E_1948_Zeitung_Nr.021
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Nr. 21 - MITTWOCH, 5. MAI 19*8<br />
AUTOMOBIkREVUE<br />
farf« fteeraü 36<br />
de Graffenried Maserati 4<br />
Chiron Talbot E<br />
Sommer Ferrari 2<br />
tira ' Maserati 10<br />
Wimille Simca 22<br />
Trintignant Simca 24<br />
Aosier Talbot 34<br />
fiiraud-Cabantous Talbot 8<br />
Chaboud<br />
5/ort 5 10 15 20 25 50 35 4-5 50 55 60 65 70 75 80<br />
Oelahaye 2G<br />
Pozzi Talbot 28<br />
louveau Delage 46<br />
Bamseier Maserati 42<br />
Villoresi Maserati 18<br />
Socci Maserati 12<br />
Pagani Maserati 14<br />
fagioli Maserati 16<br />
an zahlreiche Konkurrenten, an den Boxen in regelmässigen<br />
Abständen für mehr oder minder<br />
lange Zeit ihre Aufwartung zu machen. Chiron hat<br />
das Schicksal als Ersten erwischt: An seinem Talbot<br />
stimmt mit dem Oeldruck etwas nicht, und der Wagen<br />
wird abgeschoben. Die Geschwindigkeit, die<br />
Farina vorlegt, ist so horrend, dass schon in der<br />
5. Runde sechs Fahrer überrundet sind.<br />
An den Boxen herrscht eine Betriebsamkeit, ein<br />
ununterbrochenes Kommen und Gehen, wie wir es<br />
kaum je bei einem internationalen Rennen erlebt<br />
haben. Man müsste ein Tausendfüssler, bzw. -händer<br />
sein, woHte man alles fein säuberlich notieren,<br />
was sich dort drüben abspielt. Zu Zeiten gibt<br />
sich daselbst die gesamte Scuderia Milan, deren<br />
Mechaniker nichts zu lachen haben, ein Stelldichein,<br />
und mitunter ist die Situation die, dass — bei<br />
Pagani beispielsweise — während einer Runde gefahren<br />
und während drei bis vier Runden<br />
gebaut wird. Kurz, es ist ein Jammer, aber<br />
nicht weiter verwunderlich, wenn man weiss, dass<br />
keiner der drei Wagen beim Training zugegen<br />
war. Um die zehnte Runde, nachdem Giraud-Cabantous<br />
und Wimille einer Attacke Villoresis weichen<br />
mussten, notiert man als zweiten Ausfall denjenigen<br />
des Genfers Ramseief (4-Zylinder-8-Ventiler-<br />
Maserati) infolge defekter Zylinderkopfdichtung.<br />
Ueber das, was sich an den Boxen tut, kann sich<br />
der Berichterstatter hinfort ruhigen Gewissens ausschweigen,<br />
denn es ist das oben angeschlagene,<br />
ewig gleiche Thema, freilich con variazioni, das<br />
das Rennen beherrscht. Auf izwe'i bis drei rote Maseratis,<br />
die hier fast in Permanenz versamme'lt sind,<br />
trifft es jeweilen ungefähr einen blauen Franzosen,<br />
entweder einen Talbot, einen Simca oder — gegen<br />
Ende des Ringens — den einzigen Delage.<br />
Inzwischen wurde Bira von de Graffenried auf<br />
den dritten Platz abgedrängt; Villoresi zeigt dem<br />
Publikum in der Startkurve, was ©ine tete-ä-queue<br />
ist, und Pagani, Trintignant, Fagioli und schliesslioh<br />
auch Bira sind bereits von der Kampfstätte abgetreten.<br />
Auch Wimille, der von der 16. bis zur 21.<br />
Runde an dritter Stelle Hegt, verliert schliesslich<br />
mit dem Ersatz gebrochener Kipphebel volle sieben<br />
Runden.<br />
Stand bei 20 Runden:<br />
1. Farina, Maserati 33:37,8 = 105,798 km/h<br />
2. de Graffenried, Maserati 34:37,2 = 102,772 km/h<br />
3. Wimille, Simca 20 Runden<br />
\\6<br />
Graphik des Grossen Preises der Nationen.<br />
Nichts illustriert besser das Tempo des Spitzenreiters<br />
und das Debakel der Kompressormaschinen<br />
als der Umstand, dass in der 25. Runde Farina und<br />
de Graffenried dem ganzen Feld eine und mehr<br />
Runden abgenommen haben. In der 31. Runde ist<br />
die Reihe an Gigi Villoresi, der beim BIT anhält<br />
und die Weiterfahrt einstellt. Zwei Runden zuvor<br />
knöpfte Farina unserm sich tadellos haltenden<br />
Landsmann die erste Runde ab, womit freilich kein<br />
Definitivum geschaffen ist, denn am Ende der 35.<br />
Runde tankt Farina Treibstoff, was im Handumdrehen<br />
geschieht. Da aber offenbar mit den Kerzen<br />
