E_1949_Zeitung_Nr.002
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AUTOMOBIL REVUE MITTWOCH, 12. JANUAR <strong>1949</strong> - Nr. 2<br />
USA<br />
Eine moderne amerikanische Durchgangsstrasse<br />
Der Anschluss der (von links im Bilde kommenden) Ueberlandstrasse an die vier erweiterten Lokalstrassen, zwischen welche<br />
die neue Durchgangsstrasse (Expressway) zu liegen kommt.<br />
(New York) Eine neuartige Losung des Verkehrsproblems<br />
ist von der amerikanischen Stadt<br />
Houston im Staate Texas vor mehr als acht Jahren<br />
angestrebt und heute nahezu vollendet worden.<br />
Houston, eine der am schnellsten wachsenden<br />
Städte der USA, lag an einer grossen Ueberlandstrasse,<br />
die am einen Ende der Stadt aufhörte<br />
und" sich am anderen wieder (ortsetzte.<br />
Jeder, der die Strasse benützen wollte, musste<br />
durch Houston hindurchfahren; jeder, der in der<br />
Stadt bleiben wollte, befuhr die gleichen Strassenzüge.<br />
Beide Gruppen von Fahrern gerieten<br />
dabei in die verhältnismässig engen, einem modernen<br />
Massenverkehr keineswegs gewachsenen<br />
Strassen des Geschäftsviertels, und die Folge<br />
waren Verkehrsstauungen, die für Fahrer und<br />
Geschäftsleute erhebliche Nachteile mit sich<br />
brachten. Diese Zustände wurden völlig unhaltbar,<br />
als die Bevölkerung von Houston auf mehr<br />
als eine halbe Million anwuchs und täglich neue<br />
Autos hinzukamen, ohne dass die alten Strassen<br />
erweitert werden konnten.<br />
Ein kürzlich in der Zeitschrift « The American<br />
City > (New York} erschienener Aufsatz behandelt<br />
die Art und Weise, wie sich Houston mit<br />
diesem Problem auseinandersetzte. Schon nach<br />
einer kurzen Untersuchung ergab es sich, dass<br />
die Stadt sowohl staatliche als auch Bundeshilfe<br />
in Anspruch nehmen musste, um den gordischen<br />
Verkehrsknoten zu entwirren. Die Behörden<br />
einigten sich darauf, einem Strassenbauingenieur<br />
die Ausarbeitung und Ausführung eines modernen<br />
Strassenbauprojektes zu übertragen.<br />
Die von dem Ingenieur vorgeschlagene und<br />
von allen Beteiligten akzeptierte Lösung bestand<br />
darin, die Führung der Strasse durch die Stadt<br />
so zu gestalten, dass der Durchgangsverkehr<br />
nicht gehemmt wurde, Fahrer jedoch die Möglichkeit<br />
behielten, jeden gewünschten Punkt innerhalb<br />
der Stadt direkt von der grossen Durch-<br />
Luftbild der Ueberführung der Ueberlandstrasse in die vier<br />
Lokalstrassen, von denen aus ein Abschwenken in die übrigen<br />
Slrassen'ohne weiteres möglich ist, währenddem dies bei der<br />
projektierten Durchgangsstrasse (wovon die Abbildung nur<br />
ein Stück zeigt, in der Mitte zwischen den vier Hauptstrassen<br />
nämtich) nicht zutrifft. Sie verläuft ohne die Möglichkeit von<br />
Querverbindungen durch die Stadt hindurch.<br />
Photos «The American City»<br />
gangsstrasse aus aufzusuchen. Zu diesem Zwecke<br />
wurden fünf Strassenzüge geplant. Der eine ist<br />
mehr oder weniger identisch mit der Ueberlandstrasse,<br />
abgesehen davon, dass eine Möglichkeit,<br />
ihn zu verlassen, innerhalb der Stadt nicht<br />
mehr besteht Durchgangsverkehr und Lokalverkehr<br />
werden demnach scharf getrennt. Bei<br />
den andern vier handelt es sich um erweiterte,<br />
modernisierte Strassen, die schon vorher bestanden<br />
hatten, nunmehr aber an die Ueberlandstrasse<br />
vor der Stadt angeschlossen wurden.<br />
Diese vier Strassenzüge verlaufen innerhalb der<br />
Stadt parallel zur Ueberlandstrasse; im Gegensatz<br />
zu dieser können sie jedoch an jeder Kreuzung<br />
verlassen werden.<br />
Die Ueberlandstrasse nimmt die vier einzelnen<br />
Strassenzüge ausserhalb der Stadt in sich<br />
auf. An dieser Stelle ist sie 25 m breit; ein 1,2 m<br />
breiter, bewachsener Mittelstreifen trennt zwei<br />
je 12 m breite Fahrbahnen, auf denen der Verkehr<br />
(dreispurig) in entgegengesetzten Richtungen<br />
fliesst. Diese Strassenbreite wird für ausreichend<br />
erachtet, um den Verkehr der 60 000<br />
bis 70 000 Wagen, die täglich nach und durch<br />
Houston kommen, zu bewältigen. Innerhalb der<br />
Stadt ist der Expressway wesentlich schmaler,<br />
aber hier haben ihn ja bereits alle die Fahrer<br />
verlassen, die nicht über Houston hinaus wollen.<br />
Ernst Behrendt.<br />
Ans dem Automobilwesen der USA 1948<br />
Am 31. Dezember 1948 waren m den USA<br />
33 351 000 Personenautos registriert (8 % mehr<br />
