syndicom magazin Nr. 4 - Holen wir unsere Zeit zurück!
Das syndicom-Magazin bietet Informationen aus Gewerkschaft und Politik: Die Zeitschrift beleuchtet Hintergründe, ordnet ein und hat auch Platz für Kultur und Unterhaltendes. Das Magazin pflegt den Dialog über Social Media und informiert über die wichtigsten Dienstleistungen, Veranstaltungen und Bildungsangebote der Gewerkschaft und nahestehender Organisationen.
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syndicom
Nr. 4 März–April 2018
magazin
Holen wir
unsere Zeit
zurück!
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Inhalt
4 Unsere Werberinnen
5 Kurz und bündig
6 Die andere Seite
7 Gastautor
8 Dossier: Arbeitszeit
16 Arbeitswelt
21 Affäre PostAuto
22 Service public
25 Recht so!
26 Freizeit
27 1000 Worte
28 Bisch im Bild
30 Aus dem Leben von ...
31 Kreuzworträtsel
32 Inter-aktiv
Liebe Leserinnen und Leser
Unsere Gesellschaft steht vor grossen Herausforderungen:
Die Arbeit verlässt die Werkhallen,
und damit verschwimmen die Grenzen zwischen
Arbeit und Freizeit. Eine solche «Entgrenzung»
der Arbeitszeit greift die Grundlagen an, auf
denen unser Alltag, unsere Lebensformen und
die soziale Sicherheit gebaut sind.
Bisher galt: Der Arbeitstag ist begrenzt, der
Rest unserer Zeit gehört uns. Wir nennen es die
Zeitautonomie. Sie ist die wichtigste Errungenschaft
aus langen gewerkschaftlichen Kämpfen:
das Menschenrecht auf freie Zeit.
Der Arbeitsvertrag fusste auf dem Grundsatz,
dass wir unsere Arbeitskraft dem Unternehmer
während einer begrenzten Zeit für einen fixen
Preis (Lohn) zur Verfügung stellen. Heute flexibilisieren
die Arbeitgeber unsere Arbeitszeit
immer stärker. Der digitale Umbau beschleunigt
diesen Prozess. Flexibel ist die neue Norm.
Bringt das die selbstbestimmte Gestaltung
der Arbeitszeit? Nein. Es ist ein einseitiger
Vorgang: Der Arbeitgeber bestimmt das Arbeitsvolumen
und damit unsere Arbeitszeit. Sie
verlängert sich, work und life geraten aus der
Balance, wir verlieren unsere Zeitsouveränität.
Hier droht ein Rückfall in dunkle Zeiten. Wir
Gewerkschaften können ihn verhindern, wenn
wir den Kampf um die Zeit am Arbeitsplatz mit
der Beherrschung der Zeit in der ganzen
Gesellschaft verbinden.
4
8
21
Giorgio Pardini, Leiter Sektor ICT
4
Teamporträt
Die besten Werbenden für syndicom
Rémy Ségur (26)
Kommt aus Gerlafingen SO, ist gelernter
Schreiner und arbeitet seit 2013 als
Customer Service Desk Steering bei der
Swisscom in Ittigen BE. Zudem ist er
Therapeut in Aquatischer Körperarbeit.
Bei syndicom seit 2016.
Cornelia Ziehler (44)
Stammt aus Boniswil AG und ist als
gelernte kaufmännische Angestellte
seit zwanzig Jahren in verschiedenen
Funktionen bei Sunrise tätig. Aktuell
arbeitet sie im Bereich Geschäftskunden.
Seit 2004 Mitglied von syndicom.
Sie ist im Zentralvorstand und im
Sektorvorstand Telecom/IT aktiv.
Senol Kilic (37)
Wohnt in Bassersdorf ZH und arbeitet
seit 2009 in der Briefzustellung bei der
Post. Davor war er während zehn
Jahren in Berlin bei der deutschen
Post. Dort engagierte er sich bei der
Gewerkschaft Ver.di, mit dem Umzug in
die Schweiz wechselte er zu syndicom.
Text: Nina Rudnicki
Bild: Yoshiko Kusano
Die Unternehmen
schenken uns nichts.
Darum muss syndicom
noch stärker werden.
Beim Werben von neuen Mitgliedern
können wir nur gewinnen. Wenn wir
jemanden ansprechen, ist die erste
Reaktion fast immer ein Nein. Aber
wir haben gute Argumente und
Strategien, die das Interesse dennoch
wecken.
Einige von uns Werbenden gehen
mit einem kleinen Geschenk wie
einem syndicomKugelschreiber auf
die Personen zu. Ein guter Ort und
Moment dafür sind etwa die Arbeitspausen.
Die Leute wissen, dass wir
Mitglieder von syndicom sind. Wir
engagieren uns in der Personalvertretung
unserer Firmen oder als
Jugenddelegierte. Diese Vertrauensposition
ist wichtig: Gibt es Probleme
im Job oder drohen gar Entlassungen,
kommen die Kollegen von
sich aus auf uns zu.
Wir zeigen ihnen, dass es keine
bessere und günstigere Arbeitnehmerversicherung
gibt, als Mitglied
einer Gewerkschaft zu sein. Zudem
wollen wir deutlich machen, dass die
Gewerkschaft umso mehr erreichen
kann, je mehr Mitglieder sie hat.
Umgekehrt gilt, dass es einfacher ist,
neue Mitglieder zu gewinnen, wenn
die Gewerkschaft die Arbeitnehmendenrechte
stärken kann. Haben wir
beispielsweise erfolgreich einen
neuen Gesamtarbeitsvertrag ausgehandelt,
zieht das viele Neuanmeldungen
nach sich.
Wir sind aus Überzeugung
Werbende. Darum ehrt es uns, dass
wir an regionalen Anlässen bis April
als beste Werber und Werberinnen
ausgezeichnet werden. Wir müssen
den grossen Firmen auf die Finger
schauen. Grundsätzlich haben wir
gute Arbeitsbedingungen, aber es
gibt keinen Grund, darauf zu
vertrauen, dass die Situation so
bleibt. Der Arbeitsmarkt hat sich
stark gewandelt. Es ist längst nicht
mehr selbstverständlich, dass
jemand seinen Job behält – selbst
dann nicht, wenn er seit vielen
Jahren für das Unternehmen arbeitet.
Unternehmen schenken uns
nichts, alles muss verhandelt
werden. Wir betonen aber immer,
dass es zwischen Unternehmen und
Gewerkschaft keine Feindschaft gibt.
Vielmehr stehen wir in einer Sozialpartnerschaft.
Es ist ein Geben und
Nehmen.»
Kurz und
bündig
Notime: Die Post ist in der Pflicht \ Ringier feuert und knausert \
Der SGB nach Rechsteiner \ AHV: falsche Lösung vom Bundesrat \
Tamedia: mehr Journalismus! \ Widmers Weltausstellung
5
Die Post kauft Notime.
Jetzt muss ein GAV her!
Mitte März hat die Post 51 Prozent der
(Velo-)Kurierfirma Notime AG übernommen.
Dieser Teil der Logistikbranche ist
weitgehend unreguliert. Bisher hatte
sich die Firma geweigert, GAV-Verhandlungen
aufzunehmen. Jetzt besteht die
Gefahr, dass die Post Aufträge von
PostLogistics an ihre neue Tochterfirma
weiterreicht – zu sehr viel schlechteren
Löhnen und Arbeitsbedingungen.
syndicom nimmt die Post deswegen in
die Pflicht und verlangt, dass jetzt über
einen GAV verhandelt wird. Es soll ein
Muster-GAV für die digitale Plattformökonomie
werden. Eine Chance für die
Post, ihr angeschlagenes Image etwas
aufzu frischen.
Ringier feuert – und knausert
Sie haben 40 Jahre lang treu geschuftet
und für Ringier gedruckt. Nun sollen sie
nach der Schliessung der Druckerei
Adligenswil LU knausrig abgespiesen
werden. 172 Jobs werden zerstört.
Doch erst weigerte sich Ringier, über
Lösungsvorschläge der Belegschaft
und der Gewerkschaften auch nur zu
sprechen. Mit derselben Arroganz
verweigert der Grosskonzern nun die
Verbesserung des alten Sozialplanes.
Vor allem bei den Abgangsentschädigungen
und den frühzeitigen Pensionierungen
spart Ringier.
Nach Paul Rechsteiner.
Die grossen Herausforderungen
für den SGB
Paul Rechsteiner tritt ab, nach
20 Jahren als SGB-Präsident. Ende
November wird sein Nachfolger oder
seine Nachfolgerin gekürt. Während
Rechsteiners Präsidentschaft hat sich
die Schweizer Gewerkschaftsszene
stark verändert. Kräfte wurden
zusammengelegt. Die Industriegewerkschaft
hat sich politisiert, der Tertiär,
bisher gewerkschaftliche Wüste, ist
begrünt worden. Damit reagierten die
Gewerkschaften auf Veränderungen
des Wirtschaftssystems und der
Gesellschaft. Heute stehen neue,
grosse Herausforderungen an: der
digitale Umbau und eine starke
Industriepolitik. Die Renaissance des
Service public. Die akute Umverteilungsfrage.
Der Klimawandel. Den
Gewerkschaften und dem SGB kommt
in diesem verschärften politischen
Umfeld eine neue, kräftigere Rolle zu.
Der 30. November, wenn Rechsteiners
Nachfolge bestimmt wird, ist ein
wichtiges Datum für die Schweiz.
Bundesrat und AHV:
nachsitzen!
Die Pensionskassenrenten sinken. Und
die AHV reicht nicht. Statt die AHV zu
erhöhen, will der Bundesrat das
Rentenalter für Frauen hochsetzen.
Er muss nochmals über die Bücher.
Tamedia: 170 000 000 für Brei
Jede und jeder Zweite, die und der eine
Zeitung liest, muss sich beim Tamedia-
Konzern bedienen. Der Einheitsbrei
bringt 170 Millionen Gewinn. syndicom
fordert von Tamedia, das Geld in
besseren Journalismus zu investieren.
Das beginnt mit einem GAV.
In eigener Sache:
Widmers Weltausstellung
Gute Cartoon-Zeichner unterscheiden
sich von anderen Menschen durch
ihren besonderen Blick auf die Welt.
Ruedi Widmer, der auch in dieser
Ausgabe für das magazin zeichnet
(Seite 27), schaut den Absonderlichkeiten
unserer Gegenwart schräg von
der Seite ins Auge. Immer leicht
verschoben. «Das macht die Dinge erst
sichtbar», sagt Widmer, und deshalb
hat der gelernte Grafiker auch diesen
«fast schludrigen» Cartoon-Stil
gewählt. Jetzt ist sein neues Buch
erschienen: Widmers Weltausstellung.
Rotpunktverlag, Zürich 2018.
Mehr: ruediwidmergrafik.ch
Agenda
April
5.
Führung durch die Reitschule
Bern
Den kontroversen Ort aus eigener
Anschauung kennen. Eine Führung der
IG Jugend. Anmeldung nur über den
persönlichen my.syndicom-Account.
17.30 bis 19 Uhr
7.
Der 15. Tag der Schrift
Ein Muss nicht nur für Grafiker,
Typografen und Gestalter. Ab 9 Uhr
Referate, am Nachmittag Workshops.
Morgen: CHF 50.–, Nachmittag
CHF 30.–. 50% Ermässigung für
Lernende und Mitglieder syndicom.
Schule für Gestaltung Zürich,
Aus stellungsstrasse 104.
Anmeldung: tagderschrift.org
13. bis 21.
Erweiterung der Pupillen
Auf nach Nyon, zum weltweit
bedeutenden Dokumentarfilm-
Feststival «Visions du Réel». Umwerfend.
Danach sieht man die Welt neu.
Alle Infos: visionsdureel.ch
Mai
1.
Alle heraus zum 1. Mai
3.
Tag der Pressefreiheit
Diverse Veranstaltungen. amnesty.ch
Vorschau
09. 06.
A.o. Kongress syndicom
Bern, Kursaal, 9.15 Uhr
10. 06.
Abstimmung Vollgeldinitiative
syndicom.ch –> agenda
6 Die andere
Martin Camenisch
Seite
ist seit 2017 Leiter Personalmanagement bei der
Schweizerischen Post. Nachdem er 2007 von der Swisscom
zur Post gewechselt hatte, arbeitete er in den Bereichen
PostMail, bei Presto und im Immobilienmanagement.
1
Planen Sie Arbeitszeitmodelle mit
kürzeren Arbeitszeiten?
Nein. Aktuell sind Modelle mit
weniger Wochenarbeitszeit oder
andere Arbeitszeitmodelle kein
konkretes Thema. Aber wir setzen
uns damit auseinander. Bei jedem
GAV stellt sich die Frage nach der
Wochenarbeitszeit, aber dort sind wir
oft von Branchensituationen und
wirtschaftlichen Überlegungen
getrieben. Spannend finde ich aber
die Frage, ob wir eines Tages mal
Zeitverhandlungen miteinander
führen statt Lohnverhandlungen.
2
Wie garantieren Sie, dass eine
Flexibilisierung auch den Arbeitnehmenden
dient?
Das müssen wir in der Sozialpartnerschaft
gemeinsam schaffen. Der
Flexibilisierungsdruck nimmt
allenthalben zu, und manchmal
fehlen effektiv noch die guten Ideen,
wie man mit stark variierendem
Arbeitsanfall umgehen soll. Extremvorschläge,
die Arbeit auf Abruf
favorisieren, erscheinen mir genauso
wenig zielführend wie solche, die
einzig langfristige Vorausplanung
und fixe Dienstpläne propagieren.
3
Wie einigen Sie sich im Konfliktfall
mit Ihren Mitarbeitenden?
Miteinander reden und eventuell
verloren gegangenes Vertrauen
wiederaufbauen, ist die Basis für eine
Lösung. Bislang bin ich damit immer
sehr gut gefahren. Für einen zielführenden
Dialog bin ich jedoch auch
auf mein Gegenüber ange wiesen.
4
Bieten die Gewerkschaften bei der
Organisation der Arbeitszeit Hand?
Wenn ich das auch ein wenig als
Aufforderung formulieren darf:
Ich denke schon, oder?
Text: Sina Bühler
Bild: Swisscom
5
Fördern Sie das gewerkschaftliche
Engagement im Betrieb?
