E_1948_Zeitung_Nr.036
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Nr. 36 - MITTWOCH, 18. AUGUST <strong>1948</strong><br />
AUTOMOBIL-REVUE 17<br />
Verbesserte Zündkerzen durch<br />
neue Rohstoffe<br />
Trotzdem die eigentliche Aufgabe der Zündkerze<br />
recht einfach ist, sind die verschiedenartigen<br />
Anforderungen, die bezüglich mechanischer, elektrischer<br />
und Wärmefestigkeit an eie gestellt werden,<br />
ausserordentlich hoch. Die Kerze darf im Be*<br />
trieb nicht zu heiss werden, damit sie keine Glühzündungen<br />
verursacht; anderseits muss der Isolierkörper<br />
eine gewisse Temperatur, die sog. Selbstreinigungstemperatur,<br />
einhalten, damit di« von der<br />
Verbrennung herrührenden Rückstände sich nicht<br />
ablagern und einen Kriechweg für den hochgespannten<br />
Zündstrom bilden können. Die Kerze<br />
darf ferner nur kleine Abmessungen haben, damit<br />
sie an der geeignetsten Stelle im Verbrennungsraum<br />
placiert werden kann. Elektroden- und Isolatormaterialien<br />
sind gegen die Einwirkung der oft<br />
bleihaltigen Verbrennungsprodukte möglichst widerstandsfähig<br />
zu machen, und sie dürfen unter<br />
dem Einfluss des ausserordentlich raschen Temperaturwechsels<br />
nicht brüchig wenden. Auch die<br />
Zündspannung der Kerze soll 6ich im Laufe der<br />
Zeit nicht ändern.<br />
Der Feuchtigkeitssicherheit und dem Radiostörschutz<br />
kommt in neuerer Zeit immer mehr Bedeutung<br />
zu, und der Kostenfaktor spielt ebenfalls<br />
eine ausschlaggebende Rolle.<br />
Die Anforderungen, die an das Elektrodenmaterial<br />
gestellt werden, können von keiner<br />
bekannten Legierung vollständig erfüllt werden.<br />
Heute wird vielfach eine Nickel/Chrom/Barium-Legierung<br />
verwendet, die unter dem Namen<br />
Ie o v o I t-L e'g i er ung bekannt ist. Im Gegensatz<br />
zu den vor dem Kriege hauptsächlich verwendeten<br />
Nickellegierungen zeichnet sich dieses neue<br />
Elektrodenmetall durch eine grosse Konstanz der<br />
Zündspannung aus, was auch den Anlass zur Bezeichnung<br />
«Isovolt » gab.<br />
Bei der Wahl des Isolators muss den mechanischen,<br />
thermischen, elektrischen und chemischen<br />
Bedingungen, unter denen er zu arbeiten<br />
hat, Rechnung getragen werden. Die mechanische<br />
Belastung durch den Motor ist selbst bei Vollast<br />
gering, im Vergleich zu den Drücken, die nötig<br />
sind, um eine absolute Gasdichtheit der Kerze zu<br />
garantieren. Die modernen Hochleistungsmotoren<br />
verlangen auch eine so grosse Hitzebeständigkeit,<br />
dass die früher verwendeten Porzellan- und Glimmerisolatoren<br />
allgemein durch keramische Isoliermassen<br />
ersetzt wurden, zu deren Entwicklung langjährige,<br />
kostspielige Vorarbeiten und Versuche notwendig<br />
waren. Die Hitzefestigkeit konnte durch<br />
Einführung der Mullite-Isoliermassen stark gesteigert<br />
werden, Einen weiteren Fortschritt bringt nun<br />
der neue Alumina-Körper, bei dem zusätzlich<br />
die Wärmeleitfähigkeit stark erhöht werden<br />
konnte. Er wurde von der AC-Kerzenabteilung der<br />
