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... der steirer land... 2018 / 1. AUSGABE

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her nichts mit unseren Palmbuschen zu tun hatten,<br />

entdeckte ich erst Jahre später, als ich in <strong>der</strong><br />

letzten Schulwoche vor den Osterferien im Religionsunterricht<br />

Bil<strong>der</strong> von echten Palmen zu sehen<br />

bekam. Ich gebe zu, ich war ein wenig enttäuscht,<br />

dass es sich dabei nur um einfache grüne Blätter<br />

handelte. Und weiche „Kätzchen“ hatten sie auch<br />

nicht. Mir kamen sie in ihrer Schlichtheit fast ein<br />

wenig unwürdig vor in Anbetracht <strong>der</strong> Tatsache,<br />

dass mit ihnen ein König begrüßt wurde.<br />

Die Enttäuschung hielt allerdings nicht lange an.<br />

Schon bei <strong>der</strong> Palmweihe ein paar Tage später wurde<br />

ich von <strong>der</strong> festlichen Stimmung – wie schon<br />

die Jahre davor – in das Palästina von vor 2.000<br />

Jahren getragen, wo Menschen aus Freude über<br />

die Begegnung mit dem König ihre Klei<strong>der</strong> auf<br />

den staubigen Boden warfen und ihn mit Palmwedeln<br />

begrüßten – natürlich mit solchen, wie<br />

wir sie hatten. Und meinen hängte ich wie jedes<br />

Jahr voll Stolz über mein Bett. Er war „geweiht“<br />

und etwas Heiliges war an ihm. Er begleitete mich<br />

durchs Jahr und ich spürte, wie Segen von ihm<br />

ausging. Intuitiv erlebte ich damals ohne große<br />

Erklärungen, warum die Kirche Jahr für Jahr den<br />

Palmsonntag feiert und die Palmzweige segnet.<br />

Wir erfahren, dass Gott für uns Mensch geworden<br />

ist und er ganz bei uns sein möchte – als<br />

König in unseren Herzen. Der Segen des Palmbuschens<br />

besteht darin, dass er das ganze Jahr über<br />

ein Erinnerungszeichen an die Gegenwart Gottes<br />

in unserem Leben ist. Er zeigt: Gott ist immer da<br />

und geht mit uns. Gott möchte, dass wir Mut finden,<br />

immer wie<strong>der</strong> neu zu beginnen und lebendig<br />

zu werden, wie die Weidenzweige im Frühling. Er<br />

möchte, dass wir kraftvoll sind wie das Grün des<br />

Buchsbaums und voll Freude und Lebenslust, die<br />

sich in bunten Bän<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> verzierten Ostereiern<br />

ausdrücken.<br />

Noch heute ist es mir unmöglich, den alten Palmbuschen<br />

zum Biomüll zu geben o<strong>der</strong> ihn auf den<br />

Komposthaufen zu werfen. Mangels eines Tischherdes<br />

ist <strong>der</strong> würdigste Ort für mich das eigene<br />

Osterfeuer. Und <strong>der</strong> neue kommt jedes Jahr in <strong>der</strong><br />

Küche über die Eingangstür, wo die ganze Familie<br />

und unsere Gäste am Öftesten aus- und eingehen.<br />

Da hat er uns gut im Blick.<br />

8424 GABERSDORF 60 • WWW.DEUTSCHMANN.CC<br />

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