Alleine schon aus Interesse bin ich
nah am Thema. So wie ich das
mitbekomme, machen Ihre
Kolleginnen und Kollegen das aber
tipptopp. Ich hatte bislang das
Privileg, immer auf konstruktive
Partner zu treffen, und erlebe den
sozialpartnerschaftlichen Dialog als
Bereicherung. Klar ist man nicht
immer einer Meinung, aber das
gehört schlicht dazu – gerade deshalb
sprechen wir ja miteinander und
suchen zusammen nach Lösungen.
6
Was regt Sie an den Gewerkschaften
richtig auf?
Ich bin mit einem Verhandlungsergebnis
nie zufrieden, wenn es nur
einer bestimmten Gruppe dient.
Denn damit lassen wir einen Teil der
Belegschaft hängen. Das ist nicht
fair – aber es kommt sehr selten vor.
Womit ich Probleme hätte, wäre,
wenn Einzelne den Diskurs in der
Gewerkschaft bestimmen, um
letztlich die Interessen einer bestimmten
Klientel durchzusetzen.
Damit wäre meiner Meinung nach
niemandem gedient.
Gastautor
Wie oft habe ich schon von flexiblen
Arbeitszeiten reden gehört, das Wörtlein «Flexibilität»,
wie oft drang es schon an mein Ohr. Und
natürlich weiss ich, was «flexibel» bedeutet:
biegsam, anpassungsfähig. Und warum muss
etwas biegsam sein oder anpassungsfähig?
Offensichtlich deshalb, weil es nötig ist. Ein Ast
biegt sich im Wind und bricht nicht. Schön. Aber
die Frage stellt sich doch: Wie steht es um die
Flexibilität des Windes? Könnte nicht auch der
Wind sich anpassen an den Ast und ein bisschen
weniger heftig wehen oder seinen Luftstrom um
den Ast herumbiegen, sodass der sich nicht
biegen muss? Warum kann der Wind eigentlich
nicht Rücksicht nehmen auf das Bedürfnis des
Astes, nicht ständig flexibel zu sein? Warum
bläst der einfach stur weiter, obwohl diese Flexibilität
und ständige Anpassungsbereitschaft
eine ziemlich anstrengende Angelegenheit sind?
Und wie steht es in der Arbeitswelt? Wer biegt
sich dort und wer bleibt stur? Ist es etwa das
arme Ästlein der globalisierten Wirtschaft, das
sich dem scharfen Wind beugen muss, der ihm
von der Sturheit der Arbeitnehmenden entgegenschlägt?
Wie ist es denn, wenn die Angestellten
auf ihrem Feierabend oder freien Sonntag
beharren und in ihrer Sturheit die Flexibilität
partout nicht aufbringen wollen, sich jederzeit
über ihr Handy zu beugen, um abzuchecken, ob
der Vorgesetzte ihnen vielleicht jetzt gerade
eine Mail geschrieben hat? Ist der Vorgesetzte
dann etwa bereit, sich an die Sturheit seiner
Angestellten anzupassen? Bringt er die nötige
Flexibilität auf und wartet geduldig auf seine
Antwort? Solange es als naturgegeben
erscheint, wer im Kapitalismus die Ästlein sind
und woher der Wind bläst, dem sie sich zu
biegen haben, solange also die Rollen zwischen
Sturen und Flexiblen so einseitig verteilt bleiben,
erlaube ich mir meinerseits die Sturheit, das
Wörtlein «Flexibilität» in die Ecke der ideologischen
Kampfbegriffe zu stellen, mit denen eben
dieser Kapitalismus seine Herrschaft behauptet.
Vom Ästlein und
dem scharfen Wind
Gerhard Meister schreibt Theaterstücke,
Hörspiele und Gedichte. Mit seinen Spoken
WordTexten steht er selber auf der
Bühne. Unter anderem in der Formation
Bern ist überall und als Duo meistertrauffer
mit der Musikerin Anna Trauffer.
Ende März hat sein neues Stück «Das
grosse Herz des Wolodja Friedmann» am
Schauspielhaus Zürich Premiere.
gerhardmeister.ch
7
Arbeitszeit: das grosse Ringen um die Zeitautonomie
Die Gewerkschaft und die Zeiträuber
So macht die Arbeitslast in digitalen Zeiten unsere Arbeitszeit
Grafik: die ersten 150 Jahre bis zum 8-Stunden-Tag
Dossier 9
Höchste
Zeit für
mehr
freie Zeit
10 Dossier
Zeiträuber vs. Zeitautonomie: der grosse
Streit um Arbeitszeit und Zivilisation
In vielen Kämpfen haben die Gewerkschaften
kürzere Arbeitszeiten durchgesetzt. Freie Zeit
ist ihre grösste Errungenschaft. Nun aber
sollen wir wieder länger arbeiten. Viel länger.
Text: Oliver Fahrni
Bilder: Thierry Porchet
Nur noch sechs Stunden täglich arbeiten und dabei gut
verdienen? Lassen wir uns das einmal auf der Zunge zergehen.
Das Modell ist ein halbes Jahrtausend alt. 1518 entwarf
der britische Staatsmann und Humanist Thomas
Morus in seiner Schrift «Utopia» eine Gesellschaft, die
ihre notwendige Arbeit regelmässig auf alle verteilt. Da
bleibt viel freie Zeit für Sinnesgenüsse und die Schärfungen
des Verstandes.
Morus skizzierte seine ideale Republik in frühkapitalistischen
Zeiten, umgeben von darbenden Taglöhnern,
Heimarbeiterinnen und Landarbeitern. Damals waren Arbeitstage
von 16 Stunden üblich, 6½ Tage jede Woche des
Jahres. Was Wunder, wurde «Utopia» im Laufe der Jahrhunderte
ein Bestseller.
500 jahre später wird hier und dort mit dem 6-Stunden-Tag
experimentiert, meist unter bösem Geschrei von
Arbeitgebern und ihrer Ökonomen, die den wirtschaftlichen
Untergang heraufbeschwören. Doch die Sechsstundenexperimente,
zum Beispiel im schwedischen Göteborg,
beweisen: Die Arbeit wird gemacht, die Fehlzeiten
wegen Krankheit oder Burn-outs nehmen radikal ab, das
Arbeitsklima gewinnt. Die Menschen leben besser. Und es
werden neue Jobs geschaffen. Das wären mindestens so
respektable Ziele wie die Profite der Konzerne.
Warum also nicht noch weniger arbeiten? Im «Sonnenstaat»
(1623) des Frühsozialisten Campanella schaffen es
die Menschen mit vier Stunden Arbeit, ihre Existenz zu
sichern. Morus und Campanella bauten auf eine lange
Tradition: In sämtlichen Gesellschaftsutopien seit der
biblischen Antike spielte die Arbeitszeitverkürzung eine
zentrale Rolle. Das kann kein Zufall sein. Weniger zu arbeiten,
ist offenbar ein universeller und sehr alter Traum
der Menschheit.
Er ist noch lange nicht ausgeträumt. 1973 holte in
Michael Endes Roman «Momo» ein Kind die «gestohlene
Zeit» von den «Zeitdieben» zurück. Danach, so lesen wir,
konnte «jeder sich zu Allem so viel Zeit nehmen, wie er
brauchte und haben wollte, denn von nun an war ja wieder
genug davon da».
Lebenszeit nicht mit Überleben vergeuden
In all diesen Entwürfen geht es um die Befreiung des Menschen
vom Zwang, ein Übermass an Arbeit leisten zu müssen.
Wer sich diesem Arbeitsregime entzieht, riskiert, in
Not zu geraten. Jedenfalls in einem Wirtschafts- und Gesellschaftssystem,
das auf diesen Zwang gebaut ist.
Was die Menschen hingegen seit jeher antreibt, ist das
Begehren, die Lebenszeit nicht allein mit Überleben zu
verbringen. Freie Zeit für wichtigere Dinge zu gewinnen
als Arbeit, für Kinder, Freunde, Sport, Erkundung der
Welt, Wissen, musische und geistige Verfeinerung. Wofür
auch immer. Wir nennen das Zeitautonomie. Die Verfügung
über die eigene Zeit ist das Mass der Freiheit, die
Vorausetzung jeder Selbstbestimmung. Karl Marx hat von
der «Zeit als Raum menschlicher Entwicklung» gesprochen.
Freie Zeit ist also ein Menschenrecht. Doch nur sehr
wenige schaffen es, dank besonders günstigen Umständen,
sich ein bisschen Zeitautonomie einzurichten. Die
meisten unter uns machen die Erfahrung, dass nicht einmal
die «Freizeit» wirklich freie Zeit ist. Die Wirtschaft
bindet uns weit über unsere Arbeitszeit hinaus ein. Was
wir im Alltag ausserhalb des Jobs tun, unterliegt immer
stärker fremdbestimmten Konsummustern. In digitalen
Zeiten mehr denn je. «Wir machen dein Leben, dein ganzes
Leben», sagt Google in seinen Publikationen sinngemäss.
Ungefragt übernehmen wir immer mehr Arbeiten,
die zuvor im Unternehmen oder in einer Verwaltung verrichtet
wurden, bis hin zum Warendesign, strategischer
Planung von Verkehrssystemen und dem Training von
automatischen Kommuniationsmaschinen (Bots), also
der Künstlichen Intelligenz, welche die Unternehmmen
einsetzen.
Freie Zeit ist kein individueller Luxus, sondern
ein kollektives Projekt
Von dieser Arbeit wussten wir nichts, und wir haben keinen
Vertrag dafür. Was wir hingegen gut kennen, ist die
Zeitnot. Sie ist das beherrschende Gefühl moderner Gesellschaften.
In den 1990er-Jahren prägten Soziologen
das Wort «Zeitwohlstand», um sinkende Arbeitszeiten zu
beschreiben. Heute aber wird kein Satz so häufig gesagt
wie: «Ich habe keine Zeit.»
Geht es nach den Arbeitgebern, soll das zum Mantra
das 21. Jahrhunderts werden. Sie haben im Ringen um unsere
Zeit gerade eine grosse Front eröffnet: Sie wollen die
Arbeitszeit entgrenzen. 150 Jahre lang ging der Trend
Richtung kürzere Arbeitszeit und mehr Ferien. Wir sind,
grob gesprochen, bei der 40-Stunden-Woche angekommen.
Theoretisch. Faktisch steigt die real geleistete Ar-
Die zentrale
Frage lautet:
Arbeiten wir
nur, oder sind
wir zivilisiert?
11
beitszeit wieder an. Nun fordert der Gewerbeverband die
50-Stunden-Woche als gesetzliche Norm. Der Freisinn
will 48 Stunden und die Kontrolle der Arbeitszeit schleifen.
Digitalunternehmer greifen die Kollektivverträge und
die Schutzbestimmungen im Arbeitsrecht an. Sie lagern
zunehmend Arbeit in Heimarbeit, an Plattformen und in
Crowdworking aus.
Sollten die Arbeitgeber diese Auseinandersetzung gewinnen,
wäre dies ein historischer Bruch. Spätestens hier
wird deutlich, dass Zeitautonomie kein individueller Luxus
ist, sondern ein kollektives Projekt.
Bei den aktuellen Diskussionen etwa über den Versuch
der Arbeitgeber, die Arbeitszeit auszudehnen – mit mehr
Wochenstunden, mehr Samstags-, Sonntags- und Nachtarbeit
–, geht oft ein elementarer Zusammenhang vergessen:
Zeitautonomie ist die Bedingung für sozialen
Frieden, Fortschritt und Wissenschaft.
Die entscheidende Frage heisst: Arbeiten wir nur (für
Lohn und Überleben), oder sind wir zivilisiert? Jede Zivilisation
in der Geschichte baute darauf, dass sie über das
banale ökonomische Problem (ausreichende Produktion)
hinaus Musse und Zeit produzierte für all die Dinge, die
eine Gesellschaft wirklich braucht, wenn sie erst einmal
gegessen und ein Dach über dem Kopf hat.
Die wahre Geschichte der Gewerkschaften
Fast überall war die Verfügung über die eigene Zeit einer
Minderheit vorbehalten, die sich dem ökonomischen
Zwang nicht stellen musste. Hier setzt die eigentliche Geschichte
der Arbeiterbewegung und der Gewerkschaften
ein: Sie ist der Kampf um eine doppelte Emanzipation des
Menschen. Befreiung von Not und ökonomischen Zwängen.
Und damit auch Befreiung von einem Zeitregime, das
uns die Zeit stiehlt.
Es brauchte Hunderte von Streiks und viele Arbeitskämpfe
in den Betrieben, um die 6½-Tage-Woche in eine
Fünftagewoche zu bringen. Der Generalstreik von 1918
forderte den Achtstundentag. Heraus kam, um 1930, in
den meisten Branchen die 48-Stunden-Woche. Enormer
Fortschritt, gegen die elend langen Arbeitszeiten (auch
für Kinder) des 19. Jahrhunderts, wie sie etwa durch die
Glarner und Zürcher Fabrikgesetze nur schwach eingedämmt
worden waren. Unsere Grafik auf Seite 15 zeigt im
Zeitraffer die Geschichte der Arbeitszeit in der Schweiz.
In der Regel geschah die Arbeitszeitverkürzung in einem
Wechselspiel von Gesetz und Gesamtarbeitsverträgen,
wobei das Gesetz bis heute weit hinter den GAV zurückhängt
(siehe Seite 14). Die Arbeitgeber wehrten sich
in Regel mit Händen und Füssen gegen kürzere Arbeitszeiten
oder mehr Ferien. Anders als beim Lohn, der in
manchen Jahren fast ohne Widerrede erhöht wurde,
musste jede Minute freier Zeit den Konzernbesitzern hart
abgerungen werden.
Der Grund dafür liegt weniger in objektiven wirtschaftlichen
Zahlen als im grundsätzlichen Verhältnis zwischen
Arbeit und Kapital: Die Arbeitgeber bestehen darauf, über
unsere Lebenszeit verfügen zu können. In der Arbeitszeit
spiegelt sich exakt das momentane Kräfteverhältnis zwischen
uns und den Arbeitgebern.
Hebel der Gewerkschaften bei Arbeizszeitverkürzungen
ist ein starkes wirtschaftliches Argument: die steigende
Produktivität. Schaffen Arbeitende in kürzerer Zeit
mehr Produkte oder Dienstleistungen, sind kürzere Arbeitstage
oder mehr Ferien nur gerecht. Eine lange Reihe
wirtschaflicher Daten weist nach: Verkürzungen der Arbeitszeit
führten in der Regel zu höherer Produktivität.