General-Motors entwickelt.<br />
Bei Verwendung von tetraäthylbleihaltigen<br />
Brennstoffen ist die Gefahr von chemischen Reaktionen<br />
der Isolatorspitze mit den Verfcrennungs-<br />
Produkten besonders jjross. Das Blei übt auf t*~<br />
wisse keramische Isoliermassen einen zerstörenden<br />
Einfluss aus. Es bildet sich auf der Isolatoroberfläche<br />
ein Bleisilikat-Niederschlag mit relativ niedrigem<br />
Schmelzpunkt, der bei hohen Temperaturen<br />
elektrisch leitend wird und das Auftreten von<br />
Kriechströmen begünstigt. Früher war es üblich,<br />
die keramischen Isoliersteine mit einer Glasur zu<br />
überziehen, um die Ablagerung<br />
von Verbrennungsrückständen<br />
möglichst<br />
zu erschweren. Seit<br />
der Einführung von gebleiten<br />
Brennstoffen wird<br />
nun diese Glasur weggelassen,<br />
um die erwähnte<br />
Reaktion der Bleisalze<br />
zu verzögern.<br />
Die neuen Isolatorkörper<br />
machten auch eine<br />
verbesserte Formgebung<br />
der feolatorspitzen möglich.<br />
Diese können dünner<br />
gehalten werden, so dass<br />
sie den Temperaturschwankungen<br />
jeweils rascher<br />
zu folgen vermögen.<br />
Dadurch wird erreicht,<br />
dass sie während einer<br />
Schnitt durch Zündkerze V****»* größeren<br />
mit in Serie geschulte- Zeitspanne die Selbstreitem<br />
Luflspalt. nigungstemperatur einhalten,<br />
was sich verzögernd<br />
auf die Ablagerung von Oelkohle und Russ auswirkt.<br />
Der neue Alumina-Isolierkörper bedeutet<br />
somit einen weiteren Schritt auf dem Wege zum<br />
bisher noch unerreichten Ziel der für alle Motoren<br />
verwendbaren Universalkerze.<br />
Elektrische Anforderungen.<br />
Um ein einwandfreies Arbeiten der Zündung zu<br />
erreichen, sollte sich vor der Zündung die Spannung<br />
60 Tasch als möglich aufbauen. Einen beträchtlichen<br />
Fortschritt in dieser Hinsicht bringt<br />
die mit Elektronenröhren arbeitende Hochfrequenz-<br />
Zündung. Während bei einem normalen Zündsystem<br />
eine Zeitspanne von Vj,oooo Sekunde benötigt wird,<br />
um die Zündspannung zu erreichen, wird die Zeit<br />
bei Hochfrequenzzündsystemen auf Vioooooo Sekunde<br />
verkürzt. Dadurch ist es möglich, stark verrusste<br />
Kerzen, die bei normalen Zündsystemen versagen<br />
würden, noch einwandfrei zu zünden. Trotzdem<br />
die Hochfrequenzzündung für Flugmotoren<br />
6chon verwendet wurde, dürfte sie wegen ihrer beträchtlich<br />
höheren Kosten vorläufig für Fahrzeugmotoren<br />
kaum stärkere Verbreitung finden. Günstiger<br />
werden die Aussichten der neuen «series<br />
gap »-Kerzen mit einem in Serie geschalteten, im<br />
Isolatorkörper eingebauten Luftspalt beurteilt, die<br />
ebenfalls schon in Flugzeugen verwendet wurden.<br />
Die Eigenschaften dieser Typen sollen trotz beträchtlich<br />
geringerem technischem Aufwand ähnlich<br />
denjenigen von HF-Zündsystemen sein.<br />
(SAE-Journal, November 1947, Bearbeitung -ch-)<br />
Das Schmidtsche Reaktionsrohr<br />
(Sehlnag Ton Seite 14)<br />
Das Gemisch ist kalt und relativ schwer. Wenn der<br />