als 1947); von diesen wurden rund 9 Millionen<br />
nach dem Kriege, etwas unter 11 Millionen zwischen<br />
1939 und 1942 und nahezu 14 Millionen vor<br />
1939 gebaut. Das Durchschnittsalter der amerikanischen<br />
Autos verringerte sich etwas, und<br />
zwar auf 8,7 Jahre, lag aber immer noch weit<br />
über dem Vorkriegsdurchschnitt von 5,5 Jahren.<br />
Wertmässig stellte die Lastwagenindustrie<br />
einen neuen Rekord auf: Der Gesamtwert der<br />
1948 fabrizierten Lastwagen und Autobusse betrug<br />
2 139 000 000 Dollar, d. h. über 25 % mehr<br />
als 1947. Insgesamt waren 7 687 000 Lastwagen<br />
und Autobusse registriert.<br />
Die Herstellung von Ersatzteilen für die<br />
Autoindustrie ist selbst eine Grossindustrie geworden.<br />
Vor dem Kriege belief sich der Anteil<br />
der Ersatzteile am Gesamtwert der Autoerzeugung<br />
auf 16 %; 1948 stieg er auf 28K %, d.h. es<br />
wurden Ersatzteile im Werte von 2 600 000 000<br />
Dollar (Engrospreis) verkauft Natürlich ist dies<br />
eine Folge der Tatsache, dass so viele Wagen<br />
überaltert sind und mehr Ersatzteile brauchen.<br />
Auch die Steuern erreichten eine Rekordhöhe:<br />
Amerikas Automobilisten zahlten<br />
1948 rund 3 360 000 000 Dollar an Steuern. Es ist<br />
interessant, dass gleichzeitig die Kosten für<br />
Strassenbau (für den die Steuern bestimmt sind)<br />
3 000 000 000 Dollar kaum überstiegen. In diesen<br />
Steuern sind 700 000 000 Dollar an staatlichen<br />
Lizenzgebühren, 1 380 000 000 Dollar an staatlichen<br />
Benzinsteuern, 1 100 000 000 Dollar an<br />
Bundessteuern für Fahrzeuge, Benzin und Ersatzteile<br />
sowie 180 000 000 Dollar an örtlichen<br />
Steuern, Brücken- und Wegegeldern u. dgl. enthalten.<br />
Die amerikanische Autoausfuhr ist zurückgegangen;<br />
sie betrug nur 6 % der Gesamtproduktion<br />
an Personenwagen; 1947 waren es<br />
7/4 % gewesen. Dieser Prozentsatz ist mit Ausnahme<br />
von 1936 und der Kriegsjahre der niedrigste<br />
seit 23 Jahren. Die Tatsache, dass<br />
nur 442 000 Fahrzeuge (1947: 512 333) exportiert<br />
wurden, darunter nur 240 000 Personenwagen,<br />
wird vor allem auf Dollarverknappungen und<br />
Einfuhrbeschränkungen im Ausland zurückgeführt.<br />
Unter den europäischen Märkten spielte<br />
in erster Linie Belgienceine Rolle.<br />
978 000 Personen sind heute in der amerikanischen<br />
Autoindustrie beschäftigt, d. h. 36 000<br />
mehr als im Vorjahre. Direkt und indirekt verdanken<br />
dem Automobilgewerbe mehr als 9 Millionen<br />
Amerikaner ihren Lebensunterhalt Das<br />
bedeutet, dass jeder siebente Amerikaner unmittelbar<br />
oder mittelbar von der Autoindustrie lebt<br />
E.B.<br />
Die amerikanische Anlokon junktnr:<br />
Weitere Daten.<br />
Nach einer soeben veröffentlichten Marktanalyse<br />
der Crowell-Collier Company ist es<br />
wahrscheinlich, dass in den nächsten zwei Jahren<br />
(<strong>1949</strong> und 1950) 15 400 000 Amerikaner neue<br />
und alte Wagen kaufen werden. Wie gross der<br />
Anteil der Käufer von Neuwagen sein dürfte,<br />
geht aus einer von Buick veranstalteten Erhebung<br />
hervor, die in erster Linie das Einkommen<br />
als Grundlage nimmt. Hiernach reicht das<br />
Gesamteinkommen der Amerikaner aus, um<br />
einen Absatz von 6 Millionen Wagen im Jahre<br />
<strong>1949</strong> zu sichern. (1948 wurden rund 3 600 000<br />
Personenwagen hergestellt.) Beide Analysen stehen<br />
in scharfem Gegensatz zu den optimistischen<br />
Stimmen, die von einem Ende des « seller*s market<br />
» und der Wiederkehr des freien Wettbewerbs<br />
in der nahen Zukunft sprechen. E. B.<br />
AUSTRALIEN<br />
Ein neuer australischer Wagen<br />
Neben dem von der australischen General<br />
Motors kürzlich herausgebrachten « Holden » bestehen<br />
Pläne für den Bau eines weiteren, vollständig<br />
in Australien gefertigten neuen Wagens,<br />
dessen Namen und ungefährer Preis jedoch einstweilen<br />
noch geheimgehalten werden. Einige<br />
Prototypen haben indessen die Testfahrten bereits<br />
hinter sich. Der Wagen, hinter dem ein Industrieller,<br />
nämlich der ehemalige Generaldirektor<br />
der General Motors in Australien steht, soll<br />
jedoch nicht in Konkurrenz zum « Holden », dem<br />
neuen, ganzaustralischen 2,2-Liter-6-Zylinderwagen<br />
treten, denn es handelt sich um ein billiges,<br />
im Betrieb sehr sparsames Modell, bei dessen<br />
Bau Aluminium in weitestem Masse Verwendung<br />
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