Die Furcht vor noch mehr Verdichtung der Arbeit
Doch seit 2002 lehnten die Stimmbürgerinnen und -bürger
die 36-Stunden-Woche, die flexible Frühpensionierung
und die Initiative für sechs Wochen Ferien ab, zum
Teil mit krassen Nein-Anteilen. Was ist bloss mit den
Schweizern los? fragten ausländische Medien. SGB-Präsident
Paul Rechsteiner bilanzierte in einem Interview vor
acht Jahren: «Arbeitszeitverkürzungen stehen vorläufig
nicht auf der Agenda.»
Offenbar ist die Sache mit der Arbeitszeit nicht so
einfach. Schon der Begriff verlangt nach Klärung: Wir
sprechen über Lohnarbeitszeit, die Zeit, die wir im Tausch
gegen Lohn arbeiten. Der Rest gilt als Freizeit. Das trügt.
Damit eine Gesellschaft funktioniert, braucht sie viel
mehr Arbeit. Zum Beispiel die Erziehungs- und Versor-
gungsarbeit (Haushalt, Pflege usw.). Auf 7,3 Milliarden
Stunden bezahlte Arbeit kommen in der Schweiz 8,3 Milliarden
Stunden unbezahlte Arbeit. Die ist ungleich verteilt:
Frauen leisten den Grossteil der unbezahlten Arbeit.
Der Zusammenhang mit notwendigen Arbeitszeitverkürzungen
ist doppelt: Zum einen könnten sie ein Antoss
sein, die unbezahlte Arbeit besser auf die Geschlechter zu
verteilen. Zum anderen möchten zwar auch Vollzeitangestellte,
in der Mehrzahl Männer, weniger arbeiten, wie diverse
Umfragen zeigen. Doch sie ziehen aus der Lohnarbeit,
die gesellschaftlich überhöht wird, Legitimation und
Identität. Lohnarbeit ist Janus-köpfig. Sie wird als Zwang,
manchmal gar als Gewaltverhältnis erlebt, doch auch als
Ort, wo man sich persönlich oder gesellschaftlich verwirklicht.
Allerdings auch zunehmend unter den veränderten
Bedingungen leidend. Brutale Managementmethoden
haben die Arbeit in den vergangenen Jahren verdichtet,
quer durch alle Branchen. Der Takt ist schneller geworden,
die faktische Arbeitszeit wurde ausgedehnt, die Kontrolle
verschärft. Zu Stress und körperlicher Belastung gesellt
sich der Verlust der vielen kleinen Formen von
Selbstbestimmung der herkömmlichen Arbeitsformen.
Manche fürchten, Arbeitszeitverkürzungen würden diese
Hetze noch verschärfen.
Die Last der Arbeit
Seit 1980 zunehmend flexibilisiert (siehe Seite 14), wird
die Grenze zwischen Arbeits- und Freizeit zunehmend
porös. Die Arbeitgeber glauben, die digitale Revolution
liefere ihnen nun den Hammer, um 150 Jahrte sozialen
Fortschritt zu zertrümmern. Marc Rezzonico beschreibt
(Seite 13), wie per digitaler Heimarbeit und Plattformen
gesicherte Arbeitsverträge abgeschafft werden und die Begrenzung
der Arbeitszeit immer schwieriger wird. Der zu
erledigende Auftrag wird das Mass. Doch weil das Kräfteverhältnis
einer Plattform-Wirtschaft sehr einseitig zugunsten
der Auftraggeber ausfällt, wird die Arbeitszeit via
Arbeitslast rasch zunehmen.
Die Verfügung über
die eigene Zeit ohne
ökonomischen Zwang
ist ein Mass unserer
Freiheit.
So stellen sich für die Gewerkschaften in ihrem Vorhaben,
für die Arbeitenden Zeitautonomie zu gewinnen,
neue Herausforderurungen.
In den Kollektivverträgen sollten Arbeitszeitverkürzungen
durchgesetzt werden. Allein schon, um neue Jobs
zu schaffen (wie es in Frankreich mit der 35-Stunden-
Woche gelang). Ziel: die schwindende Lohnarbeit der
Wirtschaft 4.0 besser zu verteilen. Dies muss ohne Einkommensverlust
geschehen. Möglichst viele der neuen
Arbeitsformen gehören deshalb einem universellen Arbeitsvertrag
unterstellt. Schwierigster Part: syndicom
muss die Arbeitslast in ein Verhältnis zur Arbeitszeit stellen.
Da hatte es Thomas Morus doch vergleichsweise einfach.
seco.admin.ch –> Arbeit –> Merkblätter und Checklisten
Dossier
Arbeitszeit ist das eine. Doch es
geht auch um Arbeitsbelastung
13
Mit der Digitalisierung verschwimmen die
üblichen arbeitsrechtlichen Standards.
Wer kürzere Arbeitszeiten will, muss den
digitalen Akkord bekämpfen.
Text: Marc Rezzonico
Immer mehr Beschäftigte haben keinen genau definierten
«Arbeitsort» mehr, sondern arbeiten auch von zu Hause
aus oder unterwegs. Die «Arbeitsverträge» enthalten
nicht mehr die üblichen Bedingungen und Zusicherungen.
Vor allem aber scheint die für die Definition der
«Work-Life-Balance» so grundlegende «Arbeitszeit» plötzlich
ihr Alter Ego – die «Freizeit» – vereinnahmt zu haben.
Sie nimmt heute nicht nur die Arbeitstage, sondern auch
die Wochenenden und Ferien der Beschäftigten voll und
ganz in Anspruch.
Statt Work-Life-Balance heisst es nun Work-Life: Alles
verschwimmt! Wenn Privat- und Berufsleben nicht mehr
getrennt, sondern vermischt werden (Blending) – wie
sollen der Staat oder die Gewerkschaften Arbeitsmodelle
vorschlagen, bei denen die «Arbeitszeit» eine Rolle spielt?
Die Grenzlinien verwischen sich.
Was tun?
Auf der Suche nach den Grundlagen für die neuen Arbeitsgesetze
haben verschiedene europäische Länder Thinktanks
(beispielsweise den WRR in den Niederlanden),
Arbeitsgruppen zur Industrie 4.0 (Deutschland), Aktionspläne
(wie Digital Belgium) oder Strategiepläne für die
Digitalisierung (Grossbritannien) aktiviert und Berichte
über den digitalen Wandel erstellt (etwa den Mettling-
Bericht in Frankreich). In Dänemark wurde vor Kurzem
gar der weltweit erste Tech-Botschafter ernannt und die
#techplomacy erfunden.
Konkrete Ergebnisse lassen aber noch auf sich warten.
Nur eines ist klar: Aus der Schweiz werden sie nicht
stammen, denn der Bundesrat hat zwar 2017 einen Bericht
über den Stand der vierten industriellen Revolution
verabschiedet, darin aber beschlossen, an seiner Position
von 2016 festzuhalten. Das bedeutet: Der Bund wird weder
direkt noch finanziell noch über die Schaffung einer entsprechenden
Verwaltungsstelle in den Prozess der Digitalisierung
der Wirtschaft eingreifen.
Ist wenigstens klar, in welche Richtung es geht?
Die Vermischung von Privatem und Geschäftlichem – das
Blending oder Blurring – ist genau das Arbeitsmodell, auf
das Google und die übrigen Firmen des Silicon Valley so
stolz sind. Das Prinzip von Leistung und Gegenleistung:
Der Arbeitgeber kann von den Angestellten mehr Flexibilität
fordern, weil er ihnen gewisse Freiheiten gewährt.
Diese Freiheit ist eine Illusion, wie unser Dossier zeigt.
In der Realität verlagert sich das Kräfteverhältnis in
Richtung der Arbeitgeber, wenn die Unterscheidung
zwischen Arbeits- und Freizeit aufgehoben wird.
Weil die Zeit kein entscheidender Faktor mehr ist,
wird automatisch die «Arbeitsbelastung» zentral. Aber wie
misst man diese? Gemäss der ANACT (Agence nationale
française pour l’amélioration des conditions de travail –
Französische nationale Agentur zur Verbesserung der
Arbeitsbedingungen) lässt sich die Arbeitsbelastung
mithilfe eines Modells messen, das folgende drei Dimensionen
umfasst: (quantitative und qualitative) Vorgaben,
tatsächliche Belastung (was Einzelpersonen und Gruppen
effektiv realisieren) und subjektive Wahrnehmung (wie
die Beschäftigten ihre eigene Arbeitsbelastung bewerten).
Das ist nur ein Vorschlag, aber das Problem der
«Arbeitszeit» in der digitalen Wirtschaft könnte ein Problem
sein, das überdacht werden muss. Wenn die Gewerkschaften
die Arbeit in der digitalen Revolution mitgestalten
möchten, müssen sie die Arbeitsbelastung in ihre
Überlegungen und Strategien einbeziehen, auch wenn sie
weiterhin für eine angemessenere «Arbeitszeit» kämpfen.
Ein Beispiel: In der Jobstudie von Ernst & Young von
2016 gab knapp jeder zweite Befragte an, dass die Anforderungen
am Arbeitsplatz in den letzten Jahren gestiegen
sind. Für jeden siebten Beschäftigten haben sie gar «stark
zugenommen». Wie man sieht, ist die Arbeitszeitreduktion
nur die halbe Frage. Man müsste von der Arbeitsbelastung
während einer definierten Arbeitszeit sprechen.
goo.gl/ByquzW
verdi-Studie: goo.gl/PwPQo5
14
Dossier
Schuften bis zum Umfallen.
Darum ist Flexibilisierung Betrug.
Während überall Experimente mit kürzeren
Arbeitszeiten blühen, greifen Arbeitgeber das
Sozialmodell an. Sie fordern die Entgrenzung
der Arbeit und Mehrarbeit. Gratis.
Oliver Fahrni
Was sollte man schon gegen Flexibilisierung haben? Der
Begriff suggeriert Freiheit. Es ist doch fein, wenn ich im
März Überstunden akkumulieren kann, dafür im Mai ein
paar Freitage nehme, und morgen früh komme ich später,
weil ich mit der Klassenlehrerin meiner Tochter sprechen
will.
Seien wir nicht naiv. Unsere Bedürfnisse spielen bei
der Flexibilisierung keine Rolle. Sie dient den Unternehmen
dazu, unsere Arbeit an eine möglichst profitable
Betriebsführung (zum Beispiel an die Auftragslage) anzupassen,
Lohnkosten und andere Kosten zu senken und
heimlich die Arbeitszeiten zu erhöhen.
Die Länge der Arbeitszeiten und der Takt (Rhytmus,
Schichteinteilung usw.) unserer Arbeit unterliegen dem
Kräftevehältnis zwischen Arbeit und Kapital. Am Ende
bestimmt immer das Unternehmen, wann ich arbeiten
muss, wann länger als die Normalarbeitszeit, und ob ich
im Mai wirklich kompensieren kann.
Flexibilisierung der Arbeit ist das grosse Dada der
Arbeitgeber. Im Kern geht es darum, unsere Arbeit mit
möglichst wenig Regeln (die uns schützen) zu vermarkten.
Dafür haben Betriebswirtschafter Dutzende von
Formen erfunden.
Feilschen um Zeitformen, Pausen, Schichtorganisation,
Ausnahmen bei der Arbeitszeit usw. wird sichergestellt,
dass wir unsere Arbeit und unsere Freizeit verlässlich
planen können. Das Schweizer Arbeitsgesetz leistet das
nicht. Es ist so lasch, dass es fast alles zulässt, was die Aktionäre
freut. Der Link auf dieser Seite führt zu den wichtigsten
Bestimmungen. Eine ernüchternde Lektüre.
Dennoch versuchen die Arbeitgeber heute, auch
diesen schwachen Schutz auszuhebeln. Drei Punkte
stehen auf ihrer Agenda: Die Erhöhung der Arbeitszeit.
Die Abschaffung der Arbeitszeitkontrolle. Und die Aufweichung
der Arbeitsverträge. Strategisches Ziel ist dabei, die
Trennung zwischen Arbeit und Freizeit zu beenden, also
die Verfügungsmacht über die Arbeitenden auszudehnen.
Auch hier argumentieren sie mit der Freiheit. Absurd: Will
ich 60 Stunden ohne Lohnzuschlag arbeiten, zieht mir
heute niemand den Stecker. Das Gesetz soll umgeschrieben
werden, damit man die Arbeitenden zur Gratismehrarbeit
zwingen kann. Fernziel: Outsourcing der Arbeit in
neue Formen von Heimarbeit (Crowdworking usw.) ohne
Arbeitszeitvorschriften.
Da steht den Gewerkschaften eine harte Konfrontation
bevor. Sie wollen im Gegenteil die Normalarbeitszeit
rabiat reduzieren, um die schwindende Menge digitalisierter
Arbeit besser auf alle zu verteilen.
goo.gl/v9JBMM
Wachstum und Gewinn ohne Arbeit
Gleitarbeitszeit mit Kernzeiten sind noch deren mildeste
Form. Über Zeitkonten (etwa aufs Jahr) arbeiten wir nur,
wenn das Unternehmen uns braucht. Damit wird uns ein
Teil des Unternehmerrisikos aufgebürdet, was eigentlich
illegal ist. Vertrauensarbeitszeit trägt ihren Namen
schlecht. Sie ist meistens eine Form von Betrug, die
«de-facto-Verlängerung der Arbeitszeiten ohne jeg liche
zeitliche oder finanzielle Kompensation», sagt die
Arbeitsforscherin Christa Herrmann. Bei flexibler
Arbeitszeit fallen die Lohnzuschläge weg. Vertrauensarbeitszeit
wird oft mit Produktionsinseln kombiniert, etwa
in den Arbeitsformen des Toyotismus. Reicht den Unternehmen
diese interne Flexibilisierung nicht, richten sie
Arbeit auf Abruf ein oder greifen auf Outsourcing zurück –
heute eine grassierende Form externer Flexibilisierung.
In fast allen Betrieben der Schweiz wird heute eine Kombination
diverser Formen von Outsourcing, flexiblem
Arbeitseinsatz und verdichtetem Arbeitstakt eingesetzt.
Das ist das Resultat des neoliberalen Umbaus, der in
der Schweiz in den 198oer-Jahren begann. Den Neoliberalen
geht es darum, den Schutz der Arbeit durch Gesetz und
Gewerkschaften zu zerstören. Ihr Traum ist Wachstum
und Gewinn ohne Arbeit. Eine Illusion, weil nur lebendige
Arbeit Wert schafft. Seither geben die Besitzer der
Unternehmen die Produktivitätsgewinne nicht mehr
weiter. Diese Verteilung war die Grundlage der Sozialpartnerschaft.