Schirm nun mit hoher Geschwindigkeit auf die<br />
Geinischfront trifft, so geht von ihr ein starker<br />
Stoss durch die kurze Gemischwolke, der in der<br />
Frontzone sofort und in den tieferlieigenden Bereichen<br />
sehr bald das Gemisch zur Explosion bringt.<br />
Der Expansiansdruck wirft den « Schirm» erneut<br />
gegen den Auslass hin, trnd so wiederholt sich der<br />
Vorgang.<br />
Was ist nun der « Drahtschirm »? In Wirklichkeit<br />
verhält es sich 60, dass der Explosionsdruck,<br />
während er die Gassäule im Rohr beschleunigt, sich<br />
bis zum Rohrauslass hin bewegt und wie eine Welle,<br />
aber sehr plötzlich, herausquillt. Auf den Wellenberg<br />
des Explosionsdrucks folgt dann am Rohrauslass<br />
ein Wellental mit Unterdruck, der sich nach rückwärts<br />
zum Einlass hin fortpflanzt und das Nachsaugen<br />
frischer Ladungsluft bewirkt. Vom tiefsten<br />
Unterdruck ansetzend tritt zugleich, nach gasdynamischen<br />
Gesetzen, am Auslass ein kurzer, harter<br />
Drucksprung auf, der « Verdichtunigsstoss ». Dieser<br />
läuft gleichsam hinter dem Unterdruck her nach<br />
rückwärts, und die Verdichtungsstosswelle wird<br />
um so härter und schneller, je tiefer sie ins Rohr<br />
hinein zurückläuft. Sie hat mit der Richtung der<br />
Gasströmung selbst nicht viel zu tun, so wenig wie<br />
der Schall mit der Windrichtung; es kann also Ausströmung<br />
sein und trotzdem ein Rücklaufen der<br />
Verdichtungswelle. Die Verdichturngswelle ist zudem<br />
eine Ueberschallerscheinung, also ein typisches<br />
Gebilde der Gasdynamik.<br />
Dass diese Welle nun aber kaltes, unverdichtetes<br />
Gemisch zündet, und zwar mit mehreren hundert<br />
Metern Zündgeschwindigkeit, war nicht bekannt<br />
und ist von Schmidt erstmals aufgezeigt<br />
worden. Er hat diese Zündmethode systematisch<br />
entwickelt, und die ersten Zündungen mit Verdichtungsstoss<br />
1931/32 durchgeführt. Paul Schmidt<br />
bezeichnet die Erscheinung mit «gasdynamischer<br />
Stosszündung ». Sie hat Aehnlichkeit mit der Detonationswelle<br />
(Berthelot-Welle), die in detonierbaren<br />
Stoffgemischen auftritt; und Verdichtungswellen<br />
treten auch beim Klopfen eines Motors auf.<br />
Das motortechnische Neuland, welches mit diesen<br />
Forschungen betreten wurde, führt das Prinzip<br />
der periodisch betriebenen Verbrennung in einer<br />
Richtung weiter, welche die Motoren frei macht<br />
von den Beschränkungen die ihnen Kolben und<br />
Getriebeteile 6owie die Begrenzung der Brenngeschwindigkeit<br />
auferlegen. Alle Geschwindigkeiten<br />
werden rund aufs Zehnfache erhöht. Die gasdynamisdhe<br />
Stosszündung bringt Unabhängigkeit<br />
von der Art des Treibstoffs und verarbeitet praktisch<br />
jeden Treibstoff, von Hochoktanbenzin über<br />
Schweröl bis möglicherweise zum Kohlenstaub in<br />
gleicher Weise. Das Schmidt-Rohr springt an und<br />
läuft bei tiefen Kältegraden genau so wie bei<br />
grösster Hitze, es arbeitet genau so bei Unterdruck<br />
der Umgebung wie bei Ueberdruck. Der Antrieb<br />
