27.03.2018 Aufrufe

RAL 1015 taxi news Heft 01-2018

Die freie und unabhängige Zeitschrift für das Taxigewerbe

Die freie und unabhängige Zeitschrift für das Taxigewerbe

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

kolumne<br />

Aus Fehlern lernen<br />

Ein Kommentar zu bewegenden Entwicklungen<br />

Für einige war es sicherlich sehr<br />

überraschend, dass die stadteigene<br />

BVG demnächst mit 300<br />

Shuttlebussen dem Taxi in Berlin<br />

Konkurrenz machen will. Doch<br />

eigentlich ist es nur überraschend, dass die<br />

BVG überhaupt auf eine Kooperation mit<br />

Daimler und Via setzen muss. „Berlin ist<br />

ganz weit vorn, Berlin geht neue Wege in<br />

der Mobilität“, wird die Berliner Verkehrssenatorin<br />

Regine Günther in der Onlineausgabe<br />

der Berliner Zeitung am 20.12.2<strong>01</strong>7<br />

zitiert. Es sind logische Schritte, welche die<br />

BVG geht. Es ist nur unlogisch, dass anstelle<br />

von hunderten Großraumfahrzeugen, die<br />

als Taxi in Berlin zur Verfügung stehen,<br />

neue Busse eingesetzt werden müssen.<br />

Das hat aber einen einfachen Grund. Das<br />

Taxi in Berlin bzw. jene die federführend für<br />

dieses es stehen, haben die Zeichen der Zeit<br />

einmal wieder verkannt. Für Kooperationen<br />

in dieser Größenordnung braucht es Geld.<br />

Diese Summen sind jedoch durch das Gewerbe<br />

zu stemmen, da eine Gegenleistung<br />

in Form von wiederkehrenden und häufigen<br />

Tourenangeboten gegeben ist. Diese Investitionen<br />

müssen zwingend für die Zukunft des<br />

Gewerbes getätigt werden. Das notwendige<br />

Kapital hierfür stellt jeder Taxiunternehmer<br />

auf die eine oder andere Weise schon jetzt<br />

jeden Monat bereit.<br />

Die BVG muss nun eher zähneknirschend<br />

ihre wichtigen Kundendaten mit der privaten<br />

Wirtschaft teilen. Das ist nicht unbedingt<br />

im Sinne der Berliner Verkehrsbetriebe, die<br />

gern selbst und alleine zum wichtigsten<br />

Mobilitätsanbieter in Berlin werden möchte.<br />

Das Taxi hätte massiv profitiert. Zumindest<br />

hätte das Image so ganz nebenbei aufpoliert<br />

werden können. Nun bleibt (mal wieder)<br />

nichts weiter als die Rolle des Nörglers und<br />

nicht die des Gestalters übrig.<br />

Kunden. Doch auch hier ist die Erklärung<br />

sehr einfach. Das Angebot am Flughafen,<br />

dass durch die Taxis abgebildet wird, ist insbesondere<br />

für Touristen nicht nur nicht gut,<br />

sondern in seiner Transparenz gar schlecht.<br />

In den einzelnen Mietwagenangeboten, ob<br />

von Blacklane, mydriver oder unzähligen<br />

anderen ist schlicht der Kunde König. Der<br />

potentielle Taxikunde wünscht sich nichts<br />

weiter als Preistransparenz, ein Mindestmaß<br />

an Service und die Sicherheit auch abgeholt<br />

zu werden. In vielen anderen Städten wurde<br />

hier bereits energisch reagiert.<br />

In Paris wurden Fixtarife vor wenigen Jahren<br />

eingeführt, womit man die Konkurrenz<br />

am Flughafen eindämmen konnte. Selbst<br />

in Städten wie Neapel, in Wien, in Rom und<br />

in London gehören feste Preise an den<br />

Flughäfen zur absoluten Normalität. Hinzu<br />

kommt, dass der Kunde, wenn er es denn<br />

wünscht seine Abholung selbstverständlich<br />

auch im Vorfeld buchen kann. Eine Abholung<br />

des zahlenden Kunden am Gate gehört zum<br />

Service ebenfalls dazu.<br />

In Berlin? Keiner der drei so wichtigen<br />

Punkte wird erfüllt. Weder in Tegel, noch in<br />

Schönefeld.<br />

Es ist noch nicht einmal so, dass die Mietwagenkonkurrenz<br />