Folgen: Die Löhne stagnieren, der Lohnkostenanteil
sinkt in fast allen Branchen, und die Lohnund
Vermögensdiskrepanzen explodieren. Darum sind
Gesamtarbeitsverträge so wichtig. Im detailreichen
Fotostrecke
Das Titelbild, die Fotos auf den Seiten 8 bis 14 und das Bild im
Inhaltsverzeichnis hat der Waadtländer Fotograf Thierry
Porchet geschaffen. Dafür hat er sich eine aufwen dige
Inszenierung einfallen lassen: Er bat den Multijobber Bernard
Fière, der auch schon als Industrietaucher gearbeitet hat,
frühmorgens in ein Becken des Thermalbades von Yverdonles-Bains
zu steigen.
Für Porchet, in der Romandie ein bekannter Meister seines
Fachs, ist Zeit eine Materie im Fluss, wie Licht oder Wasser.
In seinen Bildern verschmelzen Arbeitszeit und freie Zeit.
Wir danken Laure Favre, der Marketingverantwortlichen der
Bäder von Yverdon, für die Unterstütung.
Mehr Einsichten in die Arbeit von Thierry Porchet: image21.ch
Freie Zeit, Zeit ohne Lohnarbeit, ist ein Menschenrecht. Zeit für Familie, Kultur
und Nichtstun, für gesellschaftliches Leben und Engagements. Sie musste in
ungezählten Kämpfen erobert werden – unsere wichtigste Errungenschaft.
15
Der Kampf für freie Zeit
1864:
12 Stunden
Glarner
Fabrikgesetz
1871:
10,5 Stunden
Maschinenindustrie
1917:
59-h-Woche
Eidg.
Fabrikgesetz
1920:
48-h-Woche
In diversen
Branchen
1815:
12–14 Stunden
ZH Kinderarbeit
1848:
15 Stunden
Glarus
1870:
10 Stunden
Typographen,
Uhren
1877:
11 Stunden
Eidg. Fabrikgesetz
1899:
10 Stunden
1. Mai-
Forderung
1909:
8 Stunden
Maschinensetzer
1918:
48-h-Woche
Forderung
Landesstreik
um 1830 1900 2010
1930:
48-h-Woche
Wird üblich
1958:
46-h-Woche
SMUV-GAV
4500 Jahresstunden 2700 1931
1959:
44 Stunden
SGB-Initiative
Gesetz: 46 h–50 h
1963:
44-h-Woche
GAV
Maschinen
1971:
44 h und mehr
50 % arbeiten
länger
1971:
40-h-Woche
POCH-Initiative,
1976 abgelehnt
1983:
40-h-Woche
SGB-Initiative
1979:
40-h-Woche
Typographen-
Vertrag
1988:
40-h-Woche
MEM-GAV
2010:
41,6-h-Woche
Reale Arbeitszeit
Quelle: Historisches Lexikon
Arbeitszeit ist jener Teil unserer Lebenszeit, den wir einem Unternehmer gegen Lohn zur Verfügung
stellen. Wir tun dies nicht freiwillig. Mit der Lohnarbeit bezahlen wir unseren Lebensunterhalt und alles,
was damit zusammenhängt, etwa die Altersvorsorge oder die Ausbildung unserer Kinder. In der Arbeitsdauer
zeigt sich unverhüllt das Machtverhältnis zwischen Arbeit und Kapital. Seit dem 19. Jahrhundert
haben die Arbeitenden die Verkürzung der Arbeitszeit um mehr als die Hälfte erzwungen. Von 15 Tagesstunden
zum 8-Stunden-Tag. Von der 6½-Tage-Woche zur 5-Tage- Woche. Von null auf 5 Wochen Ferien.
© Grafiken: Tom Hübscher und Lars Weiss, tnt-graphics
Soviel arbeiten wir jede Woche
Vollzeitstelle, Arbeitszeit in Stunden
Frankreich
Finnland
Italien
Schweden
Spanien
Deutschland
Schweiz
Grossbritannien
Griechenland
Quelle: Eurostat, BfS Zahlen für 2016
* nach Eurostat
37,6
37,9
38,2
38,7
39,1
40,3
nach BFS 41,2 42,8*
42,8
30 32 34 36 38 40 42 44
44,6
In der Schweiz wird länger gearbeitet als anderswo, weit
über 40 Stunden pro Woche bei einer Vollzeitstelle. Länger
etwa als in Deutschland, und sogar gut einen halben Tag
mehr pro Woche als in Frankreich. Schlimmer: Der Trend geht
derzeit Richtung verlängerte Arbeitszeiten. 2017 ist die Zahl
der tatsächlich geleisteten Stunden zum ersten Mal seit
vielen Jahren gestiegen.
So lange wird pro Jahr gearbeitet
Durchschnittliche Zahl Arbeitsstunden pro beschäftigte Person
Deutschland
Frankreich
Schweiz
Spanien
Japan
Italien
USA
Russland
Griechenland
Quelle: OECD 2014, Zahlen für 2012
1393
1479
1619
1666
1745
1752
1790
1982
0 500 1000 1500 2000
2034
Die Zahl der geleisteten Jahresarbeitsstunden variiert je
nach Land stark. Das liegt nicht nur an den Ferientagen.
Die erstaunlichen Unterschiede zeigen auch die krasse
Ungleichverteilung der Lohnarbeit. Weisen die fleissigen
Deutschen oder Schweizer weniger Stunden auf, spiegelt
dies auch die Zunahme der Teilzeitjobs – sie sind oft eine
unfreiwillige Unterbeschäftigung, vor allem von Frauen.
16
Eine bessere
Arbeitswelt
Die Schweiz ist kein
Sonderfall. Nehmen wir
die rosa Brille runter.
In der Schweiz lässt es sich ganz
ordentlich leben. Meistens und für die
meisten jedenfalls. Etwas verwundert
beobachten wir, wie drei Viertel der
Italienerinnen und Italiener ihr Land
in ein Trumpistan verwandeln wollen,
obschon die linke Regierung gerade
das Wachstum zurückgebracht hat.
Entsetzt beobachten wir, wie in
Deutschland die Armut der Arbeitenden
wächst – und mit ihr die AfD.
Kopfschüttelnd sehen wir das rasende
Tempo, mit dem der französische
Präsident die 35 Stunden, den Service
public und die soziale Sicherheit demontiert.
Die neoliberale Dampfwalze
hat wieder Fahrt aufgenommen.
Nur in der Schweiz nicht? Eine
optische Täuschung. Freisinnige nehmen
die PostAuto-Affäre zum Anlass,
eine neue Privatisierungswelle anzustossen.
Der Gewerbeverband will uns
50 Wochenstunden arbeiten lassen,
Avenir Suisse möchte die GAV und die
AHV killen. Bei SBB, Post, Swisscom,
SRG laufen heftige Sparprogramme.
Und noch etwas teilen wir mit Italien,
Deutschland, Frankreich: Hier
wie dort sind die Gewerkschaften die
wichtigste Kraft geworden, um den sozialen
Fortschritt zu verteidigen.
Ende Idyll: FDP und SVP nutzen die PostAuto-Affäre für eine neue Attacke auf den Service public.
Stresstest für den Service public:
goo.gl/K1MRp1
Stop Lohndumping: Der
Gewerkschaftsbund
Bern gibt den Takt vor.
Lohndumping ist illegal. Und dreifach
pervers: Weil tiefe Löhne die Arbeitenden
in Not stürzen. Weil der Volkswirtschaft
Kaufkraft entzogen wird und
die Sozial versicherungen Beiträge
verlieren. Und weil Lohn dumping ein
politisches Klima schafft, das Fremdenfeinden
und den Rechtsradikalen
der SVP nützt, die unsere geregelten
Beziehungen zu den europäischen
Nachbarn kippen wollen.
Unternehmen organisieren den
Lohnbeschiss mit Subunternehmerketten.
Ein Auftrag wird an ein anderes
Unternehmen weitergegeben, das
ihn wiederum weiterreicht. Solche
Ketten können über viele Stufen gehen.
Unterwegs wird auf jeder Stufe
Gewinn abgeschöpft und der Preis gedrückt.
Am Ende der Kette werden nur
noch Hungerlöhne bezahlt. Auch
öffentliche Unternehmen greifen zu
dieser Praxis. Das will der Gewerkschaftsbund
des Kantons Bern nun
per Volksinitiative unterbinden.
Für alle Aufträge, die im öffentlichen
Beschaffungswesen vergeben
werden, muss künftig das Unternehmen,
das den Auftrag erhält, ihn selbst
ausführen. Zu GAV-Löhnen.
Diese Initiative ist einfach, wirksam
und gerecht. Bitte nachmachen.
srf.ch/news/schweiz/wenn-subunternehmerketten-die-loehne-druecken
«Der Bundesrat trägt die Verantwortung für die Zerstörung
von fast 1400 Stellen in zwei Jahren bei Swisscom.» Giorgio Pardini
17
Jobs weg für Boni und die fette
Dividende des Bundes
Swisscom soll 100 Millionen Franken sparen, 700 Stellen werden
gestrichen. Trotz Milliardengewinn. Das verlangt der
grösste Aktionär, der Bund. Er will den öffentlichen Betrieb
weiter melken. Eine bizarre Vorstellung von Service public.
Der Unmut wächst. Scharfe Worte
machen sich Luft. Widerstand gärt.
Wenn am 4. April die Aktionäre des
Swisscom-Konzerns zur Generalversammlung
zusammentreten, werden
sich die Geschäftsleitung und vor
allem der Hauptaktionär, der Bund,
warm anziehen müssen. Mehrere
Aktionäre wollen nicht mehr hinnehmen,
dass Swisscom 2018 ein
verschärftes Sparprogramm fährt und
dafür weitere 700 Stellen zerstört. Dies
bei einem Betriebsergebnis von
4,3 Milliarden und einem Reingewinn
von 1,57 Milliarden Franken.
Schon 2017 hatte der ICT-Riese
684 Jobs gestrichen. Giorgio Pardini,
Leiter des Sektors ICT bei syndicom,
nennt das «eine Renditestrategie auf
dem Buckel des Personals». Für die
Jahre 2018 bis 2020 hat Swisscom jetzt
das Sparziel von 60 auf 100 Millionen
Franken erhöht. Pro Jahr.
Ohne Not werden hier Arbeit und
das hohe Wissen von Mitarbeitenden
vernichtet. Der Konzern ist gut aufgestellt.
Die Verschuldung ist mässig,
die Substanz enorm, und Swisscom
konnte 2017 fast 2400 Millionen in
neue Infrastrukturen investieren. Der
Glasfaserausbau kommt schnell voran,
und jetzt wird 5G aufgelegt.
syndicom fordert, den harten Spardruck vom
Swisscom-Personal wegzunehmen. (© Swisscom)
ICT-Fachorgane nennen das Swisscom-Netz
im internationalen Vergleich
«exzellent». Sogar die PK meldet
stolze fünf Prozent Ertrag.
Milchkuh mit prallem Euter
Swisscom geht es so gut, dass sie
immer wieder Privatisierungsgelüste
weckt – erst gerade wieder, 2016.
Dass es bei der Sparstrategie um
höhere Renditen geht, zeigt das
Verhältnis von zwei Kennzahlen: Bei
sinkenden Margen in einem hart
umkämpften Markt und stabilem Umsatz
(11,7 Milliarden) hat Swisscom ihren
Reingewinn fast halten können.
Und zahlt eine unverändert hohe Dividende
aus.
Genau da setzt die Kritik der
Gewerkschaft an. Pardini sieht den
Bundesrat als Hauptverantwortlichen
für die andauernde Jobvernichtung.
Die Eidgenossenschaft hält 51 Prozent
der Aktien. Da fallen für 2017 gut 600
Millionen Franken Dividende ab.
Swisscom ist eine Milchkuh, die der
Bundesrat weiter melken will. Er hat
dem Konzern mindestens die Werterhaltung,
besser eine Wertsteigerung
ins Pflichtenbuch geschrieben. Jahr
um Jahr werden die Ziele hochgeschraubt.
Das Parlament nickt das ab.
Dass ein Betrieb des Service public
Leute entlässt oder nicht mehr ersetzt,
um den hohen Gewinn zu halten,
nennt Pardini «nicht mehr vernünftig».
Es ist eine milde Umschreibung.
Tatsächlich stelle sich «hier wie bei
der Post und der SBB ein politisches
Grundproblem: Erste Aufgabe eines
öffentlichen Betriebes kann nicht
sein, möglichst viel Geld zu machen.
Im Vordergrund muss der Dienst an
der Allgemeinheit stehen.» Konkret:
Ausbau der Infrastruktur, vernünftige
Preise, eine nachhaltige Digitalisierungsstrategie.
Und intern, so Pardini,
«ist eine umfassende Weiterbildungsoffensive
nötig».
Heute ist die Gewerkschaft froh,
dass sie die Nachbesserung des Sozialplans
2013 durchgesetzt hat. Der Stellenabbau
trifft vor allem erfahrene
Leute. Pardini: «Zusammen mit dem
steigenden Druck durch die neuen
Managementsysteme setzt das eine
Abwärtsspirale in Gang.Jetzt muss der
Spardruck gelockert werden.»
goo.gl/6tv5GB
Unsere Zeit ist mehr
wert
Schweden testet den 6-Stunden-Arbeitstag
bei vollem Lohn und macht
gute Erfahrungen damit. Die Produktivität
ist nicht gesunken – im Gegenteil,
die Verkürzung der Arbeitszeit ist
der Arbeitsleistung zuträglich, und
den Menschen geht es gesundheitlich
besser. Sie sind motivierter und haben
weniger Absenz- und Krankentage.
Die Arbeitgeber müssen zusätzliches
Personal einstellen. Das kostet. Andererseits
steigt die Produktivität, und
die Kosten für Arbeitslosengeld,
So zialhilfe und Krankheit sinken. Und
es bleibt mehr Zeit für Freizeit und
familiäre Betreuungsaufgaben.
