audimax JUR.A 5/2018 - Karrieremagazin für Juristen

ANWALT VS. SYNDIKUS
PRAXIS-CHECK
ZWEI RECHTSANWÄLTE NEHMEN UNS MIT
IN IHRE ARBEITSWELT –
IN DIE KANZLEI UND IN DEN KONZERN
Gerrit Krämer studierte Rechtswissenschaften an der Universität
Mannheim. Nach Abschluss des zweiten Staatsexamens arbeitete
er als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Doktorand. Heute ist er
im zweiten Berufsjahr als Rechtsanwalt im Bereich Gesellschaftsrecht
für die Wirtschaftskanzlei SZA Schilling, Zutt & Anschütz
tätig.
Herr Krämer, was macht Ihnen an Ihrem Job am meisten Spaß? Dass er in
vielen Fällen einen wissenschaftlichen Anspruch hat: Die in den einzelnen
Mandaten aufgeworfenen Rechtsfragen sind vielfach solche, für die
noch keine eindeutige Lösung in der Rechtsprechung oder der Rechtslehre
entwickelt wurde. Daher habe ich die spannende Aufgabe, die jeweilige
Rechtsfrage selbst zu prüfen und auf Basis der von Gesetzgeber
und Rechtsprechung bereits aufgestellten Wertungen eine rechtlich
fundierte, überzeugende und für den Mandanten dienliche Antwort zu
finden.
Mit welchen Schwerpunkten beschäftigen Sie sich im Arbeitsalltag? Die
Kanzlei ist primär in der Beratung von Wirtschaftsunternehmen tätig,
einen Schwerpunkt bildet dabei die Beratung außerhalb streitiger Verfahren.
Mein Arbeitsalltag ist in der Tendenz mehr von der Kommunikation
mit dem Mandanten und weniger von der Kommunikation mit
dem Gericht oder einer gegnerischen Partei geprägt.
Was genau sind dabei Ihre Aufgaben? Sie bestehen in erster Linie darin,
Mandate, die von Kollegen mit mehr Berufserfahrung federführend betreut
werden, zu unterstützen und etwa Entwürfe für Verträge, Transaktionsdokumentationen,
Schriftsätze aber auch Anschreiben an Mandanten
und die Rechtsberater der Gegenseite zu fertigen. Hinzu kommt
die gutachterliche Aufarbeitung einzelner Rechtsfragen, die sich im
Rahmen der Mandatstätigkeit stellen.
Welche Herausforderungen begegnen Ihnen bei der Arbeit? Etwa, wenn ein
Mandat einen mit einer bis dato unbekannten Materie konfrontiert und
man daher gehalten ist, sich in einem engen zeitlichen Rahmen darin
einzuarbeiten und auf dieser Grundlage eine belastbare Einschätzung
abzugeben.
Bereits während ihres Jurastudiums in Heidelberg absolvierte Sarah
Marie Seethaler mehrere Praktika in Kanzleien und Firmen.
Nach anschließendem Referendariat im Oberlandesgericht Bezirk
Zweibrücken fing sie als Rechtsanwältin bei Alnatura im Team
Arbeitsrecht der Personalabteilung an.
Frau Seethaler, wie ist die Rechtsabteilung Ihres Unternehmens organisiert?
Es gibt eine allgemeine Rechtsabteilung, die sich unter anderem um
Mietrecht und Markenrecht kümmert. Zusätzlich haben wir ein im
Personalbereich angesiedeltes Team aus Arbeitsrechtsjuristen, dem ich
angehöre. Wir Juristen im Arbeitsrecht beraten die Führungskräfte der
Alnatura-Filialen in ganz Deutschland und in der Zentrale zu diesem
Rechtsgebiet.
Wie können sich unsere Leser das konkret vorstellen? Ich berate telefonisch,
per Mail und persönlich rund um das Thema Arbeitsrecht – etwa zu
Arbeitszeiten, Mutterschutz und Elternzeit sowie Unternehmenseintritten
und -austritten. Zudem erarbeite ich Materialien und Präsentationen
zu arbeitsrechtlichen Themen, halte Schulungsveranstaltungen
für unsere Führungskräfte und vertrete Alnatura bei gerichtlichen und
außergerichtlichen Verhandlungen auf dem Gebiet des Arbeitsrechts.
Was begeistert Sie an Ihrer Arbeit? Ich habe einen sehr spannenden und
abwechslungsreichen Job, in dem ich unterschiedlichste Fragen und
Geschichten zu hören bekomme und mit vielen Menschen in Kontakt
bin. Hierbei zählt nicht nur juristisches Geschick: Die menschliche Seite
darf auch nicht zu kurz kommen, da wir es oft mit sehr emotionalen
Themen zu tun haben.
Ihr Tipp für Studierende: Es ist wichtig, schon während des Studiums
und Referendariats Praxiserfahrung zu sammeln, beispielsweise durch
Praktika oder Werkstudentenjobs. Das kann enorm bei der Berufswahl
helfen und kommt im Lebenslauf sehr gut an. Außerdem rate ich
dazu, schon direkt nach dem schriftlichen Examensergebnis mit dem
Versand der Bewerbungen zu beginnen. Das kann helfen, fließend den
Berufseinstieg zu finden.
Fotos: privat | Interviews: Viktoria Feifer
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