etwas nicht stimmt, dehnt sich in der Folge<br />
sein Aufenthalt an der Boxe über Gebühr lange<br />
aus, und während Farina und seine Betreuer parlamentieren,<br />
macht de Graffenried seinen Rückstand<br />
wett und übernimmt in der 36. Runde unter<br />
dem tosenden Applaus der Zuschauer das Kommando.<br />
Schliesslich macht sich Farina auf die Verfalgungsjagd.<br />
Drei Runden später lässt sich auch<br />
de Graffenried — und zwar in der fabelhaften<br />
Zeit von 21 Sekunden — den Tank auffüllen u.nd<br />
haut wieder ab, ohne der Führung verlustig gegangen<br />
zu sein. In regelmässiger Fahrt, teilweise von<br />
den Ausfällen profitierend, wird Sommer auf Ferrari<br />
auf den dritten Rang emporgehoben, zumal da<br />
auch der zweite Talbot der Ecurie France mit Giraud-Cabantous<br />
sein Tempo verlangsamt und sangund<br />
klanglos wegen eines Bremsdefektes ausscheidet.<br />
Rosier auf dem neuen 4,5-Liter-Wagen der<br />
Werke von Suresnes erreicht eine Runde darauf<br />
dasselbe Schicksal.<br />
Stand bei 40 Runden (Halbzeit):<br />
1. de Graffenried, Maserati<br />
2. Farina, Maserati<br />
3. Sommer, Ferrari<br />
1:11:11,6 = 99,953 km/h<br />
hl 1:54,2 = 98,966 km/h<br />
Es währt nicht mehr lange, bis Farina zum Generalangriff<br />
auf de Graffenried übergeht, dem er<br />
dank der Kraftreserve seines Maseratis mit Zweistufenkompressor<br />
Runde um Runde ein paar Sekunden<br />
abzwackt. Der Freiburger gibt sich zwar nicht<br />
so ohne weiteres geschlagen und wehrt sich seiner<br />
Haut, so gut er kann. Schliesslich aber weiss er um<br />
die ihm nur in begrenztem Masse zur Verfügung<br />
stehenden PS und verzichtet darauf, sich in ein<br />
Manöver einzulassen, das ihn um den sicher in<br />
Aussicht stehenden zweiten Platz bringen könnte.<br />
In der 51. Runde zieht also Farina wieder an < Toulon<br />
» vorüber. Damit ist der Grosse Preis praktisch<br />
entschieden, wenigstens soweit die ersten Ränge<br />
in Frage stehen. Im übrigen aber will er weiter<br />
seine Opfer haben. Nach einem zweiten Halt<br />
scheidet Wimille mit Kipphebelbruch endgültig aus,<br />
und mit Pozzi verschwindet auch der letzte Talbot<br />
von der Bildfläche. Die weiteren Runden bringen<br />
keine Ueberraschung mehr. Kurz vor 5 Uhr cjuert<br />
Farina als umjubelter Sieger die Ziellinie, gefolgt<br />
von de Graffenried, der sich einer neuen Ueberrundung<br />
nur knapp entziehen konnte und dem für<br />
seine prächtige Leistung eine Spe>zialovation entgegenbrandet.<br />
Nicht genug des Lobes gibt es für<br />
Sommer und den von ihm gefahrenen kompressorlosen<br />
Zweiliter-Ferrari-Inter, dessen Sportversion<br />
gleichentags die italienischen 1000 Meilen gewann,<br />
und auch Chaboud auf dem 4,5-Liter-Delahaye<br />
stach durch seine Zuverlässigkeit und Regelmässigkeit<br />
von allen jenen ab, die schon lange nicht<br />
mehr mit dabei waren. Mit zehn Runden Rückstand<br />
kam Louveau auf einem 3-Liter-Delage als Fünfter<br />
ein, während der Argentinier Bucci auf längst verlorenem<br />
Posten die Ehre der Scuderia Milan wenigstens<br />
teilweise rettete, indem er trotz ungezählten<br />
Halten — ein kleines Leck im Tank zwang ihn stets<br />
aufs neue, Treibstoff nachzufüllen — wieder und<br />
wieder auf Strecke ging, hartnäckig darauf bedacht,<br />
sein erstes Rennen in Europa fertig zu fahren.<br />
Er entpuppte sich hiebe'i als ein Konkurrent,<br />
der es verdiente, seine Fähigkeiten auf einem besser<br />
vorbereiteten Wagen unter Beweis stellen zu<br />
können.<br />
Amerikanischer Forschergeist, gepaart<br />
mit Schweizer Qualitätsarbeit, geben<br />
dem Schweizer FIRESTONE-Reifen sein<br />
besonderes Gepräge. Was Wunder, dass<br />
er sich stets grösserer Beliebtheit erfreut.<br />
Fahren auch Sie<br />
FABRIK FÜR<br />
FIRESTONE-PROÖUKTE<br />
P RATTE LN<br />
AG.<br />
Sitzung der Nationalen Sportkommission<br />