mit billigeren Preisen<br />

locken müsste. Der Kunde und allen voran<br />

die Businesskunden sind durchaus bereit<br />

tiefer in die Tasche zu greifen, um einen<br />

stressfreien Weg in die Stadt zu finden. Die<br />

meisten Touristen sind bei festen und klar<br />

definierten Preisen häufiger bereit ins Taxi<br />

zu steigen. Die Flughafentouren werden<br />

auch in naher Zukunft das Rückgrat des<br />

Gewerbes bilden, deshalb ist es nicht nur<br />

wichtig das derzeitige Aufkommen zu halten,<br />

sondern es sogar noch weiter auszubauen.<br />

Mit festen Preisen an den Flughäfen könnte<br />

das Taxi sogar einmal umgekehrt der BVG<br />

Konkurrenz machen.<br />

Noch sind all diese Entwicklungen zu<br />

stoppen bzw. wieder umzukehren, nur muss<br />

dies sehr bald geschehen. Dafür bedarf es<br />

noch nicht einmal viel. Allem voran aber<br />

muss Einigkeit im Gewerbe herrschen,<br />

effektive Gegenmaßnahmen einzuleiten.<br />

Zudem muss sich „das Taxi“ technisch<br />

öffnen, um für Buchungen von großen<br />

Anbietern wie booking.com, airbnb und den<br />

Airlines selbst offen zu sein. Tendenziell<br />

wollen immer mehr Kunden ihren Urlaub<br />

oder ihre Dienstreise auf nur einer Plattform<br />

buchen. Auf diesen Plattformen muss das<br />

Taxi als Angebot integriert werden. Derzeit<br />

sind es nur die großen Mietwagenanbieter,<br />

die hier zu finden sind, das muss aber nicht<br />

so bleiben. Das Taxi hat in seiner hohen Verfügbarkeit<br />

und Preisstabilität für den Kunden<br />

immer noch einen großen Reiz, diesen<br />

muss es aber zukünftig gelten auszubauen.<br />

Ein allererster Schritt wäre die Einführung<br />

von festen Preisen für die Flughafentour in<br />

Tegel. Ein zweiter Schritt ist die technische<br />

Anpassung, dass jene Kunden, die ansonsten<br />

einen Mietwagen bestellt hätten,<br />

zukünftig ins Taxi steigen. Zu guter Letzt<br />

könnte man dann über vielfältige Kooperationen<br />

nachdenken, welche den Kunden<br />

weiter ins Taxi steigen lassen.<br />

Der Weg ist eigentlich klar, nur müssen<br />

vielleicht andere als bisher ihn gestalten.<br />

Denn nicht die mögliche Erhöhung des<br />

Taxitarifs sichert die Zukunft des Taxis in<br />

Berlin, sondern die Erhöhung der Anzahl der<br />

gefahrenen Touren pro Fahrzeug.<br />

Was die Situation jedoch so prekär macht,<br />

auch abseits dieses neuen Angebotes der<br />

städtischen Verkehrsbetriebe, ist, dass dies<br />

nicht die erste Chance ist, die mit bestem<br />

Wissen vertan wurde.<br />

Werfen wir einen Blick auf die Flughafensituation<br />

in Berlin, zeichnet sich hier doch das<br />

exakt gleiche Bild ab. Jahrelang in der Hand<br />

der Berliner Taxis drängen mehr und mehr<br />

Mietwagen an die Gates und buhlen um die<br />

ist eine Beratungsagentur, die ihren besonderen Fokus dank der jahrelangen<br />

Erfahrung auf das Taxigewerbe gelegt hat. Stephan Müller und Tobias Luksch<br />

bleiben dem Gewerbe treu. Mobility Partners wünscht sich ein modernes Taxigewerbe,<br />

dass aus seiner eigenen Kraft die Zukunft mitbestimmt. Hierfür bieten<br />

sie Lösungen, welche über den Tellerrand blicken. Auch weiterhin schreibt<br />

Mobility Partners jeden Monat an dieser Stelle über die bewegendsten Entwicklungen<br />

des Berliner und internationalen Taxigewerbes.<br />

www.mobility.rocks - hello@mobility.rocks<br />

1/2<strong>01</strong>8 · <strong>RAL</strong> <strong>1<strong>01</strong>5</strong> <strong>taxi</strong><strong>news</strong> 19

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!