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04-2018 WUPPERTAL HEINZ MAGAZIN

HEINZ Magazin April 2018, Ausgabe für Wuppertal, Solingen, Remscheid

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Katharina Gschwendtner<br />

Dramatiker Philipp Löhle vermenschlicht die Datenkrake<br />

im Düsseldorfer Central Jeder weiß: Wer im<br />

Netz unterwegs ist, hinterlässt Spuren. Niemand<br />

weiß: was eigentlich mit diesen Daten passiert, wer<br />

sie speichert und auswertet. Datenschutz? Privatsphäre?<br />

Och, naja. Ein ebenso unterschätztes wie<br />

brisantes Thema, dem sich das Theaterstück „Die<br />

Mitwisser“ widmet.<br />

E<br />

rinnert sich noch jemand an die Volkszählung in den 80er<br />

Jahren? Der Staat wollte zum Zwecke der Inventur seine<br />

Bürger auskundschaften, worauf diese mit massiven Protesten reagierten.<br />

Erst 1987, vier Jahre später als geplant und nach einem<br />

bahnbrechenden Urteil des Bundesverfassungsgerichts, fand der<br />

Zensus statt.<br />

Heute ist jenes „Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung“,<br />

das dem Einzelnen die Freiheit gibt, selbst zu entscheiden, wer Daten<br />

von ihm erhebt, speichert, nutzt und weitergibt, nahezu ausgehebelt.<br />

Wir haben längst die Kontrolle verloren – und nehmen dies<br />

immer bereitwilliger hin. Munter posten wir intimste Details, Geschichten<br />

und Bilder auf Facebook, füttern Instagram mit Selfies<br />

und Fotos unserer Kinder, kaufen online, scannen an der Supermarktkasse<br />

brav die Payback-Karte und trainieren mithilfe der Fitness-App<br />

des Handys. Ab und zu beschleicht uns leises Unbehagen,<br />

aber was soll’s: Wer nichts zu verbergen hat, braucht sich vor nichts<br />

zu fürchten. Oder doch?<br />

neanderthal.de<br />

Mit der allgegenwärtigen Überwachung durch Big Data beschäftigt<br />

sich ein Theaterstück, das der Dramatiker Philipp Löhle im Auftrag<br />

des Düsseldorfer Schauspielhauses geschrieben hat. Am 28. April ist<br />

die Uraufführung im Central unter der Regie von Bernadette Sonnenbichler.<br />

„Die Mitwisser“ wirft Fragen auf, die sich wohl jeder<br />

schon einmal gestellt hat: Nimmt mein Handy heimlich die Gespräche<br />

in der Küche auf? Wie funktionieren Algorithmen und warum<br />

kennt Google alle Stationen meiner Spanienreise, obwohl die<br />

Standortverfolgung des Handys deaktiviert war? Ist vertrauliche<br />

Kommunikation nur noch in der freien Natur und ohne digitale Geräte<br />

möglich?<br />

Philipp Löhle, 1978 in Ravensburg geboren, gilt als einer der wichtigsten<br />

Gegenwartsdramatiker. Fundament seiner Stücke sind stets<br />

reale Verhältnisse, die er kritisch, aber nicht ohne Humor analysiert.<br />

In „Die Mitwisser“ konvertiert er die digitale Welt ins Analoge – das<br />

Handy wird zur Figur, genannt Herr Kwant. Ein gewisser Theo Glass,<br />

Hauptfigur des Stücks, ist der erste im Block, der sich diesen Allround-Diner<br />

leistet. Und sich über all die Erleichterungen freut,<br />

während sich Frau Anna langsam sorgt, ob Herr Kwant, der so brav<br />

mit am Tisch sitzt und allen Gesprächen lauscht, auch wirklich alles<br />

bei sich behält. Und warum beobachtet er sie eigentlich im Bett mit<br />

dem Nachtsichtgerät?<br />

bk<br />

❚ DIE MITWISSER Central (Schauspielhaus), Worringer Str. 140, Düsseldorf; Termine: 28.4. + 5.5., jeweils 20 Uhr;<br />

Preise: ab 14€; www.dhaus.de<br />

Löwe, Mammut & Co.<br />

Eine Eiszeit-Safari<br />

PUBLIKUMSMAGNET<br />

verlängert bis<br />

2. September <strong>2018</strong><br />

Foto©Marc Steinmetz<br />

<strong>04</strong>.<strong>2018</strong>| <strong>HEINZ</strong> |61

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