Durchführung eines nationalen Autoslaloms in Luzern<br />
am 18. Juli<br />
Unter dem Vorsitz ihres Präsidenten, Dr. Carl<br />
Napp (Basel) tagte am letzten Samstag in Genf<br />
die Nationole Sportkommission. Sie homologierte<br />
die Resultate des Bergrennens Siders—Montana<br />
vom 21. Dezember des vergangenen Jahres und<br />
anerkannte ferner mit 131,315 km/h den am 28. Februar<br />
<strong>1948</strong> vom Freiburger Benoit Musy auf dem<br />
Abschnitt Saxon—Charrat der Walliser Talstrasse<br />
Brig—Martigny an Bord einer Frazer-Manhattan-<br />
Limousine von 3720 ccm Zylinderinhalt aufgestellten<br />
neuen schweizerischen Tourenwagenrekord über<br />
die Meile mit fliegendem Start.<br />
Sie rollte sodann die schon früher ventilierte<br />
Frage einer Neuregelung der Fohrerklassifizierung,<br />
bzw. des Amateurbegriffs im Nationalen Sportreglement<br />
des ACS neu auf und beauftragte thren<br />
Sekretär, bis kommenden Herbst einen diesbezüglichen<br />
Vorschlag auszuarbeiten, der als Diskussionsbasis<br />
dienen kann und sich grundsätzlich an<br />
das diesjährige bernische Meisterschaftsreglement<br />
anlehnen soll, das eine Einteilung der Amateure<br />
und Experten in zwei Grup>pen (A = Fortgeschrittene,<br />
die an den Sportveranstaltungen bereits mit<br />
gewissen Leistungen aufgewartet haben, und B =<br />
Anfänger) vorsieht. Bei dieser Gelegenheit nahm die<br />
NSK von einem am Tag zuvorSm «Sport» erschienenen<br />
Artikel Kenntnis, der — offensichtlich in völliger<br />
Verkennung der heutigen Lage verfasst — krause<br />
Dinge zum Thema Amateurismus im schweizerischen<br />
AutomobilspoTt enthält, kraus schon deshalb,<br />
weil es in unserm Autosport einen Amateurismus,<br />
wie man ihn in andern sportlichen Disziplinen<br />
kennt, überhaupt nicht gibt. Der gleiche Artikel will<br />
in diesem Zusammenhang den Eindruck erwecken,<br />
als sei der Schweizerische Automobil-Rennsportclub<br />
(SAR) in erster Linie zur Verfechtung von gewerkschaftlichen<br />
Postulaten gegründet worden. Eine<br />
solche Behauptung lässt sich durch nichts besser<br />
widerlegen als durch die Feststellung des Präsidenten<br />
der NSK, wonach die Beziehungen zwischen<br />
ACS und SAR bisher die denkbar besten waren<br />
und die im besagten Artikel ausgesprochenen Vermutungen<br />
jeglicher Begründung entbehren.<br />
Von den übrigen Traktanden, welche die NSK<br />
behandelte, seien stichwortartig folgende erwähnt:<br />
— Mit dem Studium des Problems der finanziellen<br />
Unterstützung der Sportveranstaltungen wurde<br />
eine dreiköpfige Spezialkommission, bestehend<br />
aus den HH. Dr. Napp (Basel), Baumgartner<br />
(Lausanne) und Siegwart (Lmzern) beauftragt.<br />
— Auf Grund der Erfahrungen, die in Zörich-Oerli-<br />
" kon und Genf mit Kleinwagenrennen auf Radrennbahnen<br />
gemacht worden sind, haben die<br />
Organisatoren solcher Veranstaltungen, die<br />
ebenfalls der Sporthoheit des ACS unterstehen,<br />
in Zukunft die übliche BewiHigungsgebühr zu<br />
entrichten.<br />
— Kein Fahrer darf inskünftig ein Pseudonym annehmen,<br />
das einem Gescnlechtsnamen ähnlich<br />
ist oder zu Verwechslung mit einem solchen<br />
Anlass geben könnte.<br />
— Eine von der Sektion Luzern des ACS nachgesuchte<br />
Bewilligung für die Durchführung eines<br />
nationalen Autoslaloms, der am 18. Juli aus Anlass<br />
einet- internationalen Schönheitskonkurrenz<br />
für Automobile in Luzern stattfinden soll, wurde<br />
erteilt. Der Slalom zählt nicht für die Schweiz.<br />
AutomobUmeisterschaft <strong>1948</strong>.<br />
— Die Verhandlungen mit der Sektion Zug über<br />
die eventuelle Organisation des Zugerbergrennens<br />
werden weitergeführt.<br />
— Der im November letzten Jahres gefasste Beschluss,<br />
wonach MHitärkonkurrenten sich an den<br />
sportlichen Veranstaltungen nur mit mindestens<br />
vierplätzigen (d. h. m