21.03.2018 Aufrufe

04-2018 BOCHUM HEINZ MAGAZIN

Heinz Magazin April 2018, Ausgabe für Bochum

Heinz Magazin April 2018, Ausgabe für Bochum

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

stoff drapierten fünf Themenbereiche enthüllen „Irrtümer“. Grub<br />

Schliemann das Troja aus, von dem Homer berichtet? Waren griechische<br />

Skulpturen tatsächlich in edlem Weiß gehalten? Dann diese<br />

Krone, die sich als Eimerbeschlag entpuppte. Und nicht zu vergessen<br />

die Sache mit dem mythischen Einhorn: Eines der Highlights<br />

der Schau ist die Rekonstruktion eine im 17. Jh. aufgefundenen sog.<br />

„Einhornskeletts“: ein drei Meter hohes Wesen mit nur zwei Vorderbeinen,<br />

einem Horn und einem langen Schwanz mit rollenartigem<br />

Fortsatz – so hat Otto von Guericke 1663 die bei Quedlinburg gefundenen<br />

Knochen gedeutet, die in Wahrheit wohl von Mammut<br />

und Wollnashorn stammten. Man war eben überzeugt von der Existenz<br />

des Fabelwesens, also musste es auch entdeckt werden! Ziel<br />

der Ausstellung ist natürlich keinesfalls, „einzelne Forscher zu diskreditieren,<br />

sondern Erkenntnisfortschritte der Wissenschaft zu veranschaulichen“,<br />

betonen die Kuratoren.<br />

Die Ausstellung ist ein spannender,<br />

mitunter sehr amüsanter<br />

„Ritt“ durch die Geschichte der<br />

Archäologie – von den Kinderschuhen<br />

bis heute. Topaktuell in<br />

Zeiten von Fake News, denn<br />

zwischen den Zeilen wird auch<br />

vermittelt, dass nicht jeder<br />

Nachricht sofort geglaubt werden<br />

sollte oder sie für ewig gültig bleiben muss. Besucher können<br />

die Schau nach eigenem Interesse entdecken oder mit Hilfe eines<br />

interaktiven Begleitheftes begehen. Hintergrundinformationen liefern<br />

die kostenlosen Ausstellungsführungen an jedem Sonntag, sowie<br />

an Feiertagen, immer um 16 Uhr. Archäologie entpuppt sich<br />

hier als lebendige Wissenschaft, die auch mal Fehler macht. Doch<br />

immer wieder dazulernt. Auch, dass erst einmal nichts in Stein gemeißelt<br />

ist.<br />

Claudia Heinrich<br />

❚ IRRTÜMER UND FÄLSCHUNGEN DER ARCHÄOLOGIE<br />

Archäologie LWL-Museum für Archäologie, Europaplatz 1, Herne<br />

Dauer: 23.3.-9.9., Di/Mi/Fr 9-17 Uhr, Do 9-19 Uhr, Sa/So/Feiertag 11-18 Uhr<br />

Sondertermin: Am 29.3. lädt das Museum zur „Nacht der Irrtümer & Fälschungen:<br />

Von 20 bis 24 Uhr ist der Eintritt frei!<br />

Das gilt auch für die fünf Themenbereiche<br />

„Fälschung“, die<br />

spektakuläre Betrugsfälle der<br />

Vergangenheit aufrollen. Gefälscht<br />

wurde schon in alten Zeiten<br />

– von Metallbarren in der<br />

Bronzezeit über antike Münzen<br />

und Falschgeld aller Art bis zu<br />

Urkunden im Mittelalter. Geradezu<br />

anrührend komisch sind<br />

die Würzburger „Lügensteine“,<br />

die aus dem Anfang des 18.<br />

Jahrhunderts stammen: Blümchen,<br />

Bienen, Fledermäuse, kopulierende<br />

Frösche und anderes<br />

Getier in Kalkstein, die als vermeintlich<br />

echte Fossilien wissenschaftlich<br />

erforscht wurden.<br />

Tatsache war, dass drei Jugendliche<br />

die kleinen Steinreliefs hergestellt<br />

und 1725 teuer an einen<br />

Professor Beringer verkauft hatten,<br />

der nach Jahren allerdings<br />

selbst noch den Betrug entlarvte.<br />

Hauptexponat ist eine angeblich<br />

spektakuläre Kostbarkeit:<br />

die kunstvoll gearbeitete<br />

Tiara des Skythenherrschers<br />

Saitaphernes. 1896 wurde diese<br />

vom berühmten Pariser Louvre<br />

für gutes Geld erworben, später<br />

dann aber von einem Juwelier<br />

aus Odessa als Fälschung entlarvt.<br />

Auch der Frage nach archäologischen Funden von Einhörnern geht die Sonderausstellung im Herner Museum nach. © Ars Mundi<br />

<strong>04</strong>.<strong>2018</strong>| <strong>HEINZ</strong> |57

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!