Elinor Odeberg von der schwedischen
Gewerkschaft Kommunal
betonte aber am SGB-Frauenkongress
im Januar, Arbeitszeitverkürzung sei
nicht die einzige Antwort auf die
Abwesenheit der Männer in der
Hausarbeit oder die erzwungene Teilzeitarbeit
von Frauen. Denn Untersuchungen
zeigten, dass die verwurzelten
Rollenbilder dazu führten, dass
auch bei ähnlichem Einkommen die
Frauen die unbezahlte Care-Arbeit
übernehmen und dafür manchmal
sogar Teilzeit arbeiten. Der SGB-Frauenkongress
hat unter Teilnahme von
über zwanzig syndicom-Frauen eine
Re solution verabschiedet, die fordert:
«maximal 35 Stunden Vollzeit statt
Teilzeitfalle».
Patrizia Mordini, Leiterin Gleichstellung,
Mitglied der Geschäftsleitung
18 Arbeitswelt
Die SDA-Belegschaft erfährt in ihrem Kampf von anderen
Redaktionen und aus der Politik starke Unterstützung.
Streik bei der sda: «Wir sind
nicht für Profite da!»
Während dieser Artikel entsteht, ist der Streik der SDA-Redaktion
«sistiert». Warum die Schweizerische Depeschenagentur so
wichtig ist für die Medien und die Menschen in diesem Land.
Das Debakel begann schon vor Monaten.
Im Hintergrund sogar noch früher,
als die Verlage beschlossen, mit
ihrer Schweizerischen Depeschenagentur
SDA künftig dickes Geld zu
machen.
Jetzt bedroht das Missmanagement
der Besitzer die Existenz der
ältesten und letzten Schweizer Nachrichtenagentur.
36 von 150 Vollzeitstellen
wollen sie zerstören. Das ist ein
Viertel der Redaktion. So kann die
Agentur ihre Aufgabe nicht mehr
wahrnehmen. Wer liefert dann die
Grundversorgung der Schweizer Medien
mit Nachrichten aus dem In- und
Ausland, aus Politik, Wirtschaft, Sport
und Kultur?
Entlassen wird mit den Journalistinnen
und Journalisten viel Wissen,
Können und Erfahrung. Gehen sollen
vor allem die Älteren, die besser verdienen
als jene, die frisch von der Uni
kommen. Anständige Frühpensionierungen
sehen die Besitzer nicht vor.
Schliesslich habe man jahrelang in die
Arbeitslosenversicherung einbezahlt,
meinte der SDA-CEO in einem Interview
schnoddrig. Jetzt sollen das RAV
und die Steuerzahlenden für die Entlassenen
aufkommen. Manchen droht
der bittere Gang aufs Sozialamt.
Rückgrat der freien Information
Entstanden ist die Schweizerische
Depeschenagentur vor bald 125 Jahren,
am 1. Januar 1895, als Reaktion
auf die marktbeherrschende Stellung
ausländischer Nachrichtenagenturen
in der Schweiz. Sie befindet sich im
gemeinsamen Besitz verschiedener
Medienunternehmen. Den weitaus
grössten Teil der Aktien teilen sich Tamedia,
die NZZ-Gruppe, die SRG und
der Westschweizer Verlegerverband
Die SDA ist eine Form
von Service public,
der für die Meinungsbildung
von zentraler
Bedeutung ist.
«Médias Suisses». Die grössten Besitzer
der SDA sind gleichzeitig ihre
grössten Kunden – da liegt das Problem
begraben.
Der SDA ging es bis vor kurzem
finanziell gut. Mit dem Aufkommen
der Gratisblätter und der Onlinemedien
hatte sie neue Kunden gewonnen.
Rendite musste sie keine abwerfen.
Denn schliesslich war die SDA ein gemeinsamer
Dienst, der einen unabhängigen
Informationsfluss sicherte.
Eine Form von Service public, für die
Meinungsbildung in einer Demokratie
von zentraler Bedeutung. Weil die
SDA keine Dividenden ausschüttete,
konnte sie über die Jahrzehnte 20 Millionen
Franken Reserven ansammeln.
230 000 Depeschen pro Jahr
Die Bedeutung des Nachrichtendienstes
nahm angesichts des Niedergangs
der Qualitätspresse zu. Wo die Verleger
ihre Redaktionen schrumpfen,
zusammenlegen und kleinsparen,
sinkt die Eigenleistung der betroffenen
Zeitungen. Die Lücken werden
mit Agenturmaterial gefüllt. Gegen
230 000 Meldungen verschickt die
SDA pro Jahr. Sie sind sauber recherchiert,
mehrfach abgesichert und bemühen
sich um Neutralität.
So bilden sie die Grundversorgung
der Schweiz mit Nachrichten und Hintergrundberichten.
Schätzungsweise
ein Drittel der Berichten in Schweier
Medien basiert auf mehr oder weniger
stark ergänzten oder auch nur leicht
umgeschriebenen Texten der SDA. Bei
den Gratisblättern «Le Matin» und
«20 minutes» von Tamedia in der
Romandie machen sie um die 50 Prozent
der Artikel aus. Online wird viel
SDA-Material sogar unverändert übernommen.
Mit Ausnahme des Autorenkürzels
(sda), das dabei gerne «vergessen»
geht.
Gespart wird in den Medienhäusern
weiterhin. Warum aber funktioniert
das Geschäftsmodell der SDA
plötzlich nicht mehr? Eben weil die
Medienhäuser gleichzeitig Besitzer
und Kunden sind.
Als Besitzer kennen sie schon seit
Jahren nur eine Strategie für ihre Medien:
Journalistinnen entlassen, Fotografenpensen
kürzen, Zeitungen zusammensparen
und Artikel zwei-,
drei-, vier- oder möglichst zehnmal
verwenden, ohne dafür zu zahlen. Sie
nennen es «Contentmanagement».
Als Kunden der SDA tun sie genau
dasselbe: Sie weigern sich, die neuen
Tarife zu zahlen.
Jodeln in Bulgarien
Ohne Rabatt, so drohten vor allem
NZZ und AZ-Medien, würden sie eine
billigere Konkurrenzagentur gründen,
die «Bulgaria». Angedacht war die
Auslagerung der Arbeit an «ehemalige
Flüchtlinge, die lange genug in
Deutschland gelebt und studiert haben,
um die Sprache zu beherrschen,
und nun in ihre Heimat in Osteuropa
zurückgekehrt sind», wie es beim Korrektorat
der NZZ-Gruppe heisst und
bereits praktiziert wird.
Aus der Konkurrenzagentur wird
wohl nichts. Stattdessen wurde am
30. Oktober 2017 die Fusion mit der
Fotoagentur Keystone verkündet –
gleichzeitig mit der Kündigung von
SDA-Chefredaktor Bernard Maissen.
Nur weil die SDA verlässliche Nachrichten liefert, können die
Medien ihren Informationsauftrag überhaupt erfüllen.
19
Wer uns unsere Zeit
stiehlt – kleine Liste
in drei Teilen
Arbeitgeber nehmen uns Arbeit weg
In der Medienbranche veranstalten
reiche Unternehmer Massenentlassungen
oder schliessen ganze Betriebe:
Der SDA-Verwaltungsrat will einen
Viertel der Redaktion auf die Strasse
stellen, und der Ringier-Verlag lässt
die Druckerei in Adligenswil auf Ende
Jahr vom Erdboden verschwinden.
Arbeitskampf ist zeitintensiv
Davon können die engagierten Kollegen
und Kolleginnen der SDA-Redaktion
ein Lied singen. Seit mehr als zwei
Monaten wehren sie sich gegen die
verheerenden Entscheide der Unternehmensspitze
und sind am 30. Januar
in Streik getreten. Nach vier Tagen
konnte der Verwaltungsrat an den
Verhandlungstisch gezwungen werden.
Seither ist der Streik lediglich
sistiert. Dieser Arbeitskampf ist noch
nicht abgeschlossen.
Journalismus braucht Zeit
Medien verlangen Zeit. So auch das
neue Online-Magazin «Republik». Die
vielen öfters langen Artikel liefern uns
Einsichten und Denkstoff. Aber nur
im Zusammenspiel mit der medialen
Grundversorgung der SDA, die den
anderen Medien verlässlichen, verifizierten,
umfassenden Nachrichtenjournalismus
aus allen Landesteilen
liefert, können die Zeitungen, Onlinemedien
und Radio- sowie TV-Sender
ihren Informationsauftrag erfüllen. .
Stephanie Vonarburg ist Vizepräsidentin
syndicom und leitet den Sektor Medien.
Statt Transparenz über
die finanzielle Lage gab
es blaue Briefe. Die
Redaktion hatte keine
andere Wahl als Streik.
Der CEO, Markus Schwaab, sprach
nun plötzlich von 1,8 Millionen Franken
Defizit, das sich wegen der Kundenrabatte
im vergangenen Jahr angehäuft
habe. Er warnte, in den
kommenden zwei Jahren müsse ein
Viertel der Stellen eingespart werden.
Dann ging es Schlag auf Schlag: Im Dezember
wurde bekannt, dass von der
«neuen» SDA erwartet werde, Dividenden
an die Aktionäre auszuschütten.
Schwaab: «Die SDA ist nur ihren Aktionären
etwas schuldig.»
Ein Paradigmenwechsel: Bisher
hatte man sich bei der Nachrichtenagentur
als nicht profitorientiertes
Unternehmen verstanden. Statt die
echte Kostenstruktur offenzulegen,
wie es die Angestellten am 8. Dezember
in einer Resolution verlangten,
liess Schwaab im Januar die Kündigungen
verschicken.
Die Betroffenen handelten. An
diversen Redaktionsversammlungen
organisierte sich das Personal, formulierte
Forderungen an die Unternehmensleitung
und machte die Vorgänge
öffentlich. Doch Geschäftsleitung
und Verwaltungsrat verweigerten das
Gespräch.
Schlimmer noch: Um die Zitrone
ganz auszupressen, verlangten die
grossen Medienhäuser (Tamedia und
NZZ) die Auszahlung der Gewinnreserven,
vor der Fusion mit Keystone.
Streik mit starkem Echo
Am 23. Januar beschlossen die Redaktionsmitglieder
einen dreistündigen
Warnstreik und traten schliesslich am
30. Januar geschlossen in Streik. Aus
anderen Redaktionen und aus der
Politik kam und kommt viel Unterstützung.
Allein, bei den Verantwortlichen
stiess sie auf taube Ohren. Nachdem
die Belegschaft mit Unterstützung der
Gewerkschaften in Bern, Zürich und
Lausanne vier Tage lang gestreikt hatte,
bequemte sich der Verwaltungsrat
endlich an den Verhandlungstisch.
Verleger auf blindem Crashkurs
Seit dem 2. Februar ist der Streik nun
sistiert, aber nicht beendet. Die
SDA-Journalistinnen und -Journalisten
haben nicht nur eine breite Welle
der Solidarität erfahren, sondern sich
auch weiterhin zu Wort gemeldet. Sie
schrieben offene Briefe an die Verwaltungsräte,
versuchten auf dem Verhandlungsweg
bessere Bedingungen
auszuhandeln und besuchten am
5. März die Fragestunde im Bundeshaus,
um die Politiker und Politikerinnen
von ihrem Einsatz für den Erhalt
der SDA zu überzeugen. Je länger der
Konflikt andauert, desto konkreter
werden die Zerstörungspläne der
SDA-Besitzer. Während die Angestellten
um die Zukunft ihrer Agentur bangen
und auf einen verbesserten Sozialplan
für die Entlassenen hinarbeiten,
igeln sich der Verwaltungsrat und die
Geschäftsleitung wieder ein.
Es ist höchste Zeit, dass die SDA
aus dem profitorientierten Korsett
herausgelöst wird. Ein kleiner Anteil
der Gebühren im Umfang von vier Millionen
Franken würde kurzfristig eine
Verschnaufpause geben, um den Basisdienst
der SDA in drei Sprachen
weiterzuführen. syndicom fordert die
Politik auf, entsprechende Weichen
zu stellen, bevor es zu spät ist.
(Nina Scheu)
syndicom.ch/aktuell/
20 Arbeitswelt
«Die minutengenaue Sequenzierung der Arbeitszeit führt zu
Problemen. Unsere Aufgabe ist es, sie anzugehen.» Matteo Antonini
Arbeitshetze im
Minutentakt macht
uns krank.
Im frühen Kapitalismus wurde nicht
die Zeit als Wert gesehen, sondern die
Tätigkeit und ihr Produkt (Akkordlohnarbeit).
Erst später, mit den sozialen
Errungenschaften, ersetzte Zeitlohnarbeit
die Akkordlohnarbeit: Nun
wurde die Arbeitszeit als Normwert
definiert. Die Akkordlohnarbeit ist jedoch
nie aus dem Obligationenrecht
verschwunden, und heute erleben wir
eine verheerende Rückkehr in die Vergangenheit,
etwa durch die Uberisierung.
Noch beunruhigender ist aber
der Druck, der über die permanent erhöhten
Produktivitätsanforderungen
ausgeübt wird. Die Zunahme der Berufskrankheiten,
anerkannt oder auch
nicht, ist eine Folge davon. Dazu kommen
neue Arbeitsformen wie Temporärarbeit
und die Unterbeschäftigung.
Die minutengenaue Sequenzierung
der Arbeitszeit führt in den
verschiedenen Sektoren unserer Organisation
zu neuen Problemen wie
Lohneinbussen oder erschwerter Vereinbarkeit
von Berufs- und Privatleben.
Es liegt in unserer Verantwortung
als Gewerkschaft, diese Herausforderungen
im Interesse unserer Mitglieder
anzugehen. Um ihr Ausmass besser
zu erfassen, haben wir eine Umfrage
beim Vertriebspersonal lanciert.
Danach werden wir unsere Forderungen
zur Verbesserung der Situation
definieren.
Matteo Antonini ist Leiter des Sektors Logistik und
Mitglied der syndicom-Geschäftsleitung
Erfolgreich verhandelt:
Löhne ICT ziehen an
Bei UPC hält die Gewerkschaft derzeit still,
um Jobs zu retten.
Die Konjunktur zieht an. Die Lage der öffentlichen Finanzen
ist besser als von den Regierungen erwartet. Die
Teuerung regt sich wieder. Derweil explodieren die Krankenkassenprämien.
Vor diesem Hintergrund fordern die SGB-Gewerkschaften
generelle Lohnerhöhungen von bis zu 1,5% sowie einheitliche
Frankenbeträge. Im Telecom- oder ICT-Sektor
hat syndicom ihre Aufgabe erfüllt: Es wurde eine durchschnittliche
Lohnerhöhung von 1,1% ausgehandelt.
Im Einzelnen haben sich syndicom und Swisscom auf
eine Lohnerhöhung von 1,1% für GAV-Mitarbeitende geeinigt.
