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... der steirer land... 2018 / 1. AUSGABE

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ALTES<br />

BRAUCHTUM<br />

Vom Binden und Wirken<br />

DER PALMZWEIGE<br />

Der Palmsonntag ist <strong>der</strong> letzte Sonntag <strong>der</strong> Fastenzeit, mit ihm wird die Karwoche<br />

eingeleitet. Traditionellerweise wird mit <strong>der</strong> Segnung <strong>der</strong> Palmbuschen an den Einzug<br />

Jesu in Jerusalem gedacht. In unseren Breiten ist die Palmweihe eine Segenshandlung im<br />

Frühjahr, die Schutz vor Gefahren für Haus und Hof bringen soll.<br />

In Schönegg durfte ich mich mit Franz<br />

Poschgan, geboren 1946, über die hohe<br />

Kunst des Palmbuschenbindens unterhalten und<br />

auch darüber, wie wichtig es dabei ist, die spirituellen<br />

und religiösen Grundregeln einzuhalten.<br />

Franz besuchte, obwohl er zur Gemeinde Seggauberg<br />

gehörte, die ersten beiden Klassen <strong>der</strong> Volksschule<br />

in Heimschuh. Hier begann er auch seinen<br />

Dienst an <strong>der</strong> Kirche, indem er als Ministrant beim<br />

legendären Heimschuher Pfarrer Franz Schuster<br />

wirkte. Damals war es ganz selbstverständlich,<br />

dass <strong>der</strong> Priester auch den Religionsunterreicht in<br />

<strong>der</strong> Schule abhielt und so lernte Franz vor beinahe<br />

65 Jahren, worauf es beim Binden <strong>der</strong> Palmzweige<br />

ankommt. Das Abschneiden <strong>der</strong> Palmzweige sollte<br />

traditionsgemäß um den Schmerzen-Freitag herum<br />

passieren, das ist <strong>der</strong> Freitag vor dem Palmsonntag.<br />

Früher, erinnert sich Franz an eine Geschichte des<br />

Pfarrers, war es üblich, dass die Knechte für ihre<br />

Bauern die Palmbuschen banden. Die schönsten<br />

trug <strong>der</strong> Bauer selbst bei <strong>der</strong> Palmprozession und<br />

<strong>der</strong> Knecht bekam für seine Arbeit pro gebundenem<br />

„Kranzl“ ein Ei. Da die Palmbuschen meist<br />

eine Länge von gut einem Meter und mehr hatten,<br />

bekam <strong>der</strong> fleißige Knecht gut und gerne fünf bis<br />

sieben Eier, was zur damaligen Zeit ein wirklich<br />

großer Wert war. Oft gab es noch ein paar blaue<br />

Flecken dazu, denn natürlich waren die an<strong>der</strong>en<br />

Knechte neidisch. Gut und gerne, so erzählte <strong>der</strong><br />

Pfarrer, wurde <strong>der</strong> eine o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Palmbuschen<br />

umgedreht und als wirksamer Prügelstock gegen<br />

den Eiergewinner eingesetzt. Alles, so erzählt<br />

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