der V1 und die Rohre jener Zeit hatten einen<br />
Venbrennungswirkumgsgrad von nur 20 %, doch hat<br />
Schmidt schon früher bei Erazetzüadungen über<br />
80 % erreicht.<br />
Zweifellos besitzen wir im Schmidt-Rohr den<br />
konstruktiv einfachsten Motor, bei dem die unter<br />
Druck ausströmenden Verbrennungsgase entweder<br />
wie bisher zu einer unmittelbaren Schubkrafterzeugung<br />
oder mittelbar zur Wärmeausnützung<br />
des Gas/L tift-3renngemisch es (in einem Heizgerät)<br />
zu verwenden 6ind. Da nach Schmidt das Rohr<br />
gradlinig oder auch gewunden verlaufen darf, lässt<br />
sich beispielsweise ein kreisrundes Rohr mit nebeneinander<br />
verlaufenden Enden und zentraler<br />
Kraftstoffzufühmng denken, welches die einfachste<br />
Gasturbine darstellt.<br />
Vermutlich stehen wir hier im Anfang einer<br />
vielleicht verzweigten Entwicklung. Doch scheinen<br />
sich, im grossen gesehen, Grenzen abzuzeichnen<br />
von einem Neuland, in welchem aus dem geräuschvollen<br />
V-1-Antrieb schliesslidh auch ein richtig arbeitender<br />
Motor erwachsen kann, wenn die dazu<br />
noch notwendigen Entwicklungsarbeiten geleistet<br />
sind.<br />
Ingis.<br />
BRIEFE DER LESER AN DIE A.-R.<br />
Zu unseren Betriebskostenrechnungen<br />
Die Betriebskostenberechnung von W. F. in<br />
Nr. 28 vom 23. Juni <strong>1948</strong> der « Automobil-Revue »<br />
sollte meines Erachtens nicht unwidersprochen<br />
hingenommen werden, da sie ein falsches Bild ergibt.<br />
W. F. gedenkt bei 20 000 km Jahresleistung<br />
10 % zu amortisieren. Er erwartet somit vom Wagen<br />
eine Leistung von 200 000 km. Diese Amortisation<br />
ist ungenügend und berücksichtigt nicht, das6<br />
der Wagen vielleicht bei 150 000 oder weniger km<br />
wegen grosser Reparaturanfälligkeit zu jedem Preis<br />
abgestossen werden muss. Es ist möglich, aber<br />
nicht sicher, dass der Wagen heute mit 20 000 km<br />
noch zu 90 % des Neuwertes gelten würde. Zu<br />
normalen Zeiten, wo Wagen ab Lager erhältlich<br />
sein werden, ist das aber niemals der Fall und die<br />
Amortisation erheblich zu gering.<br />
Im weitern ist der Kapitalzins zu 3 % zu niedrig,<br />
berechnet doch die AHV für Kapital im eigenen<br />
Betrieb 4 % Zins.<br />
Ferner ist es unklar, wie W. F. bei einer Jahresleistung<br />
von 20 085 km und Fr. 6700,70 entstandenen<br />
Kosten auf einen Kilometerpreis von Fr. 26,6<br />
kommt Schliesslich sollte doch bei diesen Betriebsrechnungen<br />
verlangt werden, dass der Preis pro Kilometer<br />
für mehrere Jahre ausgerechnet wird, da es<br />
nicht angeht, im einen Jahre für 30 und im andern<br />
Jahr für 40 Rp. pro Kilometer zu rechnen.<br />
Mit solchen Berechnungen gilbt man den Behörden<br />
usw. die Hinweise, der Autobetrieb komme<br />
doch nicht so teuer wie oft geschildert, so dass die<br />
Amtsstellen zum Schlüsse kommen müssen, Steuererhöhungen<br />
und Zollzuschläge könnten den Automobilisten<br />
noch gut Überbunden werden. Dr. W. A.<br />
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