Die Anhebung der Löhne der Mitarbeitenden richtet
sich nach ihrer Leistung und der Lage im Lohnband. Für
die Mehrheit der Mitarbeitenden ist eine Lohnerhöhung
von mindestens 0,5% pro Jahr festgelegt worden.
Der Lohnabschluss bei Cablex sieht eine Steigerung der
Lohnsumme 2018 um 1,1% vor. Der Ziellohn (bei erreichten
Zielen) der Cablex-Mitarbeitenden wird um 960 Franken
pro Jahr erhöht. Dies entspricht einer monatlichen Lohnzunahme
von bis zu 80 Franken ab dem 1. April 2018. Mit
dem Erfolgsanteil im April 2019 wird allenfalls noch der
Rest der Lohnerhöhung ausbezahlt.
Da sich UPC in einer schwierigen Phase befindet, hat
syndicom bei den diesjährigen Lohnverhandlungen einer
Nullrunde zugestimmt. Diese Zustimmung ist mit der
Bedingung verbunden, dass das Unternehmen auf einen
Stellenabbau möglichst verzichtet.
Hingegen haben sich Sunrise und syndicom auf eine
Lohnerhöhung von 1% geeinigt, nachdem sie auch den
neuen GAV 2018–2021 abgeschlossen hatten.
In der Hochburg
der Sexisten
Der Ständerat zementiert illegale,
diskriminierende Lohnunterschiede.
Anfang Monat hat der Ständerat eine Vorlage an die Kommission
zurückgewiesen, welche die Unternehmen zur
Lohntransparenz verpflichten wollte. Mit der Vorlage sollten
die Lohnungleichheiten zwischen Männern und Frauen
bekämpft werden. Diese Ungleichheiten bestehen weiter,
obwohl das Recht auf gleichen Lohn für gleichwertige
Arbeit seit 37 Jahren in der Verfassung verankert und das
Gleichstellungsgesetz bereits seit 22 Jahren in Kraft ist.
Am Weltfrauentag vom 8. März kündigte die französische
Regierung an, dass sie bis in drei Jahren den Lohnunterschied
von 9% zwischen Männern und Frauen für gleichwertige
Arbeit eliminieren will. Dies dank einer Software,
die ungerechtfertigte Lohndifferenzen in den Unternehmen
aufspüren soll. Die haben drei Jahre Zeit, diese Lohnunterschiede
auszugleichen. Andernfalls droht ab 2022
eine Geldstrafe von bis zu 1% der gesamten Lohnsumme.
Wäre eine solche Strafe nicht auch eine Lösung für die
Schweiz? Strafgebühren sind in der Schweiz nichts Neues.
Man denke an die CO 2
-Abgabe (wer verschmutzt, zahlt), die
Tabaksteuer, die Ersatzabgaben für den Militär- oder Feuerwehrdienst
etc.
Das Grundproblem
wäre damit
nicht gelöst, aber
es würde ein wenig
Rechtsgleichheit
geschaffen ...
8. März in Bern: weltweiter
Kampftag für
die Rechte der Frauen
syndicom.ch/branchen/telecom/
sgb.ch/themen/gleichstellung/
«Wir müssen uns entscheiden: Wollen wir eine Post, die allen
dient, oder einen Konzern, der die Bundeskasse füllt?» Daniel Münger
21
«Die ganze Wahrheit über die
Post muss nun auf den Tisch!»
syndicom-Präsident Daniel Münger über die PostAuto-Affäre,
fette Gewinne und die Heuchelei des Parlaments.
Die Bundespolizei ermittelt, und
Politiker fordern den Rücktritt von
Postchefin Susanne Ruoff. syndicom
tut dies nicht. Daniel Münger, sind
Sie zu sehr in der Sozialpartnerschaft
gefangen?
Unsinn! Im Moment* ist Frau Ruoff
einfach nicht unser dringendstes
Problem. Die Personaldebatte lenkt
nur von sehr viel wichtigeren Themen
für die Zukunft der Post und des Service
public ab. Jetzt muss erst einmal
die Wahrheit über PostAuto und die
Post auf den Tisch, die ganze Wahrheit.
Lückenlos. Die öffentliche Hand
darf nicht beschissen werden. Subventionen
erschleichen, das geht gar
nicht.
Offenbar hat sich die PostAuto AG so
verhalten wie gewöhnliche Konzerne
das tun: Sie hat Gewinne mit Buchhaltungstricks
versteckt.
Da kommen wir dem Kern des Problems
schon näher. Bei PostAuto hat
sich, soviel wir heute wissen, niemand
persönlich bereichert. Es ging offenbar
darum, Vorteile für den Konzern
zu ertricksen. Das enthüllt einen
grundlegenden Widerspruch. Einerseits
soll die Post eine umfassende
öffentliche Dienstleistung erbringen,
bis in die hintersten Ecken des Landes.
Das ist richtig, weil es für die Kunden,
die Schweiz und ihren Zusammenhalt
von elementarer Bedeutung
ist. Andererseits soll der Postkonzern
dem Aktionär, also dem Bund, hohe
Gewinne abliefern. Dass auch ein Service
public wirtschaftlich arbeitet, ist
vernünftig. Aber muss er auch noch
die Staatskasse füllen und sich dafür
wie ein Konzern verhalten, der Leistungen
abbaut, die Löhne drückt, die
Arbeitsbedingungen verschlechtert,
Betriebsteile auslagert, um sie dem
GAV zu entziehen, und die Zahlen frisiert?
Das ist der falsche Weg.
Der Chef des Bundesamtes für Ver -
kehr sagt, er sei «erschüttert über das
falsche Gewinndenken» bei PostAuto.
Derselbe Mann will durchfahrende
Chauffeure vom Schweizer Lohnschutz
ausnehmen, damit die Löhne
Daniel Münger redet Klartext. (© Res Keller)
gedrückt werden können. Er ist wie
jene Parlamentarier, die jetzt Erstaunen
heucheln, aber die Gewinnvorgaben
mitbeschlossen haben.
Das tönt fast so, als wollten Sie das
Postmanagement in Schutz nehmen?
Im Gegenteil. Wir kämpfen gegen den
Poststellenkahlschlag und Entlassungen.
Wir kritisieren die verschlechterten
Arbeitsbedingungen, die Auslagerungen
und vieles mehr. Und über die
Führung von PostAuto hätten unsere
Mitglieder eine Menge zu erzählen.
Und über die exorbitanten Löhne von
Frau Ruoff und der Postspitze und die
wachsenden Boni ...
Auch darüber. Dass wir bei der Post
solche Managerinnen und Manager
haben, ist das Resultat der gleichen
Logik: Es ist absurd und fatal, einen so
wichtigen öffentlichen Dienst wie einen
Konzern mit Gewinnmaximierung
zu führen. Dafür aber liegt die
Verantwortung beim Besitzer. Also
beim Bund.
Hat nur PostAuto die Zahlen frisiert?
Können Sie heute den Zahlen über
die fehlende Rentabilität der Poststellen
noch glauben?
Lassen Sie es mich so sagen: Seit die
Post ihre Rechnung der Poststellen
auf eine neue Grundlage gestellt hat,
schneiden viele schlechter ab als
zuvor. Da wird man schon nachdenklich.
Wir brauchen heute Kostenwahrheit.
Für die Poststellen genauso wie
für PostAuto: Wir wollen wissen, wie
viel ein Kilometer PostAuto wirklich
kostet. Und welche Kosten bei den
Poststellen wirklich entstehen.
Riskieren Sie dabei nicht, den
Privatisierungsturbos Argumente zu
liefern? Es gibt doch immer ein
privates Unternehmen, das dann
sagt: Wir machen das billiger.
Zu Dumpinglöhnen, mit gefährlich
langen Arbeitszeiten und weniger
Sicherheit für Chauffeure und Passagiere.
Schauen Sie, was in der Logistik
geschieht. Dort herrschen teilweise
Wildwestverhältnisse. Man muss
schon wissen, was man will. Will man
eine Post, die der Gemeinschaft dient,
und dieses Land gut versorgt, oder
wollen wir eine Milliarde Gewinn?
Wollen wir ein gutes öffentliches Verkehrsnetz,
die Verlagerung des Verkehrs
und korrekte Arbeitsbedingungen,
oder wollen wir Lohndumping,
Arbeitslose und verheerte Landschaften?
Zivilisation gibt es nicht zum
Nulltarif. Es ist höchste Zeit für eine
klare Gesamtstrategie.
Eine Gesamtstrategie für PostAuto?
Für PostAuto, aber auch ein Konzept
für das Poststellennetz und eine
Strategie für die gesamte Post. Sie ist
ein phantastisches Unternehmen mit
Mitarbeitenden, die Enormes leisten,
zuverlässig, und pünktlich. Der Raubbau
an diesem Bijou muss heute
gestoppt werden. Schluss mit Päcklisekunden
und Pausenstreichungen
und heimlichen Arbeitszeitverlängerungen,
mit Zeitdruck, Frust und
Lohnklemmerei. Und wo bleibt
eigentlich eine glaubhafte Digitalisierungsstrategie?
Manchmal male ich
mir die Post der Zukunft aus. Eine
Post, die ein mächtiges Bildungsprogramm
auflegt, statt Arbeitsbedingungen
zu verschlechtern. Eine
moderne, ganz auf Dienstleistung für
die Allgemeinheit getrimmte Post. Sie
wäre ein starkes Atout für die Schweiz.
* Das Interview wurde am 26. Februar
geführt.
goo.gl/xmtqJd
22 Politik
Die Renaissance des
Service public
Im 20. Jahrhundert galt der
Service public als Rückgrat
der Schweiz. Post, Eisenbahn,
Strassen, Telekommunikation,
aber auch Bildung,
Forschung und Information
sind für den nationalen
Zusammenhalt wesentlich.
Deshalb muss der Abbau
gestoppt werden, wie
Graziano Pestoni in seinem
Buch «Die Privatisierung
der schweizerischen Post»
schreibt. Hier lesen Sie
Auszüge aus dem Vorwort
von syndicom-Präsident
Daniel Münger und weitere
Passagen. Herausgegeben
wird das Buch von syndicom
und der Fondazione Pellegrini-Canevascini.
Es erscheint
im Sommer auf Deutsch.
Der Service public ist eine Form von
Gemeineigentum, wie früher die
Allmenden. Erfunden haben den
Service public und die ersten
Sozialversicherungen ursprünglich
die Denker der bürgerlichen
Aufklärung und die ersten Arbeiterorganisationen.
Ihnen war klar,
dass die Demokratie nur funktionieren
kann, wenn alle Menschen einer
Gesellschaft über eine elementare
Sicherheit und den Zugang zu
öffentlichen Diensten verfügen.
Das reichste Prozent der
Schweizer Bevölkerung braucht
keine Schulen, keine öffentlichen
Krankenhäuser, kein dichtes
öffentliches Verkehrsnetz und keine
Poststelle in der Nähe. Die Reichen
organisieren sich das privat. Doch
die überwiegende Mehrheit der
Schweizerinnen und Schweizer ist
existenziell auf AHV, ALV und
Krankenversicherung angewiesen
und genauso auf einen effizienten,
breit aufgestellten Service public.
Gewerkschaften und Sozialdemokratie
haben Dinge wie die AHV
durchgesetzt – sie war schon eine
Forderung des Landesstreiks von
1918. Aber öffentliche Dienste und
soziale Sicherheit sind keine
Marotten von Sozis: Sie sind das
gemeinsame Eigentum von uns
allen, die Commons, wie man heute
Der Service public
ist Gemeineigentum.
Er ist die
Grundlage, auf der
unser sozialer
Frieden steht.
sagt. Sie sind die Grundlage, auf der
unser Gesellschaftsmodell wie auch
der soziale Frieden im Land stehen.
Diese Grundlage wird seit vielen
Jahren systematisch demontiert,
wie im Buch von Graziano Pestoni
«Die Privatisierung der schweizerischen
Post. Ursprung, Gründe,
Konsequenzen» ausführlich beschrieben.
Die Folgen der Privatisierung
Die grossen Staatsbetriebe, wie die
ehemaligen Regiebetriebe des
Bundes (Post, Fernmeldewesen,
Eisenbahn), stellten bis zur Mitte
der 1990er-Jahre Pfeiler der nationalen
Gemeinschaft dar.
Diese Bundes- wie auch die
Kantons- und Gemeindebetriebe
boten qualifizierte Arbeitsplätze,
Versorgungssicherheit, soziale
Sicherheit, Gleichbehandlung und
Gerechtigkeit. Ihr Ziel bestand in
der Bereitstellung von Gütern oder
Dienstleistungen: Trinkwasser,
Bildung, Post- oder Verwaltungsdienste,
öffentliche Verkehrsmittel.
Der finanzielle Aspekt wurde
berücksichtigt, stand aber nicht im
Vordergrund. Der Service public
unterlag der demokratischen
Kontrolle. Nicht nur die strategische
Verantwortung dafür wurde von
einem gesetzgebenden Organ
(eidgenössische Räte, Grossrat oder
Gemeinderat) getragen, sondern
auch die operative Verantwortung
lag bei der öffentlichen Hand. Man
konnte jederzeit korrigierend
eingreifen. Und die Bürgerinnen
Graziano Pestoni liefert ein beherztes und argumentiertes Plädoyer für eine starke öffentliche
Hand. Sie soll die Basis wieder herstellen, auf die unser Gesellschaftsmodell baut: Einen Service
public, der sich als Gemeineigentum versteht. Denn das reichste eine Prozent braucht keinen
öffentlichen Dienst – die 99 Prozent hingegen schon. Gerade in Zeiten der Digitalisierung.
23
und Bürger konnten über ihre
Vertreterinnen und Vertreter oder
mittels Amtsenthebungsreferenden
die Entscheidungen beeinflussen,
die sie betrafen. Die Aktiengesellschaften,
die danach in Mode
kamen, entziehen sich dagegen
dieser Kontrollen. Durch die
Privatisierung und die Liberalisierung
wurden die Dienstleistungen
und die Arbeitsbedingungen zu
Waren.
Heute brauchen wir einen
allgemeinen Richtungswechsel, den
Wiederaufbau des Service public.
Das bedeutet die Wiederherstellung
der «alten», aber effizienten Regiebetriebe
des Bundes.
