gezählt.<br />
Pfarrer, der Lü und Lüssai versah, einen Gehalt , Auf einer Alp im Münstertal lebte ein hübscher,<br />
Die Sprache dieser Hochgebirgler ist das von insgesamt Fr. 100.— im Jahr, dazu freilich die aber armer Hirt. Unweit seiner braunen Hütte hatte<br />
Romanische und ihr Religions-Bekenntnis mit einer ortsüblichen Naturalien wie Holz, Licht, freie Wohnung<br />
zwischen Alpenrosengebüsch und Felsblöcken eine<br />
einzigen Ausnahme der reformierte Glaube. Die<br />
und ein gewisses Quantum Milch und an- . Diale ihre Wohnung. Diese erhob nachts, wenn er<br />
Lüer sind schlichte, ausserordentlich genügsame,<br />
aber recht habliche Bauern.<br />
Wie viele Alpentäler so hat auch das Münstertal<br />
zwei Jahreszeiten, einen langen, langen Winter<br />
und einen kurzen Sommer. Dennoch findet man<br />
dere Lebensmittel. Einmal, nämlich von 1824—27,<br />
wirkte in Lü allein ein Pfarrer Johann Stephanin,<br />
der aber ein sonderbarer Schwärmer war und nur<br />
auf Zusehen hin die Zwergpfarrei bekleidete (s.<br />
Johann R. Truog). Eine segensreiche Seelsorgernicht<br />
schlafen konnte und ängstlich dem brausenden<br />
Föhnwind lauschte, ihre glockenhelle Stimme<br />
und sang herrlich, dass er vor Weh und Wonne<br />
alle Furcht vergass. Vergeblich suchte er sie zu<br />
belauschen; sie blieb immer unsichtbar.<br />
Gerste, Roggen und Kartoffeln noch auf 1900 m<br />
in guter und reicher Ernte. Der Wald hat seine<br />
obere Grenze sogar bis zu 2300 m vorgeschoben.<br />
Selbst in diesem höchstgelegenen Dörflein sind die<br />
Bauern für ihre Selbstversorgung bemüht. So beträgt<br />
immerhin die durchschnittliche Grosse der<br />
landwirtschaftlichen Betriebe noch 705 Ar. Aber<br />
diese Zwergbetriebe sind stark parzelliert. Die<br />
werden, dass bei der oft eintretenden Rüfengefahr<br />
einzelne Parzellen doch von der Verheerung verschont<br />
bleiben und den Bauern in Unglücksjahren<br />
vor der grössten Not bewahren.<br />
Der Stolz der Kleinbauern in LG war von jeher<br />
ihr Viehstand. Ihre Habe setzte sich im Jahre 1935<br />
zusammen aus 3 Pferden, 31 Kühen, 85 Stück Jung-<br />
Das oben vom Alpenpass und unten von dervieh, 28 Schweinen, 41 Schafen, 106 Ziegen und<br />
Calvener Clus begrenzte Münstertal bildet den<br />
Korridor für den Verkehr von Graubünden ostwärts<br />
ins Vmtschgau, Aetschtal und bis ins Venetianische<br />
hinaus. Die Verbindung zwischen Engadin<br />
vielen Ketten Hühnern.<br />
Geringe Nöte bereitet den Bewohnern von Lü<br />
die Holzversorgung. Das gesamte Holz von ungefähr<br />
16 Losen wird von allen Männern des Ortes<br />
und Münstertal wird durch die Ofenpass-<br />
mit vereinten Kräften gefallt und zu Loshaufen auf-<br />
strasse, die den schweizerischen Nationalpark gearbeitet. Bauholz für Reparaturen bekommt jeder<br />
Gemeindebewohner zu billigem Preis. Sol- '<br />
ches Bauholz kostet in Lü je Kubikmeter Tannen<br />
Fr. 6, Lärchen Fr. 7.— und Arven Fr. 9.—.<br />
• Der Weg nach dem freundlichen Münstertal mit<br />
dem aus der Zeit Karls des Grossen stammenden<br />
Lü klebt auf aussichtsreicher Terrasse inmitten<br />
ausgedehnter Wiesen. Zu Lü gehören Lüsai und<br />
Urschai, die zusammen eine politische Gemeinde<br />
bilden. Das ganze Münstertal ist in drei Terzalen<br />
eingeteilt; das eine umfasst die Gemeinde Münster,<br />
das andere Santa Maria, und das dritte<br />
Valcava, Fuldera, Cierfs und Lü zusammen. Die<br />
Bürger einer Gemeinde des letztgenannten Terzais<br />
geniessen auf dem Gebiete des ganzen Terzais<br />
die gleichen Alp-, Weide- und Holzrechte, wie<br />
noch 1936 Otto Müller in seiner beachtlichen Dissertation<br />
über das Münstertal schreibt.<br />
Im gleichen Verhältnis wie die Einwohnerzahl<br />
als solche ist natürlich auch die Zahl der Kinder<br />
zurückgegangen. Noch im Jahre 1850 wurden 12,<br />
Schulkinder in der Gesamtschule unterrichtet, gegenwärtig<br />
zählt die Schule nicht mehr als 3 Schü- :i "<br />
Tätigkeit übte der viel zu früh verstorbene Pfarrer-<br />
Dichter William Wolfensberger in jenem Bergtal<br />
aus.<br />
Das Münstertal im allgemeinen und seine Alpen<br />
im besonderen sind wie viele Berggegenden<br />
sagenumwoben. Arnold Büchli erzählt in seinem<br />
prächtigen Buche «Sagen aus Graubünden» vieles<br />
über die Dialen des Münstertales. Diese Dialas '<br />
Blick auf das Dörfchen Lü (Graubünden).<br />
(Photo Misehol.)<br />
Einst aber in einer mondhellen Nacht sah er,<br />
den Gipfel des Berges. Und da endlich fing sie<br />
wie sie in schimmerndem Gewand lautlos vom<br />
ihn in ihren Armen auf. Im Tale hat ihn niemand<br />
Berg herabschwebte. Die ganze Weide leuchtete.<br />
mehr gesehen.<br />
J. P. L<br />
Ueberwältigt von ihrer Schönheit eilte der Hirt<br />
auf die Gestalt zu, aber sie huschte davon, war<br />
bald da, bald dort. Er keuchte ihr atemlos nach.<br />
Zürich<br />
So ging die Verfolgung über Stock und Stein, immer<br />
höher hinauf, bis an den Gletscher, ja bis auf<br />
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Robert F. Denzler, Penthesilea:<br />
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Dr. W. Furtwängler, mit Kirsten<br />
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Dl. abend 13.Joni 19 Uhr: Die Walküre.<br />
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Do. abend 15. Juni 20 Uhr: Der Zigeunerbaron, Abschied<br />
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So.nachm.11.Joni 15 Uhr: Wilhelm Teil.<br />
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