gute besserung! 1I2018
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20 Inkontinenz<br />
Urogynäkologin<br />
Tina Cadenbach-<br />
Blome im Gespräch<br />
mit einer Patientin.<br />
Mit neuen OP-Methoden mehr Lebensqualität schaffen<br />
Beckenboden schwäche bei Frauen<br />
Viele Frauen kennen das: Sie können ihre Blase in bestimmten Situationen nicht mehr richtig<br />
kontrollieren. Schon das Lachen über einen Witz, das Niesen, Husten oder Treppensteigen kann zu<br />
Harnverlust führen.<br />
Zumeist ist eine genetische Schwäche<br />
des Bindegewebes die Ursache. Erstmalig<br />
können die Beschwerden nach der Geburt<br />
eines Kindes auftreten. Aber auch das Tragen<br />
des Nachwuchses bis weit über das<br />
1. Lebensjahr hinaus, das Auslassen des<br />
Beckenbodentrainings nach dem Rückbildungskurs,<br />
körperliche Arbeit und chronische<br />
Erkrankungen können zu Bindegewebsschwäche<br />
im Beckenboden führen.<br />
Die Folge: Organe wie Blase, Gebärmutter<br />
oder Darm senken sich je nach Schweregrad<br />
bis zum Scheideneingang herab oder<br />
ragen sogar hinaus; der Verschlussmechanismus<br />
der Blase ist gestört. Nicht selten<br />
klagen Betroffene über ein Druck- oder<br />
Fremdkörpergefühl in der Scheide, ein Ziehen<br />
im Unterleib und unteren Rücken und<br />
über Schmerzen beim Wasserlassen – mit<br />
Auswirkungen auf Partnerschaft, Sexualität<br />
und Freizeitgestaltung.<br />
„Im Frühstadium können wir bereits<br />
vielen mit Beckenbodentraining oder<br />
Pessaren helfen“, sagt Tina Cadenbach-<br />
Blome, leitende Oberärztin und Leitung<br />
der Urogynäkologie der Klinik für Gynäkologie<br />
und Geburtshilfe im Ev. Amalie<br />
Sieveking-Krankenhaus. „Für den Fall,<br />
dass die konservativen Optionen nicht<br />
greifen, gibt es heute spezielle und schonende<br />
Operationsverfahren für Jüngere<br />
und Ältere, die nur einen kurzen Klinikaufenthalt<br />
nötig machen und die Beckenbodensenkung<br />
wirksam beheben.“<br />
Eine Gebärmutterteil-, oder eine totale<br />
Gebärmutterentfernung kann in den meisten<br />
Fällen vermieden werden.<br />
Komplikationsarme Verfahren<br />
Vor allem die „laterale Suspension nach<br />
Dubuisson und auch die Pectopexie“<br />
gehören hier zu den komplikationsarmen<br />
Verfahren: „Die gesenkten Organe werden<br />
über einen minimal-invasiven Eingriff<br />
wieder an ihre natürlichen Fixpunkte verbracht.<br />
Viele Komplikationen der üblichen<br />
Fixationsmethoden treten nicht auf, wie<br />
Verstopfung oder Schmerzen im Rücken.<br />
Das Risiko der Verletzung von Harnleiter,<br />
Beckengefäßen oder Beckenerven ist minimal“,<br />
so Cadenbach-Blome. Die Klinik<br />
ist die einzige in Hamburg, die beide Methoden<br />
routinemäßig anbietet.<br />
Auch die seit etwa 25 Jahren erfolgreich<br />
angewandte Operation, bei der eine<br />
stützende Schlinge unter die Harnröhre<br />
eingesetzt wird, um unkontrollierten<br />
Urinabfluss zu verhindern, gehört im Ev.<br />
Amalie Sieveking-Krankenhaus zu den<br />
Routine eingriffen. „Die erfolgreiche Behandlung<br />
des erkrankten Beckenbodens<br />
erfordert allerdings eine gezielte Vordiagnostik,<br />
eine individuelle Therapie-Strategie<br />
sowie oftmals eine Zusammenarbeit<br />
mehrerer Spezialisten. Deshalb werden<br />
wir an der Klinik bald unser fachübergreifendes<br />
Beckenbodenzentrum zertifizieren“,<br />
betont die leitende Oberärztin und<br />
Urogynäkologin.<br />
rs