Ziel der Post sollte nicht mehr
die Erwirtschaftung bestmöglicher
finanzieller Ergebnisse, sondern die
Wahrung der Interessen der Nutzenden
sein. Dazu müssten die in den
letzten Jahren gestrichenen Dienstleistungen
sowohl in den städtischen
Zentren als auch in den
Randregionen wiedereingeführt
werden. Die Post soll wieder zu
einem bürgernahen Dienst werden.
Dabei sollen die neuen Technologien
das Dienstleistungsangebot
ergänzen, aber nicht ersetzen.
Zugang und Zugangsmacht
Ausgerechnet die Digitalisierung
– wie Daniel Münger im Vorwort
schreibt – zeigt heute, wie aktuell
und wie notwendig ein stark
ausgebautes Gemeineigentum ist.
Ohne Service public gibt es keine
Zukunft für eine soziale, fortschrittliche
Digitalisierung. Mit den
Netzen fängt das an. Nur eine
wirklich flächendeckende, diskriminierungsfreie
Versorgung des
ganzen Landes mit den neuesten
Technologien garantiert den
Zugang aller zu den neuen Kommunikations-
und Arbeitsformen.
Ohne Service
public gibt es keine
Zukunft für eine
soziale und
fortschrittliche
Digitalisierung.
Zugang ist das
entscheidende
Wort. Nur der freie
und günstige
Zugang löst die
Versprechen der
Digitalisierung ein.
Private Anbieter, das ist hundertfach
belegt, sind aus einsichtigen
Gründen nicht in der Lage, dieses
Angebot zu gewährleisten.
Zugang ist das entscheidende
Wort im digitalen Umbruch. Nur ein
freier, kostengünstiger Zugang zu
Netzen, Diensten und Möglichkeiten
löst die Versprechen der
Digitalisierung ein. Das zeigt das
Beispiel der Big Data. Big-Data-Anwendungen
sind ein Grundwerkzeug
der digitalen Zeit. Stehen sie
nur jenen Konzernen zur Verfügung,
die sich die teure Entwicklung
von Big Data leisten können, wird
dies die Konzentration wirtschaftlicher
Macht extrem beschleunigen.
Ohne Zugang zu solchen
Werkzeugen würden Zehntausende
von KMU schliessen müssen. Hier
(und nicht nur hier) erkennen wir:
Der Service public muss zu einem
digitalen Service public ausgebaut
werden. Die öffentliche Hand muss
diese Werkzeuge anbieten.
Immer geht es um Zugang, um
Verfügungsmacht – Zugang zu den
eigenen Daten und zu deren
Kontrolle, Zugang zu allen Diensten,
ohne dass private Anbieter
diese teuer versilbern, Zugang zu
Bildungs- und Informationsangeboten.
Soll die Digitalisierung nicht zu
einem mächtigen Instrument der
Diskriminierung und der modernen
Heimarbeits-Sklaverei werden,
muss der Service public massiv
ausgebaut werden, unterstützt von
GAV und Arbeitsschutzgesetzen, die
verhindern, dass die neuen Arbeitsformen
zu katastrophalen sozialen
Rückschritten führen.
Drei Szenarien
Pestoni unterscheidet drei Szenarien.
Das erste ist das dunkle
Szenario oder der neoliberale Weg.
Das Postgesetz und die Politik der
Führungskräfte der Post bleiben
hierbei unverändert. Das hiesse
weitere Poststellenschliessungen,
mehr Abbau des Zustelldienstes,
Preiserhöhungen, den Verkauf von
PostFinance-Aktien an Private und
noch schlechtere Arbeitsbedingungen.
Dieses Szenario würde das
Ende der Schweizerischen Post
bedeuten.
Das zweite Szenario ist heute
Realität. Während der Vernichtungsprozess
weiterläuft, machen
andere Akteure den Unterschied:
Bevölkerung, Gemeinden, Kantone,
Gewerkschaften, progressive Kräfte
setzen sich zur Wehr. Ihnen ist es
gelungen, einige Beschlüsse zu
ändern, einige Verschlechterungen
zu verhindern und weitere hinauszuzögern.
Sie konnten den Schaden
begrenzen. Diese Bewegungen
reichen jedoch nicht aus, um einen
richtigen öffentlichen Postdienst zu
erhalten oder wiederherzustellen.
Beim letzten Szenario stellt
sich die Frage nach der Rückkehr
der Post zum Service public, damit
Universalität, Zugänglichkeit, Kontinuität,
Effizienz, sozialer Nutzen,
gute Arbeitsbedingungen und
Vertraulichkeit gewährleistet sind.
Was tun?
Die Lösung, die Pestoni vorschlägt,
mag im Zeitalter der Liberalisierung
utopisch scheinen. Aber Utopien
dienen dazu, uns den Weg zu
weisen. Das Buch schliesst mit
einem Zitat des vor Kurzem verstorbenen
Philosophen Zygmunt
Bauman: «Zukunft ist, was wir
daraus machen.» Alles hange von
uns ab, sagt Pestoni.
Der Wiederaufbau des Service
public, nicht nur im Postbereich,
bedeutet, die Interessen der
Allgemeinheit, die Bürgerrechte
und die Lebensqualität der Bevölkerung
über die marktbestimmten
Denkmuster zu stellen. Schwierig,
aber nicht unmöglich. In anderen
Ländern haben die Proteste der
Bevölkerung die Regierungen und
Parlamente gezwungen, vorher
private Dienste wieder in die
öffentliche Hand zurückzunehmen.
So gestalten wir die Gesellschaft
und die Welt von morgen.
Buchbesprechung siehe Seite 26
24 Nach dem klaren Ja zum Service-public-
Auftrag der Medien: So geht der Kampf um die
Medien vielfalt in der Schweiz weiter.
Weil die Demokratie
unabhängige Medien braucht
Bereits vier Monate vor der Abstimmung habt Ihr Euch, liebe
Kongressdelegierte von syndicom, wuchtig gegen die gefährliche
No-Billag-Initiative ausgesprochen. Und für einen starken
Service- public-Auftrag in den Medien. Viele syndicom-Mitglieder
haben sich mit anderen Akteuren der Zivilgesellschaft im
Abstimmungskampf eingesetzt, und Ihr habt am 4. März recht
bekommen. Dafür danken wir Euch herzlich!
Gemeinsame Siege soll man feiern. Am 4. März haben die
Schweizerinnen und Schweizer gesagt: Wir wollen keinen
rechten Informationsbrei und keinen Kommerz auf Megahertz.
Jetzt führen wir den Kampf für die Stärkung des Service
public in den Medien, aber auch für eine neue Medienförderung
mit allen fortschrittlichen Kreisen offensiv weiter. Denn schon
am Abstimmungssonntag haben die SRG-Feinde neue Angriffe
auf das öffentliche Radio und Fernsehen lanciert. Wir werden
sie kontern. Unverständlich, dass die SRG-Spitze in vorauseilendem
Gehorsam neue Sparmassnahmen samt Stellenabbau
ankündigte. Das Personal hat Besseres verdient!
Die Zeit drängt, jetzt endlich die Medienvielfalt in Zeitungen,
Online und Radio/TV zu stärken: Tamedia, NZZ, AZ Medien oder
Somedia schaffen durch das Zusammenlegen der Redaktionen
und den fortwährenden Personalabbau gerade die Medienvielfalt
ab. Google, Facebook und Co. sowie die Online-Werbeplattformen
der grossen Verleger saugen Geld aus dem Werbemarkt
der Medien ab und generieren Gewinne für die Konzerne und
deren Besitzer. Diese Gelder müssen wieder in besseren Journalismus
und das Personal investiert werden!
Das Recht auf umfassende Information ist ein Grundrecht,
das nur durch einen starken Service public in den Medien
garantiert werden kann. Qualität und Vielfalt brauchen eine
solide wirtschaftliche Grundlage. Darum müssen die Besteuerung
der Gewinne von Google, Facebook und Co. sowie Abgaben
auf Werbeeinnahmen auf die politische Traktandenliste.
Keine Minute verlieren dürfen wir im Fall der Schweizerischen
Depeschenagentur (sda): Die Verleger bedrohen mit dem
Abbau eines Viertels der Redaktion die Grundlagen einer informierten
Gesellschaft. Sie versagen bei ihrem Service-public-Auftrag,
also muss die Politik eingreifen. Schon wenige
Gebühren-Promille für die sda, wie sie der Bundesrat vorschlägt,
würden ihr helfen, ihre Rolle weiter wahrzunehmen.
Das ist kostengünstige Medienförderung, denn viele kleinere
Medien sind existenziell abhängig von den Nachrichten der sda.
Stephanie Vonarburg, Roland Kreuzer
Recht so!
25
Fragen an den syndicom-Rechtsdienst:
Guten Tag
Ich habe verschiedene rechtliche Fragen zum Ausgleich der
Feiertage, die auf einen arbeitsfreien Tag fallen, und zur Abrechnung
von Ferientagen bei Teilzeit. Seit Kurzem arbeite
ich zu 60%, jeweils 8 Stunden am Montag, Dienstag und
Donnerstag. Jetzt habe ich erfahren, dass der nächste
Feiertag, der Karfreitag, nicht kompensiert wird, da ich an
diesem Wochentag nicht arbeite. Ich finde das ungerecht.
Ist es zulässig?
Ich möchte ausserdem wissen, wie es bei den Ferientagen
ist. Werden diese nach meinem Teilzeitgrad berechnet?
Ausserdem besteht mein Arbeitgeber darauf, dass ich
Arztbesuche auf arbeitsfreie Tage lege. Ist das üblich?
Vielen Dank, dass Ihr mich über meine Rechte aufklärt.
Antwort des syndicom-Rechtsdienstes
Für die Arbeitszeitberechnung bei
Teilzeitarbeit gibt es zwei Methoden:
1. Die Arbeit wird an fixen Tagen
geleistet: Fällt ein Feiertag auf einen
Arbeitstag, wird die normalerweise
geleistete Anzahl Stunden berücksichtigt.
Fällt der Feiertag aber auf
einen arbeitsfreien Tag, gibt es keine
Entschädigung. Dies wird nicht als
Ungleichbehandlung gegenüber
Vollzeitangestellten betrachtet. Denn
die Situation gleicht sich über das
Jahr wieder aus, da nicht alle Feiertage
auf denselben Wochentag fallen.
2. Die wöchentliche Arbeitszeit wird
durch die Zahl Arbeitstage geteilt.
Das ergibt eine tägliche Arbeitszeit
(für ein 60%-Pensum 4 h 50’ pro Tag).
Für die Feiertage ist diese Arbeitszeit
massgebend (da Du am Montag 8 h
arbeitest, werden etwa an Ostern nur
4 h 50’ berücksichtigt). Dein Arbeitgeber
wendet die erste Methode an
und handelt damit rechtmässig.
Der Ferienanspruch ist für Teilzeitund
Vollzeitangestellte gleich. Es ist
nicht so, dass Du mit einem
60%-Pensum nur 12 Ferientage von
den vier Wochen beziehen kannst.
Dir stehen 20 Ferientage pro Jahr zu.
Angestellte haben gemäss Artikel
321a OR eine Treue- und Sorgfaltspflicht
gegenüber ihrem Arbeitgeber.
Dies bedeutet etwa, dass sie ihre
Absenzen möglichst beschränken.
Wenn ein Arbeitgeber aber von
Teilzeitangestellten verlangt, dass sie
während der Arbeitszeit keine
Arzttermine wahrnehmen, überschreitet
er seine Befugnisse. Dies
kann man als Fall von Ungleichbehandlung
gegenüber den Vollzeitangestellten
betrachten.
syndicom.ch/recht/rechtso
26 Freizeit
Tipps
Ein Kompass für die digitale
Revolution. Und viel mehr
Dass die digitale Revolution von uns
einen Effort zur Weiterbildung
verlangt, ist fast schon eine Binse.
Nur wenn wir Gewerkschafterinnen
und Gewerkschafter das Thema
beherrschen, erkennen wir seine
Risiken. Doch Weiterbildung ist ein
weites Feld mit zahllosen Optionen.
Licht in diesen Dschungel bringt die
SGB- und Movendo-Tagung «Digitalisierung?
Weiterbildung!» am
28. Juni 2018 in Freiburg. Anmeldung
und Infos über movendo.ch.
Donnerstag, 28. Juni, 09.00 bis
16.30 Uhr. Für Mitglieder der Gewerkschaft
gratis (Nichtmitglieder
CHF 250.–).
Mitglieder, die in den Medien, in
der Visuellen Kommunikation oder
in der Grafischen Industrie arbeiten,
können am sehr reichen Kursangebot
von Helias teilnehmen.
Helias ist das gemeinsame Bildungsinstitut
von syndicom, syna und Viscom.
Bildungszeit ist Arbeitszeit. Arbeitnehmerinnen
und Arbeitnehmer
haben grundsätzlich Anspruch
auf bezahlten Bildungsurlaub während
der Arbeitszeit. Voraussetzung
ist, dass der Betrieb Mitglied von
Viscom ist oder dass er die Vertragstreue
erworben hat. Das Kursangebot
im Einzelnen, von Digitaler Fotografie
über Typografie in InDesign
bis Mobiles Publizieren mit Twixl
Publisher: goo.gl/MUEAP6. Allgemeine
Informationen (Preise usw.):
syndicom.ch/mitgliederservice/
aus-und-weiterbildung/helias/.
Und nicht vergessen: Meldet
Euch rechtzeitig für die Movendo-Kurse
ab dem Sommer an.
Gemeinsam die Stadt
begrünen. Auch politisch
zVg
Mit den frühlingshaften Temperaturen
zieht es die Gärtnerinnen und
Gärtner unter uns wieder in ihre
Beete: Seien das ausrangierte Einkaufswagen
auf dem Trottoir, alte
Badewannen, Jutesäcke, SBB-Paletten
oder Brachen. Urban Gardening,
der weltweite Trend, der in den
70er-Jahren in benachteiligten
Stadtteilen New Yorks begann, ist
in den Schweizer Städten angekommen.
Es geht um nachhaltigen Anbau,
lokale Produkte, Artenvielfalt,
aber nicht nur: Für Urban Gardener
ist der Garten kein privater Rückzugsort,
sondern ein Labor für neue
Formen urbanen Lebens.
