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RAL 1015 taxi news Heft 01-2018

Die freie und unabhängige Zeitschrift für das Taxigewerbe

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erliner <strong>taxi</strong>vereinigung e.V.<br />

werden soll. Die Einnahmen der Fahrer<br />

müssten real (netto) um mehr als 20<br />

Prozent sinken, damit die Makler überhaupt<br />

spürbare Preisabschläge anbieten könnten.<br />

In Großstädten wie Berlin oder Hamburg<br />

führt das recht schnell dazu, dass selbst<br />

Fahrer, die nicht der Sozialversicherungspflicht<br />

unterliegen keine Überlebenschance<br />

mehr haben. Wenn die Makler dann einen<br />

massiven Preisanstieg verhindern wollen,<br />

dann müssen sie eigenes Geld in die Hand<br />

nehmen, um sich die Marktpositionen zu<br />

kaufen.<br />

Wer gewinnt?<br />

In so einem Fall sehe ich schwarz für<br />

Anbieter wie Taxifunk Berlin oder my<strong>taxi</strong>.<br />

Momentan sieht es so aus, als gebe es<br />

einen dritten Konkurrenten mit mehr<br />

„Kapitalpower“ im Rücken, der wirtschaftlich<br />

einen deutlich längeren Atem hat. Die<br />

Flughafengesellschaft und die Deutsche<br />

Bahn befinden sich in einer komfortablen<br />

Position. Für sie ist die Personenbeförderung<br />

mit „Miet<strong>taxi</strong>wagen“ ein Zusatzgeschäft,<br />

sie unterliegen folglich in deutlich<br />

geringerem Ausmaß den wirtschaftlichen<br />

Zwängen, die andere Anbieter in der<br />

Auseinandersetzung um Marktanteile<br />

zu Preissenkungen zwingen werden.<br />

Die sozialen Kosten<br />

Die sozialen Kosten werden nicht so schnell<br />

sichtbar. Über kurz oder lang wird aber<br />

auch der Politik und den Gewerkschaften<br />

auffallen, dass Gesellschaft und Arbeitnehmer<br />

bei diesem Spiel einen sehr schlechten<br />

Handel abgeschlossen haben. Die Entscheidungen<br />

Schweizer Gerichte geben<br />

uns einen Vorgeschmack darauf wie eine<br />

„neue Balance“ auf dieser Seite aussehen<br />

könnte. Wenn deutsche Gerichte zu der<br />

Überzeugung kommen, dass der neue<br />

arme, selbständige Taxifahrer so selbständig<br />

nicht ist, dann könnte das sehr schnell<br />

dazu führen, dass die großen Anbieter<br />

gezwungen werden für diese Fahrer die<br />

Abführung von Steuern und Sozialabgaben<br />

zu garantieren und den Mindestlohn (oder<br />

gar Tariflohn) zu bezahlen. Der Taxifahrer<br />

hätte dann einen neuen (reichen) Arbeitgeber<br />

gefunden. Der Traum von der<br />

„Skalierbarkeit“ von Gewinnen wird bei<br />

Verhandlungen mit den Gewerkschaften<br />

genauso schnell zerplatzen wie die Vorstellung,<br />

das neue „Balancesystem“ sei für die<br />

Kunden günstiger als das alte. Einer wird<br />

aber sicher gewinnen: Der Bundesfinanzminister<br />

wird nicht mehr sieben Prozent<br />

Umsatzsteuer einnehmen. Er kassiert<br />

19 Prozent.<br />

Richard Leipold, BTV<br />

berliner <strong>taxi</strong>vereinigung e.V.<br />

Sind Ortskenntnisse im<br />

digitalen Zeitalter überflüssig?<br />

Das Interview<br />

Alexander Mönch ist General Manager der<br />

Firma my<strong>taxi</strong> in Deutschland und Österreich.<br />

Er hält „harte Ortskundeprüfungen“<br />

für problematisch, weil sie den Taximarkt<br />

für neues Fahrpersonal abschotten. Andere<br />

Experten gehen in ihrer Argumentation<br />

weiter. Sie wollen Ortskenntnisprüfungen<br />

abschaffen, weil es heutzutage Navigationssysteme<br />

gibt, die Fahrer sicher und<br />

komfortabel zum Ziel geleiten können. Im<br />

Mietwagenbereich haben sich die Ortskundekritiker<br />

durchgesetzt: Um einen „kleinen<br />

P-Schein“ für Mietwagen zu bekommen,<br />

braucht überhaupt keine Ortskenntnisprüfung<br />

mehr abgelegt zu werden.<br />

Wie funktioniert die my<strong>taxi</strong> App?<br />

Die Kundenoberfläche der App „my<strong>taxi</strong>“<br />

ermöglicht es jedem Nutzer komfortabel<br />

mit seinem Smartphone eine Taxe zu<br />

bestellen. Das mühsame Telefonieren oder<br />

gar das Winken am kalten Straßenrand<br />

entfällt. In ihrer Fahrer-App implementierte<br />

die Firma my<strong>taxi</strong> den Service von „googlemaps“.<br />

Das Smartphone macht dem Fahrer<br />

einen Routenvorschlag, dem Fahrgast wird<br />

der gleiche Vorschlag zusammen mit einer<br />

Schätzung des Fahrpreises unterbreitet.<br />

Schon vor Antritt der Fahrt wird dem Kunden<br />

ein Ausblick auf den zu erwartenden<br />

Fahrpreis gewährt. Das ist ein gutes Modell<br />

für Transparenz und Kundenfreundlichkeit.<br />

Ein schlimmes Beispiel<br />

In unserem Beispiel wurde dem Kunden<br />

für eine Fahrt vom Flughafen Berlin-Schönefeld<br />

zur Togostraße in Berlin-Wedding<br />

ein Fahrpreisvorschlag in Höhe von 102,00<br />

EUR gemacht. Die App teilte mit, dass die<br />

Fahrstrecke 42,1 km lang sei. Ich sah das<br />

und war erschrocken, weil ich weiß, dass<br />

die Fahrstrecke etwa 30 Kilometer lang ist<br />

und nach dem Berliner Taxitarif etwa 54,00<br />

EUR kosten wird. Nutzt der Fahrgast eine<br />

Taxe aus dem Tarifgebiet LDS, dann werden<br />

ebenfalls etwa 54,00 EUR fällig. Der Unterschied<br />

zu 102,00 EUR ist gewaltig. Wie<br />

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