Von St. Gallen bis Genf ist der
gemeinsame Garten Ausgangspunkt
für Begegnung: mit Nachbarinnen
und Nachbarn aus verschiedenen
Kulturen, Generationen oder sozialen
Schichten. Wer ebenfalls beim
Gärtnern über Saatzeiten, Gott und
die Welt philosophieren möchte,
kann sein eigenes Projekt aufziehen
oder sich einem Garten in der Nachbarschaft
anschliessen. In Basel
listet der Verein Urban Agriculture
Basel über 50 Initiativen auf – von
generationsübergreifenden Gärten
über Permakultur-Projekte bis zur
Bienenschutzbewegung – und bietet
Unterstützung bei der Realisierung
von eigenen Ideen.
In Zürich ist beispielsweise der
Merkurgarten weit mehr als ein gemeinsam
bewirtschaftetes Gartenbeet;
hier gibts auch Konzerte, Theater,
Ausstellungen oder Lesungen
im Grünen. In Genf und Lausanne
ist die NGO Equiterre aktiv, die unter
anderem einen Garten in einem
Asylzentrum mitinitiiert hat.
(Barbara Spycher)
© Die Post
Buch: Zurück in die Zukunft.
Der richtige Weg für die Post
«Es war der Anfang einer verhängnisvollen
Veränderung, der Anfang
vom Ende eines Betriebs, der auf die
wirtschaftliche und soziale Entwicklung,
auf die Verminderung von
Ungleichheiten und auf die Gleichbehandlung
aller Einwohnerinnen
und Einwohner unseres Landes
Wert legte.» Die ersten Zeilen von
Graziano Pestoni in seinem Buch
über die Privatisierung der Post siedeln
den Anfang des Problems 1997
an. In jenem Jahr hörte die Schweizerische
Post auf, eine Grundversorgerin
zu sein, und wurde zum gewöhnlichen
Konzern.
Pestoni erklärt, welche Folgen
das hatte. Die rentablen Sektoren
wie das Fernmeldewesen oder die
Zustellung von Paketen in der Stadt
wurden privatisiert oder liberalisiert.
Die defizitären Bereiche wie
die Zustellung in den Randregionen
wurden der Post überlassen. Gleichzeitig
wurde diese aber verpflichtet,
Gewinne abzuliefern.
So wandelte sich unsere Post immer
mehr zu einer unsympathischen
Aktiengesellschaft. Pestoni
erläutert, wie sich die politischen
Entscheide auf den Service public
und die Arbeitsbedingungen ausgewirkt
haben. Eine der Folgen sind
die frisierten Bilanzen von PostAuto
– frisiert auf Kosten der Allgemeinheit,
in deren Eigentum der Betrieb
aber immer noch ist.
Pestonis Buch kommt genau
zum richtigen Zeitpunkt. Heute
muss über einen Richtungswechsel
für die Post nachgedacht werden.
Ein Richtungswechsel, für den der
Autor ein klares Wort hat: Wiederverstaatlichung.
(Giovanni Valerio)
movendo.ch, syndicom.ch/mitgliederservice/aus-und-weiterbildung
equiterre.ch, merkurgarten.ch
urbanagriculturebasel.ch
Graziano Pestoni: La privatizzazione della
Posta Svizzera. Deutsch im Sommer 2018
1000 Worte
Ruedi Widmer
27
28 Bisch im Bild Wenn unser starker Arm es will... Die Gewerkschaften sind in Bewegung.
Wo Aktionäre die Nachrichtenagentur SDA zu Grunde richten, wo rechte Feinde
des freien Wortes dem öffentlichen Radio und TV den Stecker ziehen wollen oder
wo Frauen verfassungswidrig diskriminiert werden, fahren wir dazwischen.
1
2
3
4
Bilder 1 bis 4: Impressionen von diversen Veranstaltungen der SDA-Belegschaft in ihrem Kampf gegen Massenentlassungen, für Verhandlungen
und für eine breite, sorgfältig recherchierte Grundversorgung mit Information (siehe Seite 18 dieses Hefts).
Bilder 5 bis 7: «Aktion Gegen Lichterlöschen» am 30. Januar vor dem Bundeshaus. Die Kampagne gegen No Billag und den rechten Informations-
Einheitsbrei war erfolgreich: Das Volk lehnte die Initiative mit einem scharfen Nein ab. (© Florian Aicher)
Bilder 8 bis 10: weltweiter Frauenkampftag 8. März in Bern. Die noch immer nicht eingelöste Lohngleichheit war das Leitthema, aber es ging um
mehr. Gegen sexuelle Übergriffe, die Renaissance sexistischer Herrschaftsansprüche und generell um die Forderung Chancengleicheit.
29
6
5
7
8
9 10
30
Aus dem
Leben von ...
Marzia Giudicetti
Die Gewerkschaft ist die zweite Familie
1976 geboren und in Roveredo aufgewachsen,
lebt Marzia heute mit ihrem
Lebensgefährten Davide in Val Calanca.
Nach der Kantonalen Verwaltungsschule
in Bellinzona begann sie 1996
ihre berufliche Laufbahn mit dem
Eintritt in die Personalersatzabteilung
beim Schweizerischen Posthalterverband
(SPV). 2002 wechselte sie als
Kunden betreuerin am Schalter in das
Postamt von Claro, 2900 Einwohner.
Die Post von Claro figuriert auf der
«schwarzen Liste» und läuft Gefahr,
geschlossen zu werden. Dieser
Umstand hat Marzia dazu bewegt, der
Aktionsgruppe des Postnetzes beizutreten.
Die Gruppe kämpft für den
Erhalt des Universaldienstes.
Text: Barbara Iori
Bild: zVg
Transparenz und
Solidarität leiten mich.
«Es liegt offenbar ein bisschen in der
Familie: Schon meine Mama arbeitete
bei der Post und ist bis heute
eingetragenes Gewerkschaftsmitglied.
Mein Grossvater, Luigi Bologna,
genannt der «Ciri», tagsüber
Landwirt und nachts Arbeiter bei
Monteforno, hasste Ungerechtigkeiten
und verteidigte stets die Schwachen:
Er war Mitbegründer der
Sozialistischen Partei in Roveredo
und Mitglied des SMUV. Von ihm
habe ich diesen Geist der Solidarität
geerbt.
Als ich in der Personalersatzabteilung
anfing, kam postwendend
der Einzahlungsschein der Gewerkschaft.
Zu jener Zeit waren alle bei
der Gewerkschaft, es war völlig
normal, Mitglied zu sein. Ich schrieb
mich also in die Gewerkschaft für
Kommunikation ein, das was heute
syndicom ist. In meiner Abteilung
musste ich verschiedene Aufgaben
übernehmen: Ich besorgte Ersatz für
Abteilungsleiter, Schalterkollegen
und bisweilen auch für Mitarbeiter
der Zustellung.
Meine wahre Begegnung mit der
Gewerkschaft hatte ich im Jahr 2005,
als ich Marco Forte, den syndicom-
Regionalsekretär kennenlernte. Ihn
bat ich um Hilfe, als ich nach
Reorganisationsmassnahmen unter
den Sozialplan fiel. Was mir bei der
Post während der Reorganisation
fehlte, war die Achtung vor Werten
wie Transparenz, die mir sehr am
Herzen liegen. Und das alles in
einem schwierigen Moment, denn
meine Grossmutter lag gerade im
Sterben. Ich fühlte mich schwach.
Doch syndicom hat mich unterstützt,
ohne über mich zu urteilen und ohne
Bedingungen. Denn das ist Gewerkschaft:
Du fühlst dich nie allein.
Meine Leidenschaft für die Arbeit
hat mich dazu gebracht, 2017 in die
Aktionsgruppe des Postnetzes
einzutreten, um der neuen
Schliessungswelle bei den Postämtern
entgegenzutreten. Hier trafen
wir uns mit verschiedenen Kollegen
aus allen Teilen des Tessins, und
gemeinsam haben wir über unsere
Aktionen entschieden. Dazu tauschten
wir unsere Erfahrungen aus. Wir
sind alle Mitglieder der Gewerkschaft,
und allen ist unser Betrieb in
besonderer Weise wichtig.
Arbeitsstress? Sicherlich, manchmal
haben wir mehr Arbeit, aber als
richtig gutes Team helfen wir uns
gegenseitig. Nur weiss ich, dass nicht
in allen Postämtern dieselbe Harmonie
herrscht wie in Claro.
Wirklicher Stress ist eine unsichere
Zukunft. Angst, den Arbeitsplatz
zu verlieren. In solchen Zeiten
ist man sehr verwundbar. Die Post
sollte mehr Rücksicht zeigen. Das ist
der Grund, warum ich mit meiner
Mama in Bellinzona am 6. Mai an der
Demonstration zur Verteidigung des
Postdienstes teilgenommen habe.
Auch bei der Demonstration gegen
die Initiative No Billag am 27. Januar
haben wir nicht gefehlt, um dort alle
zusammen mit lauter Stimme zu
rufen: Hände weg vom öffentlichen
Dienst!»
syndicom.ch/aktuell/artikel/schluss-mitprofit-im-service-public/
Impressum
Redaktion: Sylvie Fischer, Marie Chevalley,
Giovanni Valerio, Marc Rezzonico, Oliver Fahrni
Tel. 058 817 18 18, redaktion@syndicom.ch
Porträts, Zeichnungen: Katja Leudolph
Fotos ohne Copyright-Vermerk: zVg
Layout und Korrektorat: Stämpfli AG, Bern
Druck: Stämpfli AG, Wölflistrasse 1, 3001 Bern
Adressänderungen: syndicom, Adressverwaltung,
Monbijoustrasse 33, Postfach, 3001 Bern
Tel. 058 817 18 18, Fax 058 817 18 17
Inserate: priska.zuercher@syndicom.ch
Abobestellung: info@syndicom.ch
Abopreis ist im Mitgliederbeitrag inbegriffen. Für
Nichtmitglieder: Fr. 50.– (Inland), Fr. 70.– (Ausland)
Verlegerin: syndicom – Gewerkschaft
Medien und Kommunikation, Monbijoustr. 33,
Postfach, 3001 Bern
Das syndicom-Magazin erscheint sechsmal im Jahr.
Ausgabe Nr. 5 erscheint am 25. Mai 2018
Redaktionsschluss: 14. April 2018.
31
Das syndicom-Kreuzworträtsel
Der praktische Zustupf: Zu gewinnen
gibt es eine Geschenkkarte im Wert von
40 Franken, gespendet von unserer
Dienstleistungspartnerin Coop. Das
Lösungswort wird in der nächsten
Ausgabe zusammen mit dem Namen
der Gewinnerin oder des Gewinners
veröffentlicht.
Lösungswort und Absender auf einer
A6-Postkarte senden an: syndicom-
Magazin, Monbijoustrasse 33, Postfach,
3001 Bern. Einsendeschluss: 16.4.18
Der Gewinner
Die Lösung des syndicom-Kreuzworträtsels
aus dem syndicom-Magazin
Nr. 3 lautet: VERNETZUNG. Gewonnen hat
das Cold Pack unserer Partnerin KPT die
Familie Meier-Giger aus Cavardiras.
Herzlichen Glückwunsch!
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Jahresgebühr CHF 10.- offeriert
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Verlangen Sie Ihren Kartenantrag beim Zentralsekretariat
Rp pro Liter
+41 (0)58 817 18 18 - mail@syndicom.ch
32 Inter-aktiv
syndicom social
Mobile 27.02.2018
Die nächste mobile Kommunikationsgeneration
wird 2018 in der Schweiz landen.
Swisscom will zusammen mit der ETH
Lausanne den 5G-Standard lancieren, der bis
zu 100-mal schneller als der aktuelle 4G sein
könnte. Einziger Haken: Die Smartphones, die
über diese Technologie verfügen, werden erst
ab 2019 im Handel sein.
LINKEDIN 20.02.2018
Das LinkedIn Profil von syndicom
wurde aktualisiert! Folgt uns!
Dort findet ihr Neuigkeiten, Artikel,
Berichte wie auch unsere Stellenangebote.
Es ist auch der ideale Ort,
um Euer professionelles Netzwerk
auszuweiten und unsere Angestellten
kennenzulernen.
Welttag 27.02.2018
Schon gewusst? Am 28. Februar wurde zum 8. Mal der
Welttag ohne Facebook gefeiert. Die 2 Miliarden Benutzer
wurden aufgefordert, 24 Stunden offline zu gehen.
@Majina 02.03.2018
Jede Kuh aus einem Schweizer Stall ist im #parlCH besser
repräsentiert als die Frauen, die arbeiten und seit
37 Jahren auf die Umsetzung ihres Verfassungsrecht
warten, das die Lohngleichheit vorsieht! :-(
@syndicom_de 02.03.2018
syndicom wird am nächsten Weltsozialforum
in Brasilien teilnehmen, wo die
Gewerkschaft ihr «Manifest Arbeit 4.0 –
die digitale Arbeitswelt» vorstellen wird.
E-Umwelt 01.03.2018
Die ökologischen Kosten jedes E-Mails
betragen 19 Gramm CO2 (das entspricht
dem Verbrauch einer Glühbirne während
1 Stunde). Für eine Organisation wie
syndicom macht das etwa 6 Tonnen CO2
im Jahr. Denkt daran, bevor ihr ein E-Mail
schickt (und ausdruckt).
@SergiooFerrari 23.02.2018
Das Personal der SDA will verhandeln, aber die Direktion
hat die Verhandlungen unterbrochen. Die Redaktion will
ein Schlichtungsverfahren eröffnen. @syndicom_ch
@SVonarburg 04.03.2018
@mediaforti_de 04.03.2018
Das #NeinzuNoBillag ist ein klares Bekenntnis zum
Journalismus und zu starken Medien. Es ist höchste Zeit
für eine Reform der Medienpolitik!
Die #SRG verlängert ihren Vertrag
mit der #SDA zu den heutigen
Bedingungen bis Ende 2019. Auch
die anderen grossen Medienkunden
müssen mit ihrem zerstörerischen
Preisdruck aufhören und ein
Bekenntnis zur SDA abgeben. Auch
nach 2020! @inside_sda
FACEBOOK (1) Januar 2018
Im Januar 2018 hat Facebook seinen Algorithmus für die
Newsfeeds verändert. Jetzt haben die Posts des Freunde
und der Familie Vorrang gegenüber den Firmen, Marken
und Medien. Deshalb unbedingt die syndicom-Seite
abonnieren, um ja nichts zu verpassen!
FACEBOOK (2) März 2018
«Um die Benutzererfahrung zu verbessern»
hat Facebook via Benachrichtigung
begonnen, den Usern die
Gesichtserkennung vorzuschlagen.
Ihr könnt diese Funktion bei den
«Einstellungen -> Gesichtserkennung»
blockieren.